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Celle

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Vorlage:Infobox Ort in Deutschland

Großes Wappen Celle
Schloss
Altstadt

Celle [ˈtsɛlə] an der Aller ist eine große selbstständige Stadt und Kreisstadt des Landkreises Celle in Niedersachsen, Deutschland mit über 71.000 Einwohnern. Celle gilt als südliches Tor zur Lüneburger Heide und besitzt eine reiche Fachwerkaltstadt (etwa 480 restaurierte Fachwerkhäuser) und das Celler Schloss im Stil der Renaissance und des Barock.

Geographie

Die Stadt Celle liegt am Fluss Aller in deren Urstromtal. Die Stadt befindet sich etwa 40 km nordöstlich von Hannover, 60 km nordwestlich von Braunschweig und 120 km südlich von Hamburg.

Ausdehnung des Stadtgebiets

Die Fläche des Stadtgebietes beträgt 176,05 km². Im Stadtgebiet münden, von Nordosten kommend, der Fluss Lachte, und weiter stromabwärts von Südosten kommend, der Fluss Fuhse in den Fluss Aller. Die Aller mündet wiederum in der Nähe von Verden in den Fluss Weser.

Stadtgliederung

Die Stadt gliedert sich in folgende Stadtteile (Einwohnerzahl vom 1. Januar 2005) auf: Altencelle (4.998), Altenhagen (922), Blumlage/Altstadt (8.526), Bostel (455), Boye (832), Garßen (2.978), Groß Hehlen (2.773), Hehlentor (7.974), Hustedt (736), Klein Hehlen (5.782), Lachtehausen (639), Neuenhäusen (8.082), Neustadt/Heese (10.887), Scheuen (1.165), Vorwerk (2.842), Westercelle (7.183) und Wietzenbruch (4.805).

Geschichte

Mittelalter

Als Kiellu [1] („Fischbucht“ [2]) wurde Celle 985 erstmals urkundlich erwähnt. Im 11. Jahrhundert verfügte die Stadt über das Münzrecht. Einige Münzen sind im Münzfund von Sandur auf den Färöern enthalten. 1292 erfolgte die Aufgabe von Altencelle durch Herzog Otto II. den Strengen. In 4 km nordwestlicher Entfernung erfolgte die Neugründung einer rechteckigen Siedlung an der bereits bestehenden Burg. 1301 wurde das Stadtrecht gewährt und 1308 begann der Bau der Stadtkirche.

Im Jahre 1378 wurde Celle Residenz der Herzöge von Sachsen-Wittenberg. Ab 1433 residierten die Fürsten von Lüneburg im Schloss. 1452 gründete Herzog Friedrich der Fromme ein Franziskaner-Kloster. Im Jahre 1464 ermöglichte das Kornschifffahrtsmonopol einen wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt.

Frühe Neuzeit

1524 wurde die Reformation in Celle eingeführt. Im Jahre 1570 erbaute Herzog Wilhelm die Schlosskapelle, welche 1585 eingeweiht wurde. 1660 errichtete Herzog Christian Ludwig von Celle in Altenhagen einen Reiherpfahl mit Inschrift, der an die Reiherbeize mit Edelfalken erinnert. Von 1665 bis 1705 erlebte Celle eine kulturelle Blüte als Residenz unter Herzog Georg Wilhelm. In dieser Zeit wurden der Französische und der Italienische Garten angelegt und das barocke Schlosstheater errichtet.

Im Jahre 1705 verstarb der letzte Celler Herzog und vererbte damit das Fürstentum Lüneburg an die hannoverschen Welfen. Celle erhielt als Ersatz für den Verlust des Status als Residenzstadt zahlreiche Verwaltungseinrichtungen wie das Oberappellationsgericht, das Zuchthaus und das Landgestüt. Damit begann die Entwicklung zur Beamten- und Juristenstadt. Die Geschichte, dass die Celler Bürger − vor die Wahl gestellt − eher das Zuchthaus nach Celle geholt haben, als eine angebotene Universität, um die Unschuld ihrer Töchter zu schützen, ist nicht belegbar. Noch heute sind unter anderem das Landessozialgericht Niedersachsen-Bremen und das für den größten Teil Niedersachsens zuständige Oberlandesgericht in Celle ansässig. Zugleich findet sich in Celle die Justizvollzugsanstalt mit ihrer Außenstelle Salinenmoor etwa 12 km nördlich von Celle.

