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Engelbert Zaschka

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Ing. Engelbert Zaschka (1939)

Engelbert Zaschka († 1955 in Freiburg im Breisgau) war ein deutscher Oberingenieur[1], Konstrukteur und Erfinder.[2] Er zählt zu den ersten deutschen Hubschrauberpionieren und ist markanter Vertreter des Rotationsflugzeugs, einer − nach Zaschka − in den 1920er/30er Jahren eigenen Klassifikation unter den Drehflügelflugzeugsystemen.[3]

Ingenieurtätigkeit

Vorläufer des Trag- und Hubschrauber

Zaschka-Rotationsflugzeug

Am Ende der Goldenen Zwanziger (1920er Jahre), im Jahr 1927, konstruierte der Berliner Oberingenieur Engelbert Zaschka einen der ersten Vorläufer des Trag- und Hubschrauber. Dabei handelte es sich um eine Art Drehflügelflugzeug, einem kombinierten Hub- und Traghubschrauber, der mit zwei Rotoren ausgestattet war. Im Unterschied zu den bis damals bekannten Drehflügelflugzeugen waren die Rotoren des Zaschka-Rotationsflugzeugs mit einer zwei Kreiseln wirksamen Schwungmasse zwangsläufig rotierend verbunden. Diese Anordnung ermöglicht mit abgestelltem Motor den gefahrlosen senkrechten Gleitflug auszuführen. Bei einer im Jahr 1927 konstruierten Versuchsmaschine wurde eine mit 14 Metern Durchmesser rotierende Hubschraube auf einem Gerüst aufmontiert. Mit einer Motorleistung von 15 PS wurde der 360 Kilogramm schwere Apparat vom Erdboden abgehoben.

Am Flughafen Berlin-Tempelhof führte er 1928 Experimente mit einem weiteren Modell, dem Zaschka Helikopter bzw. Rotationsflugzeug, welches 7 Meter groß und mit einem 300 cm³ DKW.-Motor ausgestattet war durch. Wenngleich die Bemühungen dieser ersten technischen Versuche nur knapp über dem Erdboden ausgeführt werden konnten, wurde deutlich, dass beim Abbremsen des Motors der Apparat langsam auf den Erdboden absank.[4] Somit wurde kurz vor dem Aufsetzen das beabsichtigte Ergebnis erzielt.[1] Das Testfahrgestell des Gerätes diente dabei zur Entwicklung eines leistungsfähigen Propeller-Antriebs der bereits mit einem Gyroskop ausgestattet war, um die Achse gegen Wind oder gegen Nebeneffekte der Steuerung zu stabilisieren, weil dieses andernfalls nur schwer steuerbar gewesen wäre. Das Kreiselinstrument diente demnach auch als Energie-Akkumulator für einen Gleitflug. Vom Führersitz aus waren die Anstellwinkel der rotierenden Flügelblätter verstellbar, sodass die Höhensteuerung erfolgen konnte. Durch eine am Rumpfende sitzende Luftschraube konnte der Horizontalflug eingeleitet werden. Der Vortriebspropeller, der für den Horizontalflug Verwendung finden sollte, wurde jedoch in der Praxis nicht mehr erprobt, weil die finanziellen Mittel für weitere Testläufe und Weiterentwicklungen fehlten.

Am 28. Oktober 1930 ließ Zaschka seine Helikopter-Erfindung und im Januar 1934 seine Erfindung eines mobilen Kraftwerks beziehungsweise Motors, das für Landarbeit vorteilhaft eingesetzt werden kann, in den USA bei dem United States Patent and Trademark Office patentieren.[5] Während dieser Zeit lebte er in Berlin-Neukölln. Erst im Jahr 1936 gelang es Henrich Focke und Gerd Achgelis mit dem Modell „Focke-Wulf Fw 61" den ersten voll steuerbaren Hubschrauber hervorzubringen.

Zaschka Muskelkraft-Flugzeug

1934[6], sechs Jahre nach der ersten Flugzeugentwicklung, brachte er das Zaschka Muskelkraft-Flugzeug (Human Powered Aircraft, abgekürzt: HPA) hervor.[7] Dies kam einem großen menschlich-angetriebenen Eindecker gleich, der mit einem schmalen Flügel, der ungefähr 20 Meter überspannte, ausgestattet war. Der Rahmen von Zaschkas Flugzeug war ein Entwurf mit möglichst wenigen Stahlschläuchen, welcher aber gleichmäßig mit bis zu vier Männern auf die nominale Fluggeschwindigkeit beschleunigt werden konnte. Somit handelte es sich um einen durch Muskeln angetriebenen Flug ohne Startgerät.[8]

Automobil: Zaschka-Mobil

Zaschka erfand 1929 einen zerlegbaren Kleinwagen (Dreirad-Auto), den man schnell zusammenbauen und in der Wohnung abstellen konnte. Ganz nach der Devise: Kleinwagenkäufer sind sparsame Leute; eine Garage wäre für sie ein unbezahlbarer Luxus. An dem Rohrrahmen des originellen Gefährts war ein Leichtbaugerippe befestigt, welches mit Stoff umkleidet wurde. Zu jener Zeit war schon die Herstellung des Rohrahmens, preislich gesehen, erheblich zu teuer. Eine selbst tragende Ganzstahlkarosserie wäre die Lösung gewesen, die jedoch mit einigem Aufwand bei potentiellen Besitzern verbunden gewesen wäre, zumal das Gewicht dann weitaus größer gewesen wäre. Einzeln aufgehängt waren die Vorderräder, das Hinterrad kam dem eines Motorrads gleich, da Dämpfung und Aufhängung dies assoziierten.

