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Ijen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Ijen
Kratersee des Ijen
Kratersee des Ijen
Höhe 2386 m
Lage Insel Java, Indonesien
Koordinaten Koordinaten fehlen! Hilf mit.Koordinaten fehlen! Hilf mit.
Typ Schichtvulkan
Letzte Eruption 1999

Ijen (frühere Schreibweise „Idjen“) ist der Name eines Vulkankomplexes in Besuki, dem östlichsten Bezirk der indonesischen Insel Java.

Von einem ursprünglichen im Jungpleistozän entstandenen riesigen Vulkan blieb nach dessen Einsturz eine Caldera übrig, die mit einem Durchmesser von 16 Kilometern eine der grössten Calderen der Erde ist. Etwa 80 Kubikkilometer Asche und Gestein wurden bei diesem Einsturz ausgeworfen; sie bilden eine 100 bis 150 m dicke Schicht, die sich überwiegend auf den nördlichen Außenhängen der Caldera abgelagert hat.

Spätere vulkanische Aktivitäten haben dazu geführt, daß diese Caldera nur noch zum Teil vorhanden ist. Hierzu gehört der nördliche halbkreisförmige Calderarand, das bis zu 1.717 m hohe Kendeng-Gebirge, durch dessen Mitte sich der Banyuputih-Fluss eine 500 m tiefe Schlucht nach Norden eingegraben hat, sowie die nördliche Hälfte des Calderabodens, der von etwa 1.500 m bis 900 m nach Norden abfällt. Die tiefste Stelle dieses Hochlandes liegt in der Nähe der Ortschaft Blawan in 850 m Meereshöhe oberhalb des Banyuputih-Durchbruchs.

Ein Wasserfall des Banyuputih unmittelbar vor seinem Eintritt in diesen Durchbruch hat in 700 m Meereshöhe den Boden der ursprunglichen Caldera nach dem Einsturz des großen Ijen-Vulkans aufgeschlossen. Der gegenwärtige Anstieg des Calderabodens nach Süden wurde von zahlreichen kleineren Vulkanen aufgeschüttet, dessen Ringwälle und Kegel das Landschaftsbild des südlichen Ijen-Hochlands prägen.

Die südliche Hälfte dieser „Prä“-Caldera wurde unter mehreren jüngeren Vulkanen begraben, die auf einer ost-westlich verlaufenden Bruchlinie entstanden sind. Der bedeutendste unter ihnen ist der Ijen-Merapi, ein Zwillingsvulkan nahe dem Ostrand des Calderarandes. Der ältere 2.800 m hohe Stratovulkan Gunung Merapi (nicht zu verwechseln mit dem hochaktiven Merapi in Mitteljava) ist erloschen. Auf seiner Westflanke sitzt der noch tätige Gunung Ijen mit dem Kratersee Kawah Ijen.

Datei:Ijen-java-.JPG
Lage des Ijen in Ostjava
Ijen und Umgebung
Ijen-Gebirge
Zwillingsvulkan Ijen-Merapi

Der Krater des Gunung Ijen weist große morphologische Unterschiede zwischen dem westlichen und östlichen Teil auf. Im Westen reichen die Rippen auf den äußeren Hängen des Vulkans bis zum Rand des Kraters empor, was die Erosion des westlichen Randes erheblich beschleunigt hat. Im Norden, Osten und Süden des Vulkans enden die Rippen weit unterhalb des Kraterrandes, der hierdurch eine wesentlich höhere Stabilität besitzt und einen gut erhaltenen, ringsum annähernd gleich hohen Ringwall darstellt. Darüber hinaus bestand der westliche Teil aus Produkten, die den erodierenden Kräften wenig Widerstand leisten konnten. Der aus festerem Material bestehende östliche Teil wird dagegen zusätzlich von den Resten eines älteren Kraters und vom benachbarten Merapi unterstützt.

Der Überlauf des Kratersees befindet sich im westlichen Kraterrand. Die Zerstörung dieses Randes erfolgte nicht nur durch Erosion, sondern auch durch den Durchbruch eines Lavastromes, der an vielen Stellen weiter abwärts noch erhalten geblieben ist. Danach fanden heftige phreatische Eruptionen statt, die den Kratersee ausgeworfen haben. Die dabei entstandenen Schlammströme haben die Bresche im westlichen Rand erweitert und vertieft und das Niveau der Oberfläche des neu entstandenen Sees auf die gegenwärtige Höhe von 2.148 m über dem Meeresspiegel reduziert. Deutlich sind noch die Spuren des riesigen Schlammstroms von 1817 zu erkennen, der längs des Banyupahit, dem Oberlauf des Banyuputih, das Ijen-Plateau überflutete, durch die Schlucht des Banyuputih im Nordrand der Caldera in die Küstenebene strömte und östlich der Stadt Asembagus fächerartig wie ein Delta in das Meer geflossen ist.

