Focke-Windkanal


Bei dem Focke-Windkanal handelt es sich um einen voll funktionsfähigen Windkanal im letzten privaten Labor des Luftfahrtpioniers Henrich Focke (1890–1979), des Mitbegründers der Firma Focke-Wulf und Konstrukteur des ersten voll steuerbaren Hubschraubers (FW-61).
Henrich Focke baute dies Fluglabor im 1960 eigenhändig im hohen Alter von 70 Jahren in der Bremer Innenstadt.
Das Labor wurde von Kai Steffen 1997 in Bremen entdeckt. Die Idee, nach dem verschollenen Windkanal zu suchen, kam dem damaligen Doktoranden, nachdem er die Memoiren von Henrich Focke gelesen hatte. Er setzte sich mit der Familie Focke in Verbindung und fand schließlich in der Bremer Innenstadt nahe dem Hauptbahnhof in einem Hinterhofschuppen das Labor, das seit Jahrzehnten von niemandem mehr betreten worden war.
Bis kurz vor seinem Tod im Jahr 1979 hatte Focke hier aerodynamische Studien betrieben. Sein Interesse galt den Langsamflugeigenschaften und dem Stabilitätsproblem von Hubschraubern. Die Wiederentdeckung des aerodynamischen Labors samt seinem Windkanal galt als eine Sensation für die Wissenschaft.
Der noch heute vollkommen funktionsfähige Windkanal, ein geschlossener Umlaufwindkanal in Göttinger Bauart für den subsonischen Geschwindigkeitsbereich, erzeugte Windgeschwindigkeiten von ca. 70 km/h. Die Einfachheit der vorhandenen Instrumentierung verblüfft. Küchenwaagen dienten zum Messen der im Windkanal wirkenden Kräfte, Ofenrohre lenkten und Gardinenlagen entwirbelten den Luftstrom. Einfallsreichtum und Improvisationsgabe führten auch ohne Computer zu bedeutenden wissenschaftlichen Ergebnissen. Alles in diesem Labor war noch an seinem Platz, so, als ob der 85-jährige Henrich Focke es nur kurz verlassen hätte. Doch das Gebäude war in einem katastrophalen Zustand.
Nach Renovierung des Gebäudes und der Restaurierung des Windkanals ist das Labor nun wieder so hergerichtet, wie Henrich Focke es bis Mitte der siebziger Jahre für seine Forschungen benutzte. Jetzt können hier Schulen und Hochschulen wissenschaftliche Versuche unternehmen. Heute kümmert sich der Förderverein Focke-Windkanal e. V. um den Nachlass. Das Labor mit seinem Windkanal ist inzwischen als Kulturdenkmal anerkannt und zu einem kleinen Museum, geöffnet an jedem ersten Sonntag im Monat, umgestaltet worden.
Für Erhalt des Fluglabors des Luftfahrtpioniers wurden der Focke-Windkanal e. V. und sein Vorsitzender Dr. Kai Steffen mit der höchsten nationalen Auszeichnung auf dem Gebiet des Denkmalschutzes, dem Deutschen Preis für Denkmalschutz 2005, ausgezeichnet.