Bild (Zeitung)
Bild
| |
---|---|
Beschreibung | deutsche Tageszeitung |
Verlag | Axel Springer AG |
Erstausgabe | 24. Juni 1952 |
Erscheinungsweise | Montag bis Samstag |
Verkaufte Auflage | 3.547.644 Exemplare |
(IVW Q3/2007) | |
Reichweite | 11,49 Mio. Leser |
(Vorlage:Ma) | |
Chefredakteur | Kai Diekmann |
Weblink | bild.de |
Bild (in der Schreibweise des Verlags BILD, heute umgangssprachlich und früher auch offiziell Bild-Zeitung) ist eine deutsche Tageszeitung.
Das seit dem 24. Juni 1952 im Hamburger Axel-Springer-Verlag erscheinende Boulevardblatt ist die auflagenstärkste und am meisten zitierte Tageszeitung Deutschlands und die Zeitung mit der größten Auflage Europas.[1][2][3] 2005 war sie auf Platz sechs der 100 größten Tageszeitungen der Welt.[4]
Auflage, Leser und Art der Berichterstattung
Auflage und Reichweite
Lokalausgaben der Bild | ||
---|---|---|
seit | Name | |
1953 | Hamburg | |
1957 | Berlin-Brandenburg | |
1968 | München | |
1966 | Frankfurt am Main | |
1966 | Köln | |
1971 | Ostwestfalen | |
1971 | Südwestfalen | |
1973 | Mainz-Wiesbaden | |
1972 | Ruhr-Ost | |
1972 | Ruhr-West | |
1974 | Baden-Württemberg | |
1974 | Hessen | |
1974 | Rheinland-Pfalz | |
1974 | Saarland | |
1976 | Niedersachsen-West | |
1976 | Niedersachsen-Süd | |
1983 | Schleswig-Holstein | |
1976 | Rhein-Neckar | |
1983 | Aachen | |
1978 | Düsseldorf | |
1983 | Hannover | |
1984 | Bremen | |
1980 | Nürnberg | |
1980 | Bayern | |
1990 | Halle | |
1990 | Chemnitz | |
1990 | Magdeburg | |
1990 | Dresden | |
1990 | Leipzig |
Die Zeitung erscheint montags bis samstags in einer Bundesausgabe und in 33 verschiedenen Regionalausgaben, unterschiedlich in Umfang und Inhalt. Innerhalb Deutschlands kostet eine Ausgabe zurzeit 50 Cent. Im September 2007 betrug die verkaufte Auflage täglich 3.547.644 Exemplare.[5] Bild wird an über 100.000 Verkaufsständen in 44 Ländern verkauft.[6]
Leser und Anzeigen
Bild erreicht etwa 17,7 Prozent der deutschen Gesamtbevölkerung ab 14 Jahren, das sind etwa 11,49 Millionen Menschen.[6] Davon sind etwa 4,40 Millionen Frauen und 7,09 Millionen Männer.[7] 62 Prozent der Leser sind Männer, 45 Prozent haben Hauptschulabschluss mit Lehre, 32 Prozent die mittlere Reife und 4 Prozent die Hochschulreife. 7 Prozent der Leser sind Selbständige, 34 Prozent sind Angestellte oder Beamte und 37 Prozent sind Facharbeiter.[8] Laut Springerverlag dauert es durchschnittlich 38 Minuten, eine Bild-Zeitung zu lesen.[7]
Durch Gewinnspiele wie Super Bingo und gezielte Werbung mit sogenannten Volks-Produkten wird versucht, eine intensive Leserbindung zu erzielen. Die Bild.T-Online.de AG & Co. KG bewirbt in Verkaufsaktionen Volks-Produkte und schaltet hierfür Anzeigen in Bild und Bild am Sonntag.[9] Besonders im Webportal bild.de bietet die nachlässige Abgrenzung von Anzeigen und Artikeln oft Anlass zur Kritik. In der Bild finden sich häufig Sonder-, Anzeigen-Sonder- und Verlags-Sonderveröffentlichungen, deren journalistischer Charakter umstritten ist. Der Anzeigenpreis für 1/1 Seite in allen Ausstattungen in der Bild liegt 2007 bei 331.331 Euro (brutto). [10] Der tatsächlich von Anzeigenkunden bezahlte Preis liegt aufgrund von Kunden- und Agenturrabatten jedoch meist deutlich unter diesem Listenpreis.
Format und Layout
Bild verwendet seit Beginn an das nordische Format (376 × 528 mm). Der Aufmacher steht dabei stets über dem Bruch. Das Bild-Layout wird bestimmt durch die hart gegeneinander geschnittenen Farben schwarz, weiß und rot. Die Bild-Zeitung wird mit dem DTP-Programm QuarkXPress 3.32 erstellt, die Umstellung auf Adobe InDesign CS2 ist geplant. Die Grundschriften sind Neuzeit Grotesk für den Fließtext und Helvetica Inserat, Block und Champion als Schriften für die Überschriften. Zu bestimmten Ereignissen, wie beispielsweise dem Mauerbau, den Fußballweltmeisterschaften, nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 oder nach dem Mauerfall wurde das Bild-Logo für einen oder mehrere Tage umgestaltet. Wegen des Rechts am eigenen Bild werden häufig einzelne Beteiligte auf Bildern durch Balken unkenntlich gemacht, die Fotos werden aber dennoch gedruckt.
Druckstandorte
Druckstandorte sind Ahrensburg, Hannover, Berlin, Leipzig, Essen-Kettwig, Neu-Isenburg, Esslingen, München und Syke. In Madrid, Palma de Mallorca, Las Palmas, Mailand, Athen und Antalya werden spezielle Auslandsexemplare gedruckt.
Stil
Bild selbst bezeichnet seine Journalismusmethoden als Neuen Journalismus. Das Boulevardblatt druckt vor allem Kürzestgeschichten, die grammatikalisch und inhaltlich extrem verkürzt sind. Wenn nicht menschliche Belange an sich das Thema dieser Geschichten sind, werden abstrakte Ereignisse personifiziert und stark zugespitzt. Bild hat sich einen eigenen Sprachstil geschaffen, der mit einem deutlich reduzierten Wortschatz auskommt. Besonders oft anzutreffen sind folgende Elemente:

- Sachverhalte werden grammatisch und auch inhaltlich verknappt und möglichst vereinfacht dargestellt.
- Bild arbeitet bevorzugt mit Schlagwörtern und sprachlichen Bildern. Schlagwörter kommen unter anderem durch Komposition durch Bindestrich, unter Verzicht auf Flexion oder Präpositionen zustande, z.B. „Schamlos-Prinz“ statt „schamloser Prinz“. Dabei werden auch ungewöhnliche Kombinationen gebildet wie „Sonnenbrand-Hitze“ oder „Maulkorb-Urteil“. Andere Schlagwörter sind Neologismen wie „Blitzeis“ oder „Ramba-Zamba“. Mittlerweile sind viele davon in den allgemeinen Sprachgebrauch eingegangen.