Der im Ijen-Krater eingebettete See Kawah Ijen ist 960 m lang, 600 m breit und bis zu 200 m tief. Seine Größe beträgt 41 Hektar, sein Inhalt etwa 36 Millionen Kubikmeter. Die intensive blau-grüne Farbe des Kawah Ijen wird hervorgerufen durch seinen hohen Gehalt an Schwefel, Alaun und Gips. Der Alaungehalt des Sees beträgt über 100.000 Tonnen.

Das Wasser dieses Sees reagiert extrem sauer: Mineralogische Untersuchungen in den Jahren 2005 und 2006 haben im See einen pH-Wert unter 0,3, im Abfluss Banyupahit („Bitteres Wasser“) 0,4 bis 0,5 festgestellt. Zuflüsse mit neutralem Wasser erhöhen den pH-Wert bis zum Durchbruch des Banyuputih im nördlichen Calderarand auf 3,0 bis 3,5.

Am Südostufer des Sees befindet sich eine Solfatare, die mit heftig dampfenden, 190° bis 210° C heißen Fumarolen die bedeutendste Schwefelansammlung Indonesiens mit bis zu 8 Meter dicken Schwefelbänken abgelagert hat. Arbeiter aus der lokalen Bevölkerung brechen den Schwefel ab und bringen ihn in Bambuskörben über den Kraterrand zu Tal.

Früher strömte nach heftigen Regenfällen das stark säurehaltige Wasser des Sees über die Bresche im westlichen Kraterrand, vereinigte sich auf dem Ijen-Plateau mit dem Wasser des Banyuputih-Flusses und richtete große Schäden in der von Reisfeldern und Zuckerplantagen eingenommenen nördlichen Küstenebene an. 1921 hat man in diesen Überlauf eine Schleuse gebaut, die das eigenmächtige Abströmen des sauren Wassers verhindert. Die Mauern dieser Schleuse sind aus Schwefelblöcken errichtet worden, da andere Baumaterialien dem sauren Wasser nicht standhalten würden. Desweiteren wurden alle Bewässerungsableitungen des Banyuputih mit Schleusen versehen. Übersteigt der Seespiegel ein kritisches Niveau, werden die Schleusen am Banyuputih geschlossen. Erst dann kann das saure Wasser des Kawah Ijen gefahrlos abgelassen werden. Im Falle eines größeren phreatischen Ausbruchs sind jedoch diese Schutzmaßnahmen wirkungslos: Die verheerenden im November 1936 herabgeflossenen Schlammströme konnte die Schleuse am Kawah Ijen nicht verhindern.

Gegenwärtig ist der Ijen von fünf möglichen Gefahrenstufen nur in die relativ niedrige Gefahrenstufe 2 eingestuft. Dennoch wird dieser Vulkan wegen seiner Unberechenbarkeit als so gefährlich betrachtet, dass rings um den Kawah Ijen Gefahrenzonen von 8 und 12 Kilometern Durchmesser festgelegt worden sind. Mögliche Bahnen von Glutwolken und Schlammströmen wurden weit über diese Gefahrenzonen hinaus bestimmt. Auf dem Südhang des Merapi, in der Nähe des Dorfes Jambu, wird der Ijen von einem Observatorium überwacht, das seit 1991 eine zunehmende Aktivität mit Erderschütterungen und Gasausbrüchen registriert.

Die älteste Überlieferung eines phreatischen Ausbruchs datiert aus dem Jahre 1797, verzeichnet in Horsfield's mineralogischer Karte von Java (der Name des Berges wurde irrtümlich mit „Tashem“ angegeben). Der folgenschwerste Ausbruch fand vom 24. Januar bis zum 18. Februar 1817 statt: Schlammströme flossen nicht nur über das Ijen-Hochland, sondern auch nach Osten in Richtung Banjuwangi; die Zahl der dabei ums Leben gekommenen Menschen ist nicht bekannt. Ende Februar bis Mitte März 1917 schien der See zu kochen; Schlamm wurde 8 bis 10 m über die Seeoberfläche geworfen. 1921 und 1923 vergifteten Gasausbrüche den See. Bei einem weiteren schweren phreatischen Ausbruch, der vom 5. bis 25. November 1936 dauerte, flossen Schlammströme mit ähnlicher Heftigkeit wie im Jahr 1817 zu Tal. 1952 wurde kochender Schlamm und Schwefel aus dem See geschleudert; die dabei entstandene Dampfwolke war über 1.000 Meter hoch. Am 13. April 1962 stiegen Gasblasen mit hochgiftigem Kohlendioxid und Schwefeldioxid bis 10 Meter Durchmesser im See empor. Fünf Tage später wallte das Wasser 10 m hoch und änderte seine Farbe. Vom 16. bis 28. März 1991 wurden Erderschütterungen aufgezeichnet; erneut wallte das Wasser im See auf und änderte seine Farbe. Ähnliche Eruptionen mit giftigen Gasausbrüchen ereigneten sich 1993, 1994, 1997 und 1999.