1786 gründete Albrecht Thaer die erste deutsche Landwirtschaftliche Versuchsanstalt in den Dammasch-Wiesen (heute Thaers Garten). Die Albrecht-Thaer-Schule ist heute Teil eines Berufsbildungszentrums in Altenhagen.

Neues Rathaus

Moderne

Im Jahre 1842 wurde die Cambridge-Dragoner-Kaserne als britische Kavalleriekaserne errichtet. Nach Erweiterung 1913 und Wiederaufbau nach partiellem Brandschaden 1936 wurde die Kaserne 1945 in Goodwood Baracks umbenannt und war von 1976 bis 1996 Sitz der Panzerbrigade 33 der Bundeswehr; die abermalige Umbenennung in Cambridge-Dragoner-Kaserne erfolgte 1980. Seit 1996 ist das Gelände insbesondere Sitz eines der größten Jugendzentren Niedersachsens (CD-Kaserne).

Von 1869 bis 1872 erfolgte der Bau einer Infanteriekaserne für das Infanterieregiment Nr. 77. 1938 wurde die Kaserne in Heidekaserne umbenannt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Kaserne durch britische Truppen genutzt, welche 1993 das Gelände verließen. Heute befindet sich im restaurierten Gebäude das Neue Rathaus.

1892 wurde − mit zahlreichen Bürgerspenden − das heutige Bomann-Museum mit wichtigen volkskundlichen und stadtgeschichtlichen Sammlungen gegründet. 1913 wurde der 74 Meter hohe Glockenturm der Stadtkirche errichtet. Im September 1929 eröffnete Rudolph Karstadt weitere Karstadt-Warenhäuser unter anderem am Berliner Hermannplatz und in Celle. Beide Häuser waren von der Fassade baugleich. Die Celler Filiale wurde Mitte der 1960er Jahre abgerissen und durch einen Neubau ersetzt, der mit seinen Alu-Verstrebungen das Celler Fachwerk andeuten soll.

NS-Zeit [3]

Vom 9. November auf den 10. November 1938 wurde während der Reichspogromnacht von einer kompletten Zerstörung der Synagoge abgesehen, da Gefahr für eine angrenzende Lederfabrik bestünde.

Am 1. April 1939 erfolgte die Eingemeindung von Altenhäusen, Klein Hehlen, Neuenhäusen, Vorwerk und Wietzenbruch.

Am 8. April 1945 kam es zu einem alliierten Bombenangriff auf die Celler Bahnhofsanlagen, in denen sich abgestellte Zugtransporte mit etwa 4.000 KZ-Häftlingen befanden. Der Angriff forderte hunderte von Todesopfern, aber einem Teil der Häftlinge gelang die Flucht ins nahe Neustädter Holz. SS-Wachmannschaften und Celler Bürger beteiligten sich an der sogenannten Celler Hasenjagd. Die Verfolgung mit mehreren hundert Toten endete erst am 10. April. Die genaue Opferzahl wurde nicht ermittelt.

Eine weitere Zerstörung der Stadt konnte verhindert werden, indem wenige Tage später die Stadt kampflos den alliierten Truppen übergeben wurde.

Militär

Während des 3. Reiches war Celle ein bedeutender Garnisonsstandort. Teile der Infanterie-Regimenter 17 und 73 sowie des Artillerie-Regiments 19 hatten hier ihre Garnison. Celle war Sitz eines Wehrbezirkskommandos und eines Wehrmeldeamtes. Außerdem war Celle einer der wichtigsten Standorte der Nebelwerfer- und Entgiftungstruppe der Wehrmacht.

Nachkriegszeit

Am 1. Januar 1973 verlor die Stadt den Status einer kreisfreien Stadt und wurde damit die größte Gemeinde im Landkreis Celle. Ebenso bildete es die größte Stadt des neu geschaffenen Regierungsbezirks Lüneburg. Die Ortschaften Ummern, Pollhöfen und Hahnenhorn wurden an den Landkreis Gifhorn angegliedert. Seitdem betreut das Kirchspiel Hohne sechs Dörfer (Hohne, Helmerkamp, Spechtshorn, Ummern, Pollhöfen und Hahnenhorn) in zwei Landkreisen. In die Stadt Celle wurde zugleich eine Reihe von Dörfern der näheren Umgebung eingemeindet.

Am 25. Juli 1978 wurde vom niedersächsischen Verfassungsschutz ein fingierter Sprengstoffanschlag an der Außenmauer der Justizvollzugsanstalt verübt. Dieses Ereignis wurde als Celler Loch bekannt. Im Jahre 2004 wurde der Regierungsbezirk Lüneburg mit allen weiteren niedersächsischen Regierungsbezirken wieder aufgelöst. Celle ist momentan die zwölftgrößte Stadt Niedersachsens.