- Durch besondere Sprache versucht Bild, bei den Lesern Emotionen zu erzeugen, um sie immer wieder zum Kauf und zum Lesen der Zeitung anzuregen. Das geschieht häufig durch direkte Ansprache des Lesers, unter anderem durch das gemeinschaftsbildende „wir“. So verkündete Bild die Wahl des aus Deutschland stammenden katholischen Kirchenoberhaupts Benedikt XVI. auf der Titelseite mit der Überschrift „Wir sind Papst!“
- Zweifelhafte Überschriften werden mit einem Fragezeichen versehen, um einen eventuell nur auf Hypothesen basierenden Artikel lesenswert erscheinen zu lassen oder um rechtliche Konsequenzen zu vermeiden.
- Oft kommen Ausrufe, Imperative, besonders hohe oder niedrige Zahlen zur Anwendung.
- Immer wieder werden die Leser durch das gezielte Erzeugen von Grauen, Furcht und Entsetzen bis hin zum Ekel unmittelbar angesprochen. Besonders bei Berichten über Kindesmisshandlung und andere schwere Verbrechen werden Worte wie „Bestie“ und „abscheulich“ benutzt.
- Schlagzeilen werden durch Ellipsen so weit reduziert, dass die einzelnen Wörter möglichst groß gedruckt werden können
- Auf abgeleitete und flektierte Formen wird zugunsten von Schlagworteffekten verzichtet, z.B. „Krabbe doch Doping?“ statt „Krabbe doch gedopt?“
- Durch den Gebrauch von Superlativen wird versucht, eine Meldung interessanter zu gestalten. Beispiele sind „Hamburgs dümmster…“, „Berlins faulster…“, „Deutschlands verlogenster…“
Öffentliche Meinung
Auf den ersten Blick versorgt die Bildzeitung ihre Leser auf unterhaltsame Weise mit Orientierungswissen, Serviceinformationen und Skandalberichten.[11] Sie vermittelt dabei eine dramatisierte, sensationalisierte und fiktionalisierte Weltsicht im Gewand der scheinbar objektiven Berichterstattung.[12] Gleichzeitig ist Bild – und mit ihr sämtliche Boulevardmedien – umfangreicher Kritik ausgesetzt.[13] Sei es wegen ihrer von vielen als polemisch empfundenen Art, dem ihr vorgeworfenen Hang zur Vereinfachung oder der Sensationslust. Bild ist mit einem beträchtlichen Negativ-Image behaftet, das auch ihre Leser betrifft.

Etlichen Rezipienten scheint es durchaus unangenehm zu sein, mit ihrer Lektüre gesehen zu werden oder sich als Bild-Leser zu „outen“. Im Widerspruch zu dem schlechten Ruf des Boulevardblattes steht jedoch sein enormer Erfolg. Bild war immer wieder besonderer Kritik ausgesetzt. Seit den 1960er-Jahren wird die Marktmacht des Blattes heftig kritisiert.
Die Meinung vieler Kritiker bezüglich der journalistischen Qualität von Bild spiegelt sich in der verbreiteten Ansicht, Bild dürfe sich nach einem Gerichtsurteil nicht länger „Zeitung“ nennen. Tatsächlich aber gibt es in Deutschland kein Gesetz, welches vorschreibt, wann eine Veröffentlichung als „Zeitung“ verkauft werden darf.[14]
Im Internet etablierte sich das Weblog Bildblog, welches kritisch über den Bild-Journalismus berichtet. Mit etwa 50.000 Seitenaufrufen am Tag ist es das meistgelesene Weblog Deutschlands, es wurde mehrfach ausgezeichnet.[15]
Presserat und Bild
Der Bild-Redaktion werden nicht selten die vorschnelle Verurteilung von Verdächtigen, die Missachtung von Persönlichkeitsrechten und mangelnde Beachtung der journalistischen Sorgfaltspflicht angelastet. Berichterstattung dieser Form verstößt gegen den Pressekodex des Deutschen Presserats, zu dessen Einhaltung sich Verlag und Redaktion selbst verpflichten. Der Springer-Verlag formulierte im August 2003 eigene journalistische Leitlinien die das Verständnis der publizistischen Grundsätze des Pressekodex konkretisieren sollen.[16][17]
Bis zum Jahr 1986 gab es keine verbindlichen Richtlinien zum Abdruck von Rügen des Presserates. Zwischen 1977 und 1986 weigerte sich Bild in einigen Fällen, Rügen und Stellungnahmen des Deutschen Presserates abzudrucken. Als 1981 der Express den Abdruck einer Rüge verweigerte, stellte der Presserat seine Arbeit ein, bis 1985 die Verlage eine Selbstverpflichtung zum Abdruck der Rügen abgaben, der sich auch Bild anschloss.
Seit Beginn der Statistik im Jahr 1986 ist Bild die am meisten gerügte Zeitung mit 106 Rügen. Auf dem zweiten Platz folgt ihr die Erotikzeitschrift Coupé mit 16 Rügen.[18]
Geschichte der Bild
Die 1950er-Jahre

Chefredakteure der Bild | ||
---|---|---|
Jahr | Chefredakteur | |
1952 | Rolf von Bargen | |
1952–1958 | Rudolf Michael | |
1958–1960 | Oskar Bezold | |
1960–1962 | Karl-Heinz Hagen | |
1961–1971 | Peter Boenisch | |
1971–1980 | Günter Prinz | |
1981–1988 | Horst Fust | |
1988–1989 | Werner Rudi | |
1989–1990 | Peter Bartels | |
1990–1992 | Hans-Hermann Tiedje | |
1992–1997 | Claus Larass | |
1998–2000 | Udo Röbel | |
seit 2001 | Kai Diekmann |
Die erste Ausgabe der Bild erschien am 24. Juni 1952 mit einer Gesamtauflage von 455.000 Exemplaren. Die erste Ausgabe hatte vier Seiten und wurde kostenlos verteilt, danach kostete das Blatt 10 Pfennig. Inhaltlich gab es auf der Titel- und Rückseite ausschließlich aktuelle Fotos des Weltgeschehens im Großformat, dazu längere Bildunterschriften und drei Comic-Strips. Der Innenteil war gefüllt mit knappen Meldungen, Preisausschreiben, Horoskopen und Kurzgeschichten. Der erste Aufmacher lautete „Grenze bei Helmstedt wird gesichert!“.
Das Vorbild des Herausgebers Axel Springer für Stil und Inhalt war die auflagenstarke Boulevardpresse in Großbritannien, die er während der britischen Besatzungszeit in Hamburg näher kennen gelernt hatte. Springer sah in Bild, die „gedruckte Antwort auf das Fernsehen“. Zur Startmannschaft gehörten zehn Redakteure und zwei Sekretärinnen. Bild war und ist eine Kaufzeitung. Sie wird ausschließlich am Kiosk verkauft und kann nicht abonniert werden.
