Erscheinung des Herrn
Epiphanias bzw. Epiphanie oder Erscheinung des Herrn ist der ursprüngliche und heute noch meist gebrauchte Namen des am 6. Januar, dem historischen Weihnachtsdatum, begangenen christlichen Festes. Im Volksmund und in vielen Kalendern ist es auch als Dreikönigsfest oder Theophanie, früher auch als „Groß-Neujahr“ oder „Hoch-Neujahr“ bekannt. In Österreich heißt dieser Tag auch Weihnachtszwölfer (zwölfter Tag nach dem 1. Weihnachtsfeiertag).
Geschichte und Inhalte
Schon im alten Ägypten wurde in der Nacht vom 5. zum 6. Januar die Geburt des Sonnengottes Aton aus der Jungfrau Kore gefeiert. Am Tage des 6. Januar folgte das Schöpfen des heilbringenden Wassers aus dem Nil.
Im antiken römischen Kaiserkult im hellenistischen Osten des Römischen Reiches formte sich ein Feiertag, der die göttliche Erscheinung des Divus als Teil des Zeremoniells beinhaltete.[1] Der Ritus wurde ebenfalls zu Beginn des Januars gefeiert [2] und basierte auf der Epiphanie Iulius Caesars, der beim Überschreiten des Rubikon am 10. Januar 49 v. Chr. vom Volk als Heiland und lebender Gott (wahrscheinlich Divus Iulius) begrüßt und angebetet wurde. [3] Grundsätzlich bedeutete die Epiphanie nichts anderes als der adventus, die Ankunft des römischen Herrschers und „seinen glückverheißenden Einzug in eine Stadt“. [4]
Spätestens im 2. Jahrhundert entstand in der Ostkirche das christliche Epiphanias- oder Theophaniefest,[5] das bis zum 4. Jahrhundert das alte Ritual des Kaiserkultes überlagert hatte.[6] Nach der konstantinischen Wende gingen viele Elemente des vorchristlichen Epiphaniaskultes auf Christus übertragen in die Liturgie ein, darunter auch die reichsmetaphysische Philosophie der Menschwerdung Gottes. Die kaiserlichen Epiphanie-Riten hielten sich in Byzanz bis zum Untergang des oströmischen Reiches, allerdings immer eingeschränkter, da die Stellung der divinisierten Caesaren als römische Staatsgötter gegenüber der Rolle des lebenden Herrschers als Stellvertreter Christi zurückgedrängt wurde. Das ursprüngliche Datum der Epiphanie ist unbekannt. Die älteste sichere Quelle[7] nennt neben dem 20. Mai v.a. den 10. Januar, aber auch den heute gebräuchlichen 6. Tag des neuen Jahres.
Mit Erscheinung ist die menschliche Gegenwart Gottes durch Jesus gemeint. Dabei gedachte man der Geburt Jesu mit der Verehrung durch die jüdischen Hirten, der Anbetung der Weisen, seinem kindlichen Wirken bis zu seiner Taufe im Jordan (Matthäus 3, 13–17) und seinem ersten Wunder bei der Hochzeit zu Kana (Johannes 2,1–11). Die abendländische Kirche (Westkirche), die Jesu Geburt am 25. Dezember (Weihnachten) beging, übernahm später das Epiphanie-Fest, feiert jedoch statt der Geburt die „drei Wunder“ der Anbetung der Weisen, der Taufe im Jordan und der Hochzeit zu Kana (Taufe des Herrn heute als eigenes Fest am Sonntag nach Epiphanie). Es wird angenommen, dass die Epiphanie in der Westkirche erst nach der dortigen Einführung des Weihnachtsfestes am Festtag des Sol Invictus, also frühestens im 4. Jahrhundert liturgisch anerkannt wurde.
Die Ostkirche feiert seit der Einführung des 25. Dezembers als Weihnachten im Festkalender Epiphanias nur mehr die Taufe Jesu. Da ein Teil der Orthodoxie, v.a. Russland und Serbien, liturgisch am julianischen Kalender festhält, wird Weihnachten in den betroffenen Ländern derzeit am 7. Januar, Epiphanie am 19. Januar begangen.
Der 6. Januar wird in der katholischen Liturgie als Hochfest der Erscheinung des Herrn gefeiert. Auch der Kalender der evangelischen Kirche verzeichnet ihn (siehe Kirchenjahr). Bis zur Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils hatte Epiphanias zudem eine Oktav, die am 13. Januar endete.
