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Merkur (Planet)

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Merkur ist der sonnennächste Planet unseres Sonnensystems. Im antiken Griechenland bezog man den Planeten auf den Gott Hermes. In der Astrologie ist dieser Planet unter anderem das Symbol des Austausches, der Kommunikation.

Merkur, fotografiert von der NASA-Raumsonde Mariner 10

Merkur, fotografiert von der NASA Raumsonde Mariner 10.

Merkur hat keinen Mond und so gut wie keine Atmosphäre, nur Spuren von Wasserstoff und Helium, die er zeitweilig vom Sonnenwind einfängt. Die extrem dünne Atmosphäre führt auch zu den extremen Temperaturschwankungen zwischen der Tag- und Nachtseite. Die Oberflächentemperatur liegt auf der Sonnenseite bei rund 430 Grad Celsius und auf der Schattenseite bei etwa -180 Grad Celsius. Seine Oberfläche ähnelt der unseres Mondes, aber der Planet hat einen viel größeren Eisenkern und ist daher deutlich dichter. Sein auffälligstes Merkmal an der Oberfläche ist das Calorisbecken, ein riesiger Einschlagskrater mit etwa 1350 km Durchmesser, das vermutlich von einem Objekt mit über 100 km Durchmesser erzeugt worden ist.

Merkur ist der zweitkleinste Planet unseres Sonnensystems. Sein Durchmesser beträgt nur rund 40% des Erddurchmessers und er ist sogar noch kleiner als der Jupitermond Ganymed und der Saturnmond Titan.

Die Umlaufbahn des Merkur ist stark ellipitisch, am sonnennächsten Punkt (Perihel) ist er rund 46 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt, am sonnenfernsten Punkt (Aphel) etwa 70 Millionen Kilometer. Die langsame Präzession seiner Umlaufbahn konnte nicht völlig mit der klassischen Mechanik von Isaac Newton erklärt werden. Wie Le Verrier, damaliger Direktor des Pariser Observatoriums bemerkte, beträgt Sie für Merkur 5,74 Bogensekunden pro Jahr. Laut klassischen Mechanik waren das aber 0,43 Bogensekunden pro Jahr zu schnell. Darum vermutete man einen weiteren Planeten auf einer noch engeren Umlaufbahn um die Sonne, der diese Störungen verursachen würde. Einsteins Relativitätstheorie brachte die Erklärung für die kleinen Unterschiede zwischen Theorie und Beobachtung.

Aufgrund seiner engen Umlaufbahn um die Sonne ist er, genau wie die Venus, nur kurz vor Sonnenaufgang und kurz nach Sonnenuntergang am Himmel sichtbar. Von der Erde aus beträgt der Winkel zwischen Merkur und Sonne nie mehr als 28 Grad.

Merkur ist mindestens seit der Zeit der Sumerer (3. Jahrtausend v. Chr.) bekannt. Die Griechen gaben ihm zwei Namen, Apollo, wenn er am Morgenhimmel sichtbar war und Hermes, wenn er am Abendhimmel sichtbar war. Die griechischen Astronomen wussten allerdings, dass es sich um den selben Himmelkörper handelte. Heraklit glaubte sogar, dass Merkur und Venus die Sonne und nicht die Erde umkreisen. Die Römer benannten ihn wegen seiner schnellen Bewegung am Himmel nach dem geflügelten Götterboten Merkur.

Der Merkur gehört zu den am wenigsten erforschten Planeten im Sonnensystem. Er wurde nur von einer einzigen Raumsonde, Mariner 10, besucht, die von 1974 bis 1975 dreimal an ihm vorbei flog und dabei ein vom Merkur ausgehendes Magnetfeld entdeckte. Seine mondähliche, von Kratern durchsetzte Oberfläche aus rauem, porösem, dunklem Gestein reflektiert das Sonnenlicht nur schwach. Nur 45% seiner Oberfläche sind kartiert und er befindet sich zu nahe an der Sonne, um mit Teleskopen weiter kartiert zu werden. Im Gegensatz zum Erdmond sind nur wenige bzw. recht kleine Becken (Maria) auf der der Erde zugewandten Seite des Planeten auszumachen. Einige Formationen finden man jedoch ausschließlich auf der Merkuroberfläche:

  • Die Rupes sind mehrere Hundert Kilometer lange und teilweise bis zu 3 km hohe Böschungen.
  • Die Lineamente sind gradlinig verlaufende Böschungen, die an Verwerfungen erinnern.
  • Einige hügelige Gebiete werden von geraden Furchen durchschnitten, die vermutlich durch Schockwellen entstanden sind.

Radarbeobachtungen zeigten 1975, dass der Planet nicht wie ursprünglich angenommen, eine gebundene Rotation besitzt, d.h. der Sonne immer die selbe Seite zuwendet (so, wie der Erdmond uns auf der Erde immer die selbe Seite zeigt). Tatsächlich dreht er sich aber während zweier Umläufe dreimal um seine eigene Achse.

Jüngste Radaruntersuchungen lassen die Möglichkeit zu, dass kleine Mengen von Wasser am Nordpol des Merkurs existieren könnten. Da die Sonne immer flach auf den Nordpol scheint, liegt das Innere von Kratern immer im Schatten. Dort könnten Temperaturen von -160°C herrschen. Wasser, das durch Kometeneinschläge dort gelagert wäre, könnte sich dauerhaft als Eis halten.

Eine weitere Raumsonde der NASA Messenger wird 2004 starten und soll den Merkur 2009 erreichen, um ihn erstmals vollständig zu kartografieren. Auch die europäische Raumfahrtorganisation ESA möchte sich ab dem Jahr 2010 mit der Sonde BEPI-COLOMBO an der Erforschung des sonnennächsten Planeten beteiligen.



Daten:

  • Masse: 3,3×1023 kg (Etwa 5,5% der Masse der Erde, Oberflächenschwerkraft 0,38g)
  • Durchmesser: 4878 km
  • Dichte: 5,43g/cm&sup3
  • Oberfläche: 75 Millionen km²
  • Umlaufzeit: 87,97 Tage
  • Perihel: 45,9 Millionen km
  • Aphel: 69,7 Millionen km
  • Durchschnittliche Entfernung von der Sonne: 0.387 AE
  • Exzentrizität: 0,21
  • Rotationszeit: 58,65 Tage
  • Scheinbarer Durchmesser: max. 12"20 (von der Erde aus)
  • Mittlere Oberflächentemperatur: 179°C
  • Minimale Oberflächentemperatur: -173°C
  • Maximale Oberflächentemperatur: 427°C
  • Albedo: 0,106

Sonnensystem:
Sonne - Merkur - Venus - Erde - Mars - Asteroiden - Jupiter - Saturn - Uranus - Neptun - Pluto - Kometen
Tabellarische Übersicht der Planeten