Inhalt und Form waren noch weit entfernt von der heutigen Bild. So war der Name wörtlich zu nehmen. Oft bestanden die Artikel nur aus einem Foto mit Bildunterschrift. Laut Springer sollte der vordere Teil politisch sein, während die Rückseite zumeist Klatschgeschichten über Prominente lieferte. Das Konzept war eine schnell lesbare Zeitung für jedermann zu schaffen, die gleichzeitig Leserbindung schafft.
Die Zeitung hieß zunächst „10-Pfennig-Bild-Zeitung“ oder auch „Groschenblatt“ und wurde aus dem Bauchladen von Straßenhändlern verkauft, die einen weißen langen Regenmantel trugen, dazu eine weiße Mütze mit hochgezogener Front, auf der der Name der Zeitung stand. Bis Oktober 1952 war Rolf von Bargen verantwortlich für den Inhalt. Am 1. November 1952 wurde Rudolf Michael Chefredakteur. Am 11. Dezember 1952 erschien die erste Anzeige in Bild, Werbung für Chlorodont-Zahnpasta.
Unter Chefredakteur Rudolf Michael druckte Bild weniger Bilder und mehr Text, der verbale Blickfang, die Schlagzeile, wurde eingeführt. Inhaltlich bot Bild weiterhin Human-Interest-Themen und wenig Politik. Nachdem die Auflage bis Ende 1952 auf 200.000 Exemplare täglich gefallen war und Bild schon das finanzielle Aus drohte, stieg die Auflage bis März 1953 stark an und übersprang die eine Million Marke. Am 11. April 1953 erschien erstmals die Regionalausgabe Bild-Hamburg.
Von 1955 bis 1970 hatte Bild ein Maskotchen. Lilli, ein blondes, langbeiniges Mädchen aus der Feder des Karikaturisten Reinhard Beuthin, für die 1955 eine Puppe kreiert wurde. Die 30 Zentimeter große Bild-Lilli war Vorbild für die amerikanische Barbie-Puppe. Lilli wurde in Deutschland so populär, dass 1958 ein Film über sie gedreht wurde „Lilli - ein Mädchen aus der Großstadt“. Die Hauptrolle wurde in einem Wettbewerb in Bild besetzt. Die Gewinnerin war die dänische Schauspielerin Ann Smyrner.
1956 lag die Auflage bei 2,5 Millionen Exemplaren. Die Bild am Sonntag, der erste Bild-Ableger, erschien erstmals. Am 14. Oktober 1957 wurde die Regionalausgabe Bild-Berlin eröffnet. Am 25. Mai 1959 legte Axel Springer den Grundstein für das Verlags- und Druckereigebäude in der Kochstraße in Berlin. Als Rudolf Michael 1958 die Chefredaktion aus Altersgründen niederlegte, betrug die verkaufte Auflage über drei Millionen Exemplare. Bild war die größte Tageszeitung Europas geworden.
Die 1960er-Jahre
In den 1960er-Jahren spiegelte Bild die Atmosphäre der Wirtschaftswunderzeit wieder. Information und Unterhaltung für den kleinen Mann, der optimistisch und noch bescheiden sein persönliches Glück sucht. Axel Springer verteidigte sein Konzept, „die Masse, nicht der Intellektuelle“ sei seine Zielgruppe. Unter dem konservativen Chefredakteur Karl-Heinz Hagen wurde Politik wichtiger. Die Zeitung vertrat einen strikten Antikommunismus in Bezug auf die DDR und die Staaten des Warschauer Paktes und trat vehement gegen die Deutsche Teilung ein. Unter dem im Vergleich zu Hagen liberaleren und damals erst 34-jährigen Chefredakteur Peter Boenisch kam es ab 1962 zu einer ruckartigen Kurskorrektur. Politik trat stark in den Hintergrund und leichtere Themen, wie Filmstars, Prominente und Sport wurden wichtiger. Im Januar 1962 entstammten 26 Seite-1-Schlagzeilen diesen Bereichen und nur zwei der Politik. Wenn politisch berichtet wurde, dann rückten die Innenpolitik und die deutsch-deutschen Beziehungen in den Mittelpunkt. Bild beteiligte sich an der Ansteckeraktion „Macht das Tor auf“ und berichtete ausführlich über die Fluchtbewegung aus der DDR. Nach dem Mauerbau am 13. August lautete die Schlagzeile „Der Osten handelt - was tut der Westen? Der Westen tut NICHTS!“ Zur Zeit des Mauerbaus 1961 titelte Bild wochenlang mit der Grafik eines Stacheldrahts als Umrandung.

Die wachsende Marktmacht des Verlages beunruhigte Ende der 1960er-Jahre viele Beobachter.[19]Ab Mai 1966 wurden die Konzentrationserscheinungen im Pressewesen in der westdeutschen Medienpolitik zu einem zentralen Thema und stießen – bereits zugespitzt auf die personalisierte Diskussion über Axel Springer und eine etwaige Monopolstellung der Bildzeitung – im darauf folgenden Frühjahr in den öffentlich-rechtlichen Rundfunkmedien auf starke Resonanz. Die Ursprünge dazu reichen bis ins Jahr 1964 zurück, als das Wirtschaftsmagazin Capital die Marktanteile des Springer-Konzerns in einem detaillierten und faktenreichen Bericht unter dem Gesichtspunkt der Pressekonzentration erörterte. Im Anschluss daran bildete sich bis ins Jahr 1967 eine „publizistische Anti-Springer-Allianz“ verschiedener westdeutscher Verleger unter der maßgeblichen Federführung des Spiegel-Herausgebers Rudolf Augstein. Diese Allianz versuchte gezielt dem Springer-Konzern in der Öffentlichkeit das Image einer bedrohlichen publizistischen Monopolmacht anzuheften.[20] Da es sich dabei um systematische und mehr oder weniger koordinierte Aktivitäten handelte, bezeichnen Kritiker diese strategisch verfolgte Imageschädigung als Anti-Springer-Kampagne.[21] Parallel dazu führten im Frühling 1966 auch die DDR-Medien eine weniger auf Recherchen als vielmehr auf propagandistischen Behauptungen beruhende massive Kampagne gegen das angebliche Meinungsmonopol der Bildzeitung.
Der Springer-Verlag selbst trug durch sein Verhalten zu seinem schlechten Ruf bei. Einerseits durch seine kontinuierlichen und trotz diesbezüglicher Kritik fortgeführten Expansionsaktivitäten und andererseits durch das wiederholte öffentliche politische Engagement von Axel Springer persönlich. Das Thema ‚Pressekonzentration durch das Imperium Springer‘ erhielt in einer breiten Öffentlichkeit zunehmend größere Aufmerksamkeit.[21] 1965 stieg der Preis der Bild-Zeitung von 10 auf 15 Pfennig an. Die 13-jährige Geschichte als „Groschenblatt“ war damit beendet.
