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Walter Staffa

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Walter Staffa (* 7. September 1917 in Mähren, damals zu Österreich-Ungarn) ist ein rechtsextremer Vertriebenenfunktionär und ehemaliger Kommunalpolitiker aus Nürtingen.

Bereits während seines Medizinstudiums in Prag Ende der 30er-Jahre war Walter Staffa in sudetendeutschen Verbänden des NS-Regimes aktiv. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er aus seiner Heimat vertrieben und kam so im Oktober 1946 nach Nürtingen.

Kommunalpolitische Tätigkeit in Nürtingen und im Kreis Esslingen:

Neben seiner Tätigkeit als Allgemeinarzt saß er für die Nürtinger und Esslinger UFB (Unabhängige Freie Bürger, Freie Wählervereinigung) 37 Jahre im Stadt- sowie 30 Jahre im Kreisrat. Davor machte er sich als Vertreter der Heimatvertriebenen einen Namen.

Tätigkeit in sudetendeutschen Nachkriegs-Verbänden

Walter Staffa ist nicht nur Mitglied der Sudetendeutschen Landsmannschaft, der sudetendeutschen Bundesversammlung und des Sudetendeutschen Rates, sondern war von 1990 bis 1996 auch Bundesvorsitzender des Witikobundes, einer rechtskonservativen bis rechtsextremen Kernvereinigung innerhalb der Sudetendeutschen Landsmannschaft[1], Auch der ebenfalls in Nürtingen wohnhafte Rechtsextremist Rolf Kosiek gehört dem Witikobund an, dazuhin dem von Staffa geleiteten rechtsextremen "Deutschen Seminar" in Nürtingen und weiteren rechtsextremen Vereinigungen. Der Witikobund wurde innerhalb der Sudetendeutschen Landsmannschaft von Mitgliedern gegründet, die bis 1945 alle Mitglieder der NSDAP oder der SS gewesen waren. Außerdem äußerten sich mehrere Mitglieder revisionistisch und leugneten den Holocaust. In einem Heft des Vereins-Organs von 1974, dem so genannten "Witiko-Brief", findet sich zum Beispiel folgendes Zitat: "Zu den gewaltigsten Geschichtslügen der jüngsten Vergangenheit gehören die 6 Millionen Juden"[2]. Dem südwestdeutschen Landesverband des Witikobundes bleibt Staffa als Ehrenvorsitzender verbunden. Der Witikobund ist "Prüffall des Verfassungsschutzes"[3].

Dr. Staffa äußert sich in diesen Organisationen z.B. wie folgt: „Das grausame Geschehen einer Vertreibung kann eines Tages die Vertreiber selbst treffen.” [4].

= Mitgliedschaft und Tätigkeit in rechtsextremen und völkischen Organisationen

Zudem gehört Staffa der Deutschen Studiengemeinschaft (DSG) an, die vom baden-württembergischen Landesamt für Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft wird [5] und der Gesellschaft für freie Publizistik nahesteht. Die DSG wurde eigenen Angaben zufolge im August 2000 von bekannten Rechtsextremisten ins Leben gerufen. Von ihr sind beispielsweise Flugblätter bekannt, die bei Veranstaltungen der rechtsextremistischen Szene verteilt wurden.

Die dem rechtsextremen Spektrum zuzuordnende Münchner Burschenschaft Danubia führt Staffa als Referenten [6]. Aber auch die Sudetendeutsche Jugend Südbaden und die Sudetendeutsche Studentenverbindung laden Staffa in Zusammenarbeit mit dem Bund der Vertriebenen zu Vorträgen, so dass es auch hier zu wechselseitigen Verflechtungen kommt.[7] In der revisionistischen Deutschen Militärzeitschrift (DMZ) ist Walter Staffa Mitautor [8].

