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Glück

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Glück kann einen Vorgang meinen, in dem jemanden unverhofft etwas Positives widerfährt („Glück haben“), einen Moment des Wohlgefühls bezeichnen („glücklich sein“) oder sich allgemeiner auf ein gelingendes Leben beziehen (über einen längeren Zeitraum „glücklich sein“).

Allegorie des Glücks (Gemälde von 1546)

Herkunft des Wortes Glück

Das Wort „Glück“ wird vom mittelniederdeutschen „Gelucke“ (ab 12. Jahrhundert) bzw. dem mittelhochdeutschen „Gelücke“ abgeleitet. Beide Formen sind vom Verb „gelingen“ abgeleitet, das sich wiederum von „leicht“ ableitet. Glück ist demnach ursprünglich also das Gelungene, das leicht Erreichte oder der günstige Ausgang eines Ereignisses. Dieses Ziel musste nicht durch Talent oder ähnliches erreicht werden, sondern wurde ohne Leistung beziehungsweise eigenes Zutun erreicht. ich hab deine mutter im puff geshen

Glück als schicksalhaftes Ereignis

vierblättriges Kleeblatt

Glück haben in diesem Sinne bedeutet, entweder schicksalhaft (siehe Heil) oder durch ein unvorhersehbares Ereignis begünstigt zu sein. Beispiele umfassen den Gewinn beim Lotto, Roulette oder einem sonstigen Glücksspiel; auch durch Zufall einen Nachteil vermeiden gehört hierzu. Das Gegenteil von Glück (im Sinne von „Glück haben aus Zufall“) ist unvorhersehbar eintreffendes Unglück, Unheil oder Pech. Im Englischen wird hier in der Wortbedeutung sauber getrennt. So gibt es das Wort "lucky" (Glück haben) und das Wort "happy" (glücklich sein).

Glückssymbole beziehungsweise Glücksbringer sind unter anderem:

Eine Glückssträhne nennt der Volksmund eine Aneinanderreihung mehrerer positiver Erlebnisse. Die Glückssträhne wird, wie der Wortursprung „Glück“ andeutet, dem (glücklichen) Zufall zugeschrieben, auch wenn sie in vielen Fällen das absehbare Ergebnis harter Arbeit und nur die zeitliche Nähe Zufall ist. In der Philosophie geht die Vorstellung einer Glückssträhne auf den Eudämonismus Kritons zurück.

Glück als subjektive Empfindung

Hufeisen: In manchen Kulturen ein Symbol des Glücks

Das Empfinden von Glück ist sowohl ein Gefühl als auch ein Zustand, in dem sich eine Person befindet, und der sich durch ein allgemeines, oft unbewusstes Wohlbefinden auszeichnet. Entscheidend sind dabei nicht die objektiven Tatsachen, sondern das subjektive Erleben der betreffenden Person. Glücksforscher verwenden deshalb statt des Begriffes „Glück“ eher den Begriff „subjektives Wohlbefinden“.

„Glück empfinden“ hat zwei mögliche Varianten:

  • „Glück empfinden“ können wir während einer kurzen Zeitdauer (wir erleben einen Glücksmoment, englisch: pleasure). Beispiele: ; etwas Gutes essen; mit Freunden zusammen sein; eine wichtige Sache erfolgreich abschließen.
  • „Glück empfinden“ kann ein dauerhaftes Gefühl sein (im Glück leben, englisch: happiness). Beispiele: Mit dem Leben zufrieden sein; viele Glücksmomente erleben.
  • Subjektives Wohlbefinden
  • Zufriedenheit
  • Angenehmes/gelingendes/gutes Leben
  • Lebensqualität
  • Freude
  • Lebensfreude
  • Flow

Eine Studie der britischen New Economics Foundation (NEF) bezeichnet die Einwohner des Inselstaates Vanuatu am glücklichsten. Untersucht wurden Zufriedenheit, Lebenserwartung und der Umgang mit der Umwelt. Gut schnitten außerdem Kolumbien, Costa Rica, Dominica und Panama ab, während die Bewohner der Industriestaaten ihr Glück deutlich geringer bewerteten. Am besten schnitt von ihnen Italien (Platz 66) ab, Deutschland erreichte den 81. Platz, die USA landeten nur auf dem 150. Platz. Ganz hinten stehen Simbabwe, Burundi, der Kongo und Russland. Auffällig war, dass Inselbewohner ihr Glück höher bewerteten.

Glücksgefühle als physiologisches Phänomen

Medizinisch beziehungsweise neurobiologisch betrachtet löst der Neurotransmitter Serotonin das Glücksgefühl aus. Das Gehirn schüttet diesen Botenstoff in unterschiedlichen Situationen aus, zum Beispiel bei der Nahrungsaufnahme, beim Geschlechtsverkehr oder beim Sport. Kohlenhydrate spielen bei der Produktion von Serotonin eine wichtige Rolle, was nicht heißt, dass der Neurotransmitter, wie oftmals durch das Zitat „Schokolade macht glücklich“ beschrieben, durch ihre Aufnahme als Nahrung schon ausgeschüttet wird.

Einige Drogen veranlassen das Gehirn, die Neurotransmitter Dopamin und Serotonin übernatürlich stark auszuschütten und deren Wirkungsgefüge derart heftig beeinflussen, dass aufgrund des Konsums die Wiederaufnahme in den Acetyl-Cholin-synaptischen Haushalt des Gehirns für die Zeit der Wirkung zu einer exaltierten Überschwemmung mit diesen assimilierten, endogenen Botenstoffen führt. Dieser Zustand kann substanzbedingt für den menschlichen Körper ein über mehrere Stunden dauerndes Glücksgefühl hervorrufen.

Der Mensch hat ein angeborenes Verlangen nach Serotonin, was für den Fortbestand der Menschheit und das Überleben des einzelnen Menschen wichtig ist, denn Serotonin wird sowohl bei der Fortpflanzung als auch bei der Nahrungsaufnahme ausgeschüttet. So ist jeder Mensch potenziell abhängig. Siehe hierzu auch Lust, Abschnitte Lust und Bewusstsein, Lust als Gesundheitskriterium und Lustentartung (Ersatzbedürfnisse).

Glück in der Philosophie

Philosophen beschäftigen sich schon seit den Anfängen der Philosophie mit der Frage: „Was ist Glück?“ Dabei kamen sie zu sehr unterschiedlichen Auffassungen bezüglich der Frage, wie ein geglücktes Leben auszusehen habe. Insbesondere bezüglich des eigenen Handelns, als dessen Resultat Glück oder Unglück oft verstanden wurde, herrschen verschiedene und mitunter gegensätzliche Ansichten.

Während die Sophisten der griechischen Antike die Auffassung vertreten, dass, „wer richtig leben will, seine Begierden muss so groß werden lassen als möglich und sie nicht einzwängen“ (vgl. Platon: Gorgias, 491e) und deshalb Wohlleben, Zügellosigkeit und Freiheit der Inbegriff der Glückseligkeit sind, hält Sokrates seinem sophistischen Widersacher Kallikles entgegen, dass wahres Glück und richtiges Leben an Glückseligkeit und Beständigkeit gebunden seien, wozu auch die Beherrschung zügelloser Begierden gehöre.

Für Aristoteles besteht das Glück (eudaimonia) in der wesensgerechten Entfaltung der menschlichen Anlagen. Insbesondere verwirklicht sich das menschliche Wesen durch den Einsatz der Vernunft (phronesis) sowie durch das politische Wirken in der Polis, der staatlichen Gemeinschaft. Zur Tugend gehört für Aristoteles insbesondere das Maßhalten zwischen den Extremen.

Epikur beschreibt die Lust als Prinzip gelingenden Lebens, wobei Lust das Nichtvorhandensein von Unlust ist. So geht es in der epikureischen Glücksphilosophie darum, durch Schmerzvermeidung einen Zustand köperlicher und seelischer Schmerzfreiheit zu erlangen und ihn subjektiv als Lebensfreude zu bewerten. Dies nicht eben durch übermäßigen Genuss weltlicher Güter, sondern durch Konzentration auf die Grundbedürfnisse wie Essen, Trinken, Kälteschutz, wobei er zu den notwendigen Bedürfnissen nach Sicherung der Grundbedürfnisse insbesondere die Freundschaft zählt.

Der Kyniker Diogenes vertrat eine radikal asketische Haltung, um den Zustand der Glückseligkeit im Verzicht zu erlangen.

In der Tradition sowohl von Sokrates als auch Diogenes stehend, erhob die Stoa (Zenon, Seneca, Cicero) die Pflicht und die Tugend zum Lebensprinzip, während sie Lust im engeren Sinne eher ablehnt. Glückselig ist für die Stoiker, wer nach der Natur lebt (secundum naturam vivere), d.h. sich in das Ganze des Kosmos wie auch der Gemeinschaft (Polis) einfügt. Da die Natur durch göttliche Vernunft (vgl. Logos) bestimmt wird, heißt „vernünftig“, im Einklang mit der kosmischen Ordnung zu leben, und persönliche Leidenschaften und Begierden zurückzudrängen. Vernünftig ist, wer aufgrund des sicheren Urteils die Tugend zum Maßstab des Handelns werden lässt. Man muss frei von Affekten und gleichgültig gegenüber seinem Schicksal sein. Wirkliche Freiheit besteht nur in Unabhängigkeit vom äußeren Geschick, wie auch von den eigenen Leidenschaften und Wünschen. Durch asketische Lebensführung und „Bedenken des Übels“ kann man den Zustand innerer Seelenruhe (ataraxia) erlangen, indem man unter anderem die Furcht vor dem Tode besiegt. So lässt sich ein ausgeglichener Seelenzustand (apathia) erreichen, der Glückseligkeit garantiert.

Die in der Antike aufgestellten Glücksphilosophien beherrschten die nachchristliche Zeit bis zur Moderne, sie haben sogar Eingang in heutige Glücksphilosophien gefunden. Viele Ideen des Mittelalters sind aus der antiken, im Falle des Christentums insbesondere aus der stoischen Philosophie hervorgegangen. Christen sind demnach also oft Stoiker; ihr Ziel ist das Paradies und dies wollen sie durch Abtötung des Fleisches und Erhebung des Geistes erreichen.

Voraussetzung für die Glücksphilosophie von Immanuel Kant ist die Erhebung des Glücksbegriffs als moralisches Leitziel in der Aufklärung. Dabei wird die Glückseligkeit als moralisches Prinzip zunächst verworfen, da der Mensch nach dem Prinzip der Selbstliebe bedürftig ist. Zunächst geht alles nach Wunsch und Willen - der Mensch versucht seine Neigungen im hedonistischen, Verlangen zu befriedigen. Dabei ist der Glücksbegriff der Menschen für Kant nicht greifbar, da schon die einfachsten Neigungen schwankend sind und der gesamte Begriff damit selbst für individuelle Begriffsdefinitionen nur bedingt gültig sein kann. Deshalb ersetzt Kant den Begriff des Glücks durch den der Pflicht. Glückseligkeit kann zu Lebzeiten nicht erreicht werden, denn Glücksstreben schränkt Handeln und Pflicht ein.

Dennoch kann man sich, so Kant, durch „sittliches Handeln“ des Glücks würdig machen. Deshalb postuliert er die Existenz eines Gottes, der dem sittlichen Menschen nach dem Tod das ihm zustehende Maß an Glückseligkeit zuteil werden lässt. Bedeutend ist hier die Theoriensynthese Kants, der schon die von Sokrates geforderte Koppelung der Glückseligkeit an das sittliche Handeln umsetzt, indem er tugendhaftes und glücksstrebendes Handeln miteinander verbindet und in der Pflichterfüllung den Weg zum Ziel der Glückseligkeit nach dem Tode sieht. Sittlichkeit und Glückseligkeit sind somit nicht voneinander zu trennen, sondern zwei nach besten Kräften miteinander zu vereinbarende Bedingungen. Jedoch ist nicht das Glück selbst, sondern die Erfüllung der Pflicht der Gegenstand sittlichen Handelns und das höchste Gut.

Während Kant eine Gesinnungsethik vertritt und von den konkreten Folgen des Handelns absieht - Glück ist ein Nebenprodukt der Tugend, nicht ihr Ansporn - vertritt der Utilitarismus eine entgegengesetzte Position. Das Ziel ethischen Handelns ist gerade die Vermehrung der Glückseligkeit für sich selbst wie auch für Andere. Der Utilitarismus schließt damit in gewissem Sinne an die Tradition der epikureischen Glücksphilosophie an. Sie findet sich unter anderem in Jeremy Benthams „pleasure-Begriff“, wo sie Bestandteil des hedonistischen Kalküls ist (vgl. auch Hedonismus).

Für Arthur Schopenhauer gab es nur einen angeborenen Irrtum - die Vorstellung, „dass wir da sind, um glücklich zu sein.“ (Aphorismen, S. 233) Trotz der pessimistischen Grundüberzeugung empfiehlt er, sich in seinem Glücksstreben nicht auf äußere Güter wie Besitz und Ansehen zu richten, sondern die Ausbildung der eigenen Persönlichkeit in den Mittelpunkt zu stellen. Die größten Feinde des Glücks sind für ihn Schmerz und Langeweile, wobei letztere durch geistigen Reichtum überwunden werden kann.

Auch neueste philosophische Ansätze, z. B. Robert Spaemann, gelangen zu der Ansicht, dass jede tiefere Freude im Leben mit der Entwicklung von Kräften und Fähigkeiten zusammen hängt (Spaemann: Moralische Grundbegriffe, S. 34). Für Wilhelm Schmid ist die Lebensführung eine Kunst, zu der das bewusste Aushalten und die Bewältigung von Widerständen und Entbehrungen gehört. Martha Nussbaum leitet aus den Bedingungen des Menschseins (conditio humana) spezifisch menschliche, für ein gutes Leben unabdingbare Fähigkeiten ab, etwa die, sich guter Gesundheit zu erfreuen oder Beziehungen zu Dingen oder Personen außerhalb seiner selbst aufzubauen.

Siehe auch

Wikiquote: Glück – Zitate
Wiktionary: Glück – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Literatur

  • Günther Bien: "Glück - was ist das?". Verlag Josef Knecht. Frankfurt a. M. ISBN 3-7820-0828-6
  • David G. Blanchflower, Andrew J. Oswald: Is Well-being U-shaped over the Life Cycle?
  • David G. Blanchflower, Andrew J. Oswald: The Wage Curve. Verlag The MIT Press. 1995. 493 Seiten. ISBN 0-262-02375-X
  • Mihaly Csikszentmihalyi: Dem Sinn des Lebens eine Zukunft geben. Klett-Cotta, Stuttgart. 2000. ISBN 3-608-91018-2
  • Martin Seligman: Authentic Happiness: Using the New Positive Psychology to Realize Your Potential for Lasting Fulfillment. New York: Free Press. 2002. 2. A. - 2004, ISBN 0-7432-2298-9, engl. Hat in den 70er Jahren "Erlernte Hilflosigkeit." geschrieben.)
  • Wladyslaw Tatarkiewicz, "Über das Glück". Klett-Cotta. Stuttgart. ISBN 978-3608914122
  • Jean-Pierre Thiollet, Le droit au bonheur, Anagramme, Paris, 2006. ISBN 2-35035-075-4
  • Verena Thielen, Katharina Thiel (Hg.): Klassische Texte zum Glück, Parodos Verlag, Berlin 2007, ISBN 3-938880-10-4
  • Jürgen Kramke, Der schmale Pfad zum Glück, BoD, Norderstedt 2007, ISBN 978-3-8334-7965-6