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Böhmen

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Böhmen (lat. bohemia, tschech: Čechy) ist eine historische Region in Mitteleuropa, sie umfasst die westlichen zwei Drittel Tschechiens.

Die Fläche beträgt etwa 52.060 km². Böhmen grenzt im Norden an Polen, im Osten an die Region Mähren, im Süden an Österreich und im Westen und Nordwesten an Deutschland.

Berühmt sind z. B. die Böhmische Küche, das böhmische Bier und die böhmische Blasmusik.

Geschichte


Sieben Kurfürsten wählen Heinrich VII. zum König.
Die sieben Kurfürsten wählen Heinrich VII. zum König.
Die Kurfürsten, durch die Wappen über ihren Köpfen kenntlich,
sind, von links nach rechts,
die Erzbischöfe von Köln, Mainz und Trier,
der Pfalzgraf bei Rhein, der Herzog von Sachsen,
der Markgraf von Brandenburg und der König von Böhmen.

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Im 4. Jahrhundert wurde das Gebiet vom keltischen Stamm der Bojer besiedelt, dessen lateinischer Name, Boiohaemum, die Namensgebung für Böhmen ist. Die Kelten wurden in der Folgezeit von den einwandernden Slawen verdrängt oder assimiliert.

Samos Reich bestand 620-660. Karl der Große (768-814) herrschte über Böhmen.

929 Der Přemyslide Herzog Wenzel von Böhmen wird von seinem Bruder Boleslav ermordet und später Schutzheiliger des Landes.

1251 Der spätere König Ottokar II. wird Herzog von Österreich, 1261 auch Herzog der Steiermark, 1269 auch von Kärnten und Krain. Da er den anderen Fürsten im Reich zu mächtig wird, wählen sie 1273 Rudolf I. von Habsburg zum König, der ihn 1278 in der Schlacht auf dem Marchfeld besiegt.

1306 Wenzel III. (Böhmen) wird in Olmütz ermordet. Dies ist das Ende der Přemislidendynastie.

1347 Karl IV. wird König von Böhmen; er gründete 1348 in Prag die erste Universität Mitteleuropas. Jan Hus wurde 1415 als Ketzer auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

8. November 1620 wurde die Schlacht am Weißen Berg geschlagen. Darauf folgte die "Zeit der Dunkelheit". Kaiser Ferdinand II. (1619-1637) unterdrückte alle Nicht-Katholiken . Viele Protestanten flohen oder wurden hingerichtet; auch floh die Mehrheit des böhmischen Adels und Deutsch wurde zur Amtssprache.

Die Herrschaft der Kaiserin Maria Theresia dauerte 1740-1780; danach wurde 1781 die Leibeigenschaft aufgehoben.

Am 28. Oktober 1918 wurde die Tschechoslowakische Republik gegründet.

Die Herren Böhmens

NameGeschlechtTitelvon-bis
Bohemus     
Krok     
Wenzel von BöhmenPremysliden921-929
Przemysl Ottokar I. und seine Frau LibussaPremyslidenHerzog und König von Böhmen1192/93-1197/1230
Wenzel I.PremyslidenKönig von Böhmen1230-1253
Ottokar II.PremyslidenKönig von Böhmen1253-1278
Wenzel II.PremyslidenKönig von Böhmen1278-1305
Wenzel III.PremyslidenKönig von Böhmen1305-1306
Rudolf III. von ÖsterreichHabsburgerKönig von Böhmen18. Januar 1307-3. Juli 1307
Heinrich von KärntenMeinhardinerKönig von Böhmen15. August 1307-1310
Johann von LuxemburgLuxemburgerKönig von Böhmen7. Februar 1311-1346
Karl I.LuxemburgerKönig von Böhmen1346-1378
Wenzel IV.LuxemburgerKönig von Böhmen1378-1419
SigismundLuxemburgerKönig von Böhmen1420-1437
AlbrechtHabsburgerKönig von Böhmen1438-1439
Ladislaus PostumusHabsburgerKönig von Böhmen1440-1457
GeorgPodiebradKönig von Böhmen1458-1471
Matthias I. CorvinusHunyadiKönig von Böhmen1471-1490
WladyslawJagiellonenKönig von Böhmen1490-1516
Ludwig I.JagiellonenKönig von Böhmen1516-1526

Böhmische Kultur

Böhmen war stets eine Region, in der religiöse und ethnische Gegensätze aufeinander getroffen sind. Dies erzeugte Konflikte, aber auch reiche Wechselwirkungen, in denen sich die Teilkulturen gegenseitig befruchtet haben. Die böhmische Kultur ist in ihrer Vielfalt geprägt vom Zummenwirken und Aufeinanderprallen von deutschen, tschechischen und jüdischen Einflüssen. Schriftsteller wie Franz Kafka, Franz Werfel, Friedrich Torberg und Jaroslav Hasek oder Komponisten wie Antonin Dvorak, Leos Janacek und Bedrich Smetana schöpfen in ihren Werken aus diesem Reichtum. Das deutschsprachige Prager Tagblatt galt als eine der besten Zeitungen seiner Zeit.

Der Einfluss der böhmischen Kultur insbesondere auf Österreich beschränkte sich nicht nur auf Kunst und Literatur. Auch im Alltagsleben bereicherten böhmische Schöpfungen die österreichische Kultur, etwa in der Küche (Powideltascherln), die bis heute von der Reichhaltigkeit böhmischer Kochkunst zehrt

Mit der Besetzung Böhmens durch die Nazis und der Vernichtung der tschechischen und jüdischen Künstler wurde die Vielfalt der böhmischen Kultur vernichtet. Die Vertreibung der deutschen Minderheit nach dem 2. Weltkrieg beendete dann auch den deutschen Einfluss. Die kommunistische Regierung unterdrückte Bestrebungen, die gegenseitigen Einflüsse am Leben zu erhalten. Erst nach dem Ende des kalten Kriegs wuchsen wieder kulturelle Verbindungen zwischen Österreich und Tschechien, besonders gefördert durch den tschechischen Präsidenten Vaclav Havel.

Literatur

  • Emanuel Poche: Böhmen und Mähren, München/Berlin 1986 (Kunstdenkmäler in der Tschechoslowakei, hg. v. Reinhardt Hootz)
  • Götz Fehr:Fernkurs in Böhmisch ISBN 345833033X