Wachregiment „Feliks Dzierzynski“
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Das Wachregiment Feliks E. Dzierzynski war der militärische Arm des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR und wurde im November 1954 gegründet. Es war benannt nach dem kommunistischen Geheimdienstchef Feliks Edmundowitsch Dzierzynski, dem Gründer der Tscheka.
Auftrag
- Die Aufgaben umfassten vor allem den militärisch-operativen Wach- und Sicherungsdienst (MOWSD) an Staats- und Parteieinrichtungen auf dem Gebiet Ost-Berlins und Umgebung. In den Bezirksstädten der DDR wurde dieser Auftrag von kleineren Wach- und Sicherungseinheiten (WSE) durchgeführt. Diese WSE hatten ihre Dienstobjekte üblicherweise auf dem Gelände der jeweiligen Bezirksverwaltung des MfS.
- Sicherung von Großveranstaltungen (in Zivil).
- Sicherung der Wandlitzer Waldsiedlung (Wohnobjekt der Partei- und Staatsführung)
- Sicherung besonderer militärischer Anlagen (Führungseinrichtungen/Bunker), z. B. Viertes Kommando
- Operativ-militärische Reserve der Regierung (SED) zur Sicherung der öffentlichen Ordnung und des Regimes.
- Spezielle Einheiten von Gruppen- bis Kompaniestärke unterstützten auch andere Hauptabteilungen des MfS in diversen Bereichen (z. B. Ehrenkompanie (28. und 29.MSK im 10. MSB), Übernahme spezieller Sicherungsmaßnahmen, Transportschutz, Ministerreserve (jeweils Kommando A und/oder 30. MSK im 10. MSB) Hundestaffel).
Typischer Wachzyklus
Der Wachzyklus war so gestaltet, dass jeder Wochentag einmal abgedeckt war. Die Wache selbst wurde mit nur einer Ablösung gestanden, das heißt 2-3 Stunden auf Posten und 2–3 Stunden Bereitschaft. Bei großen Objekten wurden sicher mit weniger Ablösung mit mehr Postenzeit gearbeitet, da die langen Postenwege auf Kosten der (Ruhezeit) Bereitschaftszeit gingen.
- So 8 Uhr Vergatterung, Fahrt zum Objekt, Wache
- Mo 10 Uhr Ablösung, Fahrt in die Kaserne, Wachnachbereitung, 13 Uhr Ausgang bis zum Dienst
- Di 8–17 Uhr Ausbildung
- Mi 8 Uhr Vergatterung, Fahrt zum Objekt, Wache
- Do 10 Uhr Ablösung, Fahrt in die Kaserne, Wachnachbereitung, 13 Uhr Ausgang bis zum Dienst
- Fr 8–17Uhr Ausbildung
- Sa 8 Uhr Vergatterung, Fahrt zum Objekt, Wache
- So 10 Uhr Ablösung, Fahrt in die Kaserne, Wachnachbereitung, 13 Uhr Ausgang bis zum Dienst
- Mo 8–17 Uhr Ausbildung
- Di 8 Uhr Vergatterung, Fahrt zum Objekt, Wache
- Mi 10 Uhr Ablösung, Fahrt in die Kaserne, Wachnachbereitung, 13 Uhr Ausgang bis zum Dienst
- Do 8–17 Uhr Ausbildung
- Fr 8 Uhr Vergatterung, Fahrt zum Objekt, Wache
- Sa 10 Uhr Ablösung, Fahrt in die Kaserne, Wachnachbereitung, 13 Uhr Ausgang bis zum Dienst
- So Dienstfrei
- Mo 8 Uhr Vergatterung, Fahrt zum Objekt, Wache
- Di 10 Uhr Ablösung, Fahrt in die Kaserne, Wachnachbereitung, 13 Uhr Ausgang bis zum Dienst
- Mi 8–17Uhr Ausbildung
- Do 8 Uhr Vergatterung, Fahrt zum Objekt, Wache
- Fr 10 Uhr Ablösung, Fahrt in die Kaserne, Wachnachbereitung, 13Uhr VKU Verlängerter Kurzurlaub bis Di zum Dienst
- ca. drei Wochen Ausbildung, davon 1–2 Feldlager TÜT und dann das Ganze von vorn
Organisation
Da das Regiment dem Ministerium für Staatssicherheit unterstellt war und damit offiziell nicht den Streitkräften angehörte, konnte es so trotz des Vier-Mächte-Status-bedingten Stationierungsverbots in Berlin-Adlershof stationiert werden.
