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Stockente

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Stockente

Stockenten (Anas platyrhynchos)

Systematik
Ordnung: Gänsevögel (Anseriformes)
Familie: Entenvögel (Anatidae)
Unterfamilie: Enten (Anatinae)
Tribus: Schwimmenten (Anatini)
Gattung: Eigentliche Enten (Anas)
Art: Stockente
Wissenschaftlicher Name
Anas platyrhynchos
(Linnaeus, 1758)
Unterarten
  • Stockente (A. p. platyrhynchos)
  • Grönland-Stockente (A. p. conboschas)
  • Mexikanische Ente (A. p. diazi)

Die Stockente (Anas platyrhynchos) ist eine Vogelart aus der Familie der Entenvögel (Anatidae). Sie ist die in Mitteleuropa bekannteste wildlebende Ente und auch die Stammform der Hausente. Möglicherweise heisst sie „Stock“-ente, da sie zuweilen auf Weiden brütet, die auf den Stock gesetzt – also zurückgeschnitten – wurden.

Aussehen

männliche Stockente

Die Stockente, auch Wildente genannt, wiegt 700 bis 1.500 Gramm. Ihre Länge beträgt maximal 58 Zentimeter und ihre Flügelspannweite bis zu 95 Zentimeter und sie kann maximal 110 Kilometer pro Stunde schnell fliegen. Ihre Lebenserwartung beträgt bis zu 15 Jahre.

Das Prachtkleid des Männchens (Erpel) ist grau mit brauner Brust, bräunlichem Rücken und schwarzen Ober- und Unterschwanzdecken. Der Kopf ist metallisch grün mit weißem Halsring darunter, der Schnabel grün-gelb. Am Hinterrand der Flügel befindet sich ein metallisch blaues, weiß gesäumtes Band, der „Spiegel“. Die Schwanzspitzen sind aufgerollt (Erpellocken). Das Männchen trägt im Zeitraum zwischen Juli und August sein Schlichtkleid, und sieht dabei dem Weibchen zum Verwechseln ähnlich. Lediglich die Schnabelfärbung liefert den Hinweis auf das Geschlecht: der Schnabel des Männchens ist weiterhin deutlich gelb, wogegen der Schnabel des Weibchens dunkelgrau bis braun ist.

Das Weibchen ist nicht so prächtig gefärbt und hat eine braun-grau gesprenkelte Tarnfärbung. Das einzig Auffällige ist der Flügelspiegel, der dem des Männchens entspricht.

weibliche Stockente (Anas platyrhynchos)

Die Enten mausern zweimal im Jahr, das heißt sie verlieren ihre Federn und ersetzen sie durch neue. Im Hochsommer Ende Juni, Anfang Juli wechselt der Erpel alle Schwungfedern gleichzeitig und kann drei bis vier Wochen nicht fliegen. Die Ente mausert später und ist Ende Juli, Anfang August flugbehindert.

Die Enten haben etwa 10.000 Daunen und Deckfedern, die sie vor Nässe und Kälte schützen. Sie fetten ihr Federkleid immer ein, damit kein Wasser durch das Gefieder dringt. Eine Drüse an der Schwanzwurzel (die Bürzeldrüse) liefert das Fett. Die Ente nimmt das Fett mit dem Schnabel auf und streicht es damit ins Gefieder. Auf dem Wasser wird die Ente von einem Luftpolster getragen. Die Luft hält sich zwischen dem Daunengefieder und die Deckfedern schließen die Daunen ab. Zusammen mit dem Fettpolster unter der Haut verhindert die eingeschlossene Luftschicht, dass die Ente auskühlt. Luft und Fett sind schlechte Wärmeleiter, dadurch geht kaum Körperwärme verloren.

Verbreitung

Die Stockente ist die häufigste und am weitesten verbreitete Entenart und die größte in Deutschland lebende Schwimmente. Ihre Bestände nehmen seit Jahrzehnten stetig zu, wofür in Teilen die künstliche Anreicherung der Gewässer mit organischem Material verantwortlich ist. Sie kommt auf der ganzen Nordhalbkugel vor, von Europa über Asien bis nach Nordamerika. In Neuseeland ist sie eingeführt und verbastardiert mit der einheimischen Augenbrauenente, die sie verdrängt.

In vielen Städten kommen Stockenten vor, die mit Hausenten verbastardiert sind und sich durch eine abweichende Färbung auszeichnen. Diese Stadtenten weisen einige Besonderheiten auf.

Aus den Stockenten wurde 1000 v.Chr. in China die Hausente gezüchtet.

