Schloss Montreuil-Bellay



Das Schloss Montreuil-Bellay liegt in der französischen Stadt Montreuil-Bellay am Fluss Thouet im Departement Maine-et-Loire. Schon die Römer wussten die strategisch günstige Lage auf dem Bergrücken zu schätzen und gründeten hier ein Oppidum.
Wie viele andere Loireschlösser, so geht auch Montreuil-Balley auf eine im 11. Jahrhunderts von Foulques Nerra, Graf von Anjou, errichtete Burg zurück. Um 1025 schenkte er die Burg seinem Vasallen Giraud Berlay (auch als Bellay geläufig). Agnes, die letzte Tochter, die aus dem Geschlecht von Bellay hervorgegangen war, ehelichte im Jahre 1217 Guillaume de Melun. Diese Dynastie sollte zwei Jahrhunderte lang in Montreuil ansässig sein.
Der Hundertjährige Krieg brachte Plünderungen, Hungersnot und Raub und verwüstete das Land. Guillaume IV. de Melun, Graf von Tancarville, Oberstallmeister Frankreichs und Erbkämmerer, begann mit dem Bau der Festungswälle der Stadt. Um das Schloss ließ er eine hohe, massive Umfassungsmauer mit 13 Türmen und einem stark befestigten Eingangsbau errichten. Ein enges, von mächtigen Rundtürmen flankiertes und ursprünglich durch Barbakane und Zugbrücke gesichertes Portal war der einzige Zugang. Gräben, Türme und Eingangsbau vermitteln von außen auch heute noch das eindrucksvolle Bild einer Burg des Mittelalters.
Marguerite de Melun, die einzige Tochter Guillaumes IV. de Melun-Tancarville, der mitten im Hundertjährigen Krieg gefallen war, ehelichte 1417 Jacques II. d'Harcourt. Diese Familie tat in der Zeit bis 1488, als das Geschlecht erlosch, viel für Schloss und Stadt. Sie gab der Anlage ihr heutiges Gepräge, vor allem durch den Bau des Neuen Schlosses, das hoch aufgeschossen mit Formen zwischen Spätgotik und Renaissance das Flusstal beherrscht. Gleichzeitig wurde das Alte Schloss, die heutige Kleine Burg, vergrößert. Die baufällige Kapelle des Schlosses musste einer eleganten Stiftskirche weichen; die Domherren waren in extra für sie erbauten Wohngebäuden untergebracht. Schließlich wurden noch Dampfbäder eingerichtet, und die alte Küche der Festung wurde ausgebaut.
In der Zeit der französischen Religionskriege wurde die Stadt Montreuil-Bellay ausgeraubt und niedergebrannt, während die Festung nur wenige Schäden erlitt. Danach wechselte das Schloss mehrere Male den Besitzer; durch Heirat kam sie dabei auch an die Familie Cossé-Brissac. Während der Französischen Revolution diente die Burg als ein Gefängnis für Frauen, die im Verdacht standen, royalistischen Kreisen nahe zustehen.
1822 erwarb der Geschäftsmann Adrien Niveleau aus Saumur das Anwesen, um es aufzuteilen und zu vermieteten. 1860 übernahm Niveleaus Tochter den Besitz und begann mit der großangelegten Restauration der Anlage, wozu auch die Erneuerung einiger Räume gehörte. Die heutigen Eigentümer sind Nachkommen des Neffen ihres Ehemannes.
Literatur
- Wilfried Hansmann: Das Tal der Loire. Schlösser, Kirchen und Städte im «Garten Frankreichs». 2., aktualisierte Auflage. DuMont, Köln 2000, ISBN 3-7701-3555-5, S. 202.
- Schlösser und Städte der Loire. Verlag Valoire-Estel, Florenz 2006, ISBN 88-476-1863-0, S. 139.
- Jean-Marie Pérouse de Montclos: Schlösser im Loiretal. Könemann, Köln 1997, ISBN 3-89508-597-9, S. 246.