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Etymologie

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Etymologie (v. altgr.: ετυμος etymos = wahrhaftig, wirklich + λογος logos = Vernunft, Wort) ist die Lehre von der Herkunft und Bedeutungsentwicklung der Wörter.

Entgegen der Bedeutung von altgr. ετυμος darf man aber unter einer "wahrhaftigen" nicht normativ die (einzig) "richtige" Bedeutung verstehen.

Grundlegende Ideen

  • Oft wird ein komplexeres Wort vereinfacht (zum Beispiel durch Abkürzung Automobil -> Auto). Die Muster, nach denen Wörter vereinfacht werden, ändern sich.
  • Wörter aus der Umgangssprache, aus Dialekten und aus dem Jargon kommen in die Standardsprache und umgekehrt.
  • Wörter, insbesondere wenn sie negativ besetzte weitere Bedeutungen haben, verschwinden ganz, oder in bestimmter Verwendung aus dem Sprachschatz. (Beispiel: Weib – anders als im Englischen (wife), in der Bedeutung Gattin in Hochdeutsch durch Frau bzw. Ehefrau ersetzt, nur noch in wenigen Dialekten ohne negative Bedeutung vorhanden.)
  • Vulgäre Wörter werden beschönigende Bezeichnungen und umgekehrt.
  • Wörter werden zusammengesetzt. (Rindfleisch, Schraubenmutter)
  • Wörter werden in ihrem Inhalt erweitert oder eingeschränkt.
  • Akronyme werden Wörter
  • Die Grenzen zwischen Wörten bewegen sich. Beispiel: aus (Englisch) 'a nadder' wurde 'an adder'.
  • Wörter kommen aus speziellen Fachgebieten, anderen Kulturen oder aus der Literatur (Beispiel: Roboter)
  • Wörter können nach einem Ort oder nach einer Person benannt sein. (Beispiel: Lynchjustiz)

Beispiele aus der Geschichte

Bereits in der Antike wird über die Richtigkeit der Namen diskutiert (siehe: Plato, Kratylos).

Im Mittelalter wurde der etymologische Sinn eines Begriffes als seine ihm tatsächlich innewohnende wahre Bedeutung verstanden. Dem absoluten untersuchten Wort - ohne die Berücksichtigung seines Zusammenhanges in Kontext und Geschichte schrieb man eine entscheidende Bedeutung zu. (siehe: mittelalterliche Exegese, Physiologus, (der Tiernamen aus der Wortgestalt zu erklären sucht), oder die Legenda aurea, die vor der Vita eines Heiligen zunächst seinem Namen breite Aufmerksamkeit widmet.)

Über die antike/christlich-mittelalterliche Etymologie interpretierte man femina Frau in Ableitung aus fe von fides Glaube und mina von minus gering als "Wesen von geringerem Glauben". (siehe auch: Berserker, grölen, kredenzen)

Als wichtigster Autor des Mittelalters im Sammeln etymologischen Materials gilt Isidor von Sevilla.

Gegenwärtig versteht man unter Etymologie den Bereich der Semantik, der die Herkunft eines Wortes bzw. die Wortgeschichte untersucht. Etymologische Wörterbücher enthalten Wörter und ihre jeweilige Entstehungsgeschichte.

Ein erstaunliches Beispiel aus der etymologischen Forschung ist die Herkunft des Wortes Ampel: Die Ampel ist indirekt aus dem griechischen Wort amphorèus entstanden: Dieses fand als ampulla Eingang ins Lateinische und wurde von dort ins Althochdeutsche entlehnt (siehe Lehnwort). Aus ampulla wurde durch Lautänderungen im Laufe der Zeit Ampel. Die Ampel war also ein Gefäß wie die Amphore. Sie war im Mittelalter mit Petroleum gefüllt und diente als ewiges Licht in Kirchen. Später wurden hängende Deckenbeleuchtungen in Wohnungen als Ampel bezeichnet. Heute ist die Ampel als Leuchtsignal im Straßenverkehr bekannt. Das Wort hat eine Bedeutungsverschiebung und Bedeutungsverengung erfahren.

Volksetymologie

In der Volksetymologie werden oft Hinweise über die Herkunft von Wörtern gegeben, die plausibel aber trotzdem falsch sind. Volksetymologische Herleitungen wurden zum Beispiel bei einer Reihe von Veränderungen von Schreibweisen nach der Rechtschreibreform von 1996 verwendet.

Verwandte Gebiete

Die Semasiologie ist innerhalb der Semiotik die Lehre von den Wortbedeutungen. Die Namenforschung geht speziell auf die Geschichte, Bedeutung und Verbreitung von Namen ein.

Siehe auch:

Literatur