Im Regiment dienten Berufs- und Zeitsoldaten (Soldaten auf Zeit, SaZ).
Die Unterteilung war in Kommandos gegliedert (Stand 1980 bis 1989)
- Kommando 1 – Standort Adlershof, Standorte in den Bezirken
- Kommando 2 – Standort Erkner
- Kommando 3 – Standort Teupitz
- Kommando 4 – Standort in Eberswalde-Finow bei Bernau, später (Mitte der 80er Jahre) befand sich der Stab in Erkner, die Wacheinheiten jedoch in Prenden und Biesenthal
- Kommando 5 – Standort Ahrensfelde
Der Standort Ahrensfelde wurde vom Wachregiment erst Mitte Januar 1989 übernommen. Bis dahin war er Unterkunftsobjekt für aus UaZ gebildete Einheiten des Ministeriums für Staatssicherheit (z.B. Sicherungseinheiten der VRD, BdL, HA VI, AGMS). Diese uniformierten Verbände waren ebenso wie die WSE der BV keine Untergliederungen des Wachregiments. Teile dieser Einheiten wurden im Januar 1989 in das Wachregiment eingegliedert, weswegen der Standort Ahrensfelde vom Wachregiment übernommen wurde. Bis 1989 hatte das Wachregiment auch keine „Standorte in den Bezirken“. Die Dienstobjekte dort wurden durch die WSE bewacht, die den jeweiligen BV unterstellt waren.
Standorte
Adlershof
- Kaserne
- Militärarrest
- Flugplatz Johannisthal
- Paradestrecke
- Munitionslager
- Sturmbahn
- 1000m Laufstrecke
- Lager
Einrichtungen
- Schwimmbad
- Kino
- 2x Verkaufstellen (Konsum und HO)
- Frisör
- Post
- Sparkasse
Erkner
- Kaserne
Teupitz (TÜT)
- Kaserne
- Truppenübungsplatz
- Schießplatz
- Häuserkampfplatz I
- Häuserkampfplatz II
- Feldlager
Prenden
- Kaserne
- Objekt
Personalstärke
Die Mannstärke des Wachregiments betrug:
1955: 1.475 1960: 4.372 1965: 5.121 1970: 7.924 1975: 9.245 1980: 10.082 1985: 10.192 1989: 11.426
Führung
Letzte Kommandeure des Wachregiments:
- Bis 1987: Generalmajor Elsner (Diplom-Militärwissenschaftler, Absolvent der Frunse-Akademie).