Lebensraum und Lebensweise

fliegende Stockente, weiblich

Die Stockente ist sehr anpassungsfähig und kommt fast überall vor, wo es Gewässer gibt. Stockenten schwimmen auf Seen, in Teichen, Binnengewässern, Bergseen und halten sich auch in kleinen Wald- und Wiesengräben auf. Stockenten sind auch seit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in deutschen Städten weit verbreitet. Das erste Brutpaar in Hamburg wurde 1913 festgestellt.

Die natürlichen Feinde der Stockente sind Füchse, Waschbären und Greifvögel, Wanderratten und Marder haben es vor allem auf die Entengelege abgesehen. Da die Enten während der Brutzeit häufiger den Beutegreifern zum Opfer fallen, finden sich in vielen Beständen mehr Erpel als Enten. In der Wildnis können Enten 10 bis 15 Jahre alt werden. Unter menschlicher Pflege werden sie aber auch 40 Jahre alt.

Stockenten zeigen bezüglich ihres Wanderverhaltens eine starke Variabilität. Die in Ost- und Nordeuropa beheimateten Vertreter sind zumeist Zugvögel und wandern ab Oktober nach Mittel-, West- oder Südwesteuropa. In West- und Südeuropa beheimatete Vertreter zeigen dagegen in der Regel kein Zugverhalten, sondern sind Standvögel. In Mitteleuropa beheimatete Vertreter können am Ort verbleiben, nur kürzere Wanderungen unternehmen oder auch weitere Südwestwanderungen zeigen.

Ernährung

Die Nahrung der Stockente besteht überwiegend aus pflanzlichen Stoffen. Sie liebt Sämereien, Früchte, grüne Wasser-, Ufer- und Landpflanzen. Zum Nahrungsspektrum gehören aber auch Weichtiere, Larven, kleine Krebse, Kaulquappen, Laich, kleine Fische, Frösche, Würmer und sogar Mäuse. Im Herbst frisst sie Eicheln und andere Nüsse. An Futterstellen fressen die Stockenten auch gelegentlich Brot und Küchenabfälle.

Bei der Nahrungssuche verlassen die Stockenten die Wasseroberfläche in für die Gruppe der Schwimmenten oder Gründelenten kennzeichnender Weise: sie tauchen den Kopf vor sich unter, schlagen mit den Flügeln auf die Wasseroberfläche und kippen dann vornüber ab. Sie tauchen keine längeren Strecken, sondern gründeln mit senkrecht aus dem Wasser ragenden Bürzel, sie suchen den unter ihnen liegenden Gewässerboden nach Eßbarem bis zu einer Tiefe von etwa einem halben Meter ab. Anders als die Tauchenten können sie übergangslos von der Wasseroberfläche anfliegen. Mit ihrem Schnabel beißen sie Pflanzenteile ab und drücken das Wasser, das sie auch aufgenommen haben, durch die Hornleisten des Schnabels nach draußen. Diese Teile des Schnabels wirken wie ein Küchensieb. Die Nahrung (kleine Wassertiere) bleibt daran hängen.

Fortpflanzung

Küken

Stockenten verpaaren sich erstmals locker im Anschluß an eine Gemeinschaftsbalz mehrerer Erpel, eine sogenannte Turnierbalz, Ende September. Nach der Verlobungszeit, die neben dem "Antrinken" und dem Vertreiben anderer Erpel vor allem am Hintereinander- und Nebeneinanderherschwimmen beobachtet werden kann, findet die jährliche Partnersuche, die Reihzeit, im Januar bis Anfang Februar statt. Reihzeit heißt die Balz, weil sich mehrere Erpel hinter die wenigen Weibchen "einreihen". Gemeinsam suchen die Paare einen Nistplatz, der an einer Uferböschung, aber manchmal auch bis zu zwei, drei Kilometern vom Wasser entfernt liegen kann. Nach dem Nestbau, mit dem Beginn der Brut, verläßt der Erpel die Ente.

Die Weibchen brüten einmal im Jahr ein Gelege von 7 bis 16 Eier 25 bis 28 Tage lang aus, wobei sie ab März täglich jeweils ein Ei legen. Bleiben die ersten vier offen zurückgelassenen Eier von Gelegeräubern unbeeinträchtigt, so legt die Ente weiter in dieses Nest und deckt die Eier beim kurzzeitigen Verlassen des Nestes nun ab. Drei Tage vor dem Schlüpfen beginnt das Küken zu piepen. Mit dem Eizahn (spitzer Zahn am Schnabelende) bohrt es ein Loch in die Kalkschale des Eies und strampelt sich aus der Schale, danach bleibt es erschöpft liegen. Enten sind Nestflüchter, das heißt, sie sind beim Schlüpfen bereits sehr weit entwickelt, verlassen nach sechs bis zwölf Stunden das Nest und können von Anfang an schwimmen. In den ersten Stunden ihres Lebens laufen sie demjenigen nach, den sie zuerst erblicken. Das ist meist die Mutter. Diese Form der Interaktion von Lernen und angeborenem Verhalten heißt Prägung und ist bei Arten mit Brutfürsorge ein entscheidender Bestandteil des Fortpflanzungszyklus.

