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Galileo Galilei

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Galileo Galilei (*Pisa 15. Februar 1564, †Arcetri 8. Januar 1642), italienischer Philosoph, Physiker und Astronom, wird als Vater der modernen Astronomie bezeichnet. Zusammen mit Roger Bacon war er einer der Pioniere der wissenschaftlichen Methode.

Datei:Galileo.png

Galileo Galilei

Wissenschaftliche Errungenschaften

Galilei benutzte als einer der ersten Menschen ein Teleskop zur Himmelsbeobachtung. Er erwarb ein Teleskop mit 10-facher Vergrößerung und fertigte prompt ein verbessertes mit 20-facher Vergrößerung. Galilei entdeckte die vier größten Monde des Jupiter, welche auch als die Galileischen Monde bezeichnet werden. Er beobachtete, dass auch der Planet Venus Phasen hat wie der Mond. Diese beiden Entdeckungen unterstützten das heliozentrische Modell, das Nikolaus Kopernikus entwickelt hatte.

Er war der erste Europäer, der über Sonnenflecken berichtete; es gibt Hinweise, dass chinesische Astronomen sie schon vorher beobachtet hatten. Aus der Bedeckung von Sternen durch den Mond schloss er, dass der Mond keine perfekte Kugel sei, sondern Berge hätte.

Seine experimentelle Arbeit der Dynamik ebnete den Weg für Keplers und Newtons Bewegungsgesetze, und ihm wird oft zugeschrieben, dass er einer der ersten Wissenschaftler war, der konsequent Experimente durchführte und der auf einer mathematischen Beschreibung der Naturgesetze bestand. Seine Untersuchungen an Bällen, die eine schiefe Ebene hinabrollten, überzeugten ihn davon, dass fallende Objekte unabhängig von ihrer Masse beschleunigt werden und dass Objekte ihre Geschwindigkeit solange beibehalten, bis eine Kraft auf sie einwirkt.

Galilei beschrieb auch, dass ein Pendel immer mit der gleichen Frequenz schwingt, unabhängig davon, wie weit es ausschlägt, eine Entdeckung, die später genaue Uhren ermöglichte.

Galilei schrieb mehrere umfangreiche Bücher, die zumindest außerhalb Italiens weite Verbreitung fanden, obwohl mehrere von Galileis Erfindungen heute nur in seinen Aufzeichnungen und Skizzen erhalten sind. Er zeichnete unter anderem Skizzen von Geräten wie einer Kombination aus Kerze und Spiegel, um damit das Licht durchs ganze Haus leiten zu können, einen automatischen Tomatenpflücker, einen Taschenkamm, der auch als Besteck verwendet werden konnte, und eine Art Vorläufer des Kugelschreibers.


Streit mit der Kirche

Galilei war frommer Katholik, doch seine Schriften über das Kopernikianische Weltbild, in dem die Erde um die Sonne kreist, störten die Kirche. Die Kirche, wie fast jeder, hielt am geozentrischen Weltbild von Ptolemäus und Aristoteles fest, bei dem die Erde den Mittelpunkt des Weltalls bildete. In den Augen der Kirchenväter stand jede andere Sichtweise im Widerspruch zur Heiligen Schrift.

Obwohl Galilei immer wieder darauf bestand, dass seine Arbeiten auf diesem Gebiet rein theoretisch wären, obwohl er sich strikt ans kirchliche Protokoll für die Veröffentlichung von Arbeiten hielt (was eine Vorabbegutachtung durch kirchliche Zensoren und kirchliche Erlaubnis vorsah) und trotz seiner engen Freundschaft mit Maffeo Barberini, der später Papst Urban VIII wurde und während des Verfahrens gegen ihn den Vorsitz führte, wurde Galilei mehrfach gezwungen, seine Ansichten zu widerrufen und wurde unter lebenslangen Hausarrest gestellt (1633-1642).

Die Inquisition hatte Gesuche Galileis abgelehnt, das Verfahren wegen seiner angegriffenen Gesundheit zu vertagen oder zu verlegen. Bei einem Treffen unter Vorsitz von Papst Urban VIII beschloss die Inquisition, Galilei davon in Kenntnis zu setzen, dass er entweder nach Rom kommen müsse oder dass er verhaftet und in Ketten vorgeführt würde. Nach 2 Wochen in Quarantäne wurde Galilei auf Wunsch des einflussreichen Großherzogs Ferdinand II de Medici in die komfortable Residenz des toskanischen Botschafters verbracht. Im April 1633 wurde er offiziell von der Inquisition verhört. Er wurde nicht in einem Kerker einsperrt, blieb jedoch für 22 Tage in einem Zimmer des Bürogebäudes der Inquisition.

Am 22. Juni 1633 begann die römische Inquisition das Verfahren gegen Galilei, der damals 69 Jahre alt war und um Gnade wegen seines "bedauernswerten physischen Zustands" bat. Durch Drohung mit Folter, Einkerkerung und Tod auf dem Scheiterhaufen wurde Galilei in dem Schauprozess gezwungen, seiner Arbeit "abzuschwören, zu verfluchen und verabscheuen" und zu versprechen, andere zu denunzieren, die weiter an seinem früheren Standpunkt festhielten. Galilei tat alles, was die Kirche von ihm verlangte. Dass die Drohung von Folter und Tod Ernst zu nehmen war, hatte die Kirche in einem früheren Verfahren gegen Giordano Bruno bewiesen, der im Jahre 1600 wegen einer naturalistischeren Sichtweise des Universums auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde.

Galilei wurde unter lebenslangen Hausarrest gestellt, die meiste Zeit davon (1634-1642) in seinen eigenen Villen in Arcetri und Florenz. Wegen eines schmerzhaften Leistenbruchs bat er um Erlaubnis, Ärzte in Florenz aufsuchen zu können. Sein Gesuch wurde abgelehnt mit der Warnung, dass weitere solche Anfragen zu seiner Einkerkerung führen würden. Im Arrest wurde er gezwungen, regelmäßig Bußpsalme aufzusagen, und seine sozialen Kontakte wurden stark eingeschränkt, aber es war ihm gestattet, mit seinen weniger kontroversen Forschungen fortzufahren und sie unter strengen Zensurauflagen auch zu veröffentlichen. 1638 erblindete er vollständig; sein Gnadengesuch auf Freilassung wurde abgelehnt, aber er durfte in sein Haus nach Florenz ziehen, wo er näher bei seinen Ärzten war. Sein Dialog wurde bis 1822 auf den kirchlichen Index gesetzt.

1992, 359 Jahre nach dem Prozess gegen Galilei, gab Papst Johannes Paul II eine Entschuldigung heraus und hob das Urteil der Inquisition gegen Galilei auf.


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