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Fritzdorf

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Basisdaten
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Landkreis: Rhein-Sieg-Kreis
Gemeinde: Wachtberg
Geogr. Lage: Vorlage:Koordinate Text Artikel
Einwohner: 977 (30. Juni 2006)
Postleitzahl: 53343
Vorwahlen: 02225
Kfz-Kennzeichen: SU
Ortsvertretung
Vorsitzender: Karl-Heinz Häger (CDU)
Stv. Vorsitzender: Karl Schmitz (CDU)
Abgeordnete
Ratsmitglied: Karl-Heinz Häger (CDU)
Stv. Ratsmitglied: Armin Schafer (CDU)
Sachkundiger Bürger: Klaus Schönenberg (SPD)
Sachkundiger Bürger: Andreas Netterscheidt (CDU)
Sonstige
Windmühlenverwalt.: Werner Rollmann
Ortsfestausschuss: Karl-Josef Wachendorf

Fritzdorf ist eine Ortschaft in der Gemeinde Wachtberg im Rhein-Sieg-Kreis im Bundesland Nordrhein-Westfalen (Deutschland), etwa einen Kilometer entfernt von der Grenze zu Rheinland-Pfalz. Zur Mitte des Jahres 2005 lebten fast 1.000 Menschen in Fritzdorf. Fritzdorf ist der fünftkleinste Ort der Gemeinde Wachtberg.

Der Ortsteil ist berühmt für den Holz-Treppenbau und Standort zahlreicher Schreinereien und Zimmereien. Bedingt sind diese traditionellen Wirtschaftszweige durch die relative Nähe zum Kottenforst.

Zusammen mit den Ortschaften Adendorf mit Klein Villip und Arzdorf hat die Ortschaft in der Gemeinde eine Sonderstellung. Bis auf diese drei Ortschaften hat die Gemeinde Wachtberg die Bonner Vorwahl (0228). Adendorf, Klein Villip, Arzdorf und Fritzdorf haben Meckenheimer Vorwahl (02225).

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner
1950 685
1960 681
1969 831
1979 895
Jahr Einwohner
1989 844
2000 944
2001 935
2002 929
Jahr Einwohner
2003 914
2004 935
2005 976
2006 977


Quelle: Landesamt für Statistik und ADV-Statistik

Geschichte

Erste urkundliche Erwähnung

Am 11. Dezember 770 wurde Fritzdorf nachweislich zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Fritzdorf hieß zum Zeitpunkt der ersten Erwähnung Frigbodesdorph, wurde aber in der Überschrift der entsprechenden Urkunde Frigbodesdorphe geschrieben. Das Original der Urkunde war in lateinischer Sprache verfasst und ist verloren gegangen. Eine Abschrift ist jedoch im 1175 niedergeschriebenen und 1190 angelegten Urkunden- und Güterverzeichnis des Klosters Lorsch, dem „Lorscher Codex“ enthalten. Das Ursprungsland der Dorfgründer lag in Aquitanien, in der Nähe von Poitiers.

Herzog Wilhelm V. von Jülich in Fritzdorf

Nachdem im Jahr 1545 der letzte Graf von Neuenahr gestorben war, machte sich der zum Herzog aufgestiegene Wilhelm V. von Jülich, genannt Wilhelm der Reiche, sofort daran, die Grafschaft Neuenahr in sein Herzogtum einzuverleiben. In Folge dessen stattete er auch Fritzdorf am 10. April 1546 ein kurzen Besuch ab.

Pestepidemie

Seit Wochen wütete die Pestepidemie im Ahrgebiet. Am 26. Juli 1597 wurde auch der Fritzdorfer Pfarrer Anno Bessenich ein Opfer der Seuche. Seit 1574 hatte er die Fritzdorfer Pfarrstelle geleitet. Anno Bessenich wurde 1530 geboren und 1553 zum Priester geweiht. Von 1564 bis 1572 bekleidete er die Pfarrstelle in Krefeld, bevor er von 1572 bis 1574 Prior des Klosters Steinfeld wurde. Der Abt des Klosters stellte Bessenich dann im Jahre 1574 zum Pfarrer in Fritzdorf ab.

Luftangriff im Zweiten Weltkrieg

Am 4. Februar 1945 prasselte ein Hagel von Brandbomben auf Fritzdorf nieder. 25 Scheunen, Ställe und Schuppen brannten lichterloh. Wohnhäuser wurden verschiedentlich getroffen, ohne dass ein Brand ausbrach. Gegen 22.00 Uhr merkte man, dass die Spitze des Kirchturms brannte und sich das Feuer langsam nach unten fraß. Auch die herbeigeeilte Meckenheimer Feuerwehr konnte nichts mehr retten.

Fritzdorfer Goldbecher

Der Fritzdorfer Landwirt Heinrich Sonntag fand am 11. November 1954 auf seinem etwa 1000 Meter südwestlich der Fritzdorfer Kirche unweit der Windmühle gelegenen Rübenfeld einen kleinen Becher aus purem Gold, einen der bedeutsamsten Funde im Rheinland.

Der Fundort war vor 3500 Jahren mit Laubwald bedeckt und mit Sicherheit nicht bewohnt. Im gesamten Gemeindegebiet Wachtberg wohnten damals höchstens 50 bis 100 Menschen. Der Becher lang ca. 50 cm unter dem Boden. Dies ist insoweit bemerkenswert, weil vor ca. 3500 Jahren der Fundort ein bis zwei Meter unter der Erde lag. Fraglich bleibt auch, warum gerade dieser Platz ausgewählt wurde, um den Goldbecher zu vergraben. Ausgerechnet in einer abseits gelegenen Gegend, in einer Gemarkung, aus der bisher überhaupt noch keine Funde bekannt waren. Wenn es sich um ein Weiheopfer handelte, so liegt die Vermutung nahe, dass sich in der Umgebung ein Kultplatz befand.

Der sogenannte Fritzdorfer Goldbecher liegt heute im Rheinischen Landesmuseum in Bonn. Eine Kopie des Goldbechers kann im Heimatmuseum Villip besichtigt werden.

Neugliederung der Gemeinde Wachtberg

Am 1. Juli 1969 wurden die Gemeinden Adendorf, Arzdorf und Fritzdorf von Meckenheim gelöst und der Flächengemeinde Wachtberg zugeschlagen. Dies geschah gegen den Willen der Fritzdorfer Bevölkerung. In einer vom Ortsverband der CDU durchgeführten inoffiziellen Bürgerbefragung sprachen sich 94 % der Befragten für einen Verbleib im Verband des Amtes Meckenheim aus. Trotzdem änderten weder die Landesregierung noch die zuständigen Gemeindegremien den eingeschlagenen Weg einer Zuordnung zur Gemeinde Wachtberg. So ließen sich die Fritzdorfer Gemeindevertreter per Gesetz der Gemeinde Wachtberg zuschlagen, um so gegenüber der Bevölkerung den Eindruck zu erwecken, der Anschluss zur Gemeinde Wachtberg wäre nicht freiwillig geschehen.

Abriss der Fritzdorfer Schule

Im Frühjahr 1980 wurde die alte Fritzdorfer Schule abgerissen. Die Schule stand schon geraume Zeit leer und war den Anwohnern schon lange ein Dorn im Auge. Neben der Schule standen dort noch weitere Gebäude wie z.B. die Feuerwehr. Heute ist dort der Fritzdorfer Dorfplatz.

Politik

Bürgermeister

Seit der Neugliederung der Gemeinde Wachtberg im Jahr 1969, hat die Gemeinde nur noch einen Bürgermeister, der für die gesamte Gemeinde zuständig ist.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Vereine

  • Ortsvertretung Fritzdorf
  • Festausschuss der Vereine aus Fritzdorf und Arzdorf
  • Männergesangverein „Concordia“ Fritzdorf 1879
  • Freiwillige Feuerwehr Fritzdorf
  • SV Rheinwacht Fritzdorf 1923 e.V.
  • Tambourcorps „Edelweiß“ Fritzdorf
  • Kirchenchor „Cäcilia“ Fritzdorf
  • Mailehen 1904 Fritzdorf e.V.
  • TTC Fritzdorf 1958 e.V.
  • Karnevalsgesellschaft „Grün- Gelb“ Fritzdorf
  • Film- und Fotoclub Fritzdorf
  • Junger Chor „Donum Dei“ Fritzdorf

Sport

Tischtennis:

Fußball:

  • SV Rheinwacht Fritzdorf – Der Verein unterhält eine D-Jugend-Mannschaft und eine Gymnastikgruppe.

Bauwerke

  • Windmühlenturm Fritzdorf: Die noch heute stehende Windmühle wurde im Jahre 1842 von Julius Robrecht gebaut. Er war als Müllergeselle auf seiner Wanderschaft nach Fritzdorf gekommen. Robrecht erhielt das Baumaterial zum größten Teil von dem Turm der damals möglicherweise schon verfallenen Burg Sommersberg. Es handelt sich um eine so genannte holländische Mühle mit einer drehbaren Haube und zwei Mahlgängen. Durch den Eingang an der Nordseite betrat man den Wohnraum des Müllers, darüber wurde die Frucht gelagert. Im obersten Geschoss stand das Mahlwerk. 1894/1895 wurde die Mühle stillgelegt. Ab 1907 waren die Gemeinden Altendorf, Ersdorf, Lüftelberg und Meckenheim eigentumsberechtigt. Diese nahmen für zwei Jahre noch einmal den Mahlbetrieb auf. 1909 wurden das Wohnhaus und das Wirtschaftsgebäude abgerissen, während sich die Flügel der Mühle noch jahrelang drehten. 1978 wurde die alte Mühle renoviert.
  • Wegkreuze:
    • Steinernes Kreuz (1682)
    • Barbarakreuz (1727)
    • Hardtekreuz (1729)
    • Pohlekreuz (1730)
    • Hägerskreuz
  • Ehrenmal für die Toten und Vermissten der Weltkriege. Das Ehrenmal der Ortschaften Fritzdorf und Arzdorf befindet sich in der Oevericher Strasse, Ecke Amselweg. Es wurde am 15. November 1970 eingeweiht.
  • Heiligenhäuschen

Söhne und Töchter des Ortes

Folgende Personen sind in Fritzdorf geboren:

  • Peter Schmitz * 12. Juli 1929 in Fritzdorf, Ehrenbürgermeister der Gemeinde Wachtberg

Folgende Personen sind nicht in Fritzdorf geboren, haben dort aber lange gelebt oder sind mit Fritzdorf eng verbunden.