Eingemeindungen

  • 1. April 1939: Altenhäusen, Klein Hehlen, Neuenhäusen, Vorwerk und Wietzenbruch
  • 1. Januar 1973: Altencelle, Altenhagen, Alvern, Bostel, Boye, Burg, Garßen, Groß Hehlen, Hustedt, Lachtehausen, Ohe, Scheuen und Westercelle.

Einwohnerentwicklung

Celle hatte im Mittelalter und der frühen Neuzeit nur wenige tausend Einwohner. Die Bevölkerung wuchs nur langsam und ging durch die zahlreichen Kriege, Seuchen und Hungersnöte immer wieder zurück. Erst mit dem Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert beschleunigte sich das Bevölkerungswachstum. Lebten 1818 erst 8.800 Menschen in der Stadt, so waren es 1900 bereits 20.000. Durch Eingemeindungen am 1. April 1939 kam es zu einem weiteren Anstieg auf 38.000 Einwohner.

Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg führten die vielen Flüchtlinge und Vertriebenen aus den deutschen Ostgebieten innerhalb weniger Monate zu einem Anstieg der Einwohnerzahl um 17.000 Personen auf 55.000 im Dezember 1945. Eingemeindungen am 1. Januar 1973 brachten einen Zuwachs von 18.691 Personen auf 75.178 Einwohner − historischer Höchststand. Am 30. Juni 2005 betrug die „Amtliche Einwohnerzahl“ für Celle nach Fortschreibung des Niedersächsischen Landesamtes für Statistik 71.402 (nur Hauptwohnsitze und nach Abgleich mit den anderen Landesämtern).

Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Bei 1818 handelt es sich um eine Schätzung, danach um Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen des Statistischen Landesamtes. Die Angaben beziehen sich ab 1871 auf die „Ortsanwesende Bevölkerung“, ab 1925 auf die Wohnbevölkerung und seit 1987 auf die „Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung“. Vor 1871 wurde die Einwohnerzahl nach uneinheitlichen Erhebungsverfahren ermittelt.

Jahr Einwohner
1818 8.800
3. Dezember 1855 ¹ 13.117
3. Dezember 1861 ¹ 14.100
3. Dezember 1864 ¹ 14.900
3. Dezember 1867 ¹ 16.200
1. Dezember 1871 ¹ 16.147
1. Dezember 1875 ¹ 18.200
1. Dezember 1880 ¹ 18.800
1. Dezember 1885 ¹ 18.800
1. Dezember 1890 ¹ 18.901
2. Dezember 1895 ¹ 19.438
Jahr Einwohner
1. Dezember 1900 ¹ 19.883
1. Dezember 1905 ¹ 21.390
1. Dezember 1910 ¹ 23.263
1. Dezember 1916 ¹ 20.521
5. Dezember 1917 ¹ 19.997
8. Oktober 1919 ¹ 23.589
16. Juni 1925 ¹ 25.456
16. Juni 1933 ¹ 27.734
17. Mai 1939 ¹ 37.799
31. Dezember 1945 55.059
29. Oktober 1946 ¹ 52.281
Jahr Einwohner
13. September 1950 ¹ 59.667
25. September 1956 ¹ 57.239
6. Juni 1961 ¹ 58.506
31. Dezember 1965 58.766
27. Mai 1970 ¹ 57.155
31. Dezember 1975 74.347
31. Dezember 1980 72.820
31. Dezember 1985 70.482
25. Mai 1987 ¹ 71.222
31. Dezember 1990 72.260
31. Dezember 1995 73.936
Jahr Einwohner
31. Dezember 2000 72.127
30. Juni 2005 71.402
1. Januar 2006 71.371

¹ Volkszählungsergebnis

Politik

Bei Bundestagswahlen gehört die Stadt Celle zum Wahlkreis Celle-Uelzen. 1983, 1987, 1990 und 1994 konnte Klaus-Jürgen Hedrich (CDU) die Direktwahl für sich bestreiten. 1998, 2002 und 2005 konnte Peter Struck (SPD) die Mehrheit erzielen.

Bei Landtagswahlen bildet Celle mit einzelnen Umlandgemeinden den Wahlkreis Celle-Stadt. 2003 lag hier die Stimmenmehrheit bei der CDU.

