Zum Inhalt springen

Estonia (Schiff, 1980)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 17. November 2007 um 12:17 Uhr durch Ephraim33 (Diskussion | Beiträge) (Januar entlinkt). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Datei:Estonia ferry.jpg M/S Estonia
Werft: Meyer Werft, Papenburg, Deutschland
Ersteigentümer: Viking Line
letzter Eigentümer: EstLine
Indienststellung: 1980 als Viking Sally
1990 als Silja Star
1991 als Wasa King
1993 als Estonia
Größe: 15 566 Bruttoregistertonnen
Länge: 155,43 Meter
Breite: 24,21 Meter
Tiefgang: 5,55 Meter
Antrieb: 4 MAN 8L 40 /45 Dieselmotoren
zusammen 17 652 kW
Geschwindigkeit: 21 Knoten
Passagierkapazität: 2000
Passagierbetten: 1190
Autokapazität: 460
Status: 1994 gesunken

Die M/S Estonia war eine RoRo-Ostseefähre, die am 28. September 1994 auf ihrem Weg von Tallinn nach Stockholm vor der finnischen Insel Utö versank. Der Untergang der Estonia markiert mit seinen 852 Opfern das schwerste Schiffsunglück der europäischen Nachkriegsgeschichte.

Die M/S Estonia

Gebaut wurde die Estonia im Jahr 1980 von der Werft Jos. L. Meyer in Papenburg (Deutschland). Nach Einsätzen bei den finnischen Reedereien Viking Line (als Viking Sally), Silja Line (als Silja Star) und Wasa Line (als Wasa King) wurde die Fähre zuletzt im Oktober 1992 an ein schwedisch-estnisches Joint Venture der Nordström & Thulin AB und der Estonian Shipping Co. verkauft und erhielt den Namen Estonia (lateinische/englische Bezeichnung Estlands). Sie war zu dieser Zeit das größte und modernste Reiseschiff unter estnischer Flagge und bediente fortan die Route Stockholm-Tallinn im Liniendienst.

Der Untergang

Die M/S Estonia legte am 27. September 1994 bereits mit Verspätung gegen 19.15 Uhr im Reisehafen der estnischen Hauptstadt Tallinn (Reval) unter dem Kommando der beiden Kapitäne Arvo Andresson und Avo Piht ab und nahm Kurs auf Stockholm. Die Ankunft in Stockholm war für den nächsten Morgen gegen 9.30 Uhr geplant. Die Abfolge der Geschehnisse in jener Nacht konnte aufgrund der Aussagen von Überlebenden des Untergangs einigermaßen rekonstruiert werden.

In schwerer See drang irgendwann nach Mitternacht Wasser in die Estonia ein; wie dieser Wassereinbruch zustande kam, ist bis heute nicht zweifelsfrei geklärt. Es gibt hierzu verschiedene Theorien, vom Eindringen des Wassers durch die Bugklappe bis hin zur Vermutung eines ersten Lecks unterhalb der Wasserlinie im Rumpf des Schiffes.

Untersuchungen sollten später ergeben, dass die Scharniere der Bugklappe bei der rauhen See starken Belastungen ausgesetzt waren und während der Fahrt brachen. Der wenig erfahrene Kapitän verringerte trotz der Probleme mit der Bugklappe die Fahrt nicht. Bei dem hohen Wellengang brach diese um ca 1.15 Uhr weg, das Wasser konnte völlig ungehindert in den Bug eindringen. Bei jeder Woge schossen 20 Tonnen Wasser in das Schiff. (Dokumentation „Der Untergang der Estonia“, ORF 1)

Anschließend bekam die Fähre starke Schlagseite und sank innerhalb einer halben Stunde. Nur wenige Minuten nach dem ersten Notruf „Mayday“ um 1.22 Uhr, der von anderen in der Nähe befindlichen finnischen Fähren aufgefangen und beantwortet wurde, riss der Funkkontakt ab und um 1.55 Uhr verschwand die Estonia von den Radarschirmen der umliegenden Schiffe.

