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Geräteträger

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Fendt F 345 GT

Der Geräteträger ist ein Nutzfahrzeug, das vorwiegend in der Landwirtschaft zum Einsatz kommt. Es stellt eine Weiterentwicklung des klassischen Traktors dar. Der Kerngedanke des Geräteträgers besteht in seiner universellen Einsetzbarkeit, die mit dem Anbau von landwirtschaftlichen Geräten im Front- und Zwischenachsbereich, d. h. im Sichtfeld des Fahrers, umgesetzt wurde.

Überblick

Die Idee des Geräteträgers geht auf den Erfurter Ingenieur Egon Scheuch zurück, der dieses Konzept schon vor dem 2. Weltkrieg aufgegriffen hatte – der Krieg verhinderte eine konstruktive Umsetzung des Ganzen. Nach 1945 beschäftigte er sich erneut mit dieser Konzeption und baute mehrere, sich in Details unterscheidende Versuchsmuster – die „Spinne“ und den „Maulwurf“. Letzterer wurde ab 1948/49 auf Messen präsentiert und in einer Kleinserie hergestellt. Nach einer konstruktiven Überarbeitung der Maschine, bei der der Motor, welcher sich ursprünglich über der Vorderachse befand, mit dem Getriebe zu einem Triebsatz an der Hinterachse zusammengefasst wurde, brachte sie das Traktorenwerk Schönebeck ab 1953 als RS09 (GT150) auf den Markt, zeitgleich mit den sich nur in Details unterscheidenden Maschinen von Fendt, Lanz (Alldog), Wesseler und Eicher (Kombitrac), Güldner, aber auch von Claas (Huckepack-Mähdrescher + Geräteträger).

1953 präsentierte Fendt seinen ersten Geräteträger, einen F12 GT. Dieser unterschied sich von bisherigen Traktoren durch den Vorderwagen. Während die anderen Hersteller einen Rahmen aus 2 Rohren besaßen, hatte Fendt etwas weitergedacht und einen Holm aus 4 Kantprofilstahl entwickelt. Dieser Rahmen wurde auch mit einem Zentraldrehgelenk ausgestattet, sodass eine Pendelachse entfiel und sich der gerätetragende Vorderwagen dem Gelände ideal anpasste. Erstmals wurden die Motoren vor die Lenksäule verlegt, was mehr Platz für den Bediener brachte. Ende der 60er Jahre wurde der 231 GT hergestellt, der erstmalig einen Schnellgang mit bis zu 30km/h hatte. In den 70er Jahren brachte dann die Firma Fendt eine überarbeitete Version des GTs heraus, den F 250 GT. Bei diesem war der (nun stärkere) Motor liegend unter dem Fahrerstand angeordnet und verschwand somit völlig aus dem Blickfeld; das Getriebe war synchron und ließ sich noch über einen Wandler in 2 Stufen untersetzen.

Da die Geräteträger alle keine Kabine hatten, was mit der Zeit den Ansprüchen nicht mehr gerecht wurde, kamen Mitte der 70er Jahre die Typen 255 und 275 GT auf den Markt, welche eine feste Kabine und sogar eine gefederte Vorderachse besaßen. Zudem gab es sie als GT mit langen Holm oder GTF (Grünland GT) mit verkürztem Holm. Ende der 70er Jahre wurde der 275 GT dann auch als Kommunalvariante mit Allrad angeboten. Im Jahre 1984 wurde eine neue Baureihe vorgestellt, die GT/GTA 300, z.B. 345, 360, 380 GT/GTA. Diese wurden mit Drei- bis Vierzylinder-Deutzmotoren ausgestattet, zudem wurde ein neues Getriebe verwendet, das "21/6 Gang Overdrive Vollsynchrongetriebe", was soviel heist das man 21 Vorwärts- und 6 Rückwärtsgänge hatte. Dieses Getriebe war jedoch sehr anfällig und wer damit nicht gut umgehen konnte hatte es schnell verschlissen. Ende der 80er wurde das Programm um die Sechszylinder GTA 390 / 395 erweitert, die serienmäßig mit Großraumkabine und EHR (elektronischer Steuerung für den Heckkraftheber) ausgestattet waren. 1993 wurde dann der Fendt Xylon, eine Art Nachbau des Schlüter Eurotrac präsentiert. Dieser war für die meisten Landwirte zu teuer und nicht wendig genug, weswegen er meist von Kommunen benutzt wurde. Das verwendete Turboshiftgetriebe erwies sich ebenfalls als anfällig.

