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Kasimir und Karoline

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Kasimir und Karoline ist ein Theaterstück von Ödön von Horváth. Das Volksstück spielt in München in der Zeit nach der Wirtschaftskrise von 1929. "Ein Abend auf dem Oktoberfest" war der Untertitel der Uraufführung am 18. November 1932 im Leipziger Schauspielhaus. Eine Woche später fand die Premiere in Berlin statt, die szenische Einrichtung war nach Entwürfen von Caspar Neher realisiert. Erst 1935 fand die österreichische Erstaufführung statt, in der "Komödie" in Wien und wurde dann in die "Kammerspiele" übernommen. Es war so erfolgreich, daß das Stück im Spätherbst 1935 nochmals in das Repertoire des "Kleinen Theaters in der Praterstrasse" aufgenommen wurde.

Es ist eines der bedeutendsten sozialkritischen Volksstücke aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Rummelplatzatmosphäre steht in scharfem Kontrast zu den trostlosen Verhältnissen von Kasimir, der es trotz der Liebe von Karoline nicht schafft, aus seinem Milieu auszubrechen. Horvath schrieb über sein Stück: "es ist die Ballade vom arbeitlosen Chauffeur Kasimir und seiner Braut ..., eine Ballade voll stiller Trauer, gemildert durch Humor, das heisst durch die alltägliche Erkenntnis 'Sterben müssen wir alle ! "

Das Stück erlebte in den 1970er-Jahren eine Renaissance. Unter anderem spielte damals Heinz Marecek (im Wiener Theater in der Josefstadt, mit Michael Schottenberg als Franz Merkl) die Hauptrolle, auch eine Hörspielfassung mit Helmut Qualtinger liegt vor. Im Zuge der Horvath-Renaissance ist das Stück auch heute wieder beliebt, vor allem in Österreich.

Hauptpersonen

  • Kasimir
  • Karoline
  • Erna
  • Herr Schürzinger
  • Franz Merkl
  • Kommerzienrat Rauch
  • Landgerichtsdirektor Speer

Inhalt

Obwohl der Chauffeur Kasimir entlassen worden ist, geht seine Verlobte Karoline mit ihm auf das Münchner Oktoberfest um sich zu amüsieren. Doch Kasimir ist nicht zum Feiern zumute, und ihre Wege trennen sich.

An einem Eisstand lernt Karoline den zurückhaltenden Zuschneider Schürzinger kennen. In der Zwischenzeit betrinkt sich Kasimir mit dem sexistischen Kleinganoven Franz Merkl, der Kasimir für zu lasch gegenüber Karoline und ihrem neuen Begleiter hält. Der Merkl Franz selbst ist hingegen viel ruppiger zu seiner Erna.

Durch Schürzinger erfährt Kasimir, dass ihn Karoline belogen hat, was den Keil noch tiefer in ihre Beziehung treibt.

Auch zwei ältere, gut betuchte Herren, der dicke Kommerzienrat Rauch und der Landgerichtsdirektor Speer, werfen ein Auge auf Karoline und sie lässt sich den Rest des Abends von den beiden Herren ausführen, während Schürzinger - von seinem Chef Rauch eingeschüchtert - im Hintergrund bleibt. In der Zwischenzeit haben sich Kasimir, der Merkl Franz und Erna auf den Parkplatz verzogen. Während der Merkl Franz die parkenden Autos aufbricht, entdecken die beiden anderen gewisse Gemeinsamkeiten. Franz wird auf frischer Tat ertappt und verhaftet.

Karoline will mit dem Kommerzienrat in dessen Kabriolett mitfahren, aber dem dicken Rauch wird schlecht und sie müssen zur Sanitätsbaracke. Dort erfahren sie, dass noch ein drittes Unglück geschehen ist: Dem Landgerichtsdiener wurde bei einer Schlägerei der Kiefer gebrochen. Von ihren Gönnern im Stich gelassen, hat Karoline auch bei Kasimir keine Chance mehr und wendet sich Schürzinger zu.

Kasimir und Erna bleiben gemeinsam auf einer Parkbank zurück.

Zitat

Man hat halt oft so eine Sehnsucht in sich -
aber dann kehrt man zurück mit gebrochenen Flügeln
und das Leben geht weiter,
als wäre man nie dabei gewesen.
(Karoline in Kasimir und Karoline)