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Kloster Schönau (Odenwald)

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Das Kloster Schönau in der Gemeinde Schönau im Odenwald wurde 1142 als Zisterzienserkloster von Kloster Eberbach aus gegründet und bestand bis zu seiner Aufhebung im Zuge der Reformation 1558. Es galt nach dem Kloster Maulbronn als bedeutendstes Kloster der Kurpfalz. Der Ort Schönau entwickelte sich durch die nachfolgende Besiedlung mit Flüchtlingen bis 1600 zur Stadt.

Geschichte

Die evangelische Stadtkirche war früher ein Speisesaal

Das Kloster Schönau wurde vom Bistum Worms bzw. dessen Kloster Eberbach im Jahr 1142 gegründet. Worms hatte den südlichen Odenwald bereits seit 1012 besessen, jedoch teilweise an verschiedene Adelige verliehen gehabt. Unter Bischof Buggo (Burchard II.) kam die Gemarkung des Klosters 1142 wieder unmittelbar an Worms zurück und daraufhin erfolgte die Klostergründung. Die Zisterzienser erhielten von Buggo die breite Talsohle des Steinachtals und ein südlich angrenzendes Waldstück, das 1172 durch Bischof Konrad II. erheblich vergrößert wurde. Zunächst bestanden wohl provisorische Holzbauten, die um 1200 durch von einer Ringmauer umgebene massive Gebäude ersetzt wurden.

1169 befand sich das Kloster unter kaiserlicher Schutzherrschaft, an deren Stelle noch im 12. Jahrhundert die Schirmherrschaft der Pfalzgrafen bei Rhein trat, deren Hauskloster, beliebter Aufenthaltsort und Grablege das Kloster wurde. Die Pfalzgrafen halfen dem Kloster auch, eine wirtschaftliche Krise im 14. Jahrhundert zu überwinden.

Die Klosteranlage war nach dem üblichen Klosterschema der Zisterzienser gestaltet: die 84 Meter lange Kirche war nach Osten ausgerichtet, südlich daran schloss sich der rechteckige Kreuzgang an, dem westlich das Konversenhaus für weltliche Brüder beigestellt war. Der Südflügel des Kreuzgangs führte zum Speisesaal (heutige evang. Stadtkirche) mit angebauter Küche. Gegenüber des Speisesaals befand sich eine Brunnenhalle. An den Ostflügel des Kreuzgangs schloss sich der Kapitelsaal mit darüberliegendem Schlafsaal der Mönche an, weiter östlich der Krankenbau. Ab 1275 entstand außerdem noch ein Spital.

Im 13. Jahrhundert lebten etwa 300 Mönche in Schönau und das Kloster galt nach dem Kloster Maulbronn als bedeutendstes Kloster der Kurpfalz. Von Schönau aus wurde bereits 1190 das Tochterkoster Bebenhausen gegründet. Der jeweilige Abt von Schönau hatte nach dessen Gründung 1386 die Aufsicht über das Studienkolleg St. Jakob in Heidelberg, das alle süddeutschen Zisterzienser-Studenten besuchten. Außerdem unterstanden das Kloster Ramsen, das Kloster Neuburg und das Kloster Lobenfeld zeitweilig dem Schönauer Abt.

Der Besitz des Klosters entstand überwiegend durch Schenkungen im 12. und 13. Jahrhundert und erstreckte sich von Hirschhorn westlich bis jenseits des Rheins und nördlich bis in den Raum Frankfurt. Das Kloster hatte Stadthäuser in Heidelberg, Speyer, Worms und Frankfurt am Main. Der Frankfurter Außenbesitz wurde im 15. Jahrhundert aufgegeben, dafür konnte das Kloster 1480 die Propstei Wiesenbach erwerben.

Im Rahmen der Reformation wurde das Kloster 1558 durch Kurfürst Ottheinrich aufgehoben. Die bis heute bestehenden Pflege Schönau übernahm die Verwaltung der Liegenschaften und die grundherrlichen Rechte. Die Pflege gab die Landwirtschaftsflächen an Hofbauern aus und siedelte im Jahr 1562 hugenottische Flüchtlinge aus Wallonien im Kloster an, wodurch sich der Ort Schönau bis 1600 zur Stadt entwickelte. Zwar soll den Siedlern 1562 ausdrücklich die Erhaltung der Klosteranlagen verordnet worden sein, jedoch fanden bis 1583 bereits zahlreiche Umbauten und Zerstörungen statt, so dass die Klosteranlage rasch im sich entwickelnden Stadtkern aufging und nur noch Fragmente erhalten sind.

Persönlichkeiten, die im Kloster Schönau gewirkt haben

  • Abt Daniel, wird als Seliger vehrt (27. Januar)
  • Hildegund von Neuß, gab sich als Mann aus und starb während des Noviziatsjahrs 1188 in Schönau, wird als Heilige verehrt (20. April)

Persönlichkeiten, die im Kloster Schönau zu Grabe gelegt wurden

Sehenswürdigkeiten

  • das Klostertor (um 1200)
  • die Klosterkirche (um 1230)
  • die „Hühnerfautei“ (um 1250)
  • das zweischiffige ehemalige Herrenrefektorium
  • das Wallonenhaus“, die 1558 von den Wallonen aufgestockte ehemalige Klosterschmiede

Einzelnachweise

  1. Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Konrad II. von Hildesheim http://bautz.de/bbkl/k/Konrad_v_hi.shtml am 3.9.2006

Literatur

  • Kreisarchiv und Referat für Öffentlichkeitsarbeit des Rhein-Neckar-Kreises in Verbindung mit der Stadt Schönau und dem Verein Alt Schönau e.V. (Hg.): Kloster und Hühnerfautei Schönau. Heidelberg 2002, ISBN 3-932102-08-8
  • Jürgen Kaiser und Götz von Roman: Schönau. Evangelische Stadtkirche, ehemalige Zisterzienserabtei. Schnell & Steiner, Regensburg 2000, ISBN 3-7954-5442-5
  • Meinrad Schaab: Die Zisterzienserabtei Schönau im Odenwald. 2. unveränderte Auflage. Winter, Heidelberg 1990, ISBN 3-533-04256-1 (Heidelberger Veröffentlichungen zur Landesgeschichte und Landeskunde, 8)
  • Herbert Derwein: Das Zisterzienserkloster Schönau. Mit den Zeichnungen des 16. Jahrhunderts aus dem Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg. Franzmathes, Frankfurt 1931. Online-Publikation der Universitätsbibliothek Heidelberg.
  • Die Stadt- und Landkreise Heidelberg und Mannheim. Amtliche Kreisbeschreibung. Heidelberg 1968

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