Die Besatzung wurde durch eine interne Warndurchsage informiert, der Notruf ging lediglich in estnischer Sprache über die Lautsprecher - die meisten Passagiere verstanden kein Estnisch. Die Besatzung versuchte, sich in Sicherheit zu bringen; die Passagiere blieben sich selbst überlassen. Mehr als ein Drittel der Überlebenden waren Mitglieder der Schiffsbesatzung, der Kapitän und der Erste Offizier wurden mit der Fähre in die Tiefe gerissen. („Der Untergang der Estonia“, ORF 1)

Da sich der Unglücksort in einem relativ stark befahrenen Seegebiet befindet, war bereits etwa eine Stunde später die Mariella, eine Fähre der Viking Line, am Unglücksort. Hohe Wellen und vor allem starker Wind behinderten jedoch die Rettungsmaßnahmen, so dass insgesamt nur 137 Menschen das Unglück überlebten. Die meisten Passagiere erfroren im kalten Wasser der Ostsee und im eisigen Wind auf den Rettungsflößen oder ertranken noch im Inneren der Fähre, da ihnen keine Zeit mehr zur Flucht ins Freie blieb, wobei mindestens 852 Menschen in jener Nacht ihr Leben in der Ostsee verloren. Diese Zahl basiert auf Schätzungen, da die Passagierlisten nicht alle Personen auf dem Schiff erfassten.

Die ertrunkenen Fahrgäste kamen aus vielen Ländern: Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Kanada, Lettland, Litauen, Marokko, Niederlande, Nigeria, Norwegen, Russland, Schweden, Ukraine und Weißrussland.

Untersuchungen zum Unglück

Modell der M/S Estonia in dem Meeresmuseum in Tallinn (Estland)

Unmittelbar nach dem Untergang wurde von offizieller Seite der direkt betroffenen Staaten Schweden, Estland und Finnland eine Untersuchungskommission gebildet, welche die Ursachen für den Untergang ergründen sollte. Die Ermittlungen zogen sich bis ins Jahr 1997 und das abschließende Ergebnis wurde anschließend in einem Untersuchungsbericht veröffentlicht. Neben dieser offiziellen Untersuchung des Unglücks wurden weitere unabhängige Untersuchungen vorgenommen, u. a. von Seiten der Meyer-Werft, die sich damit gegen die im offiziellen Bericht erhobenen Vorwürfe von Konstruktionsmängeln wehren wollte.

Nicht nur die Meyer-Werft kritisierte, dass wichtige Beweismittel unter Verschluss gehalten wurden, so auch Teile der Aufnahmen, die durch ein ROV (Remotely Operated Vehicle), einen Unterwasserroboter, von den verstreuten Wrackteilen am Meeresboden gemacht worden waren. Anfangs wollte die schwedische Regierung die gesamte Wrack-Fundstelle mit allen Wrackteilen in einen Beton-Sarkophag einschließen lassen, was jegliche weitere Untersuchung in alle Ewigkeit verhindert hätte.

Die deutsche Journalistin Jutta Rabe hat seit dem Untergang im Jahr 1994 immer wieder ausführlich recherchiert und die ermittelten Fakten in einem Buch zusammengetragen (siehe unter Literatur). Außerdem produzierte sie mit ihrer Firma TopStory den Kinofilm Baltic Storm, der 2003 im Kino lief. Dieser Politthriller bezieht sich zum großen Teil auf die Untersuchungsergebnisse von Jutta Rabe. Hauptziel des Films war es, die breite Öffentlichkeit auf den Untergang der M/S Estonia und seine noch immer ungeklärten Hintergründe aufmerksam zu machen.

Anfänglich hatte das Nachrichtenmagazin Der Spiegel Rabe bei ihrer Arbeit noch unterstützt, im Jahr 2001 beendete das Magazin dann aber die Zusammenarbeit mit ihr. Chefredakteur Stefan Aust erklärte dies offiziell damit, dass Rabe ihre Arbeit eher als persönlichen Feldzug verstehe. Aust war innerhalb der Spiegel-Redaktion immer wieder dafür kritisiert worden, dass er sich allein auf Rabes Theorie konzentriert habe.

Inzwischen gab Ende 2004 ein pensionierter schwedischer Zollbeamter gegenüber den Medien zu Protokoll, dass schon vor dem Untergang Militärelektronik und Waffenteile aus dem russischen Raum auf die Estonia gebracht worden seien und diese Transporte nicht kontrolliert werden durften. Diese übliche Praxis sei wiederholt vorgekommen und von höheren Stellen angeordnet gewesen. Weiterhin wurden Unstimmigkeiten der Ladelisten festgestellt, da zwei unbekannte Transporte noch kurz vor dem Auslaufen der Estonia an Bord gekommen waren. Infolge der neuen Erkenntnisse wurden die Untersuchungen Ende 2004 offiziell wieder aufgenommen. Unter anderem gab das schwedische Militär zu, dass militärische Transporte mit zivilen Fähren befördert worden sind. Der Ausgang der Untersuchung ist noch offen.

