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Reiner Pfeiffer

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Reiner Pfeiffer (* 9. Februar 1939 in Lünen (Westfalen)) ist ein deutscher Journalist.

Biografie

Reiner Pfeiffer wurde als Sohn eines Polizeibeamten geboren. Über seine Kindheit ist wenig bekannt. Nach seinen eigenen Angaben wollte Pfeiffer mit 18 Jahren Priester werden, ging dann aber auf eine Polizeischule. Als Journalist war er später u. a. für die Westfälische Rundschau tätig. Von 1967 bis 1969 arbeitete Pfeiffer als Öffentlichkeitsreferent für Krupp in Essen und von 1969 bis 1976 für den Bremer Flugzeugbauer VFW. Danach war er bei der Bremer CDU als Pressesprecher angestellt und wurde 1976 außerdem Chefredakteur des unionsnahen Wochenblattes Weser-Report. Er arbeitete dort aber nicht sehr lange. Nachdem er den Weser-Report verlassen hatte, arbeitete Pfeiffer als freier Journalist, half seiner Frau als Verkäufer in deren Eisdiele und verdiente sich sein Geld als Grabredner bei einem Beerdigungsinstitut.

Anderthalb Jahre später war Pfeiffer wieder als politischer Redakteur bei dem Weser-Report angestellt. Nachdem er dort seine Stelle wieder verlor, erhielt er am 30. September 1986 einen Arbeitsvertrag beim Axel-Springer-Verlag für die Projektredaktion der geplanten neuen Springer-Zeitung Der Tag zum 01. Januar 1987. Allerdings beschloß die Konzernleitung einige Zeit später, die Pläne für die neue Tageszeitung fallenzulassen und so wurde er sofort (noch im Dezember) weiter an die Kieler Landesregierung als Medienreferent vermittelt. Nach seinen Verwicklungen in die Barschel- und die Schubladenaffäre war Pfeiffer arbeitslos, bekam jedoch bis Ende 1988 eine monatliche Zahlung von 5.700 DM Verdienstausfall vom Spiegel. Danach arbeitete Pfeiffer zeitweilig als Chefredakteur eines Anzeigenblattes und als Kreditvermittler in Oyten bei Bremen.

Barschel-Affäre

Bekannt wurde Pfeiffer durch seine Schlüsselrolle in der Barschel-Affäre. Gegenüber dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel gab er an, im Auftrag von CDU-Ministerpräsident Uwe Barschel den Kandidaten der SPD, Björn Engholm, diskreditiert zu haben. Pfeiffer stellte eine anonyme Anzeige wegen Steuerhinterziehung gegen Engholm und ließ ihn durch Detektive beschatten. Er besorgte ein Abhörgerät, welches angeblich in Barschels Telefon eingebaut werden sollte, um einen Abhörversuch der SPD vorzutäuschen. Am 5. Februar 1987 rief Pfeiffer bei Björn Engholm unter dem Namen Dr. Wagner an und teilte ihm mit, dass eine seiner Patientinnen, die an Aids erkrankt sei, angegeben hätte mit ihm intim gewesen zu sein.

Obwohl Pfeiffer immer wieder behauptet hatte, Ministerpräsident Barschel sei der Auftraggeber dieser z. T. kriminellen Machenschaften gewesen, wurde später seitens verschiedener Ermittlungseinrichtungen die Glaubwürdigkeit Pfeiffers hierzu in Frage gestellt. Es gelang allerdings weder die Urheberschaft von Pfeiffer noch die von Barschel zu beweisen oder zu widerlegen.

Der zweite Kieler Untersuchungsausschuss musste teilweise die Bewertungen des ersten Ausschusses revidieren. Manche gehen seither davon aus, dass Pfeiffer auf eigene Veranlassung gehandelt und auch ein doppeltes Spiel zwischen CDU, SPD und Spiegel getrieben habe.

Andere wie der Obmann der SPD im 1. Untersuchungsausschuss zur Barschel-Affäre, Gert Börnsen gehen davon aus, dass zumindest die Mittäterschaft bzw. Barschels politische Verantwortlichkeit gesicherte Erkenntnis ist, und belegen diese Einschätzung auch mit überprüfbaren Fakten.[1]

Schubladenaffäre

Nach dem Tod Barschels erhielt Pfeiffer von dem SPD-Landesvorsitzenden Günther Jansen 50.000 DM in bar. Das Geld will Jansen als Geldspenden für Pfeiffers Notlage gesammelt und in einer Schublade aufbewahrt haben. Bei zwei Treffen habe er dann das gesammelte Geld übergeben. Die Geldübergabe wurde 1993 als Schubladenaffäre publik, als eine ehemalige Lebensgefährtin Pfeiffers diese Zahlungen in einem Interview mit dem Stern erwähnte. Die Schubladenaffäre gab den Anlass zu einem zweiten Untersuchungsausschuss Anfang der 1990er Jahre in Kiel, der im Ergebnis den ehemaligen Ministerpräsidenten Barschel ent- und den Kronzeugen Pfeiffer belastete.

Björn Engholm, Nachfolger Barschels im Amt des Ministerpräsidenten, inzwischen auch Bundesvorsitzender der SPD, war der zweite Ministerpräsident Schleswig-Holsteins, der über Pfeiffer stürzte. Er hatte bereits vor der Landtagswahl von den Machenschaften Pfeiffers gegen ihn gewusst, dies aber später vor dem ersten parlamentarischen Untersuchungsausschuß geleugnet und sich damit eines Meieides schuldig gemacht.

Mitarbeiter

Barschel- und die Schubladenaffäre schränkten nicht nur die Glaubwürdigkeit Pfeiffers ein, sondern machten auch öffentlich, dass Pfeiffer schon in früheren Zeiten mit dem Hochstapler Gert Postel zusammengearbeitet hatte. Diese Zusammenarbeit setzte sich in seiner Zeit als Medienberater bei Uwe Barschel fort und hat eine bis heute nicht genau geklärte Rolle in der Kieler Affäre und bei dem Tod Dr. Barschels gespielt. Das Duo Pfeiffer/Postel soll angeblich schon in früheren Zeiten die Decknamen Roloff und Gelsenberg benutzt haben. Barschel hat in seinem letzten Telefonat mit seiner Frau vom Genfer Hotel Beau Rivage aus in Zusammenhang mit seinem (angeblichen) Treffen mit Roloff betont, dass ihm der Deckname Gelsenberg (für Pfeiffer) schon von Kiel her bekannt sei.[2]


Barschel hatte schon 1976 Kontakt mit Pfeiffer durch zwei Interviews, die Pfeiffer für den Weser-Kurier mit dem damaligen schleswig-holsteinischen Innenminister führte.[3]

Die Schubladenaffäre kam ans Tageslicht, nachdem Pfeiffers ehemalige Sekretärin und Geliebte, gekränkt durch die Trennung, die Sache öffentlich machte.

Einzelnachweise

  1. Jedes Mittel recht, Artikel von Gert Börnsen in der Frankfurter Rundschau, 18.09.2007
  2. Müller/Lambrecht Der Fall Barschel 2007 (S. 244)
  3. Herbert Wessels: Ein politischer Fall. Weinheim, 1988 (S.41 und S.82)