Stadtrat

Der Stadtrat hat 42 gewählte Mitglieder, sowie den direkt gewählten Bürgermeister, ihm gehören seit der Kommunalwahl am 10. September 2006 sieben Parteien bzw. Wählergemeinschaften an.

Bürgermeister

Oberbürgermeister ist Martin Biermann (CDU), der in der Stichwahl am 23. September 2001 mit 52,5 % der Stimmen gewählt wurde. Der Gegenkandidat Jens Rejmann (SPD) erhielt 47,5 % der Stimmen.

Wappen

Blasonierung: „In Blau eine mit Zinnen versehene silberne Mauer, auf der drei Türme mit roten Dächern stehen. In der schwarzen Toröffnung ist ein schräggelehntes goldenes Schildchen angeordnet, darin ein aufrechter, von sieben roten Herzen umgebener blauer Löwe.“

Weitere Beschreibung Großes Wappen: „Auf dem Schild befindet sich ein blau-weiß bewulsteter Helm mit außen blauer und innen silberner Helmdecke. Auf ihm stehen zwei mit der Spitze aufgerichtete, mit der Schneide einwärts gekehrte und am Rücken mit grünen Pfauenspiegeln besteckte, auswärts geneigte silberne Sicheln mit roten Griffen.“

Städtepartnerschaften

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Veranstaltungen

Celler Schloss
Altstadthäuser
Datei:Celle1.jpg
Fußgängerzone in Celle
Hoppener Haus, das bekannteste und schönste Fachwerkhaus der Altstadt von Celle
Abbild von Ernst dem Bekenner am Hoppener Haus in Celle
Datei:St. Ludwigs-Kirche Celle.jpg
kath. Kirche St.Ludwig in Celle

Das Schlosstheater Celle wird seit seiner Gründung im Jahre 1671 bespielt und gilt damit als das älteste noch bespielte Theater Deutschlands; es wird von Karin H. Veit geleitet.

Am Rande der Altstadt befindet sich das in städtischer Hand befindliche Kleinkunsttheater Kunst & Bühne, wo von Comedy über Chanson, Jazz und Kabarett bis hin zu Filmvorführungen alles geboten wird; zahlreiche aus dem Fernsehen bekannte Künstler − insbes. aus den Bereichen Comedy und Kabarett – standen hier bereits auf den ‚Brettern‘.

In der Congress Union Celle finden zahlreiche Kulturveranstaltungen und Tagungen statt.

Im Jahr 1996 gründete sich das soziokulturelle und selbstverwaltete Zentrum Buntes Haus. Im Mittelpunkt stehen an gesellschaftlichen Fragen orientierte kulturelle Projekte, die spartenübergreifend und in den Grenzbereichen von Kultur, sozialer Arbeit und politischer Bildung angesiedelt sind. Kulturell und politisch engagierte Menschen gestalten - ehrenamtlich und an basisdemokratischen Prinzipien orientiert - die Programme und Aktionen des Zentrums.

Museen

Das Bomann-Museum gegenüber dem Schloss besitzt Werke des Künstlers Eberhard Schlotter und zahlreiche volkskundliche und stadtgeschichtliche Sammlungen. Ebenfalls ist ihm das erste 24-Stunden-Kunstmuseum der Welt angegliedert.

Bauwerke

Die Altstadt insgesamt ist die Hauptattraktion der Stadt Celle. Da im Zweiten Weltkrieg Bombenangriffe zwar den Bahnhofsbereich, nicht aber die Innenstadt getroffen haben, sind nur wenige Schäden zu verzeichnen. Zahlreiche Fachwerkhäuser − vor allem in der Zöllnerstraße und der Neuen Straße − sind relativ originalgetreu restauriert worden. Dazu gehören auch die in der Reichskristallnacht nicht zerstörte Celler Synagoge am Platz Im Kreise und das wohl bekannteste Fachwerkhaus, das Hoppener Haus.

Das Celler Schloss geht auf eine mittelalterliche Wasserburg oberhalb der damals einzigen passierbaren Furt durch die Aller zurück. In der aktiven Zeit als Regierungssitz hat es jedoch zahlreiche Erweiterungsbauten erfahren. Die Bausubstanz geht jetzt überwiegend auf die Renaissance-Zeit zurück. In dem Schloss befindet sich das noch bespielte Schlosstheater aus dem Jahre 1671.

Die Stadtkirche St. Marien ist zwar ebenfalls mittelalterlichen Ursprungs und besitzt eine sehenswerte Gruft sowie Fürstengrabmäler, der Kirchturm ist jedoch erst aus dem Jahre 1913. Ein klassizistischer Bau ist die katholische Ludwigskirche (1838).