Im März 2005 gab die schwedische Regierung bekannt, dass eine erneute Untersuchung mittels Computersimulation international ausgeschrieben werden sollte. Mittlerweile hat Stefan Krüger, Leiter des Instituts für Schiffssicherheit der TU Hamburg-Harburg, den Untersuchungsauftrag aus Schweden erhalten. Stefan Krüger wird die Computersimulationen zum Unglückshergang durchführen.

Der am 10. März 2006 veröffentlichte Untersuchungsbericht des estnischen Generalstaatsanwaltes bestätigt Zweifel an dem Abschlussbericht der offiziellen Untersuchungskommission aus dem Jahr 1997 und gibt Anlass zur Spekulation, dass eine neue unabhängige Untersuchung des Unglücks demnächst angeordnet wird.

Fast zwölf Jahre nach dem Untergang der Estonia hat Schwedens Justizkanzler Göran Lambertz eine neue Untersuchung über mögliche Vertuschungsversuche durch die Stockholmer Regierung eingeleitet. Lambertz begründet seinen Schritt mit neuen Berichten [1], wonach mit Wissen der Regierung kurz nach der Schiffskatastrophe das Wrack von Tauchern in einer Geheimaktion untersucht worden sei. Über diese geheime Tauchaktion hatte Ende 1999 der schwedische Militärtaucher Hakan Bergmark bereits in einem TV-Interview berichtet, das die Journalistin Jutta Rabe mit ihm geführt hatte. Stefan Aust vom Spiegel hatte damals allerdings eine Veröffentlichung dieses Interviews verhindert.

Am 13.12.2006, dem letzten Arbeitstag des parlamentarischen Untersuchungsausschusses in Estland, der vom estnischen Parlament eingesetzt war, um die Hintergründe und Fakten zu recherchieren, die es im Fall des illegalen Transports militärischer Güter auf der ESTONIA gab, gab der ehemalige estnische Außenminister Trivimi Velliste überraschend zu, dass er eine der Personen war, die diese Transporte genehmigt und betreut hatten. Velliste, der seit 1994 Mitglied des estnischen Parlaments ist und die ganze Zeit im Untersuchungsausschuss mitgewirkt hatte, nannte gleichzeitig einen weiteren prominenten Mitwisser und Strippenzieher der illegalen Militärtransporte auf der MS Estonia, den damaligen estnischen Premierminister Mart Laar. Die Vorsitzende des parlamentarischen Untersuchungsausschusses, Evelyn Sepp, bezeichnete diese Fakten als skandalös und forderte rechtliche Konsequenzen daraus.[2] Es ist zu erwarten, dass demnächst weitere brisante Einzelheiten ans Tageslicht kommen.

Attentatstheorien

Nach dem Untergang der Estonia gelang es zahlreichen Schiffahrtsexperten und investigativen Journalisten die offizielle Unglücksursache der Estonia-Tragödie zu widerlegen. So wurde beispielsweise belegt, dass es nicht möglich war, dass in der von der offiziellen Untersuchungskommission JAIC angegebenen Zeitspanne zwischen dem Abreißen des Bugvisiers (was von der Kommission als Ursache des Wassereinstroms erachtet wird) und der vollständigen Havarie des Schiffes so viel Wasser über das Autodeck eindrang, bis die Fähre komplett versank. Zudem wurde nachgewiesen, dass die JAIC mehrere Zeugenaussagen außer acht ließ, die besagten, dass das Wasser zunächst in das unter dem Cardeck gelegenen Deck 0 eindrang und somit nicht das abgerissene Bugvisier die Unglücksursache sein kann. Außerdem war es am späten Nachmittag des 27. September 1994 gegen 18.00 Uhr möglicherweise zu einer Bombensuche an Bord der Estonia gekommen. Dies bestätigte der junge, estnische Kadett Paavo Pruul in einem im Januar 2000 ausgestrahlten Interview mit dem deutschen Nachrichtenmagazin Spiegel TV. Pruul hatte auf seinem Schulschiff „Linda“ gegen 19.30 Uhr über Funk mitbekommen, wie die Offiziere auf der Kommandobrücke der Estonia von der Hafenkontrolle gefragt wurden, was die Suche mit den Hunden nach der Bombe erbracht habe. Ein Offizier der Estonia antwortete daraufhin, dass die Suche ohne Ergebnis beendet wurde. Verschiedene Verschwörungstheorien ziehen darüber hinaus auch eine Verwicklung des russischen Militärs oder ehemaligen Geheimdienstes KGB, der schwedischen, finnischen, estnischen und US-amerikanischen Regierungen sowie des US-amerikanischen Auslandsgeheimdienstes CIA in die Katastrophe in Betracht.

Gedenkstätten

Die Fähre Estonia wurde nicht gehoben, damit die Ruhe der Toten im Wrack nicht gestört wird. Die Angehörigen können aus diesem Grund zu keinem Grab gehen, um ihren Toten emotional nahe zu sein. Für ihre Trauer sind die Gedenkstätten in Estland und in Stockholm von großer Bedeutung. Allerdings sind die Gedenkstätten kommunale Gedenkstätten, die nicht nur den Trauernden sondern allen Besuchern offenstehen und die auch in regionale Tourismuskonzepte mit einbezogen werden. Das wurde in Schweden bei der Estonia-Gedenkstätte Estoniaminnesvården in Stockholm-Djurgården deutlich, wo die Angehörigen kein Mitspracherecht bei der Planung und keine Einladung zu der Einweihungsfeier erhielten.

Estonia-Gedenkstätten in Estland

Datei:Independence Tallinn.jpg
Katkenud liin in Tallinn.

Am Rande der Altstadt von Tallinn steht an der Straße Tallina Peapostkontor die am 28. September 1996 von dem Bildhauer Villu Jaanisoo aus schwarzem Granit fertiggestellte Skulptur Katkenud liin = Unterbrochene Linie. Eine „Wasserstraße“ führt in einem weiten Bogen von einer Anhöhe zu einem Abgrund, bricht darüber ab. Weit jenseits der Bruchstelle setzt sich der Bogen fort, und die „Wasserstraße“ stürzt in das Erdreich hinein. Unter diesem herabstürzenden Bogen befindet sich ein mit schwarzem Granit eingefasstes langes Blumenbeet mit der Inschrift Estonia 28.09.1994. Die Wiese auf der Anhöhe, auf der die Skulptur beginnt, ist von schwarzem Granit umgeben, der die gleiche Inschrift trägt. Unter der oberen Abbruchstelle ruht eine schwarze Granitplatte, auf der die Namen der Ertrunkenen verzeichnet sind. Die Angehörigen legen hier und auf dem darüber stehenden Bogen Blumen, Kränze und Windlichter nieder. Der Name dieser Skulptur ist der Mathematik entnommen.

Zur Einweihung der Gedenkstätte in Tallin gestalteten die Künstler Riho Luuse und Jaan Saar einen Briefumschlag mit einem Sonderstempel, auf dem die Fähre Estonia abgebildet ist und der die Inschrift trägt: 28.09.1996 Tallin EESTI POST.

Weitere Estonia-Gedenkstätten befinden sich an den folgenden Orten:

  • Die Gedenkstätte der Insel Abruka (deutsch: Abro) steht auf dem Inselfriedhof. Sie ist den fünf Inselbewohnern gewidmet, die bei dem Unglück der Estonia umgekommen sind.
  • Die Gedenkstätte auf der Insel Hiiumaa (deutsch Dagö) steht am Strand der Halbinsel Tahkuna in der Nähe des Leuchtturms an jener Stelle von Estland, die der Unglücksstelle der Estonia am nächsten liegt. Von hier aus hat man einen weiten Blick über das Meer. Die Gedenkstätte wurde im Jahr 1995 von Mati Karmin errichtet, hat eine Höhe von neuneinhalb Metern und ist denjenigen Kindern gewidmet, die auf der Estonia umgekommen sind. Aus einem Steinhaufen ragt eine schräggestellte filigrane Skulptur empor, die aus vier schmalen rostenden Stahlträgern gebildet wird, die oben von einem Quadrat aus vier schmalen Stahlträgern abgeschlossen wird. In diesem offenen Quadrat hängt ein langes versilbertes Stahlkreuz, das schwingend befestigt ist und am unteren Ende eine Bronzeglocke trägt. Trauernde, die zu der Gedenkstätte kommen, können einen Stein auf dem Steinhaufen niederlegen und die Glocke anschlagen, um den Verstorbenen emotional näher zu kommen. Bei Sturm fängt die Glocke an zu läuten; das weckt bei den Trauernden die Empfindung, dass die Seelen der Verstorbenen diese Glocke zum Läuten bringen. Deshalb wird die Bronzeglocke auch als Seelenglocke bezeichnet.
  • Die Gedenkstätte in der Stadt Pärnu (deutsch Pernau) mit einer zwölf Meter hohen Skulptur wurde im Jahr 1997 von Mati Karmin und Tiit Trummal errichtet. Ein langes mit Granit eingefasstes Kiesbeet führt zu einer erhöhten quadratischen Plattform; darauf steht ein schwarzer Gedenkstein, über den sich ein filigraner schwarzer „Baldachin“ erhebt, der aus zwei ineinander verschränkten „Toren“ aus Stahl gebildet wird. In dem Baldachin schwebt ein schrägliegendes versilbertes Stahlkreuz.
  • Die Gedenkstätte in der Stadt Võru (deutsch: Werro) steht in der Grünanlage Seminari väljaku neben der Kirche Katariina kiriku. Die Skulptur zeigt einen stark geneigten schwarzen Granitblock, der im Boden „untergeht“. Aus dem Granitblock ragen zwei zusammengelegte „betende Hände“ (nach einem Motiv von Albrecht Dürer) heraus. Neben der Skulptur steht ein schlankes weißes Kreuz. Die Gedenkstätte wurde im Jahr 1996 von dem Bildhauer Mati Karmin fertiggestellt und nennt die Namen der 70 Bürger der Stadt Võru, die bei dem Untergang der Estonia umgekommen sind.

Die Gedenkstätten tragen den Namen Estonia hukkunute mälestusmärk.

Estonia-Gedenkstätte in Schweden

Estonia-Gedenkkreuz in Stockholm-Årsta

Hans Håkansson, der bei dem Estonia-Unglück seine Frau verlor, errichtete in Årsta, einem Stadtteil von Stockholm, ein schlichtes Holzkreuz zum Gedenken an die Opfer des Unglücks. Dieses Holzkreuz wird von vielen Angehörigen der Ertrunkenen als authentische Estonia-Gedenkstätte angesehen, weil es von einem der Hinterbliebenen errichtet wurde. Sie besuchen dieses Holzkreuz an den Jahrestagen des Unglücks.

Estonia-Gedenkstätte in Stockholm-Djurgården

Estonia-Gedenkstätte in Stockholm

Die Estonia-Gedenkstätte Estoniaminnesvården befindet sich in Stockholm in Djurgården hinter der Brücke Djurgårdsbron an der Rückseite des Vasamuseums Vasamuseet und steht neben dem Friedhof Galärkyrkogården, der den Seeleuten gewidmet ist. Sie wurde von dem polnischen Künstler Miroslaw Balka (* 1958 in Warschau) entworfen, danach in Zusammenarbeit mit Landschaftsarchitekten realisiert und am 28. September 1997 eingeweiht. Der Weg, der an dem Vasamuseums Vasamuseet entlangführt, dient als Zugang.

Das Nationaldenkmal stellt den Bug eines Schiffes dar, das sich zur Meeresbucht Saltsjö hin öffnet.

Inmitten einer dreieckigen Kiesfläche mit jeweils 11 m Seitenlänge steht eine alte Ulme, deren Stamm dicht am Boden von einem Metallring umschlossen ist, auf dem die exakte Position des Wracks der Estonia eingraviert ist. Die Kiesfläche ist umschlossen von drei 2,50 m hohen Granitwänden, die den Blick auf die Meeresbucht Saltsjö freigeben. Die grauen Granitwände nennen auf der Innenseite die Namen fast aller Ertrunkenen in alphabetischer Reihenfolge. Zwischen den eingetragenen Namen bleiben einige Stellen leer, weil die Hinterbliebenen die Namenseintragung nicht erlaubten. Zuweilen liegen auf dem Boden Blumensträuße, die von Trauernden niedergelegt wurden.

Links neben der Estonia-Gedenkstätte befindet sich an der Treppe zum Friedhof Galärkyrkogården eine Gedenktafel in schwedischer Sprache.

