Zum Inhalt springen

Tassilo von Heydebrand und der Lasa

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 9. November 2007 um 15:09 Uhr durch DaQuirin (Diskussion | Beiträge) (Werke: + Zur Geschichte und Literatur des Schachspiels). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Tassilo von Heydebrand und der Lasa

Tassilo von Heydebrand und der Lasa (* 17. Oktober 1818 in Berlin; † 27. Juli 1899 in Storchnest bei Lissa) war ein bedeutender deutscher Schachmeister und -theoretiker des 19. Jahrhunderts.

Er studierte Rechtswissenschaft in Bonn und Berlin. Seit 1845 war er Diplomat im Dienste Preußens, seine Laufbahn als Gesandter führte ihn u.a. bis nach Stockholm, Kopenhagen und Rio de Janeiro. Tassilo von Heydebrand und der Lasa war verheiratet; sein Sohn Heinrich wurde politisch aktiv und war u.a. einige Jahre Mitglied des Preußischen Herrenhauses.

Ende der 1830er Jahre stieß von der Lasa als Student zu der später nach dem Siebengestirn benannten Berliner Schachschule, die sich um Ludwig Bledow gebildet hatte. Diese Gruppe von Meistern gab der theoretischen Erforschung des Spiels einen entscheidenden Auftrieb. In den Berliner Schach-Erinnerungen fasste von der Lasa diese kurze, aber bedeutsame Phase der Schachgeschichte zusammen.

Der heutigen Schachwelt ist Tassilo von Heydebrand und der Lasa vor allem durch die im Jahre 1843 erstmals vorgenommene Herausgabe des Handbuchs des Schachspiels (Nachdruck Zürich 1979, ISBN 3-283-00013-1) bekannt, das Paul Rudolph von Bilguer konzipiert hatte, der jedoch, im Jahr 1840 verstorben, das Erscheinen seines Werkes nicht mehr erlebte. Von Heydebrand und der Lasa setzte die Arbeit des Verstorbenen fort und setzte dessen Namen selbstlos in der Autorenschaft voran, so dass das legendäre Buch seither als das Handbuch (der „Bilguer“) bekannt wurde. Es enthielt unter anderem umfangreiche Analysen aller damals bekannten Eröffnungsvarianten. Von Heydebrand und der Lasa bearbeitete bis 1874 noch fünf weitere Auflagen.

Auch über das Handbuch des Schachspiels hinaus war von Heydebrand und der Lasa ein renommierter Schachforscher und -theoretiker, was zahlreiche Aufsätze in der Deutschen Schachzeitung und sein 1897 erschienenes Werk Zur Geschichte und Literatur des Schachspiels belegen. Er verfügte über eine sehr bedeutende Sammlung von Schachliteratur, über die ein zuletzt im Jahr 1896 von ihm herausgegebenes Verzeichnis existiert.

Im Jahr 1850 warb von Heydebrand und der Lasa in der Deutschen Schachzeitung für ein internationales Schachturnier, welches das erste seiner Art gewesen wäre und in Trier hätte stattfinden sollen. Jedoch kamen die Pläne nicht zur Durchführung, das erste Schachturnier fand 1851 in London statt.

Neben diesen theoretischen Leistungen war von Heydebrand und der Lasa um die Mitte des 19. Jahrhunderts auch einer der weltbesten Spieler. Zahlreiche Partien trug er insbesondere mit Wilhelm Hanstein aus. In Wettkämpfen siegte er gegen so herausragende Meister wie Howard Staunton und Adolf Anderssen. Vor dem Hintergrund seiner diplomatischen Laufbahn zog sich von Heydebrand und der Lasa jedoch bald vom praktischen Spiel zurück.

Für sein unermüdliches Wirken im Sinne des Schachs wurde er im Jahr 1898 als Erster mit der Ehrenmitgliedschaft im Deutschen Schachbund ausgezeichnet.

Werke

Literatur

  • Vlastimil Fiala (Hrsg.): Tassilo von Heydebrand und der Lasa and his chess collection: international conference of chess historians, September 16-18. Biblioteka Kórnicka, 2003. ISBN 83-85213-38-4