Etwas außerhalb der Stadt im Ortsteil Altenhagen befindet sich ein Reiherpfahl.

Parks

Der historische Französische Garten liegt unmittelbar südlich der Altstadt und ist sehr malerisch. In ihm befindet sich auch das Niedersächsische Bieneninstitut.

Sport

Ab 1968 bis Mitte der 1970er Jahre spielte der Verein TUS Celle FC Fußball in der zweithöchsten deutschen Liga (damals Regionalliga). Nach zwei Insolvenzen erfolgte der Abstieg. Am Ende der Spielzeit 2003/2004 gelang der Aufstieg in die Niedersachsenliga. Weitere ergfolgreiche Vereine in überregionalen Fußball-Ligen sind der kurdische Sportverein SV Dicle Celle und der MTV Eintracht Celle.

Seit 1983 findet in der Celler Innenstadt jährlich am zweiten Sonntag im März der „Celler Wasa-Lauf“ statt. Dieser ist inzwischen eine der größten Laufveranstaltungen Deutschlands unterhalb der Marathondistanz und ist in mehrere Distanzen (Kinderlauf von 2,5 km, Läufe von 5, 10, 15 und 20 km) aufgegliedert. Seit einigen Jahren existieren auch die Disziplinen „Wandern“ mit einer Streckenlaenge von 11 km u. a. entlang der Aller und „Walking“. 2004 nahmen, mit einer Rekordteilnehmerzahl, 11.232 Sportlerinnen und Sportler am Lauf teil.

Seit Mitte der 1990er Jahre spielt der Verein SV Garßen-Celle Handball in der Zweiten Frauen-Bundesliga Nord.

Für den Landesruderverband Niedersachsen ist Celle einer von 5 Stützpunkten für den Leistungssport. Die Celler Sprint-Regatta findet jedes Jahr im Oktober auf der Oberaller an der Ziegeninsel statt und wird von den Vereinen Hermann Billung Celle, Celler Ruderverein und Ruderclub Ernestinum-Hölty Celle ausgerichtet.

Jedes Jahr findet am letzten Wochenende im August der „Celler Triathlon“ statt. Dieser wurde anfänglich von der Sektion Celle des „Deutschen Alpenverein“ und seit mehreren Jahren nun vom SV Altencelle organisiert.

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaft

Industrielle Betriebe des Maschinenbaus, der Bohr- und Erdöltechnik (Bohrmeisterschule), der Elektronik, der Nahrungsmittelherstellung (u. a. Knäckebrot durch die Barilla Wasa Deutschland GmbH), der Metall-, Holz- und Kunststoffverarbeitung, eine Druckfarbenfabrik sowie der Musikinstrumentenbau (u. a. Moeck) haben ihren Sitz in Celle. Weitere wirtschaftliche Bedeutung hat insbesondere der Fremdenverkehr und eine Orchideenzucht.

Nahrungsmittel

Regional und teilweise auch weiter bekannt sind alkoholische hochprozentige Getränke der Marken „Ratzeputz“ und „Alter Provisor“, einem speziell und nur in der Rats-Apotheke in der Celler Altstadt hergestellten und vertriebenen Kräuterlikör.

Eine weitere Celler Spezialität, die es zu entdecken und zu erschmecken gilt, ist die Rohe Roulade. Früher wurde sie im Gasthaus Krohne in der Blumlage bekannt und wird seitdem in Celler Gaststätten angeboten.

Papier- und Kunststoffverarbeitung

Die Werner Achilles Glanzfolien-Kaschieranstalt GmbH hat ihren Sitz ebenfalls in Celle und kaschiert zahlreiche Bücher.

Transport und Logistik

Die Osthannoverschen Eisenbahnen (OHE) als Konkurrenzunternehmen zur Deutschen Bahn im norddeutschen Streckenraum hat ihren Firmensitz in Celle.

Das Postverteilzentrum der Deutschen Post für das Postleitzahlengebiet 29 hat hier ebenfalls seinen Sitz.

Schüttgut-Transporte ab dem Celler Land führt Spedition Rodenberg, Bröckel deutschlandweit durch.