Im Südwesten der Ijen-Caldera, ausserhalb des Calderarandes, mit diesem aber verbunden durch den 2.950 m hohen Gunung Suket, erhebt sich der höchste Berg des Ijen-Komplexes, der 3.332 m hohe Gunung Raung. Dieser riesige aktive Stratovulkan besitzt einen sehr weiten Krater mit fast senkrecht abstürzenden Innenwänden. Am oberen Rand misst dieser Krater 2.280 m × 1.760 m, im etwa 600 Meter tiefer liegenden Grund immer noch 2.170 × 1.700 m. 1902 hat sich auf dem Boden des Kraters ein neuer, etwa 90 Meter hoher Kegel entwickelt. Die Eruptionen des Raung lieferten basaltische und andesitische Laven. Ein Teil des westlichen Vulkanmantels hat sich in prähistorischer Zeit auf einer Länge von 60 Kilometer hinabgeschoben, wodurch am Fuß dieses Berges bis weit in das Vorland hinein zahlreiche kleine Hügel entstanden sind.

Die beigefügten Karten sind in der Kolonialzeit entstanden. Das niederländische "oe" entspricht dem heutigen "u" (Koekoesan = Kukusan, Goenoeng = Gunung), "dj" dem heutigen "j". Das Dorf Jambu mit dem Observatorium am Südhang des Merapi ist auf der Karte des Ijen-Gebirges mit dem Namen "Djamboe" eingezeichnet.


Blick aus Südosten von Banjuwangi auf das Ijen-Gebirge, gezeichnet von Emil Stöhr im Oktober 1858. Links in großer Entfernung der breite Gipfel des 3.332 m hohen Gunung Raung mit seinem riesigen Krater, hinter dem im Nordosten die Spitze des 2.950 m hohen Gunung Suket emporragt. Es folgen nach Osten der Gunung Pendil (2.200 m), der Gunung Rante (2.644 m), der mit einer Rauchwolke gekennzeichnete Gunung Ijen (2.386 m) und, als östlicher Eckpfeiler, der Gunung Merapi (2.800 m). – Veröffentlicht in: Die Provinz Banjuwangi in Ost-Java mit der Vulkangruppe Idjen-Raun. Reiseskizzen von Emil Stöhr. Frankfurt a.M., Christian Winter, 1874.

Quellen

  • F. W. Junghuhn: Java seine Gestalt, Pflanzendecke und innere Bauart. Leipzig, Arnoldische Buchhandlung, 1857. 2. Band, S. 691-721. Auf den Seiten 707 bis 710 eine ausführliche Beschreibung des großen Ausbruchs von 1817.
  • N. J. M. Taverne: Vulkaanstudiёn op Java. Vulkanologische Mededeelingen No. 7. Herausgeber: Dienst van den Mijnbouw in Nederlandsch-Indiё. ´S-Gravenhage, Algemeene Landsdrukkerij, 1926. S. 99-102.
  • M. Neumann van Padang: ''Catalogue of the active volcanoes of Indonesia (Catalogue of the active volcanoes of the World including solfatara fields. Part I). International Volcanical Association, Napoli 1951. S. 156-159.
  • Westermanns Lexikon der Geographie. Band II. Braunschweig 1969. S. 486.
  • Crater lakes of Java: Dieng, Kelud and Ijen. Excursion guide book. IAVCEI General Assembly, Bali 2000. S. 25-43.
  • A. Lohr, A. Laverman, M. Braster, N. Straalen und W. Roling: "Microbial Communities in the World's Largest Acidic Volcanic Lake, Kawah Ijen in Indonesia, and in the Banyupahit River Originating from It". In: “Microbial Ecology”, vol. 52, Nov. 2006, S. 609-618.
  • A. J. Lohr, T. A. Bogaard, A. Heikens, M. R. Hendriks, S. Sumarti, M. J. van Bergen, C. A. van Gestel, N. M. van Straalen, P. Z. Vroon und B. Widianarko: "Natural pollution caused by the extremely acidic crater lake Kawah Ijen, East Java, Indonesia." In: "Environ Sci Pollut Res Int.", Institute of Ecological Science, Vrije Universiteit, De Boelelaan 1085, NL-1081 HV Amsterdam, vol. 2005, Afl.12 (2), S. 89-95.