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Free Rainer – Dein Fernseher lügt

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Vorlage:QS-Film

Film
Titel Free Rainer
Produktionsland Deutschland
Originalsprache deutsch
Erscheinungsjahre 2007
Länge 120 Minuten
Stab
Regie Hans Weingartner
Drehbuch Hans Weingartner
Katharina Held
Produktion Barbara Albert
Martin Gschlacht
Jessica Hausner
Antonin Svoboda
Hans Weingartner
Musik Adem Ilhan
Andreas Wodraschke
Kamera Christine A. Maier
Schnitt Andreas Wodraschke
Besetzung

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Free Rainer ist eine Mediensatire von Hans Weingartner aus dem Jahre 2007, die die Bekehrung des Fernsehproduzenten Rainer von einem quotenorientierten Macher von Unterschichten-TV zu einem Aufklärer schildert. Hauptdarsteller ist Moritz Bleibtreu.

Handlung

Der unter Autoaggression leidende Produzent Rainer wird von Pegah in einen Autounfall verwickelt, weil sie ihn indirekt für den Selbstmord ihres Großvaters verantwortlich macht.

Noch gerade so mit dem Leben davon gekommen, will der Zyniker fortan das Diktat der Seifenopern und Talkshows brechen und begibt sich mit Pegah auf die Suche nach der Ursache der "medialen Volksverblödung".

Die Analyse der Einschaltquote zeigt, dass offensichtlich das Angebot die Nachfrage steuert. Daraus folgern die beiden: "das Angebot muss sich ändern".

Mit einer Gruppe von gesellschaftlichen Außenseitern manipulieren die beiden einen Teil der Quotenmessgeräte.

Hintergrund

Mit dem Film Free Rainer - Dein Fernseher lügt wollte Hans Weingartner vor allem thematisieren, wie das Fernsehen von den Quoten bestimmt wird und wie die Fernsehquote erhoben wird. Die Idee einer Verschwörung lag, so Weingartner, zunächst gar nicht so fern, zumal er noch nie jemand getroffen habe, der eine Messbox zuhause stehen habe.[1] Im Laufe seiner Recherche stellte sich zwar heraus, dass das Messsystem tatsächlich existiert, es aber bedeutende Schwächen habe:

„Es stehen keine Boxen bei Ausländern. Jene 20% der Deutschen, die keine GEZ bezahlen, werden nicht erfasst. Zweitgeräte werden nur zu einem Bruchteil erfasst, also auch kaum Jugendliche. Es gibt viele Schwachstellen. Warum die Werbewirtschaft das einfach so hinnimmt, ist mir ein völliges Rätsel. Ich habe mit vielen Verantwortlichen gesprochen, der Tenor lautet: es war schon immer so, es gibt nichts anderes.“

(Weingartner in einem Interview auf der Homepage des Films)[1]

Zuzufügen wäre noch, dass die Boxen ebenfalls nicht messen, mit welcher Intensität oder mit welchem Interesse die Zuschauer fernsehen, lediglich ob und welche Sendung eingeschaltet ist.

Kritik

In der Kritik wird der Film größtenteils als nicht gelungen, aber gut gemeint kritisiert.

„Dem Film wird aber zum Problem, dass er mit jeder Szene verrät, worauf er abzielt, nämlich für die Revolutionierung der Medien und der Gesellschaft zu werben. Der satirische Blick aufs Fernsehen wird deshalb komplettiert vom pathetischen Blick auf die Revolutionäre. Zwischentöne gibt es nicht, und dieser Schematismus lässt Free Rainer als Erzählung scheitern. Er ist absehbar bis zum Abwinken. Auch die Revolutionsbotschaft wird durch die kruden Agitprop-Stilisierungen in Mitleidenschaft gezogen. Der Film fällt damit hinter Einsichten zurück, die er selber verbreiten wollte: Kein Mensch ist so dumm wie dieses Machwerk.“

Maximilian Probst in Die Zeit[2]

„Schade ist, dass vor lauter Plot die Figuren nicht differenzierter entwickelt werden. Selbst als Karikatur bleiben sie etwas zu eindimensional – so wie Rainer, als er noch auf der bösen Seite stand. Auch Pegahs Aufgabe besteht ein wenig zu häufig darin, in einer engen Lederjacke gut auszusehen und von schräg unten rebellische Blicke zu werfen. Vielleicht ist das ja gut für die Quote. Aber reicht es für die Revolution?“

Sonja M. Schultz auf www.critic.de[3]

„Gut gemeint, aber voll daneben: Agitprop-Regisseur Hans Weingartner entwirft in seinem Film "Free Rainer" die Utopie einer Gesellschaft, die vom Trash-Diktat des Fernsehens befreit wird. Das hätte der deutsche Film des Jahres werden können, wenn er nicht so grandios misslungen wäre.“

Andreas Borcholte auf Spiegel Online[4]

Es gibt auch positivere Stimmen:

„Natürlich blendet Free Rainer die Komplexitäten der heutigen Medienlandschaft weitgehend aus und richtet seine Kanone ausschließlich auf den Platzhirsch Fernsehen. Trotzdem trifft er den Kern des Problems, das die gesamte Medienkultur (und mit ihr unser ganzes Leben) ergriffen hat: die Diktatur der Zahl. Es ist ja inzwischen nicht mehr allein das Fensehen, das von Quoten bestimmt wird, sondern auch das Radio, das Internet (mit Klickraten) und zunehmend auch die Printmedien. Weingartners Ansatz geht weit über den viel geschmähten Kulturpessimismus hinaus. Wenn er das Instrument „Quote“ als alleinigen Regulator gesellschaftlicher Prozesse in Frage stellt, ist das die größte Utopie von allen.“

Hanns-Georg Rodeck in Die Welt vom 13. November 2007

Einzelnachweise

  1. a b Interview mit Weingartner auf der Homepage des Films unter http://www.freerainer.de/Quotengesellschaft/#03
  2. Filmkritik: Doof-TV auf www.zeit.de am 15. November 2007
  3. Filmkritik: Free Rainer auf www.critic.de, gefunden am am 15. November 2007
  4. Filmkritik: Schöne dröge Welt von Andreas Borcholte auf Spiegel Online am 15. November 2007