Malsch (bei Heidelberg)
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Malsch ist eine Gemeinde im Rhein-Neckar-Kreis in Baden-Württemberg.
Geografie
Malsch liegt an der nordwestlichen Ecke des Kraichgaus in unmittelbarer Nähe der Städte Wiesloch und Walldorf am Rande der Oberrheinischen Tiefebene in der Metropolregion Rhein-Neckar. Die Gemeinde befindet sich am Fuß des 246 m hohen Letzenbergs.
Geschichte
Malsch wurde im Jahre 783 in einer Schenkungsurkunde des Lorscher Codex erstmals erwähnt. 976 schenkte Kaiser Otto II. die Benediktinerabtei Mosbach mit 23 Ortschaften, zu denen auch Malsch gehörte, dem Bischof von Worms. 1302 kam das Dorf wieder durch Schenkung an das Hochstift Speyer. Am 20. April 1525 begann mit einer Bauernversammlung auf dem Letzenberg der Bauernkrieg im Hochstift Speyer. Der Haufen forderte die umliegenden Ortschaften auf "innen mit gewappneter handt zuzuziehen und das evangelium und gotlich gerechtigkeit helffen zu retten."[1] Bei der Niederschlagung des Aufstands wurde Malsch zerstört.
Im Dreissigjährigen Krieg zündete Tilly 1622 den Ort an. Am Ende des Krieges war Malsch entvölkert und die Anzahl der Einwohner betrug nur noch fünf Prozent der ursprünglichen Zahl. Während des Pfälzischen Erbfolgekriegs wurde Malsch, obwohl es nicht zur Kurpfalz gehörte, 1689 und 1693 von französischen Truppen zerstört.
Nach den Umwälzungen der Französischen Revolution wurde Malsch 1803 badisch, womit die über 500 Jahre dauerende Zugehörigkeit zu Speyer endete. 1818 war Kaiser Alexander I. von Russland, der Schwager des badischen Großherzogs Karl war, zu Besuch in Malsch.
Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm die Gemeinde 350 Heimatvertriebene auf. Malsch wurde Bestandteil des neugebildeten Bundeslandes Baden-Württemberg.
Politik


Gemeinderat
Der Gemeinderat hat 14 Sitze. Bei der Kommunalwahl im Jahr 2004 erhielten bei einer Wahlbeteiligung von 67,2 Prozent die CDU acht Mandate und die FWV sechs.
Wappen
Die Blasonierung des Wappens lautet: In von Blau und Rot gespaltenem Schild vorn ein durchgehendes, geschliffenes, halbes silbernes Kreus am Spalt, hinten das silberne Ortszeichen (Sester).
Das Wappen wurde im Jahr 1900 vom Generallandesarchiv vergeben. Das Ortszeichen, das ein Getreidemaß darstellt, lässt sich bereits seit 1771 auf einem Siegel nachweisen. Hinzugefügt ist das Kreuz des Hochstifts Speyer.
Die Flagge ist Rot-Blau und wurde nachweislich schon vor 1935 geführt.
Partnerschaften
Die Gemeinde Malsch pflegt seit 2001 partnerschaftliche Beziehungen zu der Gemeinde Zamárdi am Plattensee in Ungarn.
Kultur und Sehenswürdigkeiten

Kirchen
Im Jahr 1972 brannte die Barockkirche St. Juliana nach einem Feuer bis auf die Außenmauern ab. Die Figuren der 14 Nothelfer, die Orgel, die Kanzel, die Seitenaltäre und die barocke Taufszene Jesu wurden zerstört. Einzig die Sakristei blieb unversehrt. Die Kirche wurde bis 1974 wiederaufgebaut.[2]
Zu der 1902 erbauten Wallfahrtskapelle auf dem Letzenberg finden jedes Jahr zwei große Wallfahrten statt.
Sport
Malsch hat ein Schwimmbad und die Reblandhalle mit vier Kegelbahnen. Im Süden des Ortes gibt es seit 1957 ein Segelfluggelände.
Wirtschaft und Infrastruktur
In dem ehemaligen Bauerndorf ist noch immer ein Zweig der Landwirtschaft stark vertreten, nämlich der Weinbau. An den Südhängen des 248 Meter hohen Letzenbergs und seinem östlichen Ausläufer liegen 120 Hektar Rebflächen, die vornehmlich mit Müller-Thurgau, Weißburgunder, Ruländer und Spätburgunder bebaut sind.
Trotz der Ansiedlung von Industriebetrieben und Gewerbe findet der größere Teil der Erwerbstätigen Arbeit in den nahen Städten Walldorf, Wiesloch, Bad Schönborn und Kronau.
Verkehr
Malsch liegt in der Nähe der Bundesstraße 3. Über sie ist auch innerhalb von drei Kilometern die Bundesautobahn 6 zu erreichen. Über den Bahnhof Rot-Malsch an der Badischen Hauptbahn besteht ein Anschluss an die S-Bahn RheinNeckar.
Bildung
In Malsch gibt es eine Grundschule und eine Hauptschule mit angeschlossener Werkrealschule. Die Gemeinde betreibt eine Bücherei.
Einzelnachweise
- ↑ zit.n. Horst Buzello u.a.(Hg.): Der deutsche Bauernkrieg. Paderborn 1984. S. 90
- ↑ St. Juliana
Literatur
- Alfons Stegmüller, Dionys Wipfler: 1200 Jahre Malsch: 783-1983. Malsch 1983
- Horst Hill, Alfons Stegmüller, Dionys Wipfler: Kirchenführer der Pfarrkirche St. Juliana und der Wallfahrtskapelle. Saarbrücken 2000