- 1987-1990: Generalmajor Manfred Döring
Ausrüstung
Uniform
Die Dienst- bzw. Ausgangsuniform des Regiments war eine NVA-Uniform aus qualitativ hochwertigem (Offiziers-)Stoff mit bordeauxrotem Kragenspiegel und braunem (Offiziers-)Lederkoppel. Der linke Ärmel war mit einem Ärmelstreifen und der Aufschrift „Wachregiment F. Dzierzynski“ versehen. Soldaten der MOS-Einheiten hatten typischerweise folgende persönliche Uniformen:
- 1x Dienstuniform (Schirmmütze, Uniformjacke, Paradehose, Hemd grau, Binder, Offizierstiefel genarbt, braunes Koppel)
- 1x Ausgangsuniform (Schirmmütze, Uniformjacke, Ausgangshose, Hemd grau, Binder, Halbschuhe, braunes Koppel)
- 1x Felddienstuniform Sommer („ein Strich, kein Strich“, Stahlhelm/Käppi, graues Gurtkoppel, Offizierstiefel genarbt)
- 1x Felddienstuniform Winter („ein Strich, kein Strich“)
- 1x Sonderdienstuniform (Uniformjacke, Paradehose, Hemd grau, Binder, Offizierstiefel glatt, Koppel) Berufsunteroffiziersausführung mit mindesten Unteroffiziersschulterstücken (auch wenn der betreffende Soldat nur Soldat auf Zeit war und vom Rang nur Soldat) (nicht im persönlichen Schrank)
- 1x Drillich (Arbeitsuniform)
- 1x Dienstuniform Winter
- 1x Sportanzug „Dynamo“ in Weinrot, schwarze Turnschuhe
Im Kommando 4 – Eberswalde-Finow bei Bernau trugen UaZ, Berufsunteroffiziere und Berufsoffiziere reguläre Uniformen der NVA mit der Waffenfarbe schwarz (Pioniere) und weiß (mot.- Schützen) zur Tarnung des Wachregimentseinsatzes.
Zivilkleidung
dienstlich
Die Zivilkleidung wurde für Einsätze aus der Kleiderkammer ausgegeben. Diese war ziemlich einheitlich ausgerichtet und oft für vermeintlich "Jugendliche" so untypisch, dass diese nicht selten auffällig war. Die Zivilkleidung sollte ohnehin und in keinem Falle eine Tarnfunktion erfüllen. Ganz das Gegenteil war der Fall. Die Anwesenheit von Sicherheitskräften wurde nicht verheimlicht, sondern recht offen dokumentiert. Genau das war eine der Aufgabenstellungen des Wachregiments Berlin. Getarnte Einsatzkräfte wurden vielfach zusätzlich postiert. Diese blieben den Rekruten des Wachregiments allerdings mehrheitlich unbekannt.
privat
Nach 6 Monaten Dienstzeit war es den SaZ und UaZ im Ausgang und Urlaub gestattet, private Zivilkleidung zu tragen. Nach Übergriffen auf Angehörige des Wachregiments durfte 1989–1990 der Ausgang nur noch in ziviler Kleidung erfolgen.
Bewaffnung

Das Wachregiment war mit Schützenwaffen (Pistole Makarow, Walther PP, Kalaschnikow AK47, AK74, LMG, RPG-7) bis hin zu leichten Schützenpanzerwagen (SPW 60 PB, SPW 70) und Artillerie (nicht in Berlin) ausgestattet. Sondereinheiten wie die Ehrenkompanien (28. und 29.MSK des 10.MSB) waren zusätzlich zu den oben genannten Waffen mit Karabinern sowie Säbeln ausgestattet.
Transport
Für Mannschaftstransporte standen hauptsächlich LKW vom Typ W50 und Ural bereit. Bei Veranstaltungen wurden Ikarus-Busse eingesetzt.
Zusatzausrüstung
Für Großveranstaltungen gab es als Zusatzausrüstung Schlagstöcke (flexibel), ab 1989 Schlagstock (fest), Schilder und Helme sowie Führungsketten.
In Berlin Adlershof war neben dem großen Regimentskrankenhaus unter anderem auch die 7. und 8. Kompanie (Aufklärer) und das Nachrichten-Bataillon (z. B. 3. und 4. Kompanie) stationiert. Daneben befand sich auch ein großes Kulturhaus, eine Sporthalle und ein Hallenbad und ein kleinerer Shop im Standort.
Dienstgrade
Die Dienstgrade entsprechen denen der NVA, wobei auch vereinzelt Fähnrich-Dienstgrade existierten und Stabsdienstgrade z. B. Stabsgefreiter nach 1983 unüblich waren.