Seit Ende 1966 häuften sich die kritischen Kommentare der sogenannten Springerpresse gegenüber der protestierenden Studentenschaft. Diese zunehmend verbal-aggressiven Anfeindungen, führten bei den Studenten zu einer stark emotionalen Unterfütterung ihrer theoretisch abgeleiteten Verurteilung des angeblichen Meinungsführers Springer. Gleichzeitig erhielt Springer während dieser Jahre immer wieder die Zustimmung von Politikern. [22]
Für die APO wurde Bild und der Springer-Verlag zum Feindbild. Die Kampagne "Enteignet Springer!" wurde initiiert und offen die Zerschlagung des Konzerns verlangt.[23] Am 6. Oktober 1967 kam es zu einer Vereinbarung zu einer gemeinsamen APO-Kampagne gegen Springer zwischen Vertretern verschiedener Studentenverbände (LSD, SHB, SDS), den AStAs verschiedener Universitäten, der Kampagne für Abrüstung (KfA) des Republikanischen Clubs (RC) und des Publikationsorgans Berliner Extra-Dienst.[24]
Am 2. Juni 1967 starb der Student Benno Ohnesorg in Berlin durch eine Polizeikugel. Dieses Ereignis ließ den Konflikt zwischen Springerverlag und Studenten eskalieren. Der Vorfall wurde vertuscht, und die Studenten wurden in der Bildzeitung nicht nur eindeutig als die Aggressoren dargestellt, sondern darüber hinaus mehrmals in polemischer Weise in die Nähe terroristischer Vereinigungen gerückt oder mit den Nationalsozialisten gleichgesetzt. Bild berichtete lediglich, es habe einen Toten gegeben und lenkte den Gewaltvorwurf auf die Demonstranten. In ihrem Kommentar vom 3. Juni 1967 hieß es: „Studenten drohen: Wir schießen zurück“ sowie „Hier hören der Spaß und der Kompromiss und die demokratische Toleranz auf. Wir haben etwas gegen SA-Methoden.“[25]

1967 formulierte Axel Springer vier Leitlinien des Verlags, die nach der Wiedervereinigung Deutschland angepasst und nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 in den USA erweitert wurden.[26] Bis heute muss jeder Angestellte diese Zusatzvereinbarung zum Arbeitsvertrag unterzeichnen. Am 1. April 1968 erschien die Regionalausgabe Bild-München zum ersten Mal. Nach der Mondlandung erschien am 21. Juli 1969 das erste Farbfoto in Bild. Bild druckte aus diesem Anlass unter das Logo den Schriftzug „Mond-Zeitung“.
Am 11. April 1968 wurde der Studentenführer Rudi Dutschke von Josef Bachmann in Berlin angeschossen. Am Tag des Attentats hatte Bild getitelt: „Rudi Dutschke - Staatsfeind Nr. 1!“ Dies ließ den Konflikt nochmals eskalieren. Viele gaben der Bild-Zeitung und ihrer Berichterstattung über Dutschke und die Studentenbewegung eine Mitschuld an dem Attentat. „Bild schoss mit!“, hieß es. Es folgten schwere Unruhen in Westberlin und anderen Städten. Demonstranten versuchten das Springer-Haus in Berlin zu stürmen und setzten Bild-LKWs in Brand. Die Hamburger Druckerei wurde belagert um die Auslieferung von Bild zu verhindern, die Bild-Redaktion in München wurde von Studenten verwüstet.
Viele namhafte linke deutsche Intellektuelle wandten sich 1967 öffentlich gegen die Erzeugnisse des Axel-Springer-Verlages und damit vor allem gegen die Bild. Bedeutende ehemalige Mitglieder der Schriftsteller-Gruppe Gruppe 47 um Günter Grass, Peter Rühmkorf und Klaus Staeck, begründeten die Anti-Bild-Kampagne mit der Unterschriftenaktion „Wir arbeiten nicht für Springer-Zeitungen“. Die Schriftsteller befürchteten eine „Einschränkung und Verletzung der Meinungsfreiheit“ und eine „Gefährdung der Grundlagen der parlamentarischen Demokratie in Deutschland“ durch die Marktmacht des Konzerns. Weitere Unterzeichner waren Heinrich Böll, Jürgen Habermas sowie Gewerkschafter und Politiker.
Intellektuelle wie Theodor Adorno, Heinrich Böll, Ludwig von Friedeburg, Eugen Kogon, Golo Mann oder Alexander Mitscherlich unterzeichneten nach dem Duttschke-Attentat eine „Erklärung zum Mordanschlag“ in der sie eine öffentliche Diskussion über die Marktmacht Springers fordern.[27]
Im Jahr 2006 gab Günter Grass nach Jahrzehnten zu verstehen, von dem Boykott abrücken zu wollen, wenn sich der Springer-Konzern für die verletzende Art entschuldige, mit der die Zeitungen des Konzerns das Werk von Heinrich Böll begleitet hätten. 2006 traf sich Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner mehrfach mit Günter Grass und kündigte an „im Hinblick auf 1968 für den Axel Springer Verlag eine selbstkritische Revision zu führen.“ Auszüge des Streitgesprächs, das der Publizist Manfred Bissinger moderierte, wurden im Juni 2006 im Spiegel abgedruckt. Das Gespräch soll im Steidl-Verlag unter dem Titel „Die Springer-Kontroverse“ als Taschenbuch herausgegeben werden.
Die 1970er-Jahre

Durch die eskalierte Auseinandersetzung mit der Studentenbewegung 1968 und vielen Intellektuellen befand sich Bild in den 1970ern im Zentrum der Kritik. Die öffentlichen Auseinandersetzungen führten zu einem Auflagenrückgang um eine Million Exemplare. Am 6. August 1971 übernahm Günter Prinz die Chefredaktion der Bild-Zeitung. Mit seinem Stil, einem „Mix aus Sex, Facts und Fiction, aus Politik, Verbrechen und Verbrauchertips“ schaffte er es in verhältnismäßig kurzer Zeit, die Auflage wieder auf über vier Millionen zu steigern.[28]
Prinz ist Erfinder von „Ein Herz für Kinder“, einer Spenden- und Hilfsaktion, mit der die Bild bis 2006 über 25 Millionen Euro sammelte. Zeitweise klebte Ende der 1970er Jahre auf jedem zweiten deutschen PKW ein Aufkleber mit dem roten Herzen. Nach eigenen Angaben wurden 80 Millionen Stück verteilt.[28]
Prinz entwickelte auch die Aktion „Bild kämpft für Sie“. Innerhalb von zwei Jahren erhielt die Redaktion zwei Millionen Zuschriften mit der Bitte um Unterstützung. In den 1970er-Jahren entstanden in den Ballungsgebieten 15 weitere Regionalausgaben. 1961 hatten 80 Prozent aller Leser die zentral produzierte Bundesausgabe erhalten. 1977 waren es nur noch zehn Prozent.
Am 19. Mai 1972 verübten Ulrike Meinhof und andere Terroristen der Rote Armee Fraktion einen Bombenanschlag auf das Verlagshaus der Axel Springer AG in Hamburg. Es gab 38 Verletzte. In zwei Privathäusern von Axel Springer kam es im selben Jahr zu Brandanschlägen. Daraufhin wurden die Sicherheitsvorkehrungen in allen Bild-Redaktionen verstärkt.