Verkehr

Schienenverkehr

Celle liegt an der Bahnstrecke Hannover − Celle − UelzenLüneburgHamburg. Am Bahnhof halten Intercity (IC)- Züge der Kursbuch-Linie 20 Stralsund - Hamburg - Hannover - Frankfurt - Karlsruhe - Konstanz meist im 2-Stunden-Takt und vereinzelt ICE-Züge. Der Streckenabschnitt zwischen Celle und Großburgwedel wurde als Schnellfahrstrecke zum Testen und für Rekordfahrten bereits in den 1920er Jahren quer durch das moorähnliche so genannte Wietzenbruch erbaut. Er trägt aufgrund der menschenleeren Umgebung und der in den Anfangstagen reihenweise erlegten Hasen den Spitznamen „Hasenbahn“. Im Jahre 1965 wurde diese Strecke für den TEE- / IC-Verkehr Hamburg-Hannover elektrifiziert, um den Umweg über Lehrte und ein Kopfmachen in Hannover zu ersparen. Heute führt die „Hasenbahn“ dazu, dass man den Flughafen Hannover mit Zügen des Regionalverkehrs von Celle aus schneller über Langenhagen erreichen kann als via Hannover selbst. Seit 2004 betreibt die „metronom“, eine Tochtergesellschaft der Osthannoverschen Eisenbahn, den Regionalverkehr u. a. zwischen Uelzen und Göttingen im Regionalverkehr.

Früher existierende Bahnverbindungen (auch der „Osthannoverschen Eisenbahn“) von Celle über Schwarmstedt nach Bremen und über Plockhorst nach Braunschweig wurden in den 1970er Jahren aufgegeben und inzwischen weitgehend rückgebaut. 2004 wurde auch die letzte verbliebene Nebenstrecke von Gifhorn nach Celle über Wienhausen endgültig stillgelegt und mit dem Rückbau im Stadtgebiet begonnen.

Die Osthannoversche Eisenbahn (OHE) betreibt noch im Güterverkehr verschiedene frühere Kleinbahnstrecken im Raum Celle, u. a. nach Wittingen, Soltau und Munster. Auf diesen läuft noch Personenverkehr im Rahmen einer Museumseisenbahn und von Sonderzügen.

Die Bahnstrecke Celle–BurgdorfLehrteHildesheim stellt eine wichtige Strecke für den Güterverkehr dar und wurde ab 1998 von der Deutschen Bahn zu einer modernen S-Bahn-Strecke umgebaut. Celle ist seitdem Endpunkt der Linie S3 und des Regional-Expresses R 3 HannoverBurgdorf–Celle.

Ein seit 1907 durch die Celler Straßenbahn GmbH betriebenes Straßenbahnnetz aus zwei Linien wurde zwischen 1954 und 1956 aufgegeben und rückgebaut.

Straßenverkehr

Wichtige Anbindungen sind:

Luftverkehr

Der Flugplatz Arloh in Celle-Scheuen dient lokalen und touristischen Zwecken. In etwa 35 km Entfernung befindet sich der Flughafen Hannover-Langenhagen mit internationalen Verbindungen. Ein Militärflughafen befindet sich in Celle-Wietzenbruch und wurde Ende der 1940er Jahre während der Berliner Luftbrücke als Versorgungspunkt einbezogen. Heute sind dort Hubschrauber der Bundeswehr zu Ausbildungszwecken stationiert.

Schifffahrt

Der Celler Hafen ist heute unbedeutend und wird überwiegend touristisch genutzt. Die Aller ist heute ab hier stromab schiffbar. In früheren Jahrhunderten war Celle ein bedeutender Umschlagplatz für den Schiffsverkehr zwischen Braunschweig und den Häfen in Bremen über Oker, Aller und (Unter-) Weser. Bremer und Braunschweiger Kaufleute hatten mit den Celler Herzögen und später der Stadt Celle detaillierte Verträge, um den Transport sicherzustellen, da die Stromschnellen der Aller in Celle ein Umladen im Celler Hafen erforderlich machten.

Ab 1900 ging der Verkehr zunehmend zurück und verlagerte sich auf Straße und Schiene. Wesentlich blieb bis 1970 noch der Getreidetransport zur Celler Rathsmühle und der Transport von Kalisalzen.

Stadtverkehr (öffentliche Verkehrsmittel)

Die Firma CeBus hat 5 Stadtverkehrslinien (Bus) in der Innenstadt und dem Nahbereich eingerichtet. Im Regional-Busverkehr gibt es ca. 15 bis 20 Buslinien, mit denen man Gemeinden im Landkreis erreichen kann.