Leitende Tätigkeit in rechtsextremen Zirkeln mit Sitz in Nürtingen

Auch das „Deutsche Seminar e.V.“ mit Sitz in Nürtingen, dessen Vorsitzender Staffa ist, stand unter Beobachtung des Verfassungsschutzes und wurde im Verfassungsschutzbericht Baden-Württembergs von 2001 als „rechtsextremer Verein“ bezeichnet [9]. Die Aktivitäten des Vereins beziehen sich auf Vortragsveranstaltungen mit überwiegend rechtsextremistischen Referenten. [10]. Der „Deutsche Kreis von 1972 e.V.“ in Nürtingen arbeitet in Form von Vortragsveranstaltungen mit überwiegend rechtsextremistischen Referenten. [11] Als Kontakt zur "Stiftung Sudetenland" wird Dr. Walter Staffa in Nürtingen angegeben. Stiftungszweck ist unter anderem: "Die Stiftung fördert die Erhaltung und Fortentwicklung des sudetendeutschen Kulturerbes im Bewusstsein der Jugend durch ... Unterstützung siedlungswilliger Nachkommen beim Aufbau des Landes."[12].

Publikationen und Interviews in rechtsextremen Medien

Rolf-Josef Eibichts Buch über den „Vertreibungsholocaust“ am Deutschen Volk nach dem Zweiten Weltkrieg, erscheinen im Jahr 2000, enthält Beiträge von Prominenten der rechtsextremen Szene, darunter auch Walter Staffa [13]. Auf rechtsextremen und völkischen Websites wie der des Publizisten aus dem rechten Spektrum Rolf-Josef Eibicht gibt Staffa Interviews.

Walter Staffas propgandistischer Stil im konservativen und rechtsextremen Spektrum

Staffa vertritt ein revanchistisches Geschichtsbild, sei es mit Äußerungen, die den Holocaust relativieren, oder mit Forderungen nach erneutem Anschluss der Ostgebiete. Typisch ist etwa seine Meinungsäußerung, heutzutage bzw. nach dem NS-Regime gebe es mehr propagandistische Beinflussung als zur NS-Zeit und es gebe „intellektuell raffinierte Fremdeinflüsse“ bei deutschen politischen Handlungsträgern. Die Vertreibung der Sudetendeutschen tituliert er als Völkermord bzw. als „Vertreibungsholocaust“. In einem Interview auf einer rechtsextremen Seite spricht er von der „nach Kriegsende noch gesteigerten propagandistischen Beieinflussung unseres Volkes“[14]. Typisch auch seine relativierende Propaganda wie „den Sudetendeutschen in der alten Tschechoslowakei unter diesem Regime“ sei "eine Rolle aufgezwungen" gewesen, "wie bedauerlicherweise Juden", wie auch dass die sudetendeutsche Bevölkerung, die bekannterweise Juden und Tschechen seit 1938 als "Untermenschen" behandelt hat, "schlichte, arbeitsame freundliche Menschen von herzensguter Lebensart" gewesen seien[15]. Relativierende Sätze wie »Ein halbes Jahrhundert nach Kriegsende und Vertreibung stellen die veröffentlichte Meinung und ein Großteil der von linksradikalen Ideologen beherrschten Politik Deutschland und das deutsche Volk einseitig und wahrheitswidrig unter die Last der Alleinschuld an den in diesem Jahrhundert begangenen Verbrechen gegen die Menschlichkeit.« sind charakterisierend.[16]. Die Schuld am Zweiten Weltkrieg stellt Staffa wie folgt dar: "Wir betonen heute noch ..., daß England und Frankreich 1939 Deutschland den Krieg erklärten und damit den Weltkrieg auslösten".[17] Er wendet sich auch dagegen, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist und schürt Angst vor einem Aussterben und "Überfremden" des "Deutschen Volkes" durch "Ausländer": "Das Deutsche Volk ist in seinem biologisch-ethnischen Bestand und seiner kulturellen Identität auf das schwerste bedroht." [18].

