Baikalsee
Baikalsee | |
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Daten | |
Lage | Asien |
Staat | Russland |
Landschaften | Sibirien, Südsibirische Gebirge |
Einzugsgebiet | 1.487.480 km² |
Fläche | 31.492 km² (ohne Inseln) |
Höhe | 455 m ü. NN |
Maximale Tiefe | 1.637 m |
Seeboden | 1.286 m u. NN |
Seelänge | 728 km (Mittellinie) 636 km (Luftlinie) |
Seebreite | maximal 82 km |
Wasservolumen | maximal 23.000 km³ |
Zuflüsse (u. a.) | Selenga, Obere Angara, Bargusin |
Abfluss | Angara |
Besonderheiten | - volumengrößter, tiefster und ältester Süßwassersee der Erde - Weltnaturerbe seit 1996 |
Der Baikalsee (burjatisch Baykal-Nur für „reicher See“, russisch Озеро Байкал/ Osero Bajkal; oft nur Baikal genannt) ist ein See in Sibirien, Russland (Asien).
Er ist der tiefste (1.637 m) und älteste (mehr als 25 Mio. Jahre) Süßwassersee der Erde[1]. Sein einziger Abfluss, die Angara, fließt über den Jenissei in die Karasee des Polarmeeres. 1996 wurde die Baikal-Region von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt[2].
Geographie
Lage
Der Baikalsee befindet sich in den Südsibirischen Gebirgen auf der Grenze zwischen der Oblast Irkutsk am westlichen und nördlichen Ufer und der Republik Burjatien am östlichen und südlichen Ufer. Zu den Hochgebirgen, die den See umrahmen, zählen das Baikalgebirge am Nordwestufer, das Stanowojhochland im Nordosten, die Bargusiner Berge sowie das Burgasy-Gebirge am Ostufer und das Sajangebirge, das sich südwestlich des Sees erhebt.
Geographische Dimensionen
Der Baikalsee, dessen Wasseroberfläche (31.492 km²) sich in 455 m Höhe über dem Meeresspiegel befindet, ist mit 25 Millionen Jahren der älteste und mit 1.637 m [3] der tiefste See der Erde. Der See, dessen Uferlänge rund 2.125 km beträgt, ist vom Südwesten zum Nordosten 728 km lang (Mittellinie des Baikals) und maximal 82 km breit, seine durchschnittliche Breite beträgt 48 km.
Klima
Rund um den See herrscht ein kontinentales, relativ sonnenreiches Nadelwaldklima. Es gibt jährlich etwa 2000 Sonnenstunden, wobei der Dezember mit 77 der sonnenärmste Monat und der Juni mit 275 Sonnenstunden der sonnenreichste Monat ist. Es gibt jährlich etwa 450 mm Niederschlag, wobei im Februar 9 mm Niederschlag fallen und im Juli 120.
Die Winter (November–März) sind mit Durchschnittstemperaturen um −20 °C trocken-kalt, es herrscht von Anfang November bis Ende März Dauerfrost. In den Bergen rund um den See liegt von Mitte September bis Ende Juni Schnee, während der Schnee in den Tälern von Mitte November bis Anfang April liegt.
Der Frühling (April/Mai) und der Herbst (September/Oktober) sind mit jeweils nur 2 Monaten sehr kurz. Nachtfröste kann es bis in den Juni hinein geben und dann bereits wieder ab Ende August.
Die Sommer (Juni–August) sind mit Durchschnittswerten um 15 °C und Tagestemperaturen häufig über 20 °C relativ warm. In dieser Zeit fällt auch der meiste Regen.
Hydrologie
Der Baikal bildet das größte Reservoir flüssigen Süßwassers der Erde mit einem Fünftel aller diesbezüglichen Reserven. Maximal passen 23.000 km³ Wasser in den See, was mehr ist, als die Ostsee enthält. Es entspricht dem 460-fachen Wasserinhalt des Bodensees. Das Einzugsgebiet des Sees umfasst mit seinen Zuflüssen 1.487.480 km²; dies entspricht knapp dem 4,2-fachen der Fläche Deutschlands.
Gespeist wird der Baikalsee von 365 Zuflüssen und Bächen, die ihm aus den umliegenden Gebirgen zufließen, darunter die Obere Angara, die Selenga und der Bargusin. Einziger Abfluss ist die Angara – einer der großen Flüsse Sibiriens.
Im Lauf der Zeit hatte der See zwei andere Abflüsse: Der erste befand sich etwas weiter nördlich als der heutige und hatte Anschluss an das Bett der heutigen Lena; durch Gebirgsbildung (Baikalgebirge) wurde dieser dann versperrt. Der zweite Abfluss entstand weiter südlich; durch ein Erdbeben vor etwa 16.000 Jahren änderte sich dessen Verlauf, so dass heute die Angara der einzige Abfluss des Sees ist. Trotz ihrer gewaltigen Abflussmenge müsste die Angara etwa 400 Jahre lang fließen, bis der Baikalsee geleert wäre.