Medien

Als Tageszeitung erscheint die „Cellesche Zeitung“ mit einer IVW-Auflage von 34.977 Exemplaren (Stand: 2.Quartal 2005). Daneben erscheint zweimal pro Woche der „Celler Kurier“ und wöchentlich der „Celler Blitz“ sowie einmal monatlich das „Stadt-Magazin Celler Scene“.

Bildung

Celle als früherer Regierungssitz hatte bereits im Mittelalter höhere Bildungsanstalten. Aus der so genannten Lateinschule hat sich im Laufe der Jahrhunderte das Gymnasium Ernestinum entwickelt.

Insgesamt besitzt Celle jetzt vier allgemeinbildende Gymnasien. Das Hermann-Billung-Gymnasium mit den Schwerpunkten Mathematik-Naturwissenschaften, Spanisch und bilingualer Unterricht (Geschichte ab Stufe 7 auf Englisch), das Kaiserin-Auguste-Viktoria-Gymnasium mit dem Schwerpunkt Musik, das Ernestinum mit Latein und Altgriechisch sowie das Hölty-Gymnasium mit einem Angebot für Russisch und einem mathematisch-naturwissenschaftlichen Zweig.

Weitere Bildungsinstitutionen sind die Bohrmeisterschule und die Landwirtschaftsschule sowie vier Berufsbildende Schulen (BBS). Es handelt sich um die BBS I − Wirtschaft und Verwaltung −, die BBS II (Axel-Bruns-Schule) − Technik, Gestaltung, Informatik −, die BBS III − Gesundheit und Soziales − sowie die BBS IV (Albrecht-Thaer-Schule) − Agrarwirtschaft, Hauswirtschaft, Ernährung. An allen vier Schulen existieren Einrichtungen der ein- und zweijährigen Fachoberschule, die zur Fachhochschulreife führen. Alle Schulen bieten auch entsprechende Fachgymnasien an, die mit der allgemeinen Hochschulreife abschließen.

Seit Oktober 2003 ist Celle Standort der Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW), die hier die Studiengänge Mechatronik und Bachelor of Business Administration anbietet.

Des Weiteren befindet sich in Celle eine der beiden niedersächsischen Landesfeuerwehrschulen.

Persönlichkeiten

Albrecht-Thaer-Denkmal

Söhne und Töchter der Stadt

Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben

Sonstiges

WM 2006 − Gastgeber von Angola

Celle war Gastgeber der Nationalmannschaft von Angola während der Fußball-Weltmeisterschaft 2006. Die Mannschaft wohnte im Ringhotel Celler Tor. Vieles wurde auf die Beine gestellt:

  • Die Mitarbeiter der Hotels und der Touristinformation lernten Portugiesisch, die Landessprache der Angolaner.
  • Die F-Jugend des SV Altencelle brachte eine CD mit dem Titel „Welcome Angola“ heraus, die für einen guten Zweck verkauft wurde.
  • Die Stadt Celle sammelte Rollstühle, Gehhilfen und Rollatoren für die Organisation Humanitas für Afrika e. V.
  • Die Tourismus Region Celle GmbH / Abtl. Veranstaltungen & Events und die „Cellesche Zeitung“ organisierten einen Schaufensterwettbewerb mit dem Thema „Angola / WM 2006“, an dem 50 Geschäfte teilnahmen.
  • Vom 19. bis 21. Mai 2006 wurde das Team aus Angola mit einem WM-Fan-Fest begrüßt.
  • Im Celler Günther-Volker-Stadion sahen am 25. Mai 2006 8.000 Zuschauer das Spiel Angola gegen eine Auswahl aus der Region Celle.
  • Am 11. Juni 2006 organisierte der „Freundeskreis zur Durchführung historischer Sonderfahrten Celle“ in Zusammenarbeit mit der Stadt Celle eine Sonderfahrt mit dem Weltmeisterzug von 1954 Vt 08 zum Spiel Angola-Portugal von Celle nach Köln mit 150 Teilnehmern.
  • Die Stadt Celle, die Touristinformation und die „Cellesche Zeitung“ spendierten den Spielern des Teams Autogrammkarten, da dem Angolanischen Fußballverband keine zur Verfügung standen.
  • Vom 16. bis 18. Juni 2006 fand ein „Angola-Freundschafts-Festival“ statt, das von 2.000 Angolanern, die anlässlich des Spiels Angola-Mexiko in Hannover waren, besucht wurde. Höhepunkt war der Auftritt der angolanischen Mannschaft am 17. Juni 2006, die sich zuvor gegen Mexiko bewährt hatte.
  • 2007 bekommt die Eventabteilung der Tourismus Region Celle GmbH für die besonderen Dienste zur WM den Celler Marketing Preis und Bernd Nitsche (WM Sportbeauftragter) und Alexander Hass (Eventmanager) erhalten den Sport-Fairnesspreis der Celleschen Zeitung für Ihr Leistung zur WM.

