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Harald Küppers

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Harald Liebedank Küppers (* 1928 in Müden) ist ein deutscher Forscher (Inhaber mehrerer Patente) und Dozent, der sich intensiv und hauptsächlich mit der Farbenlehre beschäftigt und hierfür neue Ansätze schuf.

Leben

Harald Küppers wurde in Müden in der Lüneburger Heide als jüngstes von sieben Kindern geboren. Als 16jähriger wurde er im Januar 1945 von der Oberrealschule weg (Potsdam, später Hermannsburg) als Kanonier zur Wehrmacht eingezogen. Er geriet im April 1945 in französische Kriegsgefangenschaft, wo er als Knecht auf Bauernhöfen arbeiten musste. Im Dezember 1948 kehrte er zurück. [1]

Er erlernte den Beruf des Chemigraphen (Reproduktionstechnik für Bilderdruck) und qualifizierte sich zum Meister. Daran schloss sich in der Nachkriegszeit ein Ingenieursstudium der Drucktechnik an der Höheren Graphischen Fachschule in Stuttgart an, das er mit dem Diplom (FH) abschloss. Während dieser Zeit nutzte er seine Berufserfahrung in der Reproduktionstechnik, um die Grundlagen seiner Farblehre zu legen. Insbesondere der von ihm gefundene Farbkörper des Rhomboeders und die Erkenntnis, dass Farbempfindung erst im Gehirn entsteht, sind Ergebnisse dieser Untersuchungen.

Fast vier Jahrzehnte war Küppers Inhaber eines größeren Reproduktionsunternehmens. Aus dieser Tätigkeit ergaben sich internationale Patente zur Verbesserung der Technologien des Mehrfarbdrucks. Während dieser Zeit war er 12 Jahre der Vorsitzende des Fachbereiches Reproduktionstechnik im Bundesverband Druck. Er war Beirat im Forschungsinstitut der Druckindustrie Fogra und leistete Mitarbeit in verschiedenen Normenausschüssen zur Farblehre und zur Drucktechnik. Als Dozent für Farbenlehre an Universitäten und Fachschulen hatte er Lehraufträge, führte Seminare und hielt Experimentalvorträge. Einige seiner zehn Bücher zur Farbenlehre wurden in viele Sprachen übersetzt, darunter ins Japanische und ins Koreanische. Ergebnis der Lehrtätigkeit sind zahlreiche didaktische Materialien für den Unterricht zur Farbenlehre. Basierend auf seiner Theorie hat er durch Mischversuche in Zusammenarbeit mit einer Künstlerfarbenfirma einen Satz von Gouache-Malfarben in acht Grundfarben entwickelt, die durch systematische Mischversuche seine Farbentheorie bestätigen.

In Schulen verschiedener Bundesländer ist der Aufbau dieser Farbenlehre in Rahmenrichtlinien verankert. Für den F. A. Brockhaus Verlag hat er das Thema Farbenlehre in der Brockhaus Enzyklopädie aktualisiert. Namens des Fraunhofer-Institutes für Integrierte Publikations- und Informationssysteme IPSI in Darmstadt hat er eine Kurzfassung seiner originären Farbenlehre in fünf Sprachen zur kostenlosen Nutzung im Internet zur Verfügung gestellt.[2].

Seine Beschäftigung mit Farbe führte ihn von der Tätigkeit als Forscher und Theoretiker zur künstlerischen Farbgestaltung von ambivalenten konstruktivistischen Farbkollagen.

Harald Küppers wurde das Bundesverdienstkreuz verliehen.

Küppers’ Farbenlehre

Urfarben und Grundfarben

Die neue Farbenlehre von Harald Küppers geht vom Sehen aus. Die Gesetzmäßigkeit, nach der das Sehorgan arbeitet, bezeichnet er als das Grundgesetz der Farbenlehre. Küppers unterscheidet im Gegensatz zur herrschenden Lehrmeinung elf verschiedene Farbmischgesetze. Unter anderem formulierte er das Gesetz der Integrierten Mischung, das für deckende Farbmittel gilt.

  • Urfarben: Die drei Empfindungskräfte des Sehorgans, die zu den Basisempfindungen Orangerot (R). Grün (G) und Violettblau (B) führen, bezeichnet er als Urfarben. Wird keine Urfarbe aktiviert, ist die Basisempfindung im Sehorgan Schwarz (K).
  • Grundfarben: Aus den drei Urfarben ergeben sich acht mögliche extreme Farbempfindungen, die er Grundfarben nennt. Er bezeichnet sie mit den eindeutigen und unverwechselbaren Farbnamen und den internationalen Abkürzungen Weiß (W), Gelb (Y=yellow(engl.), Magentarot (M), Cyanblau (C), Orangerot (R), Grün (G), Violettblau (B) und Schwarz (K). Alle acht Grundfarben müssen vorhanden sein, wenn mit deckenden Farbmitteln gearbeitet wird, da sich nach seiner Erkenntnis keine von ihnen durch Mischung anderer Farben hervorbringen lässt.

Die Wirkungskette zwischen Licht und Farbempfindung

Das Licht wird von einer Lichtquelle (1) ausgesendet und fällt auf ein Material (2). Dort wird ein Teil absorbiert, der Rest (das "Restlicht") fällt als "Farbreiz" (3) in das Auge (4) eines Betrachters. Im Auge erregt die von außen kommende Strahlungsenergie anteilig (in einem elektrochemischen Prozess) die drei verschiedenen Zapfentypen und wird in organeigene Energieimpulse umgewandelt. Diese elektrischen Werte werden als dreiteiliger Code (5) ins Gehirn (6) gesendet, wo die Empfindung Farbe entsteht. Aus dieser Wirkungskette ergibt sich, dass Farbe immer und ausschließlich Farbempfindung ist. Wo es keinen Betrachter gibt, der über ein intaktes Sehorgan verfügt, kann es auch keine Farbe geben. Außerhalb des Menschen, in der physikalischen Welt, existiert Farbe nicht. Die physikalische Welt besteht aus Materie, die elektromagnetische Wellen absorbiert oder reflektiert und aus Energie unterschiedlicher Wellenlängen.

Die Wirkungsweise des Farbsehens: Farbe ist Wahrnehmung



Datei:Farb-Rhomboeder.jpg
Der Farbkörper der Farbenlehre nach Harald Küppers

Darstellungssystem für die Farben-Anordnung.

Seine geometrische Ordnung der Farbenvielfalt ist das Rhomboeder-System. Das Rhomboeder ist ein Vektormodell, bei dem die drei Urfarben die drei Vektoren (gerichtete Größen) bilden. Jeder geometrische Punkt in diesem Farbenraum entspricht einer möglichen Farbempfindung. Die Lage jeden Punktes ergibt sich durch das Gesetz vom Parallelogramm der Kräfte. Dadurch sind für jeden Punkt die Potentiale der drei Urfarben bestimmt, die im Sehorgan gebildet werden müssen, um die entsprechende Farbempfindung entstehen zu lassen. Das Rhomboeder-System ist eine absolut symmetrische, logische quantitative Ordnung, die sich auf Grundfarben-Teilmengen, also auf Empfindungspotentiale, bezieht.

Farbqualitäten

Die qualitativen Parameter der Farben nennt Küppers ästhetische Unterscheidungsmerkmale. Sie ergeben sich aus den Mengenbeziehungen der Grundfarben-Teilmengen zueinander. Es gibt vier ästhetische Unterscheidungsmerkmale der Farben:

  • die Buntart,
  • die Unbuntart,
  • den Buntgrad bzw. den Unbuntgrad,
  • die Helligkeit.

Buntart, Unbuntart und Buntgrad sind ebenfalls absolut symmetrisch und logisch der Quantitätsordnung überlagert. Nur die Helligkeit der Farbnuancen macht eine Ausnahme. Denn entsprechend der verschiedenen Eigenhelligkeiten der Grundfarben kann es für das Unterscheidungsmerkmal Helligkeit keine symmetrische Anordnung im Rhomboeder-Farbenraum geben.

Die Ordnung der reinen bunten Farben, also der Buntarten, ist bei Küppers nicht der Farbkreis wie bei Itten oder bei Goethe, sondern das Sechseck (Buntarten-Sechseck). Küppers ist davon überzeugt, dass es bei optimalen geometrischen Ordnungen der Farben nur geradlinige Beziehungen zwischen den Farbnuancen geben kann. Küppers unterscheidet die

  • bunten Grundfarben Y-M-C-R-G-B von den
  • unbunten Grundfarben Weiß (W) und Schwarz (K).
    • Mischungen aus W und K sind Unbuntarten, die ihre geometrische Ordnung auf der Geraden der Unbuntarten (Unbuntarten-Gerade) finden.

Küppers' Basisschema der Farbenlehre

  • Das Basisschema der Farbenlehre erklärt sowohl die Arbeitsweise des Sehorgans als auch die wichtigsten Farbmischgesetze.
  • Die Arbeitsweise des Sehorgans: Die Basisempfindung des Sehorgans ist Schwarz. Die schwarzen Rhomben in der Mitte des Schemas weisen auf die drei Empfindungskräfte des Sehorgans hin, die Küppers Urfarben nennt, nämlich Orangerot (R), Grün (G) und Violettblau (B). Wirken je zwei Empfindungskräfte zusammen, entstehen die Farbempfindungen Gelb (Y), Magentarot (M) und Cyanblau (C). Sind alle drei Empfinddungskräfte gleichzeitig voll aktiv, führt das zur Farbempfindung Weiß, gekennzeichnet durch die weißen Rhomben.
  • Die Additive Farbmischung: Sie funktioniert analog zur Arbeitsweise des Sehorgans. Additive Mischung ist die Mischung von bunten Farblichtern (Projektion im dunklen Raum, Fernsehen, Internet). Die Basisfarbe Schwarz wird durch die Dunkelheit im Raum bzw. im Fernsehkasten repräsentiert. Die Farblichter RGB sind hier die Primärfarben, auf die die schwarzen Rhomben im Schema hinweisen. Durch Mischung von je zwei Primärfarben entstehen als Sekundärfarben YMC. Weiß wird jetzt als Tertiärfarbe durch Mischung aller drei Primärfarben hervorgebracht.
Datei:Basisschema2.png
Das Basisschema der Farbenlehre nach Harald Küppers
  • Die Subtraktive Farbmischung arbeitet mit transparenten Farbschichten, die als Farbfilter wirken (Buntfotografie, Vierfarbendruck, Aquarellmalerei). Hier ist die Basisfarbe Weiß, repräsentiert durch die weiße Papieroberfläche oder das weiße Durchleuchtungslicht beim Betrachten von Dias. Die Farbschichten YMC sind die Primärfarben, auf die im Basisschema die weißen Rhomben hinweisen. Durch Zusammenwirken der Absorptionen in den übereinander liegenden Filterschichten entstehen als Sekundärfarben RGB. Wenn alle drei Filterschichten übereinander liegen, bildet sich als Tertiärfarbe Schwarz, symbolisiert durch die schwarzen Rhomben.
  • Die Integrierte Farbmischung gilt für deckende Farbmittel (Künstler-Ölmalfarben, Lacke, Farbpulver). Hier werden als Primärfarben acht Grundfarben benötigt, weil keine durch Mischung entstehen kann. Deshalb weisen die sechs bunten Grundfarben im Zackenring auf die Ecken des Buntarten-Sechsecks hin. Jetzt sind Sekundärfarben Mischungen aus zwei benachbarten Primärfarben. Jetzt sind auch Weiß und Schwarz Primärfarben. Sie sitzen im Basisschema an den Enden der Unbuntarten-Geraden. Jetzt sind die Graustufen (Unbuntarten), also die Mischung aus Weiß und Schwarz, Sekundärfarben. Tertiärfarben sind jetzt gebrochene, also unreine Farben, in deren Mischung drei Grundfarben zusammen kommen.

Als methodische Hilfe und als Alternative zum Rhomboeder-System schlägt Küppers als Einstiegshilfe das Farbenraum-Modell der Sechskant-Doppelpyramide vor.[3]

Werke (Auswahl)

  • Das Grundgesetz der Farbenlehre. Taschenbuch. Kompendium und didaktische Konzeption der Farbenlehre. dumont-TB 65, DuMont Literatur und Kunst Verlag, Köln 1978. 10. Auflage 2002. ISBN 3-8321-1057-7
  • Der Große Küppers-Farbenatlas. 25.000 Farbnuancen aus 8 Grundfarben mit Kennzeichnung und Mischanleitung. Callwey Verlag, München 1987.ISBN 3-7667-0841-4
  • Die Farbenlehre der Fernseh-, Foto- und Drucktechnik. Farbentheorie der visuellen Kommunikationsmedien. dumont-TB 163, DuMont Buchverlag, Köln 1985. ISBN 3-7701-1726-3
  • Die Logik der Farbe. Theoretische Grundlagen der Farbenlehre. Callwey Verlag, München 1976. 2.Auflage 1981. ISBN 3-7667-0601-2
  • DuMont Farbenatlas. Über 5500 Farbnuancen mit digitalen Farbwerten, Kennzeichnung und Mischanleitung. DuMont Literatur und Kunst Verlag, Köln 1978. 10 Auflage 2007. ISBN 978-3-8321-9019-4
  • Farbe – Ursprung, Systematik, Anwendung. Einführung in die Farbenlehre. Callwey Verlag, München 1972. Vollständig überarbeitete 4. Auflage 1987. ISBN 3-7667-0855-4
  • Farbe verstehen und beherrschen. Praktische Farbenlehre. DuMont Literatur und Kunst Verlag, Köln 2004. ISBN 3-8321-7434-6
  • Harmonielehre der Farben. Theoretische Grundlagen der Farbgestaltung. DuMont Buchverlag, Köln 1989. 3. Auflage 2000. ISBN 3-7701-2192-9
  • Schnellkurs Farbenlehre. dumont-TB 563, DuMont Literatur und Kunst Verlag, Köln 2005. ISBN 978-3-8321-7640-2
  • Schule der Farben. Grundzüge der Farbentheorie für Computeranwender und andere. DuMont Buchverlag, Köln 1992. 2.Auflage 2001. ISBN 3-7701-2841-9

Einzelnachweise

  1. Vita auf IPSI
  2. Farblehre (DE, EN, FR, ES, IT, JP, KO)
  3. Das Modell der Doppelpyramide