Attraktivität
Unter Attraktivität versteht man die von einem Objekt ausgehende Anziehungskraft. Sie kann sowohl auf äußerlichen Eigenschaften (Schönheit) als auch auf Wesenseigenschaften (Charakter, Geist, Charisma, soziale Stellung, materieller Wert) beruhen. Je angenehmer oder vorteilhafter etwas eingeschätzt wird, desto attraktiver wirkt es.
Attraktivitätsstereotype
Viele Märchen liefern Beispiele für stereotype Ansichten über attraktive Menschen: Hübschen Prinzen, Kriegern und Mädchen werden positive Wesenseigenschaften zugeschrieben. Die bösen Figuren, wie Hexen oder Räuber werden hingegen die als hässlich empfundenen Charaktereigenschafen zugewiesen. Auf diese Weise wird bereits in früher Kindheit das soziale Wertesystem der entsprechenden Gesellschaft sozialisiert und eine erste Orientierung für die Unterscheidung zwischen gut und böse verankert. Erst später erlaubt die Entwicklungspsychologie eine etwas differenziertere Wahrnehmung und eine gewaltfreie Kommunikation gegenüber unattraktiven, angeblich schlechten Individuen.
Umfragen zeigen, dass Menschen attraktive Personen für erfolgreicher, glücklicher und kompetenter halten – jedoch nicht für ehrlicher oder hilfsbereiter. Andere(?) Untersuchungen zeigen den Einfluss der Stereotype auf menschliche Werturteile: Bereits Säuglinge widmen attraktiven Gesichtern mehr Aufmerksamkeit. In einer Studie beobachtete man, wie viele Personen sich neben eine Frau in der U-Bahn setzten. In der ersten Bedingung war die Frau eine sehr attraktive Person, in der zweiten Bedingung entstellte man ihr Gesicht durch Make-Up. War die Frau äußerlich weniger anziehend, setzten sich weniger Menschen neben sie. Personen wurden gefragt, wie sympathisch eine Frau auf sie wirkte. Nach einer Schönheitsoperation wurde die Frau als sympathischer beurteilt.
Wer ist attraktiv?
ICH!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!Lukas aus da 5B
Matching
Matching bezeichnet die Ähnlichkeit in der physischen Attraktivität von Partnern. Untersuchungen haben gezeigt, dass im Mittel ein positiver Zusammenhang zwischen der physischen Attraktivität bei Paaren besteht (das heißt „hübsche Menschen haben meist auch hübsche Partner“). Ebenso erweist sich das Ausmaß des Matching als Vorhersager für die Stabilität der Beziehung. In der Realität findet man oft bei ungleicher äußerer Attraktivität Kompensation durch andere Faktoren, beispielsweise durch wirtschaftlichen Erfolg etc. Dieser Austausch von (sozialen) Gütern gegen Attraktivität findet sich auch im Vertrieb und der Modellprostitution.
Das Hauptergebnis empirischer Untersuchungen von Franklin B. Evans für den Vertrieb lautet beispielsweise: Je ähnlicher Verkäufer und Kunde einander sind, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kauf zustande kommt. Gemessen wurde dabei die Ähnlichkeit in den Dimensionen Alter, Körpergröße, Einkommen, Religion, Erziehung, politische Einstellungen und Rauchgewohnheiten. Bei näherer Betrachtung dieser Dimensionen kann festgestellt werden, dass nonverbale Merkmale – insbesondere Körpergröße und -geruch – für den Menschen Signalwirkung für den potenziellen Status und die Akzeptanz des Gegenübers haben. Dieses Wissen findet beispielsweise über das Streben nach Statussymbolen und aufmerksamer Körperpflege für Verkäufer seinen Niederschlag oder in der Auswahl sozial passender Typologien im Recruiting.
Siehe auch
- Attraktivitätsforschung
- lookism
- Reziproke Zuneigung und Attraktivität
- Schönheit
- Schönheitsideal
- Sexappeal
Literatur
Populärwissenschaftlich
- Ulrich Renz: Schönheit – eine Wissenschaft für sich, Berlin Verlag, 2006, ISBN 3827006244
- Nancy Etcoff: Nur die Schönsten überleben. Die Ästhetik des Menschen, Diederich Verlag, 2001, ISBN 3720522229
- Bernd Guggenberger: Einfach schön. Schönheit als soziale Macht, Rotbuch, 2001
- Andreas Hejj: Traumpartner - Evolutionspsychologie der Partnerwahl, 1996, ISBN 3540605487
- Karl Grammer: Signale der Liebe. dtv, 1995, ISBN 3423330260
- Kommentierte Liste überwiegend populärwissenschaftlicher Bücher zum Thema Attraktivitätsforschung
Für Fachpublikum
Mehr Literatur siehe unter: Attraktivitätsforschung
- Henss, Ronald: „Spieglein, Spieglein an der Wand …“ Geschlecht, Alter und physische Attraktivität. München: Beltz, 1992
- Liste ausgewählter Primärliteratur zum Thema Physische Attraktivität
Weblinks
- Beautycheck – An der Universität Regensburg durchgeführte Studie
- Attraktivitätsforschung im deutschsprachigen Raum
- Attraktivitätsforschung international
Online-Experimente aus der Attraktivitätsforschung (deutschsprachig) (mehr Experimente siehe unter Attraktivitätsforschung:
- PSYTESTS (deutsch) - Auf dieser Seite des Instituts für Psychologie der Humboldt-Universität zu Berlin findet sich eine Studie zu den individuellen Vorlieben bei der Wahrnehmung männlicher Gesichter.
- Faceresearch.org (deutsch) – Auf dieser Website von Forschern der Universität Aberdeen können Sie an kurzen psychologischen Experimenten teilnehmen, bei denen es um die Attraktivitätswahrnehmung von Gesichtern und Stimmen geht. Die Seite liegt auch in einer deutschen Version vor.