Im Frühjahr 1977 arbeitete der Schriftsteller und investigative Journalist Günter Wallraff dreieinhalb Monate lang unerkannt unter dem Pseudonym Hans Esser als Lokalreporter für die Bildzeitung in Hannover. Er veröffentlichte danach die Anti-Bild-Trilogie Der Aufmacher, Zeugen der Anklage und Das Bild-Handbuch, in der er der Bild schwere journalistische Versäumnisse nachwies. Die Wallraff-Enthüllungen wurden zu einem der größten Presseskandale der Bundesrepublik.
Nach Wallraffs Recherchen bei Bild sprach der Deutsche Presserat 1977 sechs Rügen gegen Bild aus, die auf Wallraffs Buch basierten. Auch Wallraff selbst wurde „für seine unzulässige verdeckte Recherche“ einmal gerügt.[29] Die Verhandlungen über die Rügen im Fall Wallraff stürzten den Deutschen Presserat 1977 in eine tiefe Krise, die faktisch zu einer siebenjährigen Handlungsunfähigkeit des Gremiums führte. Erst Ende 1985 konnte die Krise mit einer Reihe von gemeinsamen Selbstverpflichtungen aller Verlage gelöst werden. Bild hält die Vorgaben aus dieser Vereinbarung seitdem ein. Enthalten ist die Verpflichtung, Rügen und Stellungnahmen des Presserates im eigenen Blatt zu veröffentlichen. Seitdem ist Bild stets die meistgerügte Zeitung.
Der Springerverlag strengte mehrere Prozesse gegen Wallraff an, so dass dieser einige Passagen aus seinem Buch bei den nächsten Auflagen weglassen musste. Dies betraf vor allem zitierte Dialoge mit einzelnen Bild-Mitarbeitern, die sich auf ihr Persönlichkeitsrecht beriefen. Die Prozesse dauerten bis 1984 an. Der Bundesgerichtshof entschied zu Gunsten Wallraffs.[30] Dagegen legte der Springer-Konzern eine Verfassungsbeschwerde beim Bundesverfassungsgericht ein. In seinem Grundsatzurteil vom 25. Januar 1984 rügte dieses lediglich die teils wörtliche Schilderung einer Redaktionskonferenz und entschied ansonsten zu Gunsten Wallraffs.[31]
1980 bis 2000

1982 übersprang Bild bei der täglichen Auflage die Fünf-Millionen-Marke, konnte sie jedoch nicht stabilisieren. 1985 starb Axel Springer. Vor seinem Tod hatten 24 Jahre hindurch zwei Männer Bild geleitet: Boenisch und Prinz. Nun wechselten die Chefredakteure häufiger. Der Bild-Gründer verpflichtete seine Erben, seinen Nachlass bis zum Jahre 2015 nicht zu verkaufen. Heute wird sein Erbe überwiegend von seiner fünften Ehefrau Friede Springer verwaltet. Bis 1990 entstehen neun weitere Regionalredaktionen in Westdeutschland. Anfang 1990 gründete Bild in Dresden, Leipzig, Chemnitz, Magdeburg, Halle und Mecklenburg-Vorpommern neue lokale Redaktionen. Die Auflage lag 1990 bei 4,5 Millionen Exemplaren und blieb bis 1998 konstant. Trotz des neuen Marktes in den fünf neuen Ländern der ehemaligen DDR konnte Bild die Auflage nicht steigern.
Seit 1994 wird der Bild Osgar jährlich von der Leipziger Bild verliehen. Ausgezeichnet werden Menschen, die sich um Frieden, Freiheit und die Deutsche Einheit verdient gemacht haben. Der Preis ist eine Porzellanfigur aus der Königlichen Porzellan Manufaktur Berlin. Bis einschließlich 2006 wurden 74 Preisträger gekürt.
Die Rechtschreibreform von 1996 wurde von Bild abgelehnt. Nachdem die Reform 1999 zunächst übernommen wurde, entschied man sich 2004 für eine eigene, an die klassische Rechtschreibung angelehnte sogenannte Hausorthographie. Diese wurde im August 2005 noch einmal erweitert. Zugleich wurde eine öffentlichkeitswirksame Kampagne gegen die von Bild als „Schlechtschreibreform“ kritisierte Reform gestartet. Am 7. März 2006 gab der Springer-Konzern bekannt, den Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 2. März für die reformierte Rechtschreibung entsprechend der Vorschläge des Rats für deutsche Rechtschreibung für alle Erzeugnisse zu übernehmen, jedoch bei optionalen Schreibweisen weitgehend die klassische Rechtschreibung anzuwenden. Bild gab wie der Spiegel und der Stern 2006 den Widerstand gegen die Reform auf.
Seit 2000

Nach 1998 wurde Bild von dem allgemeinen wirtschaftlichen Rückgang der Zeitungsbranche Ende der 1990er erfasst. Durch das aufstrebende Internet als neue journalistische Konkurrenz und die allgemein abnehmende Nachfrage nach Print-Anzeigen verlor Bild zwischen 1998 und 2006 eine Million Leser.[32] Bis heute ist dieser Trend nicht gebrochen. Zusätzliche Belastung war die aufwendige Erweiterung des neuen Springer-Hauptsitzes in Berlin nach der Wiedervereinigung, der etwa 400 Millionen Euro kostete und der Umzug der Redaktionen von Bild und Bild am Sonntag von Hamburg nach Berlin, der im März 2008 endgültig abgeschlossen sein soll. Zum 1. Januar 2001, die Auflage lag bei 4,36 Millionen Exemplaren, wurde Kai Diekmann zum Chefredakteur sowie zum Herausgeber von Bild und Bild am Sonntag berufen.
Am 11. Juni 2006 führte Bild eine Korrekturspalte an einem festen Ort, auf der Seite 2, ein, in der Falschmeldungen berichtigt und vorherige Darstellungen relativiert werden. Dieses stellt einen freiwilligen redaktionellen Widerruf dar und ist nicht mit einer Gegendarstellung zu verwechseln, zu der die Zeitung im Einzelfall verurteilt werden kann. Eine falsche Angabe unter einem Aktfoto der Wetter-Moderatorin Andrea Kempter auf dem Bild-Titel vom 10. Juni 2006 wurde zum Anlass genommen, eine Korrekturspalte einzuführen. Im Text wurde die als „rassige Schönheit“ beschriebene Dame als Sat.1-Wetterfee bezeichnet. Tatsächlich war sie jedoch nicht bei Sat.1 tätig, sondern Wetter-Ansagerin des Nachrichtensenders N24. Bei US-amerikanischen Zeitungen waren solche Spalten seit Jahrzehnten etabliert, in Europa jedoch bisher nicht.[33]
Am 16. Mai 2007 verabschiedete der Vorstand des Axel-Springer-Verlages den Beschluss, dass die Redaktion der Bild-Zeitung und der Bild am Sonntag nach Berlin umgesiedelt werden soll. In Hamburg verbleibt lediglich eine Lokalredaktion. Am 24. Mai 2007 schränkte der Vorstand den Beschluss dahingehend ein, dass ab März 2008 etwa 500 Mitarbeiter aus den Redaktionen nach Berlin ziehen und die Bereiche Vertrieb, Logisitik sowie Teile der Herstellung in Hamburg verbleiben sollen.[34]
Seit 2006 druckt Bild viele Fotos im Rahmen der Bild-Leserreporter-Initiative. Insbesondere die Honorierung der Beiträge mit bis zu 500 Euro führt immer wieder zu heftiger Kritik. Im Rahmen von Verkehrsunfällen und anderen Notfalleinsätzen kam es zu Störungen durch selbsternannte Leserreporter.
2007 stieg der Springer-Verlag mit dem Ableger Bild-Mobil in das Mobilfunkgeschäft ein.
Skandale

1964 nahm Bild erstmals direkt Einfluss auf ein bereits beschlossenes Bundesgesetz. Im Juli 1964 gab Postminister Richard Stücklen eine Erhöhung der Fernsprechgebühren bekannt. Bild berichtete: „Alles lassen wir uns nicht gefallen!“ und „Holt den Bundestag aus dem Urlaub!“. In der extra einberufenen Sitzung des Parlaments während der Sommerpause wurde die Preiserhöhung teilweise zurückgenommen.[35]
1978 wurde die Bild-Zeitung zu 50.000 DM Schmerzensgeld verurteilt, nachdem sie in ihrer Berichterstattung über den Mord an dem Dresdner Bank Chef Jürgen Ponto die Studentin Eleonore Poensgen als „Terroristen-Mädchen“ diffamiert hatte, obwohl gegen sie strafrechtlich nichts vorlag. Das Urteil erregte großes Aufsehen, weil der Fall große Ähnlichkeit mit der fiktiven Geschichte aus dem Roman Die verlorene Ehre der Katharina Blum von Heinrich Böll aus dem Jahr 1974 hatte.
1999 bezeichnete Bild Günter Wallraff als „Stasi-Spitzel“ und „inoffiziellen Mitarbeiter der Staatssicherheit der DDR“, woraufhin Wallraff Bild auf Unterlassung verklagte. In dem folgenden Prozess legte die Bild-Redaktion Stasi-Akten vor, die zwar offenlegten, dass Wallraff als inoffizieller Mitarbeiter der Stasi geführt wurde, jedoch ohne sein Wissen. Der Bundesgerichtshof entschied nach drei Jahren in letzter Instanz, dass Bild Wallraff nicht als „Stasi-Spitzel“ oder „IM“ bezeichnen darf. [36] Seit 1999 hat Bild nicht über Günter Wallraff berichtet.
Im November 2000 berichtete Bild über die Ermordung eines kleinen Jungen im sächsischen Sebnitz durch Neonazis. Maik Hauke wurde als einer der vermeintlichen Täter dargestellt. Bild titelte „Hager, Bürstenhaarschnitt: Maik H. – unter Mordverdacht verhaftet.“ Fünf Tage nach dieser Schlagzeile wurde klar, dass der vermeintliche Täter unschuldig war. Bild entschuldigte sich nicht, allerdings durfte der Ort Sebnitz in verschiedenen Springer-Zeitungen kostenlose Anzeigen schalten.
Im Dezember 2000 berichtete Bild über den Sozialhilfeempfänger Karl Heinz S., der Ende 2000 die Übernahme der Kosten für das Potenz-Medikament Viagra beantragte, nachdem ihm ein Facharzt für Urologie eine erektile Dysfunktion bescheinigt hatte. Gegen einen ablehnenden Bescheid des Sozialamtes hatte er Klage erhoben, mit der Begründung Kondome seien auch als Sonderausgabe anerkannt. Bild taufte den Mann „Viagra-Kalle“ und berichtete ausführlich über den Fall. Auch der Spiegel nahm sich der Geschichte an und veröffentlichte einen Artikel namens „Viagra und Urlaub“. Den Rechtsstreit verlor der Kläger.[37]
Im Januar 2001 fragte Bild in einer Schlagzeile „Was machte Minister Trittin auf dieser Gewalt-Demo?“ Es wurde ein Foto von Jürgen Trittin auf einer Demonstration in Göttingen veröffentlicht. Bild druckte das Foto jedoch in schwarz-weiß, schlecht gerastert und an den Rändern stark abgeschnitten ab und macht mit einmontierten Hinweisen auf einen Bolzenschneider, der eigentlich ein Handschuh war, sowie auf einen Schlagstock, in Wirklichkeit ein Tau, aufmerksam. Chefredakteur Kai Diekmann entschuldigte sich erst nach heftigen Diskussionen bei Trittin. Diekmann räumte ein, dass es sich bei dem Bericht um einen „handwerklichen Fehler“ gehandelt habe. Das Foto sei aus einem Video entnommen worden. Durch die schlechte Qualität des Ergebnisses hätten die Redakteure das Bild falsch interpretiert.
Im Jahr 2002 kam es zur „Bonusmeilen-Affäre“ , bei der Bild zusammen mit dem Bund der Steuerzahler herausfand, dass einige Politiker mit ihren dienstlich angesammelten Bonusmeilen Privatreisen unternahmen. Dies führte unter anderem zu den Rücktritten von Gregor Gysi und Cem Özdemir. Es wurde kritisiert, dass Bild die Informationen Stück für Stück veröffentlichte und auffallend viele Politiker aus den Fraktionen von SPD und Grünen betroffen waren.
Im August 2003 berichtete Bild, dass Rolf John mit der monatlich aus Deutschland überwiesenen Sozialhilfe in Miami Beach ein Appartement in unmittelbarer Strandnähe finanzierte. Dem sogenannten „Sozialschnorrer“ gab sie den Namen „Florida-Rolf“. Die Höhe der Gesamtleistung, einschließlich Kosten der Unterkunft, die Rolf John vom Sozialamt monatlich erhielt, belief sich tatsächlich auf 1900 Euro pro Monat. Infolge der durch Bild geschürten öffentlichen Empörung verabschiedete die Bundesregierung innerhalb kürzester Zeit auf Betreiben der Bundessozialministerin Ulla Schmidt eine Verschärfung der Richtlinien zur Zahlung von Sozialhilfe ins Ausland und entzog Rolf John die Leistungen, der daraufhin nach Deutschland zurückkehrte und Altersrente beantragte.[37]
Im März 2004 belegte der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) die Bild-Zeitung mit einem Interview-Boykott, weil sie seiner Ansicht nach die Arbeit seiner Regierung einseitig negativ darstellte. Einem KNA-Bericht zufolge missachtete die Bild als einzige Zeitung die Sperrfrist über das Schreiben Über die Zusammenarbeit von Mann und Frau der katholischen Glaubenskongregation des Vatikan vom 31. Juli 2004.[38]
Besonderes Aufsehen erregte 2004 ein Urteil des Berliner Kammergerichtes, das Bild die Verbreitung von Nacktfotos der Schauspielerin Sibel Kekilli untersagte. Kekilli war zur Berlinale, mit dem Deutschen Filmpreis in Gold geehrt worden, die Begründung der Jury war ihre „Eindringliche Darstellung im Film Gegen die Wand“. Bild druckte daraufhin ein Foto aus einem ihrer früheren Pornos mit der Bildüberschrift „Eindringliche Darstellung“. Die Urteilsbegründung der Richter bezichtigt Bild einer „Kampagne“, in der Kekilli „in höhnischer Weise herabgesetzt und verächtlich“ gemacht worden sei. Ein derartiger Eingriff in die Würde des Menschen sei durch die Pressefreiheit nicht mehr gedeckt. Die Rüge des Presserates veröffentlichte Bild erst nach 15 Monaten auf Seite 4 in einem Vierzeiler.[39]
Ableger
Um den hohen Bekanntheitsgrad der Marke Bild zu nutzen, veröffentlicht der Verlag weitere Publikationen, die den Namen Bild tragen. Diese werden jeweils von einer eigenständigen Redaktion erstellt und sollen andere Lesergruppen erreichen.
Ableger der Bild | ||||
---|---|---|---|---|
Logo | Zeitungstitel | Gründungsjahr | Auflage[40] | Reichweite (in Mio.)[41] |
Datei:Bams.jpg | Bild am Sonntag (kurz BamS) |
1956 | 1.754.765 | 10,6 |
Datei:Bdf.gif | Bild der Frau | 1983 | 1.135.573 | 5,41 |
Datei:Bildwoche.gif | Bildwoche | 1983 | 237.491 | 1,05 |
![]() |
Autobild | 1986 | 659.168 | 2,72 |
Datei:Sportbild.gif | Sportbild | 1988 | 452.961 | 3,60 |
![]() |
Computer-Bild | 1996 | 732.223 | 3,76 |
Datei:Logo computerbild spiele.gif | Computer-Bild-Spiele | 1999 | 414.319 | 2,21 |
Datei:Autobild motorsport.jpg | Autobild Motorsport | 2001 | 67.547 | 1,03 |
Datei:ABSC-Rubrikenkopf 2005 10.jpg | Autobild Sportscars (vormals Auto Bild Test & Tuning) |
2002 | 60.408 | k.A. |
Datei:Neues aballrad logo Jan07.jpg | Autobild allrad | 2002 | 62.915 | k.A. |
![]() |
AudioVideoFoto-Bild | 2003 | 305.119 | 0,86 |
Gesundheits Bild* | 2003–2007 | 280.000 | k.A. | |
Reise Bild** | 2003–2006 | 200.000 | k.A. | |
Tier Bild** | 2002–2006 | 300.000 | k.A. | |
Datei:Bild-de Logo.jpg.jpg | Bild.de (Webseite) | 2002 | – | 1,53 |
Datei:Bild mobil.gif | BILDmobil (Mobilfunkanbieter) | 2007 | --- | --- |
* | Die Gesundheits Bild wurde 2007 eingestellt. Sie soll nur noch viermal im Jahr als Tiefdruck-Beilage zur Bild am Sonntag erscheinen.[42] |
** | Tier Bild und Reise Bild wurden 2006 wegen Erfolglosigkeit eingestellt.[43] |
Außerdem gibt es die Bild-Bestseller-Bibliothek (2004–2005), die Bild-Comic-Bibliothek und die Bild-Natur-Bibliothek. Es handelt sich dabei um gemeinsame Projekte mit dem Weltbild-Verlag, in dem Belletristik-Bestseller, eine Bibel, bekannte Comic-Reihen wie Asterix oder Donald Duck neu verlegt wurden. Seit 2006 gibt es die Bild-Erotik-Bibliothek, ein gemeinsames Projekt der Axel Springer AG mit der Verlagsgruppe Random House. Mit der Geschichte der O wurde hierbei ein Einzelwerk verlegt, das bereits seit Jahrzehnten indiziert war.
Literatur
- Jürgen Alberts: Massenpresse als Ideologiefabrik. Am Beispiel „Bild“, Frankfurt am Main 1972 (ISBN 3-8072-4059-4)
- Hartmut Büscher: Emotionalität in Schlagzeilen der Boulevardpresse. Theoretische und empirische Studien zum emotionalen Wirkungspotential von Schlagzeilen der BILD-Zeitung im Assoziationsbereich „Tod“, Lang, Frankfurt am Main 1996 ISBN 3-631-50039-4
- Gerhard Henschel: Gossenreport – Betriebsgeheimnisse der Bild-Zeitung. Edition Tiamat, Berlin 2006, ISBN 3-89320-101-7
- Urs Jaeggi: Macht und Herrschaft in der BRD; Neufassung unter Kapital und Arbeit in der Bundesrepublik, Frankfurt am Main 1973 (ISBN 3-436-01685-3)
- Bernd Jansen (Hrsg.): Imperium Springer. Macht und Manipulation, Köln 1968
- Ekkehart Mittelberg Wortschatz und Syntax der Bildzeitung. Marburg 1967
- Barbara Sandig: Bildzeitungstexte – Zur sprachlichen Gestaltung; erschienen in: Annamaria Rucktäschel (Hrsg.), Sprache und Gesellschaft, München 1987 (ISBN 3-77050-639-1)
- Günter Wallraff: Der Aufmacher. Der Mann, der bei Bild Hans Esser war, Erstauflage 1977 (ISBN 3-46202-663-1)
- Günter Wallraff: Zeugen der Anklage: Die ‚Bild‘-beschreibung wird fortgesetzt (ISBN 3-46201-540-0)
- Günter Wallraff: Bild-Störung (ISBN 3-46201-676-8)
- Günter Wallraff: Enthüllungen (ISBN 3-88243-219-5)
Film
- Der Preis der Wahrheit. Ein Reporter im Kampf gegen die Medienmafia. Basierend auf einem Buch von Günter Wallraff. Buch und Regie Bobby Roth. 1989. Die amerikanisch-französische Coproduktion lief im Kino unter dem Titel The Man Inside - Tödliche Nachrichten mit Jürgen Prochnow in der Hauptrolle als Günter Wallraff und Peter Coyote als Henry Tobel.
- Günter Wallraff – Der Mann, der bei "Bild" Hans Esser war. Film von Jörg Gfröner. Duisburg: Atlas-Film + -AV 1982.
Weblinks
- Bild-Online-Portal
- Bildblog, kritsche Notizen über Bild
- Bericht des NDR-Magazins ZAPP zum geplanten Umzug nach Berlin
- Bild wird 50, Claus Jacobi
- Springer-Portal Bild wird 50
- Museumsmagazin, Fünfzig Jahre Bild-Zeitung
- Günter Wallraff: Fünfzig Jahre BILD
Quellen
- ↑ Medientenor, Bild meistzitierte Zeitung 2005, 2006.
- ↑ ddp-Meldung, Bild ist meistzitierte Zeitung Europas im Online-Bereich, 2006.
- ↑ World Press Trends, Kaufzeitungen im Überblick, 2006.
