Christopher McCandless
Christopher (Chris) McCandless (* 12. Februar 1968; † August 1992), auch Chris „Alexander Supertramp“ McCandless genannt, war ein junger Abenteurer.
Er wurde bekannt durch Jon Krakauers Buch „In die Wildnis“. McCandless zog mit minimaler Ausrüstung durch die USA. Er starb in einem abgelegenen Gebiet Alaskas an körperlicher Auszehrung und möglicherweise an einer Vergiftung.
Lebensabschnitte
Virginia
McCandless wuchs bei wohlhabenden Eltern im US-Bundesstaat Virginia auf. Sein Vater Walt war ein Radartechniker, welcher für die NASA und für den Luft-/Raumfahrtbereich arbeitete. Walt forderte von ihm, dass er ein gutes Studium und eine glänzende Karriere absolviere. Stattdessen entwickelte sich bei Christopher schon in der Kindheit ein Drang, sich so oft wie möglich in der freien Natur aufzuhalten.
Annandale
Chris absolvierte eine problemlose Schullaufbahn. Die Eltern drängten ihn dazu ein Studium aufzunehmen, was er auch tat, obwohl er sonst häufig gegen den Vater opponierte.
Obwohl Christopher Reichtum strikt ablehnte, war er sehr arbeitsam und geschäftstüchtig. Er verdiente gut an einem Fotokopierservice und fuhr Touren für einen Pizzaservice. An der Schule, in der Freizeit sowie in Diskussionen vertrat er eine kompromisslos soziale bis sozialistische Sicht. Er wollte nach der High School Waffen nach Südafrika schmuggeln, um die dortige Apartheid zu bekämpfen. In verarmten Stadtteilen verteilte er Essen; an der Schule schrieb er Papiere, die die Ungerechtigkeit der Welt anprangerten.
Chris entwickelte großes Interesse an den Werken von Leo Tolstoi, Henry David Thoreau und Jack London. Durch Tolstoi kam er zu der Erkenntnis, ein Leben in Keuschheit und ohne die Laster des Wohlstands zu führen. Thoreau predigte die Rückkehr zu einem möglichst natürlichen Leben; ein Sich-Einfügen in die Natur (siehe „Walden, or Life in the Woods“). Seit der Lektüre von Jack London war er von Alaska fasziniert.
Seine Reisen
Wenige Tage nach dem Abschluss der High School fuhr McCandless mit seinem alten Auto quer durch die USA, kam aber pünktlich zum Start des Semesters an der Emory University in Atlanta zurück. Kurz nach Ende des Uni-Studiums, welches er wie die High School mit sehr guten Noten abschloss, brach er auf. Er spendete $24.000 aus einer Erbschaft an die Hilfsorganisation „OXFAM America. Seine Ausrüstung bestand aus Büchern, einem Gewehr, einem Schlafsack sowie Zelt und weiteren, kleineren Gegenständen. Er hielt sich meistens im Westen der USA auf, reiste aber mit einem Boot den Colorado River hinunter bis an die Baja California, also ans Meer. Er wurde von einem Sturm überrascht und verlor fast sein Leben, als das Paddel verloren ging. Mit einem Ersatzpaddel gelang ihm die Fahrt ans Ufer. Seinen Aufzeichnungen zufolge, die Krakauer zitiert, hat er sich während dieser Reise zwei Monate lang nur von einigen Fischen und fünf Kilogramm Reis ernährt. McCandless freundete sich mit einigen Menschen an; er jobbte in der Nähe von Las Vegas in einer McDonald's-Filiale. Meistens lebte er wie ein Obdachloser. Des weiteren arbeitete er in South Dakota in einem Getreidesilo. Zu einigen dieser Menschen hielt er Kontakt, nicht aber zur Familie.
Alaska
Nach fast zwei Jahren Herumwandern brach er nach Alaska auf. Per Anhalter gelangte er nach Fairbanks/Alaska. Von dort schickte er die letzten bekannten Postkarten und Briefe ab. Aus der Uni-Bibliothek lieh er sich ein Buch aus, das die genießbaren Beeren, Früchte und Pflanzen Alaskas schildert. Trotzdem war er nicht gut ausgerüstet: Karte und Kompass hatte er nicht dabei, denn er wollte natürliche, unberührte Gegenden erkunden. Er ging jedoch nicht in eine "echte" Wildnis, denn er reiste per Anhalter nach Healy, ein Dorf am „Stampede Trail“, ein alter, schon fast in der Landschaft verschwundener Weg. Die Ungewissheit und die Natürlichkeit erreichte er, indem er auf Hilfsmittel verzichtete. Es war April, und es lagen etwa 40cm Schnee.
Nach der Überquerung des Teklanika-Flusses traf Christopher McCandless nach vier Tagen Marsch auf einen Bus, der einmal als Unterkunft diente für einige Straßenbauarbeiter. Er richtete sich dort ein. Für ihn war es die erhoffte Wildnis, ohne den nur 30 Kilometer entfernten Highway zu beachten, und ebenso ignorierte er das vier Tagesmärsche entfernte Dorf Healy. Mit einem in Fairbanks gekauften Kleinkalibergewehr schoss er Eichhörnchen und Vögel, aber auch einen Elch. Er sammelte Beeren, Pilze und wilde Kartoffeln. Er verlor nach und nach an Gewicht, weil er zu wenig Nahrung hatte.
Im Juli entschied er sich, nach Healy zurückzukehren, doch der Fluss, den er bei der Ankunft ohne große Probleme hatte überqueren können, hatte sich wegen der sommerlichen Schneeschmelze in einen reißenden Fluss verwandelt, den er nicht überqueren konnte. Als fatal erwies sich das Fehlen einer Landkarte, als er nach Healy zurückkehren wollte; denn auf dieser Karte wäre eine Art Seilbahn eingezeichnet gewesen, die er für die Flussüberquerung hätte nutzen können; ebenso war er sich nicht bewusst, dass wenige Kilometer entfernt einige Hütten lagen. Christopher kehrte zum Bus zurück und hoffte, dass er noch davonkommen würde. Um den 18. August 1992 (Todeszeitpunkt von Jon Krakauer geschätzt) verstarb er. Die genaue Todesursache ist noch ungeklärt. Er hatte 112 Tage allein in der Wildnis überlebt. Seine Leiche wurde 19 Tage später von Elchjägern gefunden.
Persönlichkeit
Kontakt zu ähnlich denkenden Menschen hatte McCandless nie. Er lernte höchstens Obdachlose kennen; aber keine Vagabunden, wie er einer war. Die Natur war einerseits eine Flucht: von Thoreau gedrängt, wollte er sich zu einem anderen Menschen formen lassen, nämlich zu einem Menschen, der nurmehr „existiert“ und „lebt“ als von materiellen Dingen wie Lohn und Supermarkt abhängig zu sein: die Unschuld lockte.
Die Wildnis Alaskas war aber auch sein Ziel. Jack Londons schönfärberische Romane wie „Wolfsblut“ übten eine große Faszination aus auf den jungen, neuzeitunverträglichen Menschen.
Literatur
Jon Krakauer: In die Wildnis (ca. 300 S., Piper Verlag), ISBN 3-492-22708-2
Anmerkung
Das Buch wurde 2006 von Sean Penn verfilmt.
Siehe auch:
Personendaten | |
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NAME | McCandless, Christopher |
ALTERNATIVNAMEN | McCandless, Chris; Alexander Supertramp |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanischer Abenteurer |
GEBURTSDATUM | 12. Februar 1968 |
STERBEDATUM | August 1992 |