Europäische Wirtschafts- und Währungsunion
Die Europäische Wirtschafts- und Währungsunion (EWWU) ist ein wesentlicher Bestandteil der Europäischen Union. Sie hat unter anderem auch die Einführung des Euro ermöglicht. Ihr gehören alle EU-Länder an.
Geschichtlicher Ablauf
Vorläufer der EWWU
Der Ursprung der Währungsunion geht auf den Werner-Plan von 1970 zurück. Dem sich abzeichnenden Kollaps von Bretton Woods folgte 1972 der Europäische Wechselkursverbund (Währungsschlange), welcher eine feste Wechselkursschwankung von ± 2,25 % vorsah. Mit dem Europäischen Währungssystem (EWS) wurde 1979 die Europäische Währungseinheit (ECU) eingeführt. Die Nationalbanken mussten die Schwankungsmarken von ± 2,25 % einhalten. Die Einheitliche Europäische Akte (1986) und der Vertrag über die Europäische Union „Vertrag von Maastricht“ (1992) bildeten das Fundament für die Wirtschafts- und Währungsunion (WWU).
Die drei Stufen der EWWU
Die 1.Stufe der Währungsunion begann am 1. Juli 1990 mit der Herstellung des freien Kapitalverkehrs zwischen den EU-Ländern. Mitglied der Stufe 1 waren alle damaligen Mitglieder der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft. Die Länder verpflichteten sich damit zu einer vollständigen Liberalisierung des Kapitalverkehrs und einer engeren Kooperation in der Wirtschafts-, Finanz- und Geldpolitik.
Am 1. Januar 1994 begann mit der Gründung des Europäischen Währungsinstituts (EWI) (dem Vorläufer der Europäischen Zentralbank) die 2.Stufe.
Ab 1. Januar 1999 wirkt die 3. Stufe der Währungsunion. Die Wechselkurse der Mitglieder der Währungsunion untereinander wurden unwiderruflich festgelegt und der Euro als gesetzliches Zahlungsmittel eingeführt. Als Bargeld folgte er - mit einer Ausnahmeregelung - erst drei Jahre später. Außerdem wurde das EWS II zur Unterstützung und wirtschaftlichen Annäherung der noch nicht beigetretenen EU-Länder geschaffen.
Die Geldpolitik betreiben dennoch seit 1999 nicht mehr die Zentralbanken der Mitgliedsländer, sondern das Europäische System der Zentralbanken (ESZB), das sich aus der EZB und den nationalen Zentralbanken zusammensetzt.
EWWU vs. Eurozone

Als Eurozone (auch Euroraum, Euroland) bezeichnet man diejenigen dreizehn EU-Länder, die den Euro als Währung eingeführt haben. Damit bezahlen heute rund 310 Millionen Menschen mit dieser Währung. Mitglieder der EWWU sind jedoch, entgegen weit verbreiteter Meinung, alle 27 EU-Länder. Ab 1. Januar 2008 wird der Euro erstmals seit der Osterweiterung wieder in der Mehrheit der EU-Länder gesetzliches Zahlungsmittel sein, zu diesem Zeitpunkt werden Malta und Zypern der Eurozone beitreten.
Vierzehn (ab 1. Januar 2008: zwölf) EU-Staaten sind nicht in der Eurozone: Bulgarien, Dänemark, Estland, Lettland, Litauen, Malta, Polen, Rumänien, Schweden, Slowakei, Tschechien, Ungarn, Vereinigtes Königreich und Zypern.
Dänemark, Estland, Lettland, Litauen, Malta, Slowakei und Zypern sind Teilnehmer am Wechselkursmechanismus II und können nach mindestens zweijähriger Teilnahme am WKM II und nach Erfüllung der EU-Konvergenzkriterien den Euro einführen. Die Schaffung der Eurozone stellt damit ein Beispiel für auf der Basis des EU-Primärrechts etablierte Verstärkte Zusammenarbeit dar.
Die Kleinstaaten Monaco, San Marino und Vatikan sind nicht Teil der Eurozone, da sie keine EU-Mitglieder sind. Aufgrund bilateraler Abkommen mit der EU haben sie aber - in einem eng begrenzten, vereinbarten Umfang - das Recht, den Euro als einzige Währung zu nutzen sowie eigene Euromünzen prägen zu lassen.
Darüber hinaus ist der Euro Währung oder Leitwährung in knapp 30 weiteren Staaten bzw. Teilen von Staaten. Insgesamt nutzen damit 40 Staaten und Teile von Staaten den Euro oder eine vom Euro abhängige Währung.
Voraussetzungen für den Beitritt zum Euroraum
Die Entscheidung über die ersten Euro-Mitgliedsländer fällte der Rat der Europäischen Union am 3. Mai 1998. Als Mitglieder aufgenommen wurden Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Irland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Portugal, Österreich und Spanien. Griechenland erfüllte zu diesem Zeitpunkt die EU-Konvergenzkriterien noch nicht, wurde aber 2000 aufgenommen und führte 2001 den Euro ein. Slowenien kam 2004 hinzu, 2007 wurde dort der Euro eingeführt. Dänemark und Großbritannien hatten sich im Vertrag von Maastricht eine Opting-out-Klausel vorbehalten und machten von dieser Gebrauch. Schweden verletzte die Konvergenzkriterien bewusst, damit es den Euro nicht einführen musste.
Länder, die dem Euro beitreten wollen, müssen zukünftig nicht mehr die ersten beiden Stufen der EWWU durchlaufen. Sie müssen lediglich die Konvergenzkriterien erfüllen, durch die die Finanzpolitik harmonisiert werden soll, bevor sie der dritten Stufe der EWWU beitreten können.
Die EWWU und die Theorie optimaler Währungsräume
Robert A. Mundell (Lit.: Mundell 1961) erkannte in seiner Theorie optimaler Währungsräume einen Nachteil einer Währungsunion. Währungsunionen schaffen die Möglichkeit flexibler Wechselkurse ab. Dadurch kann ein Ausgleich nur noch über Bewegungen der Produktionsfaktoren (flexible Arbeitsplätze und flexibles Kapital) erfolgen.
Der Vorteil ist, dass Währungsrisiken aufgrund von Währungsschwankungen eliminiert werden, was der Wirtschaft in Form von niedrigeren Transaktionskosten zugute kommt.
Ökonomen erstellen daher eine Kosten-Nutzen-Rechnung, anhand derer untersucht wird, ob Kosten oder Nutzen einer Währungsunion überwiegen. Für die Europäische Währungsunion kommen die meisten Studien zu dem Ergebnis, dass derzeit kein optimaler Währungsraum vorliegt. Einschränkend kann aber gesagt werden, dass manche Studien für den Währungsraum USA zum selben Ergebnis gelangen. Außerdem weisen manche Ökonomen darauf hin, dass die Kriterien eines optimalen Währungsraums u. U. auch erst im Nachhinein erfüllt werden (beispielsweise, indem durch die Gemeinschaftswährung vermehrt ökonomische Transaktionen zwischen den Mitgliedsstaaten stattfinden), so dass in Zukunft ein solcher optimaler Währungsraum vorliegen könnte.
Literatur
- E. Görgens, K. Ruckriegel, F. Seitz: Europäische Geldpolitik - Theorie, Empirie, Praxis. 4. Auflage. Stuttgart 2004.
Weblinks
- Europäische Zentralbank - Wirtschafts- und Währungsunion
- Eurozone Übersicht EWWU
- Economic and Monetary Union, EMU – auf der euabc.com Webseite