Blick in die Estonia-Gedenkstätte in Stockholm

Wegen der Estonia-Gedenkstätte Estoniaminnesvården gab es Kontroversen zwischen den Angehörigen und dem Staatlichen Kunstrat. Die Angehörigen beanstandeten, dass der Kunstrat sie nicht an den Entscheidungen beteiligte, den Entwurf eines Hinterbliebenen ablehnte und die Hinterbliebenen nicht zur Einweihungsfeier einlud. In diesen Kontroversen wurde deutlich, dass das Nationaldenkmal nicht für die Angehörigen, sondern für das schwedische Volk und für künftige Generationen errichtet worden war.

Miroslaw Balka hatte zunächst einen anderen Entwurf für die Gedenkstätte vorgelegt, bei dem die Namen der Ertrunkenen auf einem 0,92 m breiten und knapp 80 m langen weißen Zementweg eingetragen werden sollten, der in Djurgården von einem Anlegesteg der Meeresbucht Saltsjö zu einem Hügel hinaufführen und das ganze Jahr über die menschliche Körpertemperatur von 37° C behalten sollte. Oben auf dem Hügel wollte Miroslaw Balka so wie auf einem Schiffsdeck zwei Stühle neben einen Schiffsschornstein stellen, aus dem man das Rauschen des Meeres hören könnte, da der 1,80 m hohe Schornstein durch eine unterirdische Röhre mit dem Meer verbunden werden sollte.

Dieser Entwurf wurde von den Angehörigen abgelehnt; sie hätten es als Zeichen der Verachtung empfunden, wenn die Besucher der Gedenkstätte die auf dem schmalen Weg eingravierten Namen der Ertrunkenen mit Füßen treten würden.

Briefmarke der Estnischen Post

Nach dem Estonia-Unglück gab die Estnische Post am 18. November 1994 die Überdruckmarke Michel Nr. 242 in einer Auflage von 102.050 Stück für den Hilfsfonds zugunsten der Hinterbliebenen des Unglücks heraus. Der Überdruck befindet sich auf der am 15.11.1994 ausgegebenen Briefmarke Michel Nr. 241 mit dem Bild der im Süden von Estland gelegenen Kirche von Urvaste (deutsch: Urbs)im Wert von 2,50 kr, die von Henno Arrak gestaltet wurde und die Inschrift trägt: Urvaste Kirik. XIV Sajand EESTI 1994. Der Überdruck nennt einen Zuschlag von 20 kr und den Überdrucktext: „Estonia“ laevahuku ohvrite fondi.

Siehe auch

Literatur

  • Pihlajamaa, Terttu: Estonia. Berichte und Erfahrungen. Leipzig 1999. ISBN 3374017541. Das Buch enthält auch ein Kapitel über die Estonia-Gedenkstätte in Stockholm: Ein Denkmal wie der Bug eines Schiffes.
  • Rademacher, Cay: Geheimsache Estonia, 1999, Nymphenburger, ISBN 3-485-00822-2
  • Rabe, Jutta: Die Estonia. Tragödie eines Schiffsuntergangs, 2003, Verlag Delius Klasing, ISBN 3-768-81460-2
  • Rabe, Jutta: Süddeutsche Zeitung, 12. Februar 2005, „Estonia“: Der Richter muss schweigen
  • André Anwar, Stockholm: Rheinische Post, 4. April 2006, Wurde „Estonia“ gesprengt?
  • Focus Online, 11. April 2006, Explosion statt Unfall?
  • n.24.de, 12. April 2006, Streit um neue Untersuchung des Estonia-Unglücks
  • Süddeutsche Zeitung, 22. September 2006, Warum sie sank, wie sie sank
  • Die Welt, 4. Oktober 2006, Rätsel um gesunkene „Estonia“ bald geklärt?
  • [3], 19. Dezember 2006, Schwedens Verteidigungsminister verspricht Aufklärung zum Unglück der Fähre „Estonia“
  • [4], 19. Dezember 2006, Geheime Fracht: „Estonia“ soll Kriegstechnik im Auftrag Estlands transportiert haben
  • [5], 22. Dezember 2006, Liegt die Wahrheit auf dem Meeresgrund?
Commons: Category:M/S Estonia – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
  • Vorlage:BAM (Ein Teil der Einträge bezieht sich auf Estonia = Estland)

M/S Estonia

Briefmarke Michel Nr. 242 von Estland

Gedenkstätten

WikiReader Schweden

Sonderstempel vom 28.09.1996

Vorlage:Koordinate Artikel