Eine Verbundkonstruktion, an deren beiden Enden mechanische Aggregate befestigt waren, ersetzte das eigenständige Fahrgestell.

Der luftgekühlte Einzylindermotor befand sich im Heck des Fahrzeugs, der über ein Stirnraddifferential das Hinterrad antrieb, sodass folglich die vordere Kühlermaske lediglich eine Attrappe darstellte. Ein hinten liegender Motor sei unabdingbar, solange keine billigere und sichere Vorderradantriebskonstruktion existiere, äußerte sich Zaschka. Motor und Getriebe sollten fest verblockt bleiben.

Jedoch war der Aufwand einer selbst tragenden Karosserie letztlich zu hoch. Nach der Konzeption des Fahrzeugs wäre Stahlblech zu schwer gewesen und Materialien wie „Gummibeton“ oder „Panzerholz“ waren vielmehr als Ideen und Wunschvorstellung zu verstehen. Mehr als 1000 Reichsmark sollte der transportable Wagen nicht kosten. Zaschka scheiterte letztlich daran, dass in jener Zeit fast kein Bauteil richtig ausgereift war.[9]

Darüber hinaus war Engelbert Zaschka als Chefkonstrukteur der Orion Gesellschaft für Motorfahrzeuge in Berlin (Unternehmen auch unter dem Namen: Orionette AG für Motorfahrzeuge [10] bekannt, welche im Südosten Berlins ansässig war) bei dem Bau des Motorrads „Orionette" in den Jahren 1921 bis 1925 maßgeblich beteiligt.

Werk

  • 1936: Drehflügelflugzeuge. Trag- und Hubschrauber.

Engelbert Zaschka verfasste das Werk Drehflügelflugzeuge. Trag- und Hubschrauber., welches im Juli 1936 im Berliner C.J.E. Volckmann Nachf. E. Wette - Verlag erschien. Es handelt sich dabei um eine der ersten Veröffentlichungen über das Wesen des Hubschraubers und ist insbesondere an Flugzeugkonstrukteure sowie an Förderer des Drehflügelflugzeugbaus gerichtet. Es ist gegliedert in A: Entwicklungsgeschichte angefangen bei: Leonardo da Vinci - B: Neuere Projekte, Versuche und Erfolge unter anderem: Petroczy-Karman-Zurovec, Cierva, Rieseler, Strandgren, Rohrbach, Piskorsch, Maitland-Barkelew-Bleeker, Nagler, Hafner, d'Ascanio, Florinne, Asboth, Lamés, Bréguet-Dorand und weitere. C: Theorie und Konstruktionsrichtlinien und D: Zukunftsaussichten des Hubschraubers.

Patente

  • Fehlender Parameter „Land“ und „V-Nr“
  • United States Patent 1.779.524: "Helikopter" veröffentlicht am 28.10.1930
  • United States Patent 1.944.052: "Mobiles, Tragbares Kraftwerk bzw. Motor" veröffentlicht am 16.01.1934

Literatur

  • Engelbert Zaschka: Drehflügelflugzeuge. Trag- und Hubschrauber. C.J.E. Volckmann Nachf. E. Wette, Berlin-Charlottenburg 1936.
  • Heinz J. Nowarra: German Helicopters 1928-1945. Schiffer Publishing, 1991, ISBN 0887402895.
  • Morton Grosser: Gossamer Odyssey: The Triumph of Human-powered Flight. Zenith Press, 2004, ISBN 0760320519.
  • Rolf Besser: Technik und Geschichte der Hubschrauber: Von Leonardo da Vinci bis zur Gegenwart. Bernard & Graefe Verlag, Bonn 1996, ISBN 3763759654.

Fußnoten

  1. a b Rolf Besser: Technik und Geschichte der Hubschrauber: Von Leonardo da Vinci bis zur Gegenwart. Bernard & Graefe Verlag, Bonn 1996, Seite 65
  2. The University of Texas at Dallas: Vice Admiral Charles E. Rosendahl Collection - Biographical Information (siehe auch: Charles E. Rosendahl)
  3. Engelbert Zaschka: Drehflügelflugzeuge. Trag- und Hubschrauber. C.J.E. Volckmann Nachf. E. Wette, Berlin-Charlottenburg 1936, Seite 57
  4. Engelbert Zaschka: Drehflügelflugzeuge. Trag- und Hubschrauber. C.J.E. Volckmann Nachf. E. Wette, Berlin-Charlottenburg 1936, Seite 47
  5. FreePatentsOnline.com: Helicopter auxiliary energy system, US Patent Reference: 1779524
  6. Smithsonian National Air and Space Museum Washington: Zaschka Human-Power Aircraft (1934)
  7. Morton Grosser: Gossamer Odyssey: The Triumph of Human-powered Flight. Zenith Press, 2004, Seite 14-15
  8. Der Deutsche Sportflieger, Leipzig. Nr. 10, Vol. 2, Oktober, 1935.
  9. OLDTIMER MARKT (Oldtimer-Magazin), Heft 7/93, Artikel von Claudia Franke-Brandau: Parken im Wohnzimmer: Der zerlegbare Kleinwagen des Berliner Erfinders Engelbert Zaschka von 1929, Seite 206
  10. Otto Meibes: Die Entwicklung der deutschen Automobilindustrie. Halle 1926, Seite 166