Prägung unterscheidet sich vor allem durch zwei Besonderheiten von anderen Arten des Lernens: Erstens ist sie irreversibel (nicht mehr umkehrbar) und zweitens ist das Erlernen auf eine sensible Phase (auch kritische Periode) beschränkt. Nach acht Wochen können die Jungenten fliegen. Etwa 50 bis 60 Tage lang bleibt die Ente auch noch mit den flüggen Küken in einem Schoof, einer Enten-Gelegefamilie zusammen.

Stadtente

Datei:Stockente große version.jpg
Entenmutter mit Nachwuchs

Die Stadtente ist die in Bereichen größerer Städte in Parks und an Gewässern am häufigsten anzutreffende Form der Stockente.

Verbreitung

Stadtenten besiedeln Gewässer in Bereich von Städten, besonders Teiche und Weiher in Stadtparks, aber auch Flüsse, die die Städte durchfließen und andere natürliche Gewässer,wie z.B Seen, im Bereich von Städten. Selbst größere Brunnen werden besiedelt.

Aussehen

Stadtenten unterscheiden sich hauptsächlich durch „fehlgefärbte“ Individuen von den gewöhnlichen Stockenten. Häufig sind dunkle, oft fast rein schwarze, braune oder dunkelgrüne Individuen. Oft tritt ein weißer "Latz" an der Brust auf. Seltener sind Individuen mit weißen oder im Vergleich zu Stockenten helleren Partien. Nicht selten sind bei Männchen lediglich die Deckfedern der Flügel mehr oder minder dunkel und der weiße Halsring verbreitert oder zum Latz vergrößert. In Hamburg sind in der Innenstadt 13 Prozent der Stockenten fehlgefärbt, am Stadtrand jedoch nur 0,7 Prozent.

Stadtente mit Jungtieren

Verhalten

Stadtenten weisen oft ein weniger gut ausgeprägtes Schutzverhalten in Bezug auf ihre Jungen auf, die sich oft schon nach wenigen Tagen weit von der Mutter entfernen. Ebenfalls typisch ist ein verändertes Paarungsverhalten, bei dem mehrere Erpel einzelne Enten verfolgen und dann gemeinsam versuchen mit dieser zu kopulieren, wobei sich nicht selten mehrere Erpel auf eine einzelne, im Wasser schwimmende Ente stürzen und diese dadurch unter Wasser drücken, bis sie ertrinkt. Dadurch ist das Geschlechterverhältnis meist zu Gunsten der Männchen verschoben. Manchmal gibt es doppelt so viele Männchen wie Weibchen, im Extremfall zehnmal so viele. Außerhalb der Städte werden die Erpel zusätzlich stark durch die Jagd begrenzt. Stadtenten konkurrieren bei der Brut oft mit ebenfalls gehäuft in Städten brütenden Nilgänsen, denen sie aber regelmäßig zur Brutzeit weichen müssen.

Geschichte

Stadtenten sind ein relativ neues Phänomen. Das erste Entenpaar in Hamburg wurde 1913 festgestellt. Stadtenten gehen wohl auf die Hybridisierung von Stockenten mit verschiedenen Hausenten zurück. Bis heute findet man nicht selten einzelne, offensichtlich ausgesetzte oder entflogene Hausenten in städtischen Parkteichen oder an bekannten Fütterungsstellen an Städte durchfließenden Flüssen. Selbst exotische Enten und Gänsearten, entweder ausgesetzte Tiere oder Gefangenschaftsflüchtlinge, findet man dort.

Im Vergleich mit alten Fotos findet man heute seltener sehr helle Individuen. Insgesamt scheint die Zahl der "fehlgefärbten" Stadtenten eher zurückzugehen. Dies zeigt wohl den steigenden Selektionsdruck unter Stadtenten an.

Literatur

  • Erich Rutschke: Die Wildenten Europas. Deutscher Landwirtschaftsverlag 1989 Berlin (Ost). ISBN 3331003204
  • Uwe Gille: Ein Beitrag zur quantitativen Anatomie der Vögel unter besonderer Berücksichtigung der Anatidae. Habilitationsschrift Universität Leipzig, 1997.
  • Gerhard Aubrecht / Günter Holzer: Stockenten. Biologie - Ökologie - Verhalten. Av Buch, 2000. ISBN 3704015008.
  • Hartmut Kolbe: Die Entenvögel der Welt"". Verlag Eugen Ulmer 1994 5. Aufl. ISBN 3800174421.

Siehe auch

Commons: Stockente – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Stockente – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen