Attacke im Indischen Ozean


Die Attacke im Indischen Ozean war ein großangelegter japanischer Angriff auf alliierte bzw. britische Basen im Indischen Ozean während des Pazifikkriegs im Zweiten Weltkrieg. Sie hatte den Decknamen Operation C und fand vom 1. bis zum 9. April 1942 statt.
Nach der Zerschlagung der ABDA-Flotte in der Schlacht in der Javasee entschloss sich die japanische Führung, in einer großangelegten Operation mit einer Trägerflotte die im Südasiatischen Raum verbliebenen alliierten -vor allem britischen- Schiffe, die sich nach Ceylon zurückgezogen hatten, zu vernichten.
Die in Südostasien befindliche erste Trägerflotte Kido Butai unter Vizeadmiral Chuichi Nagumo setzte sich darauf am 26. März von Celebes aus Richtung Südjava in Bewegung und befand sich am 1. April westlich von Timor, wo schon japanische Trossschiffe lagen. Zur Trägerflotte gehörten die fünf Flugzeugträger Akagi, Hiryu, Soryu, Shokaku und Zuikaku, die Schlachtschiffe Hiei, Haruna, Kirishima und Kongo. Weitere Geleiteinheiten waren die Schweren Kreuzer Chikuma und Tone und der Leichte Kreuzer Abukuma sowie die Zerstörer Akigumo, Arare, Hamakaze, Isokaze, Kagero, Kasumi, Shiranuhi, Tanikaze und Urakaze.
Weiterhin setzten sich am 27. März sechs japanische U-Boote von Penang aus in Marsch, um Positionen westlich von Indien zu beziehen.
Am 29. März wurde Admiral Sir James Somerville, der gerade zwei Tage vorher zum Oberkommandierenden der britischen Ostflotte ernannt worden war, auf Ceylon von der herannahenden japanischen Streitmacht unterrichtet. Daraufhin zog er seine Schiffe im Indischen Ozean auf eine Position südlich der Insel zusammen und teilte sie in zwei Gruppen ein.
Die Gruppe 1 bestand aus den Flugzeugträgern HMS Indomitable und HMS Formidable, dem Schlachtschiff HMS Warspite, den Kreuzern HMS Cornwall, HMS Dorsetshire, HMS Enterprise und HMS Emerald, sowie den Zerstörern HMS Foxhound, HMS Hotspur, HMAS Napier, HMAS Nestor, HMS Paladin und HMS Panther.
Der Gruppe 2 gehörten die Schlachtschiffe HMS Ramillies, HMS Resolution, HMS Revenge, und HMS Royal Sovereign an; des Weiteren der Flugzeugträger HMS Hermes, die Kreuzer HMS Caledon, HMS Dragon und Hr. Ms. Jacob van Heemskerck und die Zerstörer HMS Arrow, HMS Decoy, HMS Fortune, HMS Griffin, Hr. Ms. Isaac Sweers, HMAS Norman, HMS Scout und HMAS Vampire.
Beide Gruppen kreuzten bis zum 2. April südlich von Ceylon, konnten aber die feindlichen japanischen Einheiten nicht ausmachen. Anschließend lief die Flotte zum Auftanken zum Addu Atoll, wo sie am 4. April eintraf. Somerville beorderte danach die artilleristisch stärksten Kreuzer HMS Cornwall und HMS Dorsetshire zurück nach Colombo und die HMS Hermes und HMAS Vampire nach Trincomalee.
Der japanische Malaya-Verband unter Vizeadmiral Jisaburo Ozawa verließ ebenfalls am 1. April den Hafen Mergui mit dem Flugzeugträger Ryujo, sowie den Schweren Kreuzern Chōkai, Kumano, Mikuma, Mogami und Suzuya, dem Leichten Kreuzer Yura und den Zerstörern Fubuki, Hatsuyuki, Murakumo und Shirayuki. Der Verband hatte den Befehl zu einem Vorstoß in den Golf von Bengalen.
Am 4. April sichtete ein von Ceylon kommendes Catalina PBY Flugboot den von Süden anrückenden japanischen Verband etwa 400 Seemeilen südlich. Die Japaner starteten ihrerseits sechs Zero-Jäger vom Flugzeugträger Hiryu und schossen die Catalina ab. Die Meldung war aber schon in Colombo eingegangen, so dass Somerville allen dort liegenden Einheiten befahl, sich umgehend mit der Gruppe 1 zu vereinen. Kurz nach Mitternacht, am 5. April, lief die Gruppe 1 aus dem Hafen des Addu Atolls aus. Die Gruppe 2 folgte am Morgen des folgenden Tages.
Angriff auf Colombo
Eine weitere am frühen Morgen des 5. April aufgestiegene Catalina meldete den Alliierten schließlich die aktuelle Position der anlaufenden japanischen Träger, die sich nun 300 Seemeilen südlich befanden. Etwa um diese Zeit stiegen von der Akagi die ersten Flugzeuge in Richtung Ceylon auf. Vizeadmiral Nagumo schickte 53 Aichi D3A Sturzkampfflugzeuge, 36 B5N2 Bomber und 36 Zero-Jäger zum Angriff nach Colombo.



Zwei zur Aufklärung gestartete Hurricane-Jäger der Briten unterrichteten am Morgen die Basis über die aktuelle Wetterlage. Ceylon lag zu 80% unter Schlechtwetterwolken, die sich nur langsam auflösten. Des Weiteren wussten die Briten nicht viel über die Reichweite der japanischen Flugzeuge, die sie deutlich unterschätzten. So wurde ein Angriff auf die Insel erst für den nächsten Tag erwartet.
Das Ratmalana-Flugfeld bei Colombo war mit einer kleinen Radaranlage ausgestattet, die vom Hauptquartier aus für die aktuellen Operationen gelenkt und eingewiesen werden konnte. Ob es nun am normalen Sonntagsbetrieb oder an einem Ablösevorgang der Radarbesatzung gelegen hat, lässt sich im Nachhinein nicht mehr feststellen; jedenfalls war das komplette Radarsystem zum japanischen Angriffszeitpunkt unbesetzt.
Aus all diesen Gründen waren die Briten höchst überrascht, als ohne Vorwarnung die japanischen Luftangriffe gegen 7:50 Uhr begannen. Sie konnten zwar noch eigene Maschinen vom Ratmalana-Flugfeld starten, jedoch gelang ihnen nur der Abschuss von sieben japanischen Flugzeugen. Selbst verloren sie bei den Luftkämpfen 19 Hurricane, eine Fulmar und sechs Swordfish. Die britischen Maschinen waren in der Wendigkeit und Bewaffnung den japanischen weit unterlegen. Zudem hatten die Hurricanes keine Leuchtspurmunition an Bord, da Tage vorher einige Munitionsgürtel in der Hitze explodiert und deswegen ausgewechselt worden waren.
Die Stadt Colombo wurde bei diesem Angriff heftig in Mitleidenschaft gezogen. Besonders die Hafenanlagen wurden schwer beschädigt. Der im Hafen liegende Zerstörer HMS Tenedos und der Hilfskreuzer Hector wurden versenkt.
Gegen Mittag wurden die beiden britischen Kreuzer HMS Cornwall und HMS Dorsetshire von einem japanischen Aufklärer gesichtet. Sie wurden daraufhin umgehend von 80 Sturzkampfbombern der Flugzeugträger angegriffen. Die ersten Bomben fielen gegen 13:30 Uhr auf die Schiffe. Die HMS Dorsetshire sank bereits acht Minuten nach dem ersten Treffer. 500 Seeleute konnten sich ins Wasser retten, aber für 234 kam jede Hilfe zu spät. Von der sinkenden HMS Cornwall gelang etwa 1.000 Seeleuten der rettende Absprung, 200 kamen ums Leben. Die Überlebenden wurden später von der HMS Enterprise und zwei Zerstörern an Bord genommen.
Die japanischen Aufklärer suchten den ganzen Tag nach den restlichen Schiffen der Briten, aber obwohl der Abstand zu ihnen teilweise nur bei 200 Seemeilen lag, gelang es ihnen nicht die Schiffe zu entdecken, da diese sich nach Südwesten abgesetzt hatten.
Da die Japaner nichts vom Marinestützpunkt im Addu-Atoll wussten, wandten sie sich anderen Zielen im Indischen Ozean zu.
Angriff auf Trincomalee
Um eine möglichst weitgefächerte Wirkung zu erzielen, splittete Admiral Ozawa seinen Verband in eine Nord-, Zentral- und Südgruppe. Alle drei wurden angewiesen, Ziele entlang der indischen Küste anzugreifen. Im Laufe des 6. April gelang den Japanern die Versenkung von 19 küstennah fahrenden Schiffen, drei weitere wurden beschädigt. Flugzeuge der Ryujo begannen Bombardements auf die Städte Vizagapatam und Cocanada.
Nach einer am 8. April eingegangenen Meldung, dass sich die japanischen Träger wieder Ceylon näherten, wies Admiral Somerville alle noch im Hafen von Trincomalee liegenden Schiffe an, sofort auszulaufen und Schutz im Süden zu suchen. Der Rest der britischen Ostasienflotte lief bereits in das Addu-Atoll ein.
Am 9. April begannen die Japaner ihren Angriff auf Trincomalee. Dabei gelang ihnen die Vernichtung von neun verteidigenden britischen Hurricanes und Fulmars im Luftkampf. Die aufgestiegenen neun britischen Bristol-Blenheim-Bomber versuchten, die japanischen Flugzeugträger zu attackieren. Fünf von ihnen wurden dabei von Zero-Jägern abgeschossen. Die japanischen Träger hatten nur sehr leichte Schäden durch britische Nahtreffer abbekommen.
Noch am selben Tag meldeten japanische Aufklärungsflugzeuge die nach Süden laufenden britischen Einheiten an die Flotte. Admiral Ozawa ließ 80 Sturzkampfbomber mit einem entsprechenden Jägergeleitschutz aufsteigen, um die Schiffe anzugreifen. Der kleine britische Flugzeugträger HMS Hermes, der Zerstörer HMAS Vampire, die Korvette HMS Hollyhock und zwei Tanker wurden in relativ kurzer Zeit versenkt.
Nach den Attacken
Die japanische Flotte zog sich anschließend in Richtung Singapur zurück. Zwar konnten die Japaner nicht die britische Ostasienflotte zerstören, aber mit der Versenkung von einem Flugzeugträger, zwei Kreuzern, zwei Zerstörern, einigen Hilfskriegsschiffen und 112.312 Bruttoregistertonnen an Handelsschiffen war dem Feldzug wenigstens ein kleiner Erfolg beschieden.
Auch die als Deckung im Westen postierten japanischen U-Boote konnten mit 10 versenkten Schiffen Erfolge verbuchen.
Die Briten zogen ihre Schiffe nach Bombay in Indien und Kilindini an der ostafrikanischen Küste zurück.
Zitat
- „The most dangerous moment of the War, and the one which caused me the greatest alarm, was when the Japanese Fleet was heading for Ceylon and the naval base there. The capture of Ceylon, the consequent control of the Indian Ocean, and the possibility at the same time of a German conquest of Egypt would have closed the ring and the future would have been black.“ (Sir Winston Churchill)