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Triptychon (Max Beckmann)

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Die Triptychen von Max Beckmann stellen eine einzigartige Werkfolge in der Kunst der Moderne dar. Von 1932 bis zu seinem Tod 1950 sind insgesamt 10 Triptychen entstanden. Zwar haben auch andere Künstler der Klassischen Moderne wie Otto Dix oder Oskar Kokoschka diese Bildform benutzt, doch keiner hat sie zu einem Schwerpunkt seines Schaffens gemacht.

In chronologischer Folge ihrer Entstehung sind dies:

  • "Abfahrt", 1932/33 in Frankfurt am Main und Berlin, Museum of Modern Art, New York,
  • "Versuchung (des Heiligen Antonius)", 1936/1937, Berlin, Pinakothek der Moderne, München,
  • "Akrobaten", 1939, Amsterdam, Morten D. May, St. Louis,
  • "Perseus", 1940/41, Amsterdam, Museum Folkwang, Essen,
  • "Schauspieler", 1941/42, Amsterdam, Fogg Art Museum, Cambridge (USA),
  • "Karneval", 1942/43, Amsterdam, The University of Iowa Museum of Art, Iowa City (USA),
  • "Blindekuh", 1944/45, Amsterdam, The Minneapolis Instituts of Arts, Minneapolis (USA),
  • "Der Anfang", 1946/49, Amsterdam, St. Louis, The Metropolitan Museum of Art, New York,
  • "Argonauten", 1949/50, St. Louis, New York, Privatbesitz
  • "Amazonen oder Balettprobe", 1950 (unvollendet), New York, Robert Gore Rifkind Collection, Beverly Hills (USA).


Entstehung

Während der zwanziger Jahre beschäftigte sich Max Beckmann als Professor am Städel verstärkt mit mittelalterlichen Gemälden und er begann, deren Vorstellung von Perspektive und Bildaufbau in seinen Bilder aufzunehmen. Ein prominentes Beispiel hierfür ist das Bild: "Der Eiserne Steg". Im Jahr 1932 begann er mit der Arbeit an seinem ersten Triptychon, ab 1938 als "Abfahrt" bekannt. Das Triptychon konnte er erst in Berlin beenden, da ihm im Jahr 1933 die Professur am Städel gekündigt wurde. In Berlin begann er 1936 mit seinem zweiten Triptychon “Die Versuchung”. Vollendete wurde es 1937 in Amsterdam, wohin er mit seiner Frau Quappi Beckmann flüchtete. Im Exil in Amsterdam entstanden bis 1947 fünf weitere Triptychen. Ein weiteres in Amsterdam begonnen, beendete er nach seine Übersiedlung in die USA. Es hat den bezeichneten Titel “Der Anfang”. “Die Argonauten” war das letzte Bild an dem Beckmann arbeitete. Er vollendete es einen Tag vor seinem Tod 1950 in New York. Das Triptychon "Amazonen" bleibt unvollendet.

Bildmotive und Themen

Max Beckmann fand seine Bildsprache für seine Triptychen hauptsächlich aus zwei Quellen: die klassische Mythologie und im Bereich Theater, Zirkus und Variete. Obwohl er eine christlichen Bildform benutzte, kommen christliche Motive kaum vor. Nur der vollständige Name des Triptychon “Die Versuchung des Heiligen Antonius” hat einen offenen christlichen Zusammenhang. Im Bild ist Antonius aber nicht abgebildet, nur ein Buch mit den ersten Worten des Evangelium des Johannes zeigt einen möglichen christlichen Hintergrund an.

Beckmann erzählt die antiken Mythen in seinen Bilder nicht einfach nach, vielmehr setzt er sie neu zusammen. So verknüpft er verschiedene Mythen für manche Triptychen zu neuen Erzählungen. Darüber hinaus finden sich auch Figuren z.B. Seeungeheuer und Vogelmensch aus außereuropäischen Mythen wieder. Eine viel brüstige schwarze Gestalt in der “Versuchung” wird mit der indischen Göttin Kali identifiziert.

Auch die Namen der Bilder sind kein sicher Wegweiser, da Beckmann, die Namen während des Malens mehrfach ändert. Andere wurden den Bildern erst später gegeben.

Deutung

Max Beckmann hat eine Deutung seiner Bilder und somit auch den seiner Triptychen nie vorgegeben. Vielmehr sah er dies als Aufgabe des Betrachters an, eine zu finden. Wobei ihm das Gefühl das ein Bild vermittelt wichtiger ist, als die erzählte Geschichte. Als der Galerist "Curt Valetin" für Kunden eine Deutung für das Triptychon "Abfahrt" wollte, meinte Beckmann: Man soll es ihm zurückschicken und fügte hinzu, daß seine Bilder Wahrheiten trügen, die durch Worte nicht darstellbar sind. Er könne mit seinen Bilder nur zu Leuten sprechen mit einem “ähnlichen metaphysischen Code”.

Wichtige Ausstellungen

  • Das Triptychon “Versuchung” ist 1938 einer der Höhepunkte der Ausstellung “20th Century German Art” in der “New Burlington Gallery” in London. Die Ausstellung ist eine Reaktion auf die Ausstellung Entartete Kunst 1937 in München.
  • Dem Städel in Frankfurt gelingt es, 1981 fast alle Triptychen gemeinsam auszustellen. Nur die “Argonauten” fehlen.
  • Bei der Ausstellung "Max Beckmann: Exil in Amsterdam” sind in Amsterdam und anschließend in München, bis Januar 2008, fünf Triptychen gemeinsam zu sehen.


Literatur

  • Max Beckmann: Die Triptychen im Städel, Frankfurt am Main, 1981,
  • Max Beckmann. Exil in Amsterdam, Hrsg. Pinakothek der Moderne, Hatje Cantz Verlag, Ostfildern 2007, ISBN 978-3-7757-1837-0