- Laufbahn eines Soldaten auf Zeit in der Dienststellung Soldat bis April 1988:
Soldat, nach 12 Monaten Gefreiter, nach 18 Monaten Stabsgefreiter, nach 24 Monaten Unteroffizier
- Laufbahn eines Unteroffiziers auf Zeit in der Dienststellung Soldat ab April 1988:
Gefreiter, nach 6 Monaten Unteroffizier, nach 12 Monaten Unterfeldwebel, nach 33 Monaten Feldwebel
- Laufbahn eines Unteroffizier auf Zeit in der Dienststellung Unteroffizier bis April 1988:
Unteroffizierschüler, nach 6 Monaten Unteroffizier, nach 12 Monaten Unterfeldwebel nach 33 Monaten Feldwebel
- Laufbahn eines Unteroffizier auf Zeit in der Dienststellung Unteroffizier ab April 1988:
Unteroffizierschüler, nach 6 Monaten Unterfeldwebel nach 12 Monaten Feldwebel nach 33 Monaten Oberfeldwebel
- Vor 1983:
Stabsdienstgrade z. B. Stabsgefreiter waren üblich und wurden vergeben wenn keine Unteroffiziersschule absolviert wurde.
SaZ: Soldat, nach 12 Monaten Gefreiter, nach 18 Monaten Stabsgefreiter nach 24 Monaten Unteroffizier
UaZ: Soldat/Unteroffiziersschüler, nach 6 Monaten Unteroffizier, nach 18 Monaten Unterfeldwebel, und nach 33 Monaten bzw. teilweise kurz vor dem Ende der Dienstzeit wurde man zum Feldwebel ernannt und als solcher dann entlassen
Wehrdienst
Im Wachregiment wurde die Wehrpflicht als WED (Wehrersatzdienst) abgeleistet. Die Dienstzeit für Wehrpflichtige betrug drei Jahre. Einberufen wurde im Gegensatz zur NVA bereits im April und September/Oktober, also einen Monat früher.
Zum Wehrdienst im Wachregiment wurden ausschließlich Rekruten aus als politisch besonders zuverlässig geltenden Familien eingezogen, wobei kein ausdrücklicher Wunsch des Wehrpflichtigen von Bedeutung war, aber in einigen Fällen eine gewisse Rolle spielte. Grundsätzlich wurden eventuelle Rekruten bereits durch die entsprechenden MfS-Kreis- und Bezirksdienststellen ausgewählt und anschließend der Einberufungsbehörde (Wehrkreiskommando) als eventuelle Anwärter für das Wachregiment Berlin genannt. Mit den Rekruten fand in der Mehrheit aller Fälle kein Vorgespräch statt, sondern sie wurden zur entsprechenden MfS-Kreis-oder Bezirksbehörde bestellt, wo die Betroffenen auf ihre politische Zuverlässigkeit hin geprüft wurden und ihnen ein dreijähriger Wehrdienst vorgeschlagen wurde. Diese Auswahl für „Dreijährige“ nahm ihren Anfang immer in den Wehrkreiskommandos der Bezirke, die die führende Übersicht über alle einzuziehenden Jahrgänge innerhalb der DDR hatten. Gegen die elitäre Vorauswahl durch die Stasi konnte sich kein Wehrkreis-bzw. Wehrbezirkskommando verwehren. Die Stasi durchforstete grundsätzlich alle Wehrpflichtigen, welche sich zu einem dreijährigen Wehrdienst bereiterklärt hatten und filterten aus diesem Bestand ihre eigenen Rekruten heraus. Im Wachregiment wurden keine Reservisten eingesetzt, d.h. dass Soldaten, die im WR ihren Dienst abgeleistet hatten, in der Regel nicht wieder in das WR eingezogen wurden.
Anlagen
Struktur
Die Struktur im Einzelnen:
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