- ↑ World Association of Newspapers, World’s 100 Largest Newspapers, 2005.
- ↑ Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern, Pressseerzeugnisse 0107, 2007.
- ↑ a b Springer Presselounge, Europas größte Tageszeitung BILD wird 50 , 2002.
- ↑ a b Springer-Presselounge, Daten und Fakten zu Europas größter Tageszeitung, 2007.
- ↑ Axel Springer AG - Marktforschung, ma-reichweiten, 2007.
- ↑ Holger Schmidt, Unsere Online-Redakteure sind eher Produkt-Manager, 2004.
- ↑ Mediapilot, Anzeigenpreise, 2007.
- ↑ Ekkehart Mittelberg, Wortschatz und Syntax der Bild-Zeitung, Elwert 1967.
- ↑ Vgl. Stefan Schirmer, Die Titelseiten-Aufmacher der BILD-Zeitung im Wandel, Fischer (Reinhard) 2001 und Cornelia Voss, Textgestaltung und Verfahren der Emotionalisierung in der Bild-Zeitung, Europäischer Verlag der Wissenschaften 1999, ISBN 3631351798.
- ↑ „WamS“-Kommentarchef attackiert „Bild“-Chefredakteur, Spiegel-Online, 2007.
- ↑ Siehe Brief vom Deutschen Presserat im Diskussionsarchiv.
- ↑ Auflagenstärke und -entwicklung von BILDblog.
- ↑ Axel Springer AG, Leitlinien, 2007.
- ↑ Achim Baum, Pressefreiheit durch Selbstkontrolle in Aus Politik und Zeitgeschichte, 2006.
- ↑ Webseite des deutschen Presserates, Chronik der Rügen, 2007.
- ↑ „Die Springer'sche Machtballung ist zu einem zentralen Problem der Republik geworden“, befand der Historiker Golo Mann. Rudolf Augstein schrieb im Spiegel „Kein einzelner Mann in Deutschland hat vor Hitler und nach Hitler soviel Macht kumuliert, Bismarck und die beiden Kanzler ausgenommen.“, in Claus Jacobi, Springer wird 50, 2002. Heinrich Böll spielt in seiner 1974 erschienenen Erzählung Die verlorene Ehre der Katharina Blum, in der er die Gnadenlosigkeit des Boulevardjournalismus anprangert, auf Bild an. In seinem Vorwort schreibt er: Personen und Handlung dieser Erzählung sind frei erfunden. Sollten sich bei der Schilderung gewisser journalistischer Praktiken Ähnlichkeiten mit den Praktiken der Bild-Zeitung ergeben haben, so sind diese Ähnlichkeiten weder beabsichtigt noch zufällig, sondern unvermeidlich.
- ↑ Kain, Florian, Das Privatfernsehen, der Axel Springer Verlag und die deutsche Presse: die medienpolitische Debatte in den sechziger Jahren., Münster, Hamburg, 2003.
- ↑ a b Melchert Florian, Meinungsfreiheit in Gefahr? : Die medienpolitische Debatte in der Bundesrepublik vom Fernsehstreit bis zur Anti-Springer-Kampagne (1961 - 1969), Bochum, Univ., Diss., 2003.
- ↑ So hatte beispielsweise die SPD anlässlich des 55. Geburtstages des Verlegers in einem öffentlichen Telegramm in der Welt seine „verlegerische Arbeit“ gewürdigt und ihm gedankt, dass er „Initiativen zur Förderung des Ansehens und der Interessen des deutschen Volkes im In- und Ausland“ entwickelt habe. Außerdem erhielt Axel Springer im Juni 1967 öffentlich bezeugte Anerkennung von höchster nationaler und lokaler Ebene, indem er vom damaligen Bundespräsidenten Lübke im Beisein des Regierenden Bürgermeisters von Berlin Albertz für, „besondere Verdienste um Staat und Volk“ mit dem ‚Großen Verdienstkreuz mit Stern‘ ausgezeichnet wurde., aus Jansen, Bernd; Klönne, Arno (Hrsg.)Imperium Springer : Macht und Manipulation., Köln, Pahl-Rugenstein, 1968.
- ↑ Dr. Sigrid Baringhorst, ENTEIGNET – SPRINGER – KAMPAGNE, 2006.
- ↑ Arbeitspapiere der Universität Siegen
- ↑ Die Zeit, Kai Herrmann, Die Polizeischlacht von Berlin, 9.Juni 1967.
- ↑ Axel Springer Verlag, Unternehmensgrundsätze, 2007.
- ↑ In der Erklärung heißt es: Zum zweitenmal innerhalb eines Jahres hat blutige Gewalt die Studenten getroffen. (...) Das Bündnis von bedenkenlosem Konsumjournalismus und wiederauflebender nationalistischer Ideologie, das die demokratisch engagierten Studenten und Intellektuellen seit Jahren als „Linksmob“, „Eiterbeule“, „Akademische Gammler“, „Pöbel“, „geistige Halbstarke“, „Neurotiker“, „Schreier“ und „Schwätzer“ verunglimpft, droht das Selbstverständnis der Deutschen in einer Welt der friedlichen Verständigung (...) zu zerstören. (...) Die Unterzeichneten fordern darum, endlich in die öffentliche Diskussion über den Springer-Konzern, seine politischen und wirtschaftlichen Voraussetzungen und seine Praktiken der publizistischen Manipulation einzutreten. zitiert nach Heinz Grossmann, Oskar Negt, Die Auferstehung der Gewalt. Springerblockade und politische Reaktion in der Bundesrepublik, Frankfurt 1968, S.30f..
- ↑ a b Claus Jacobi, Springer wird 50, 2002.
- ↑ Der Deutsche Presserat, Vorbild für die Medienselbstkontrolle in Europa, 2006.
- ↑ Urteil vom 20. Januar 1981.
- ↑ Grundsatzurteil vom 25. Januar 1984.
- ↑ Bildblog, Auflagenentwicklung von Bild 1998-2007, 2007.
- ↑ Spiegel-Online, Ab heute die nackte Wahrheit, 2006.
- ↑ Axel Springer AG, Pressemitteilung der Axel Springer AG, 2007.
- ↑ Museumsmagazin, Fünfzig Jahre Bild-Zeitung, 2002.
- ↑ WDR-Text über Pressekonferenz zu Stasivorwürfen, 2003.
- ↑ a b Albrecht Brühl, Florida-Rolf, Viagra-Kalle und Yacht-Hans, 2004.
- ↑ Die Krichenseite, Das Vatikanpapier und die Bild-Zeitung, 2004.
- ↑ Deutscher Presserat, Pressemitteilung des Presserates, 2004.
- ↑ Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern, Auflagenentwicklung der Springer-Zeitungen, 2007.
- ↑ Burda Community Network, Reichweitenvergleich, 2007.
- ↑ New Buisness Infodienst, Springer-Titel 'Gesundheits Bild' verschwindet vom Kiosk, 2007.
- ↑ Medienmagazin DWDL.de, Axel Springer stellt "Tier Bild" und "Reise Bild" ein, 2006.