Der 6. Januar ist ein staatlicher Feiertag in Österreich, Italien, Spanien, Finnland, Griechenland, Zypern, Rumänien, Litauen, Kroatien, Tschechien und der Slowakei. In Deutschland entscheiden die Bundesländer über die Einrichtung dieses Feiertages, der gegenwärtig lediglich in Baden-Württemberg, Bayern und Sachsen-Anhalt arbeitsfrei ist. Auch in der Schweiz ist die Feiertagsregelung Angelegenheit der Kantone, dort ist er in Schwyz, Tessin und Uri sowie in Teilen Graubündens gesetzlich anerkannt.
Brauchtum
Jahresbeginn
Bis Papst Innozenz XII. im Jahr 1691 den Neujahrstag auf den 1. Januar festlegte, galt in weiten Teilen Europas der 6. Januar als Jahresbeginn. Dieser Termin markierte das Ende der winterlichen Erstarrung und zugleich den bevorstehenden Anbruch der Vegetationsperiode. Nach dem Volksglauben zogen sich die stürmischen Mächte der Mittwinterzeit in der Nacht auf den 6. Januar wieder zurück, „die wilde Jagd“ begab sich am Ende der Rauhnächte zur Ruhe. In einigen Regionen Deutschlands – z. B. in Oberfranken – sind noch heute Bezeichnungen für den 6. Januar üblich, die daran erinnern:
- Hochneujahr
- „Öberster“ (Erster [Tag im Jahr])
Stärk’ antrinken
Das Stärk’ antrinken [8] (hochdeutsch „Stärke antrinken“) ist ein alter Brauch zu Beginn des neuen Jahres. Er findet am Vorabend des 6. Januar statt, der bis 1691 den Beginn des neuen Jahres markierte. Verbreitet ist der Brauch vor allem in Oberfranken und den angrenzenden Regionen. „Stärk’“ oder „Stärke“ steht dabei für Kraft und Gesundheit. Früher wie auch heute weiß niemand, was das neue Jahr mit sich bringt. Es ist deshalb Brauch, sich gegen alle möglichen Widrigkeiten zu wappnen. Dazu trinkt man sich im Kreise von Familie oder Freunden Kraft und Gesundheit – die „Stärk“ – an. Gefeiert wird oft in Gaststätten. Viele Brauereien unterstützen den Brauch mit einem speziellen Starkbier, das für das „Stärk’ antrinken“ besonders geeignet sein soll.
Heilige Drei Könige
Viele alte Bräuche wurden auf das Fest übertragen. Man reinigt z. B. an diesem Tag Wohnräume und Stallungen mit Weihrauch von bösen Wintergeistern. Im Volksbrauchtum des Ostens wurde das Epiphaniasfest auf das Motiv der Heiligen Drei Könige, der Weisen aus dem Morgenland, reduziert. Bei den Krippen werden die Figuren am Dreikönigstag um die drei Weisen aus dem Morgenland ergänzt und die – als Heilige Drei Könige verkleideten – Sternsinger ziehen von Haus zu Haus, singen Lieder oder sagen Gedichte auf und sammeln dabei für karitative Zwecke. Sie segnen das Haus und schreiben hierfür „20 C M B xx“ auf die Haustüre, wobei xx für die letzten beiden Ziffern der Jahreszahl steht. Diese Aufschrift wird mit Kreuzen als Segenszeichen versehen, die den Unkundigen oft an Pluszeichen erinnern. Dabei gibt es mehrere Traditionen, etwa „20 C+(M+)+B xx“ (das eingeklammerte M+ soll bedeuten, dass auf oder unter das M ein Kreuz gemacht wird), „20 C+M+B xx“, „20*C+M+B+xx“ u. a.
C M B steht für den lateinischen Segenswunsch „Christus mansionem benedicat“, was auf deutsch „Christus segne diese Bleibe“ bedeutet. Häufig wird es auch auf die Namen der Heiligen Drei Könige, Caspar, Melchior und Balthasar, gedeutet; die Annahme ist verbreitet, dass sich die Legende von diesen Namen eben auf Grund des genannten Segenswunsches gebildet hat.
Häufig findet man auch „K M B“. Dann wurde Kaspar mit K gemeint; doch kann man auch hier einen passenden Segensspruch finden, der allerdings eine seltsame Mischung aus Griechisch und Lateinisch darstellt: „Kyrios mansionem benedicat“ (Kyrios ist griechisch) für „der Herr segne diese Bleibe“.
In alten Geschichts und Märchenbücher werden die drei Könige mit den alten Reichen hier Persien, Arabien und Indien verbunden. Ein Reisender sagte damals es gibt Wissen in Büchern aus Persien, Gewürze und Heilkräuter aus Arabien und Werkzeug, Metalle und Handfertigkeiten aus Indien. Alte Medizinische Gebräuche reinigen mit Weihrauch, Myrrhe und Gold ihre Instrumente und heilen die Kranken. Die Könige verbinden die Lebzeiten der Menschen. Der junge Mohr, der mittlere Araber und der alte König und Arzt aus Persien.
Fastnacht
Im Bereich der schwäbisch-alemannischen Fasnet beginnt traditionell am Dreikönigstag die Fasnacht mit verschiedenen Bräuchen.
Wetterregeln
Für den Dreikönigstag gelten Wetterregeln:
- „Dreikönigsabend hell und klar, verspricht ein gutes Weinjahr.“
- „Ist bis Dreikönig kein Winter, folgt keiner dahinter.“
Dreikönigskuchen
In manchen Ländern gibt es auch den Brauch des Dreikönigskuchens, einem Hefegebäck in Form einer Krone.
Siehe auch
Fußnoten
- ↑ In der antiken römischen Reichsmetaphysik wurde zusätzlich für die Erscheinung des Herrn das Wort Evangelium verwendet, so z. B. wiedergegeben in einem Beschluss der griechischen Bürger der Reichsprovinz Asia: „Die Vorsehung […] hat in Fürsorge und Großmut unser Dasein mit dem höchsten Schmucke gekrönt, da sie Augustus […] uns sandte als Heiland […]. Die Epiphanie des Kaisers [Augustus] hat die Hoffnungen (und Gebete) der Vorzeit überschwenglich erfüllt. […] Für den Kosmos aber begann mit dem Geburtstag des Gottes (Augustus) die Reihe der Evangelienfeste, die ihm zu Ehren gefeiert werden.“ (In Ethelbert Stauffer: Jerusalem und Rom im Zeitalter Jesu Christi (Bern 1957) Vgl. auch Vespasians Epiphanie und Evangelienfest in Jos. Bell. 4, 10, 6, 618.
- ↑ Jedoch nicht ausschließlich, denn jeder divinisierte Kaiser hatte eigene Evangelienfeste und Epiphanieproklamationen, an denen seine Erscheinung gefeiert wurde.
- ↑ Manfred Clauss: Kaiser und Gott ;Stuttgart/Leipzig 1999; vgl. auch die Epiphanie Caesars in Corfinium (Caesar: De Bello Civili I.21).
- ↑ „Einleitung“ in Schott: Römisches Messbuch; adventus Caesaris in Aulus Hirtius: De Bello Gallico (VIII.51).
- ↑ gr. epiphaneia tou kyriou, dt. „Erscheinung des Herrn“ (epiphanias ist der gr. Genitiv); weiterhin: theophania, dt. „Erscheinung Gottes“; andere in der Antike gebräuchliche Namen: (1) ta epiphania oder he epiphanios, sc. hemera (selten he epiphaneia: aber z. B. in Athanasius: he somatike epiphaneia); theophaneia (lat.: dies epiphaniarum, festivitas declarationis, manifestationis, apparitio, acceptio); (2) hemera ton photon (lat.: dies luminum, dies lavacri); (3) phagiphania, Bethphania etc.; (4) Festum trium regum u. a., z. B. denho im syro-aramäischen Christentum.
- ↑ Auch heute sind in einigen christlichen Volkstraditionen noch Reste des Kaiserkultes im Epiphaniasritual zu erkennen, z. B. die Bootsprozession während des zypriotischen Phota („Fest des Lichtes“), die wahrscheinlich die Überschreitung des Rubikon darstellt. Allgemein ist das Wasser – versinnbildlicht auch in der Taufe – ein wichtiges Element des Epiphaniasfestes geblieben. Auch in Westeuropa haben sich Teile des antiken römischen Festes, das in der Ausführung den Saturnalia nicht unähnlich war, im heutigen Befania-Fest (von Epiphania) in Rom gehalten. Der militärische Charakter der Erscheinung des Herrn aus vorchristlicher Zeit hat sich z. B. im sizilianischen Epiphaniefest gehalten (Besetzung der Kirche durch Priester in bewaffneter Begleitung).
- ↑ Clemens Strom. I, XXI, 45, in P.G., VIII, 888 (vgl. Katholische Enzyklopädie (1997–2007)
- ↑ Bericht der Tageszeitung „Frankenpost“ auf marlesreuth.de
Literatur
- Friedhelm Mann, Hans-Christoph Schmid-Lauber: Epiphaniasfest I. Kirchengeschichtlich II. Praktisch-theologisch. In: Theologische Realenzyklopädie 9 (1982), S. 762–770 (wiss. Überblick)