Baikal-Rift
Der Baikalsee ist Teil einer kontinentalen Riftzone (Grabenbruch). Dieses so genannte Baikal-Rift, das sich seit Jahrmillionen von einer Schwächungszone zu einer Riftzone entwickelt hat, erweitert und vertieft sich nach wie vor um jeweils ca. 2 cm pro Jahr.
Weil hier die eurasische und die amurische Platte auseinanderdriften, entstehen Risse in der Erdkruste; bedingt wird dies durch die Kollision der weit südlich vorgelagerten Indischen Platte, die wie ein Keil die zuvor genannten Platten auseinanderdrückt. Die Zone des Baikal-Rifts, welche die größte Schwächung aufweist, liegt im Bereich des Baikalsees.
Der Riss, in dem der See liegt, ist etwa 1.600 km lang, fast 6 km tief und mit Sedimenten aufgefüllt. Daher reicht der Baikalsee „nur“ bis in 1.741 m Tiefe. Damit befindet sich im tiefsten See der Erde auch deren tiefste Kryptodepression.
Eine Vielzahl von Thermalquellen und gesteigerte seismische Aktivität deuten darauf hin, dass die Erdkruste in dieser Region sehr aktiv ist.

Inselwelt
Innerhalb des Baikalsees befinden sich 22 größere Inseln und an seinem Ufer zahlreiche Eilande und aus dem Wasser ragende Felsen. Seine größte Insel ist Olchon (Ol'chon; nahe dem Westufer; 730 km² groß und 72 km lang), deren Berge bis 1.276 m hoch sind (821 m über dem Seespiegel). Die größte Halbinsel des Sees ist Swjatoj Nos („Heilige Nase"; am Ostufer), deren Berge bis 1.636 m hoch aufragen (1.181 m über dem Seespiegel) und der die Uschkani-Inseln (etwa in der Seemitte) vorgelagert sind.
Naturschutz
Das Natur- bzw. Landschaftsbild am Baikalsee wird durch Abholzung der Wälder und Industrialisierung in Form der Zellulosefabriken bei Selenginsk und Baikalsk – ermöglicht unter anderem durch die Transsibirische Eisenbahn und die Baikal-Amur-Magistrale – sowie durch exzessive Fischerei und auch durch zunehmende Besiedlung durch Datschas der neuen Oligarchen bedroht.
Um der Zerstörung der Landschaft der Baikal-Region entgegenzuwirken, wurden vielerorts Naturschutzgebiete und teils auch Nationalparks eingerichtet. Am mittleren Westufer des Baikalsees befindet sich das Lena-Naturreservat, am gegenüber liegenden breitet sich das Bargusin-Naturreservat aus, an welches sich südlich der Transbaikal-Nationalpark anschließt. Am Südende des Sees wurde das Baikal-Naturreservat eingerichtet. Von der am Westufer gelegenen Insel Olchon bis wenige Kilometer vor das Südende des Sees breitet sich der Cisbaikal-Nationalpark aus. Außerdem ist der Baikalsee gänzlich von einer Küstenschutzzone umgeben.
Im Jahr 1996 wurde die riesige Baikal-Region von der UNESCO in die Liste des Welterbes als Weltnaturerbe aufgenommen.

Infrastruktur
Ortschaften
Zu den Ortschaften am Seeufer und nahe dem Baikalsee zählen:
- Baikalsk – am äußersten Südufer
- Baikalskoje – unweit des Nordendes
- Irkutsk – abseits des Südwestufers, an der Angara (60 km flussabwärts)
- Listwjanka liegt 70 km südöstlich von Irkutsk an der Stelle, wo die Angara aus dem Baikalsee fließt
- Selenginsk – abseits des Südufers, am Mündungsdelta der Selenga (50 km flussaufwärts)
- Sewerobaikalsk – am Nordende, unweit östlich der Einmündung der Oberen Angara
- Sljudjanka – am Südwestende
- Ust-Bargusin – am Ostufer, an der Mündung des Bargusins
Verkehr
Die unter anderen mit den eben genannten Ortschaften in der Regel noch verhältnismäßig dünn besiedelte Baikalregion, insbesondere die Gegend am Baikalsee, ist meist nur mit wenigen Straßen in Ufernähe erschlossen. Am Nordende wird der See von der Trasse der Baikal-Amur-Magistrale tangiert und im Süden von jener der Transsibirischen Eisenbahn. In Irkutsk und Ulan-Ude befinden sich wichtige Flugplätze.