1998 wurde der GTA 380 überarbeitet, dabei wurde der Deutz-Vierzylinder mit ehedem 80 PS mit Turbolader ausgestattet und hatte somit eine Leistung von 95 PS, die Kabine wurde im Design der Favorit 500 C Baureihe verändert. Dieser wurde dann mit dem 370 GT bis zum Produktionsende 2004 gebaut.

Weitere Punkte:

Die Pritsche der größeren Geräteträger ab 250GT aufwärts passten nun nicht mehr auf die kleinen GTs. Frontlader und andere Aufbaugeräte der GTs passten wegen des anderen Holms nicht auf die Allrad GTs und beim Allradgeräteträger fiel wegen der Kardanwelle und des kurzen Radstandes der Zwischenachsanbauraum weg. Lediglich in der kommunalen Variante ließ sich noch ein Planierschild unter den GTA bauen.


Eicher G250 (1969)
Fendt Geräteträger F 231 GT, EZ 1983, mit Fritzmeier Verdeck
Fendt Geräteträger F 231 GT, EZ Mai 1971, mit nachträglich angebauten Überrollbügeln und "Kabine".

Es gibt den Traktor in verschiedenen Ausführungen:

  • GT: Geräteträger (lange Version)
  • GTH: Geräteträger in Hochradausführung
  • GTF / Kompakt GT: Geräteträger mit kurzem Holm
  • GTA: Geräteträger Allrad (kurze Version)
  • GHA: Geräteträger Allrad in Hochradversion
  • GKA: Kommunal GT mit Allrad

Der GT konnte unter anderem mit folgenden Geräten aufgerüstet werden:

  • Frontlader
  • Ladepritsche
  • Rübenroder
  • Schweißgerät
  • Rübenhacke
  • Aufbauspritzfass
  • Sähmaschine
  • Pflanzmaschine (halb- und vollautomatisch)
  • Kartoffellegemaschine

Die Veränderungen in der Landwirtschaft führten zu immer größeren Betrieben und Bedarf an immer größeren Maschinen. Zwar war das Einmannsystem gut durchdacht, aber zu gering motorisiert, um auf großen Höfen eingesetzt zu werden. Dadurch ging ab den 70er Jahren der Absatz zurück. Da die verwendeten Motoren außerdem die hohen Abgasnormen nicht erfüllen konnten, trugen ebenfalls zum Aus des Geräteträgers bei. Eine kleinere Version des Fendt GT wird heute noch von der Firma Tünnissen Spezialgeräte produziert.


Alle GTs:

F12, F220, F225, F230, F231, F250, F255, F275 F345, F350, F360, F365, F370, F380, F390, F395

Geschichte

  • 1953 Der erste Geräteträger mit 12 PS
  • 1959 Verleihung des DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft)-Preises für das Fendt Einmannsystem des Geräteträgers
  • 1961 100.000 Fendt-Traktoren wurden verkauft, davon 60.000 Geräteträger
  • 1984 kommt der erste Geräteträger mit Allradantrieb auf den Markt, der GTA 380
  • 1995 stellt Fendt mit dem Xylon ein ähnliches Systemfahrzeug vor
  • 1998 Der 380 GTA-Turbo mit 95 PS und der 370 GTA mit 75 PS – die Original-Freisichtschlepper

Seit Ende 2004 werden keine Geräteträger mehr von Fendt gebaut.

Neben Fendt gab es auch andere Produzenten, die Geräteträger angeboten haben (z. B. Lanz, Eicher).