Ehrungen in Nürtingen

Im Nürtinger Gemeinderat wurde Staffa das Bundesverdienstkreuz überrreicht[19]. Die meisten Vertriebenen dort sehehn ihn als ihren engagierten Vertreter, zu seinen Jubiläen wird er bei den Böhmerwäldern dort gewürdigt, als Kandidat der UFB erhielt er viele Stimmen.

Im Jahr 2007 feierte Staffa seinen 90-ten Geburtstag. Würdigungen auf ihn erschienen in der Nürtinger Zeitung von der "Sudetendeutschen Landsmannschaft" und den "Unabhängigen Freien Bürgern (UFB)". Die UFB stellte in der Zeitung den Vorwurf des Rechtsextremismus bei Staffa als linker Phantasie entsprungen dar. Der Sprecher des Bundesverbandes der "Sudetendeutschen Landsmannschaft"(SL), Johann Böhm, übergab ihm den Ehrenbrief der Sudetendeutschen Landsmannschaft.[20]

Literatur

  • Friedrich Pospiech: Konservativ-rechtsextreme Komplizenschaft oder: „Der Fall St. Staffa/Witikobund“: (ein „Politkrimi“), Esslingen am Neckar 2003, ISBN 3-00-011183-2
  • Walter Staffa: Mein Weg durch das 20. Jahrhundert, ISBN 3-937574-29-8
  • Eibicht, Rolf-Josef/Hipp, Anne: Der Vertreibungsholocaust – Politik zur Wiedergutmachung eines Jahrtausendverbrechens, Riesa 2000, Deutsche Stimme Verlag, ISBN 3-9805844-5-3

Quellen

  1. http://www.witikobund.de/neuer_vorstand_im_baden_wuerttemberg.pdf
  2. Markus Ströhlein in: "Lästige Konkurrenz: Das Verhältnis deutscher "Vertriebener" zu Shoah und Israel", haGalilonline http://www.hagalil.com/archiv/2004/01/vertriebene.htm
  3. Antwort der Landesregierung von Baden-Württemberg auf eine Anfrage über rechtsextreme Vereinigungen http://www.landtag-bw.de/wp13/drucksachen/1000/13_1171_d.pdf
  4. http://209.85.135.104/search?q=cache:FzGTKrj_C_8J:www.forumaugsburg.de/s_3themen/Sudeten/030425_denks/Denkschrift.rtf+Walter+Staffa&hl=de&ct=clnk&cd=24&gl=de
  5. Informationsseite des Verfassungsschutzes Baden-Württemberg über rechtsextreme Gruppierungen http://www.verfassungsschutz-bw.de/rechts/rechts_sonst_strat.html
  6. Referentenliste der Danubia München http://www.danubia-muenchen.de/archiv.php
  7. www.sudeten-bw.de/?download=2005_03.pdf
  8. http://www.apabiz.de/archiv/material/Profile/DMZ.htm
  9. Antwort der Landesregierung von Baden-Württemberg auf eine Anfrage über rechtsextreme Vereinigungen http://www.landtag-bw.de/wp13/drucksachen/1000/13_1171_d.pdf
  10. http://www.stephan-braun-mdl.de/doku_je/WP13/13_1171_d.pdf.
  11. http://www.verfassungsschutz-bw.de/downloads/publikationen/rechts/rechtsextremismus-2006.pdf.
  12. http://www.leu.bw.schule.de/1/data/sponsoring/foerderalmanach.pdf
  13. Rezension des „Vertreibungsholocaust“ von einem Gesinnungsgenossen http://www.mies-pilsen.de/rezension_weinschenk.htm
  14. http://www.mies-pilsen.de/interview.htm
  15. http://www.mies-pilsen.de/interview.htm
  16. http://dip.bundestag.de/btd/13/012/1301273.asc
  17. http://www.nadir.org/nadir/periodika/antifa_nachrichten/an-95-08.txt
  18. http://www.luebeck-kunterbunt.de/seite2/Identitaet.htm
  19. Nürtinger Stattzeitung vom ...
  20. Nürtinger Zeitung vom 26. Juni 2007