Wenn der Baikalsee im Winter zugefroren ist, wird er als Straße verwendet. Einige Ortschaften am Baikal sowie die Inseln sind im Winter nur über diese "Zimnik" genannten Eispisten zu erreichen.
Heutzutage "driften" (schlittern) die jungen Russen mit ihren Autos über die Eisfläche oder lassen sich auf einem Schlitten von einem Auto über die Eisfläche ziehen.

Forschung
Neutrinoteleskop
Im Baikalsee befindet sich in rund 1.100 Metern Wassertiefe ein Neutrinoteleskop. Die Anlage besteht aus 192 Lichtsensoren, welche zylinderförmig angeordnet sind (Höhe der Anlage 80 Meter, Durchmesser 50 Meter). Das Teleskop dient zur Erforschung so genannter Neutrinos. Es konnten bereits einige wenige dieser Teilchen registriert werden.
Flora und Fauna
Der Baikalsee und seine Umwelt weisen eine einzigartige Flora und Fauna auf: Etwa zwei Drittel der insgesamt 2.500 Tier- und Pflanzenarten sind endemisch, das heißt sie kommen ausschließlich hier vor. Ein Grund, dass so viele Tiere auch in über 1,6 km Tiefe leben, ist, dass der See stetig tiefer wird und die Tiere so Zeit haben, um sich an die veränderte Situation zu akklimatisieren.
Hier lebt eine der beiden Robbenarten, die im Süßwasser vorkommen [4], die Nerpa oder Baikalrobbe. Der Omul, eine Lachsart und der Golomjanka, ein Fettfisch, der am tiefsten vorkommende Süßwasserfisch der Erde, leben ebenfalls hier. Möglich wird dies unter anderem auch durch die niedrige Wassertemperatur des Sees, die an der Oberfläche im Jahresmittel nur etwa 7 °C beträgt. In kaltem Wasser kann mehr Sauerstoff gelöst werden als in warmem Wasser.
Das Wasser des Baikalsees wird ständig auf natürliche Weise geklärt, sodass sein Reinheitsgrad extrem hoch ist. Für seine Sauberhaltung sorgen winzige Flohkrebse (230 Arten, die 90 % der Biomasse des Sees ausmachen), besonders hervorzuheben ist ein winziger Krebs, der Baikal-Epischura, der die kleinsten Algen und Bakterien vertilgt. Dieser Krebs ist nur anderthalb Millimeter lang, aber auf einen Quadratkilometer Wasserschicht zählen die Wissenschaftler zuweilen bis zu drei Millionen dieser Tierchen. Im Verlauf eines Jahres ist eine Armada der unersättlichen kleinen Krebse in der Lage, dreimal die oberste Fünfzig-Meter-Wasserschicht zu säubern (ca. 83 Kubikkilometer pro Tag). Ein anderer kleiner Krebs, der Makrohektopus, der zu den Seitenschwimmern gehört – die ansässigen Einwohner nennen ihn auch Jur –, vernichtet alles Organische, was die obersten Wasserschichten dieses Sees verschmutzen könnte. Die Seitenschwimmer vertilgen tote Fische, ertrunkene Insekten und sogar Landwirbeltiere. Ertrinkt ein Mensch in dem See, so hat man nur sieben Tage, um die Leiche im See wiederzufinden. Danach haben die Selbstreinigungsprozesse des Sees alle Spuren beseitigt.
Im umliegenden 2 Millionen Hektar großen Nationalpark findet man unter anderem Luchse, Bären, Hirsche oder Wölfe.
Tourismus
Im Entstehen ist Great Baikal Trail, ein um den Baikalsee führender Fernwanderweg. Wegen der enormen Wassermenge des Sees steigt die Wassertemperatur selbst im Juli und August kaum über 10°C und macht den See deshalb nur an sehr wenigen und flachen Stellen badetauglich. Außerdem ist er von Mitte November bis Anfang Mai komplett zugefroren.
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Lage des Baikalsees
Weblinks
- http://www.pr-naturetours.de/Baikalsee.htm (deut.)
- http://www.baikalwave.eu.org/g/index-g.html (russ. mit deutscher Unterseite)
- http://www.irkutsk.org/baikal/ (engl.)
- Reiseinformationsportal (deut./engl.)
- http://www.baikalplan.de (deut./engl.)
- http://baikal.irkutsk.org/
- http://baikalsee-tourismus.de/info.html
- http://baikalsee-tourismus.de/galerie.html
- Jeremy Page, Thirst for oil threatens a fifth of the world's fresh water ("The Times", London, 08.03.2006 - vgl. [1])
Quellen
- ↑ Der tiefste See der Welt
- ↑ Lake Baikal
- ↑ United Nations Environment Programme: LAKE BAIKAL BASIN
- ↑ Kurzes Lehrbuch der Zoologie. 1978, S. 488.