Literatur

  • Celle. Stadt Celle 1991. ISBN 3-925902-12-0
  • Mijndert Bertram: Celle − Eine deutsche Stadt vom Kaiserreich zur Bundesrepublik. 1. Band: Das Zeitalter der Weltkriege. Stadt Celle 1992. ISBN 3-925902-15-5
  • Dr. Rudolf Beyse: Bäume aus aller Welt in den Parks der Stadt Celle. Baumkundlicher Verlag, Celle 2006. ISBN 3-00-018526-7
  • Hans-Günther Bigalke: Fachwerkhäuser. Verzierungen an niederdeutschen Fachwerkbauten und ihre Entwicklung in Celle. Schlütersche Verlag, Hannover 2000. ISBN 3-87706-588-0
  • Rolf-Dieter Diehl: Um fünf an der Pfennigbrücke. Geschichten und Anekdoten aus dem alten Celle. Wartberg Verlag, Gudensberg 2006. ISBN 978-3-8313-1648-9
  • Gernot Fischer: Celler Baudenkmale, Bd. 28 aus der Reihe „Celler Beiträge zur Landes- und Kulturgeschichte“. Stadtarchiv Celle, Celle 2000.
  • Florian Friedrich: Celler Kulturlandschaft. Rundgänge durch die Geschichte. Sutton Verlag, Erfurt 2006, ISBN 978-3-86680-054-0
  • Hilde Hudemann / Christel Hudemann-Schwartz / Hans-Heinrich Waack: Celle − die alte Herzogstadt. Christians, Hamburg 1992. ISBN 3-7672-1145-9
  • Dietrich Klatt: Kunstwege − Zu Plastiken, Skulpturen und Denkmälern im öffentlichen Raum der Stadt Celle, Bd. 36 aus der Reihe „Celler Beiträge zur Landes- und Kulturgeschichte“. Stadt Celle 2007. ISBN 3-925902-61-9
  • Matthias Kothe: Erlebnispfad Celler Land − Ein Reisebegleiter rund um Celle. Landbuch-Verlag, Hannover 2000. ISBN 3-7842-06069
  • Sabine Maehnert / Kathrin Panne: Ein Rundgang durch das alte Celle. Wartberg-Verlag, Gudensberg-Gleichen 2003. ISBN 3-8313-1139-0
  • RWLE Möller: Celle-Lexikon. Von Abben bis Zwische. Verlag August Lax, Hildesheim 1987. ISBN 3784840396
  • RWLE Möller / Bernd Polster: Celle − das Stadtbuch. Edition Stadtbuch, Bonn 2003. ISBN 3-00-012605-8
  • Harald Müller: Lexikon Celler Musiker. Ströher Verlag, Celle 2003. ISBN 3-925902-50-3
  • Bernd Polster / RWLE Möller: Das feste Haus − Geschichte einer Straffabrik. Transit, Berlin 1984. ISBN 3-88747-019-2
  • Reinhard Rohde / Tim Wegener: Celle im Nationalsozialismus. Ein topographischer Überblick. Celle 2007.
  • Brigitte Streich (Hrsg.): Stadt, Land, Schloss: Celle als Residenz, Bd. 29 aus der Reihe „Celler Beiträge zur Landes- und Kulturgeschichte“. Bielefeld 2000. ISBN 3-89534-379-X
  • Hans-Friedrich Stumpf: Kernenergieforschung in Celle 1944/45, Bd. 25 aus der Reihe „Celler Beiträge zur Landes- und Kulturgeschichte“. Stadt Celle 1995. ISBN 3-925902-20-1

Referenzen

  1. Adolf Bach: Deutsche Namenkunde. Band II, 1: Die deutschen Ortsnamen. Heidelberg 1953, S. 36
  2. Heinrich Wesche: Unsere niedersächsischen Ortsnamen. o. O. 1957, S. 38
  3. celle-im-nationalsozialismus.de: Wilfried Köppen: Amtshilfe - Bis Celle ohne Juden war, (1982)
    aus: Werner Holtfort, Norbert Kandel, Wilfried Köppen, Ulrich Vultejus: Hinter den Fassaden. Geschichten aus einer Deutschen Stadt Göttingen, S. 97-102.
Commons: Celle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien