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Benutzer:Jayen466/Osho

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Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 6. November 2007 um 21:47 Uhr durch Jayen466 (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Verwendete Quellen

Hauptquelle

  • Judith M. Fox: Osho Rajneesh. Studies in Contemporary Religion, Signature Books, 2000, ISBN 1-560-85156-2.

Judith M. Fox (= Judith Coney) ist Doktor der Religionssoziologie. Sie lehrte im Department of Study of Religions der School of Oriental and African Studies der Universität London (Anm.: bin nicht ganz sicher, wo sie zurzeit ist). Ihr Buch behandelt die gesamte Lebensgeschichte von Osho, seine Philosophie und die Weiterentwicklung seiner Bewegung in den Jahren nach seinem Tod.

Nebenquellen

  • Lewis F. Carter: Charisma and Control in Rajneeshpuram. Cambridge University Press, 1990, ISBN 0-521-38554-7.

Lewis F. Carter war Professor der Soziologie an der Washington State University.

  • (Für weitere biographische Details:) Frances FitzGerald: A Reporter at Large: Rajneeshpuram, zweiteiliger Artikel in The New Yorker (Ausgaben vom 22. und 29. Sept. 1986).

FrancesFitzGerald ist Journalistin und Autorin; sie gewann den Pulitzer-Preis und den National Book Award für ihr 1972 erschienenes Buch über den Vietnamkrieg.

Die Nebenquellen konzentrieren sich auf die Oregon-Episode, enthalten darüber hinaus aber auch allgemeine biographische Angaben.

Kommentare zur Quellenauswahl oder der generellen Entwicklung des Entwurfs bitte auf der Diskussionsseite für diese Baustelle. Jayen466 22:10, 13. Okt. 2007 (CEST)


Neuentwurf

„Rajneesh“ Chandra Mohan Jain (hindi रजनीश चन्द्र मोहन जैन) (* 11. Dezember 1931 in Kuchwada, Madhya Pradesh, Indien; † 19. Januar 1990 in Pune, Maharashtra, Indien) war der Urheber und Mittelpunkt der Neo-Sannyas-Bewegung, einer neuen spirituellen Bewegung mit Sitz in Indien und zeitweise auch den Vereinigten Staaten von Amerika und weiterhin Anhängern in der ganzen Welt. Er nannte sich Acharya Rajneesh (Mitte der Sechzigerjahre bis Anfang der Siebzigerjahre), danach Bhagwan Shree Rajneesh (bis Ende 1988) und von Anfang 1989 bis zu seinem Tod Osho.

Namensbestandteile

  • Rajneesh war ein Spitzname,[1] den Osho von seiner Familie[2] erhielt.
  • Acharya bedeutet „Lehrer“ oder – in etwa – „Professor“.[3]
  • Das Wort Bhagwan kommt aus dem Sanskrit. Es bedeutet hier „Gesegneter“ (nicht „Gott“, wie oft behauptet) und ist in Indien ein häufiger Titel für spirituelle Lehrer.[4] Im Buddhismus ist Bhagwan auch der erste Zusatztitel für den historischen Buddha Siddhartha Gautama.
  • Shree (auch Shri oder Sri) wird in Indien als alltägliche Anrede verwendet, ähnlich wie „Herr“ im Deutschen.
  • Oshō ist ein im Zen-Buddhismus verwendeter Titel, bedeutet „Mönch“ oder „Lehrer“ und kommt in der Zen-Literatur als Anrede für Bodhidharma vor.[5]

Im Folgenden wird in jedem von Oshos Lebensabschnitten der Name verwendet, den er zum jeweiligen Zeitpunkt trug.

Leben

Jugend und Studium

Chandra Mohan Jain wurde am 11. Dezember 1931 in Kuchwada, einem kleinen Dorf in Madhya Pradesh (Indien), als ältestes von elf Kindern eines Tuchhändlers geboren und die ersten sieben Jahre von seinen Großeltern aufgezogen.[6] Seine Familie, die ihn bei dem Spitznamen Rajneesh oder Raja („König“) nannte, gehörte zur Religionsgemeinschaft der Jainas.[2]

Rajneesh galt als aufgewecktes und rebellisches Kind.[6] Seine Schulleistungen waren gut, doch hatte er wegen der vielen Streiche, zu denen er seine Klassenkameraden anstiftete, oft Ärger mit den Lehrern.[2] Er war ein guter Geschichtenerzähler, der oft die Schule schwänzte, um mit seiner Jugendliebe Shashi oder seinen Kameraden zu spielen oder schwimmen zu gehen.[6]

Als Jugendlicher wurde Rajneesh Atheist; er interessierte sich für Hypnose und engagierte sich vorübergehend für Kommunismus, Sozialismus und zwei nationalistische Bewegungen, die für Indiens Unabhängigkeit kämpften: die Indian National Army und den Rashtriya Swayamsevak Sangh.[2][6] Er las viel und wurde ein hervorragender Debattierkünstler.[2] Sein Ruf zu dieser Zeit war der eines egoistischen, hochfahrenden, sogar aufrührerischen jungen Manns.[6]

Rajneesh wurde schon früh mit dem Tode konfrontiert. Sein geliebter Großvater starb, als er sieben Jahre alt war;[6] als er fünfzehn Jahre alt war, starb seine Freundin und Kusine Shashi an Typhus.[7] Beide Verluste sollen ihn psychologisch nachhaltig geprägt haben; die nächsten Jahre seines Lebens waren von Melancholie, Depressionen und chronischen Kopfschmerzen geprägt.[8] Er lief in dieser Zeit täglich 15 bis 25 km pro Tag und meditierte mehrere Stunden am Stück, oft bis zur völligen Erschöpfung.[2]

Im Alter von neunzehn Jahren begann Rajneesh sein Studium der Philosophie am Hitkarini College in Jabalpur.[7] Wegen heftiger Streitereien mit einem Lehrer musste er das College verlassen und wechselte darauf zum D. N. Jain College, ebenfalls in Jabalpur.[9]

Noch während seines Studiums hatte er in Jabalpur am 21. März 1953 beim Meditieren in einer Vollmondnacht in einem Park eine außergewöhnliche Erfahrung, in der er sich von Glückseligkeit überwältigt fühlte[7][2] – eine Erfahrung, die er später als seine spirituelle Erleuchtung beschrieb.[10]

1955 schloss er sein Studium am D. N. Jain College mit dem Bachelor-Grad ab; 1957 wurde ihm von der University of Sagar der Master-Grad in Philosophie verliehen.[9] Er erhielt sofort eine Lehrstelle am Raipur Sanskrit College, war aber auch dort schon bald so kontrovers, dass ihn der Rektor aufforderte, sich binnen eines Jahres eine andere Stelle zu suchen – er habe einen zersetzenden Einfluss auf die Moralität, den Charakter und die Religiosität seiner Studenten.[9] 1958 wechselte Rajneesh deshalb zur Universität Jabalpur, wo er zunächst als Lecturer und ab 1960 als Professor lehrte.[3]

Vortragsreisen

In den 60er Jahren unternahm Rajneesh, wann immer es ihm seine Lehrtätigkeit erlaubte, ausgedehnte Vortragsreisen durch Indien,[3] in denen er Gandhi und den Sozialismus kritisierte.[2] Sozialismus und Gandhi, so sagte er, verherrlichten beide die Armut, anstatt sie abzulehnen.[7] Indien brauche Kapitalismus, Wissenschaft, moderne Technologie und Geburtenkontrolle, um seiner Armut und Rückständigkeit entkommen zu können.[2] Auch zum orthodoxen Hinduismus äußerte er sich kritisch: die brahminische Religion sei steril, überhaupt seien alle politischen und religiösen Systeme falsch und heuchlerisch.[7] Solche Äußerungen machten ihn sehr kontrovers, brachten ihm aber auch Aufmerksamkeit und ließen seine Zuhörerschaft anwachsen.[2] Etwa um diese Zeit begann er, den Titel Acharya vor seinem Namen zu verwenden, der in etwa mit der Anrede „Professor“ vergleichbar ist.[3] Nach einer kontroversen Vortragsreise wurde er 1966 von seiner Universität gebeten, seine Professur niederzulegen. Er widmete sich von nun an ganz seiner Karriere als Redner und spiritueller Lehrer.[2]

Acharya Rajneeshs frühe auf Hindi gehaltene Vorträge zogen kaum westliche Besucher an. Inder bescheinigten ihm eine sehr starke charismatische Ausstrahlung, die selbst auf Leute, die seinen Ansichten ablehnend gegenüberstanden, eine ungewöhnliche Faszination ausübte.[11]

Parallel zu seiner Vortragstätigkeit leitete er mehrmals im Jahr Meditations-Camps mit aktiven, kathartischen Elementen,[7] und es wurden erste Meditationszentren (Jivan Jagruti Kendras, Lebenserweckungszentren) gebildet. Seine so genannte Lebenserweckungsbewegung (Jivan Jagruti Andolan) wurde in dieser Zeit hauptsächlich von wohlhabenden, progressiven Geschäftsleuten aus der Jaina-Religionsgemeinschaft in Bombay unterstützt.[2] Einer von diesen war während des indischen Unabhängigkeitskampfes ein wichtiger Geldgeber für die Indian National Congress Party gewesen und hatte enge Kontakte zu Indiens führenden Politikern, darunter Gandhi, Jawaharlal Nehru und Morarji Desai; seine Tochter Laxmi wurde Rajneeshs Sekretärin und erste richtige Schülerin.[2]

Acharya Rajneesh behauptete, dass Menschen schockiert werden müssten, nur so könne man sie aufwecken.[3] Schockiert zeigten sich in der Tat viele Inder von einer Vortragsreihe 1968, in der er die Einstellungen der indischen Gesellschaft gegenüber Liebe und Sex scharf kritisierte und für eine freizügigere Atmosphäre plädierte.[2] Die Grundenergie der Sexualität sei göttlich, sagte er; sexuelle Gefühle sollten nicht unterdrückt, sondern dankbar akzeptiert werden. Nur durch Anerkennung seiner wahren Natur könne der Mensch frei werden. Von Religionen, die für einen Rückzug vom Leben eintraten, hielt er nichts; wahre Religion, so sagte er, sei eine Kunst, die lehre, wie man das Leben in vollen Zügen genießen könne.[2] Diese Vortragsreihe wurde später als Buch unter dem Titel From Sex to Superconsciousness (Titel der deutschen Ausgabe: Vom Sex zum kosmischen Bewusstsein) veröffentlicht und brachte ihm in der indischen Presse den Titel „Sex-Guru“ ein.

Gegen den Widerstand einiger hochrangiger Hindus, die ihn für zu kontrovers hielten, wurde er im folgenden Jahr dennoch zur Second World Hindu Conference eingeladen.[12] Dort verursachte er einen weiteren Eklat, indem er die Gelegenheit dazu benutzte, alle organisierten Religionen und ihre Priesterschaft zu kritisieren, und damit den obersten Priester des Hinduismus in Rage versetzte.[12]

Bombay

Entstehung der Neo-Sannyas-Bewegung

Bei einer öffentlichen Meditationsveranstaltung in Bombay (heute Mumbai) präsentierte Acharya Rajneesh im Frühling 1970 erstmals seine Dynamische Meditation.[13] Zu dieser Zeit hatte sich ein erster fester Anhängerstamm um ihn herum angesammelt.[11]

Im Juli 1970 nahm er sich eine Wohnung in Bombay, in der er Besucher empfangen und auch Vorträge im kleineren Kreis halten konnte.[14] Obwohl er, seinen eigenen Lehren entsprechend, zuerst keine eigene Organisation begründen wollte,[11] begann er am 28. September 1970, während eines Meditationscamps in Manali, seine ersten Schüler („Neo-Sannyasins“ oder heute meist einfach kurz „Sannyasins“) zu initiieren.[14] Sannyasins erhielten von ihm einen neuen Namen (Frauen z.B. „Ma Dhyan Shama“, Männer z.B. „Swami Satyananda“) und trugen bis September 1985 alle orange oder rote Kleidung und eine Mala (Halskette) mit 108 Holzkugeln und seinem Bild.[15]

Orangefarbene Kleidung und Mala sind Attribute traditioneller Sannyasins (als heilig betrachteter Asketen) in Indien. Die Art und Weise, wie die – bewusst provokative – Übernahme dieses Kleidungsstils zu Stande kam, hatte ein zufälliges Element: Laxmi war eines Tages, einer Eingebung folgend, in Orange bei ihm erschienen.[11][14] Acharya Rajneesh gefiel anscheinend der Gedanke, seine Anhänger in einer Kleidung zu sehen, die eine Verpflichtung zur Entsagung und zur spirituellen Suche versinnbildlichte.[14] Sein Sannyas sollte jedoch ein lebensbejahendes, feierndes Sannyas sein, in dessen Mittelpunkt „der Tod von all dem, was du gestern warst“ stehen würde.[11] Aufgegeben werden sollte dabei nur das, was den Menschen daran hinderte, ganz im jetzigen Moment zu leben.[11] „In Sannyas initiiert zu werden“, so schrieb eine seiner Biografinnen, „bedeutet, dass du erkannt hast, dass du nur ein Same bist, eine Potenzialität. Es ist eine Entscheidung, zu wachsen, eine Entscheidung, dich von all deinen Sicherheiten zu trennen und in Unsicherheit zu leben. Du bist bereit, einen Sprung ins Unbekannte, Ungewisse, Geheimnisvolle zu tun.“[16]

1971 traten erste Schüler aus den westlichen Industrienationen der Bewegung bei.[15] Darunter war eine junge Engländerin, die den Namen „Vivek“ von Acharya Rajneesh erhielt und in der Folge zu der Überzeugung kam, sie sei in ihrem vergangenen Leben seine Freundin Shashi gewesen. Shashi hatte ihm auf ihrem Sterbebett versprochen, dass sie zu ihm zurückkehren würde.[15] Vivek wurde in den kommenden Jahren zu seiner ständigen Gefährtin.[17]

„Bhagwan“

Im selben Jahr legte Rajneesh den Titel „Acharya“ ab und nahm stattdessen den religiösen Titel Bhagwan (wörtlich: Gesegneter) Shree Rajneesh an.[18] Seine Aneignung dieses Titels wurden von vielen Indern kritisiert, aber Bhagwan schien die Kontroverse zu genießen.[18] Später sagte er, dass der Namenswechsel die erfreuliche Wirkung gehabt hätte, all die zu vertreiben, die sich nicht wirklich auf ihn einlassen konnten.[18] Gleichzeitig verlagerte sich damit auch der Schwerpunkt seiner Aktivitäten. Er war nun immer weniger daran interessiert, Vorträge für die allgemeine Öffentlichkeit zu halten; stattdessen, so sagte er, ginge es ihm nun vorrangig darum, Einzelpersonen zu transformieren, die eine innere Verbindung zu ihm hergestellt hätten.[18]

Da immer mehr Schüler aus dem Westen zu ihm stießen, gab Bhagwan nun auch englischsprachige Vorträge.[18] Seine Gesundheit begann in Bombay jedoch zu leiden; sein Asthma verschlimmerte sich auf Grund der schlechten Luftqualität in Bombay zusehends, ebenso wie seine Zuckerkrankheit und seine Allergien.[19] Seine Sekretärin Laxmi machte sich auf die Suche nach einer passenderen Bleibe und fand diese in einem Villenviertel in Poona (heute Pune).[19] Das Geld für den Kauf der zwei benachbarten Villen und des dazugehörigen, etwa 2,5 ha großen Areals wurde von Gönnern und Schülern, insbesondere Catherine Venizelos (Ma Yoga Mukta), der Erbin eines griechischen Reedereivermögens, aufgebracht.[19][20]

Ashram in Poona

Aufbau und Wachstum

Bhagwan und seine Anhänger zogen im März 1974 von Bombay nach Poona um.[21] Seine Gesundheit machte ihm noch einige Zeit zu schaffen, aber der Aufbau des Ashrams ging gut vonstatten.[21] Sannyasins arbeiteten im Ashram und erhielten dafür umsonst Kost und eventuell auch Logis.[21] Die nächsten Jahre waren geprägt von ständiger Expansion; die Anzahl der Besucher aus dem Westen wuchs immer rasanter an.[21] 1981 verfügte der Ashram u. a. über seine eigene Bäckerei, Käseherstellung, Kosmetikartikelfertigung, Kleiderproduktion, Töpferei, Theatergesellschaft und auch ein eigenes Gesundheitszentrum mit über neunzig Mitarbeitern, darunter 21 Ärzte.[21]

Der verstärkte Zulauf aus dem Westen war zum Teil auf die Mundpropaganda der aus Indien zurückkehrenden Schüler zurückzuführen, die in vielen Fällen Meditationszentren in ihren Heimatländern gründeten.[22] Andere berichteten, dass sie nie mit Sannyasins in Kontakt getreten waren; sie hätten nur irgendwo ein Bild von Bhagwan gesehen, eine unerklärliche Verbindung zu ihm gespürt und dann gewusst, dass sie ihn aufsuchen müssten.[22] Wieder andere lasen ein Buch von Bhagwan und fühlten sich auf diesem Wege zu ihm hingezogen.[22] Bhagwan erhielt erheblichen Zulauf von Feministinnengruppen;[23] die meisten Ashrambetriebe wurden von Frauen geleitet.[21] Im deutschsprachigen Raum lösten vor allem die Berichterstattung der Illustrierten Stern und der Bestseller Ganz entspannt im Hier und Jetzt des ehemaligen Stern-Reporters Jörg Andrees Elten großes Interesse an Bhagwan aus.

Bhagwan war körperlich ein attraktiver Mann, mit hypnotischen braunen Augen, einem riesigen, wallenden Bart, feinen Gesichtsknochen und einem gewinnenden Lächeln; seine überaus kontroversen Verhaltensweisen und Äußerungen sowie seine idiosynkratische, allem Anschein nach furchtlose und unbeschwerte Persönlichkeit sahen viele desillusionierte Menschen aus dem Westen als Zeichen dafür an, dass hier jemand war, der echte Antworten gefunden hatte.[24] Zudem war er nicht traditionsverhaftet, befürwortete moderne Technik und Kapitalismus, hatte nichts gegen Sex und war außerordentlich gut belesen – er zitierte Heidegger und Sartre, Gurdjieff und Sokrates, selbst Bob Hope, mit derselben Leichtigkeit, mit der er über Tantra, das Neue Testament, Zen oder Sufismus sprach.[25][26]

Therapiegruppen als neue Einnahmequelle

Auch die eklektische Kombination von östlichen Meditations- und westlichen Therapietechniken spielte eine wesentliche Rolle.[22] Europäische und amerikanische Therapeuten des Human Potential Movement reisten nach Poona und wurden Bhagwans Schüler.[22] „Sie kamen zu ihm, um von ihm zu lernen, wie man meditativ lebt. Sie fanden in ihm den einzigen spirituellen Meister, der das Konzept der holistischen Psychologie vollkommen verstanden hatte, und den einzigen, der sie als Mittel dazu zu benutzen wusste, Menschen auf höhere Bewusstseinsebenen zu bringen“, schrieb ein Biograf.[27]

Therapiegruppen waren bald ein wesentlicher Bestandteil des Ashram-Angebots und auch eine seiner größten Einnahmequellen.[28] 1976 umfasste das Angebot 10 Therapien, darunter Encounter, Primal und Enlightenment Intensive, eine Gruppe, in der die Teilnehmer z. B. drei Tage lang versuchen mussten, die Frage „Wer bin ich?“ zu beantworten.[28] In den folgenden Jahren stieg die Anzahl der angebotenen Therapieformen auf etwa achtzig.[28]

Besucher fragten entweder Bhagwan, an welchen Gruppen sie teilnehmen sollten, oder wählten Gruppen nach eigenem Gutdünken aus.[28] In einigen Gruppen wie Encounter und Tantra wurde Sex mit wechselnden Partnern angeregt,[29][30] entsprechend Bhagwans Lehre, dass sexuelle Blockaden erst aufgelöst werden müssten, ehe das authentische Wesen des Menschen sich entfalten könnte.[28] In den Encounter-Gruppen wurden auch gewalttätige Konfrontationen zwischen den Teilnehmern zugelassen.[29][28] Nachdem ein Teilnehmer einen Knochenbruch erlitt, wurden Tätlichkeiten in den Gruppen künftig untersagt.[28] Nichtsdestotrotz hatten viele Sannyasins und Besucher das greifbare Gefühl, an etwas sehr Aufregendem, radikal Neuem teilzunehmen.[28]

Tagesgeschehen im Ashram

Ein typischer Tag im Ashram begann um 6:00 Uhr mit der einstündigen Dynamischen Meditation. Um 8:00 Uhr hielt Bhagwan einen öffentlichen Vortrag in der so genannten Buddha-Halle.[28] Bis 1981 wechselten sich hier Vortragsreihen auf Hindi und Englisch in monatlichem Rhythmus ab. Viele dieser spontan gehaltenen Vorträge waren Kommentare zu Texten aus verschiedenen spirituellen Traditionen; in anderen beantwortete er Fragen von Besuchern und Schülern.[28] Die Vorträge waren gespickt mit Witzen, Anekdoten und provokanten Bemerkungen, die regelmäßig Heiterkeitsausbrüche in seinem ergebenen Publikum auslösten.[31] Tagsüber fanden diverse Meditationen und Therapien statt, deren Intensität der spirituellen Energie von Bhagwans „Buddhafeld“ zugeschrieben wurde.[31] Abends gab es Darshans, in denen Bhagwan persönliche Gespräche mit kleinen Zahlen individueller Anhänger und Besucher führte.[26] Anlass für einen Darshan war in der Regel die Ankunft eines Schülers im Ashram bzw. seine bevorstehende Abreise, oder auch ein besonders gewichtiges Problem, das der Sannyasin mit Bhagwan persönlich besprechen wollte.[31]

Vier Tage im Jahr wurden besonders gefeiert: Bhagwans Erleuchtungstag (21. März) und sein Geburtstag (11. Dezember) sowie Guru Purnima, ein Vollmond, an dem Inder ihre spirituellen Meister verehren, und Mahaparinirvana, der Tag, an dem aller Erleuchteten gedacht wird.[31]

Für Besucher war der Aufenthalt in Poona generell eine karnevalartige, intensive Erfahrung, unabhängig davon, ob sie letztendlich „Sannyas nahmen“ oder nicht.[31][26] Der Ashram, so die Beschreibung einer Schülerin, war „ein Vergnügungspark und ein Irrenhaus, ein Freudenhaus und ein Tempel.“[32]

Bhagwans Lehren betonten Spontaneität, aber der Ashram war keineswegs frei von Regeln.[31] Wächter standen am Eingang, Rauchen und Drogen waren verboten, und bestimmte Teile des Geländes wie z. B. das Lao Tzu House, in dem Bhagwan seine Einzimmerwohnung hatte, waren nur privilegierten Schülern zugänglich.[31][33] Wer zu einem Vortrag in die Buddha-Halle wollte („Schuhe und Verstand bitte draußen lassen“, hieß es auf dem Schild am Eingang), musste sich zuerst einem Schnüffeltest unterziehen; Bhagwan war allergisch gegen Shampoos und Kosmetikprodukte, und wer nach solchen roch, dem wurde der Zutritt verwehrt.[33]

Negative Berichte in den Medien

In dieser Periode wurde zum ersten Mal auch die westliche Presse auf Bhagwan, den „Sex-Guru“, aufmerksam.[33] Die Berichte konzentrierten sich auf die Therapiegruppen, Bhagwans Einstellung zu Sex und seine oft schelmischen, auf Schockwirkung ausgerichteten Äußerungen („Selbst Menschen wie Jesus sind noch ein kleines bisschen neurotisch“).[33]

Auch das Verhalten von Sannyasins wurde zum Gegenstand von Kritik.[34] Um Geld zur Verlängerung ihres Indien-Aufenthaltes zu verdienen, gingen einige Frauen regelmäßig nach Bombay, wo sie sich als Prostituierte verkauften.[34] Andere Sannyasins versuchten sich im Drogenschmuggel; manche wurden gefasst und landeten im Gefängnis.[34] Der Ruf des Ashrams wurde dadurch nicht besser.[34] Als im Januar 1981 Prinz Welf von Hannover (Swami Anand Vimalkirti), ein Cousin von Prinz Charles und Enkel von Kaiser Wilhelm II., in Poona einem Aneurysma erlag, stellten die besorgten Verwandten sicher, dass seine kleine Tochter nicht bei ihrer Mutter (ebenfalls Sannyasin) in Poona aufwachsen würde.[34] Mitglieder der Anti-Kult-Bewegung begannen zu behaupten, dass Sannyasins gegen ihren Willen zur Teilnahme an Therapiegruppen gezwungen würden, Nervenzusammenbrüche erlitten und in die Prostitution und Drogenkriminalität gedrängt würden.[34]

Die Kontroversen schienen Bhagwan nichts auszumachen, wenn auch 1980 ein Mordanschlag auf ihn verübt wurde – ein extremistischer Hindu warf während eines Morgenvortrags ein Messer nach ihm, verfehlte aber sein Ziel.[35][36][37]

Das Erscheinen des in Indien verbotenen Films Ashram, der das Geschehen in den Therapiegruppen unzensiert abbildete,[29] und Bhagwans unverblümte Kritik am damaligen Premierminister Morarji Desai veranlassten den indischen Staat, eine härtere Linie gegenüber dem Ashram einzunehmen.[38] Unter anderem wurde dem Ashram rückwirkend der steuerbefreite Status entzogen, was in einer Steuerforderung in Millionenhöhe resultierte.[39]

Umzugsabsichten

Angesichts der immer weiter anwachsenden Besucherzahlen und der feindseligen Einstellung der Stadtverwaltung zogen Bhagwans Schüler einen Umzug nach Saswad, etwa 30 km außerhalb von Poona, in Betracht, wo sie eine landwirtschaftliche Kommune aufbauen wollten.[35] Doch eine Brandstiftung und die Vergiftung eines Brunnens in Saswad machten deutlich, dass der Ashram auch dort nicht willkommen war.[35] Ein anschließender Versuch, in Gujarat Land für den Ashram zu erwerben, scheiterte am Widerstand der lokalen Behörden.[40]

Bhagwans Gesundheit verschlechterte sich gegen Ende der Siebzigerjahre, und sein persönlicher Kontakt mit Sannyasins wurde schon ab 1979 reduziert.[35] Aus den abendlichen Darshans wurden Energie-Darshans – statt persönlicher Gespräche fand nun eine „Energieübertragung“ statt, bei der Bhagwan mit seinem Daumen auf das in der Mitte der Stirn befindliche „dritte Auge“ des Schülers drückte.[35] Am 10. April 1981 trat Bhagwan nach einer Krankheit in eine Phase des Schweigens ein, und statt der täglichen Vorträge gab er nun Satsangs (stilles Zusammensitzen, mit kurzen Phasen von Lesungen aus seinen Werken und Live-Musik).[35]

Etwa zur selben Zeit löste Ma Anand Sheela (Sheela Silverman) Laxmi als Bhagwans Sekretärin ab.[41] Sheela kam zu dem Entschluss, dass Bhagwan, der zu dieser Zeit unter einem langwierigen und sehr schmerzhaften Bandscheibenproblem litt, zur Sicherstellung besserer medizinischer Behandlungsmöglichkeiten in die Vereinigten Staaten reisen sollte.[41] Bhagwan und Vivek hielten anscheinend anfangs nicht viel von der Idee, doch Sheela setzte sich durch.[41][42]

Sheelas Kommune in Oregon

Am 1. Juni 1981 reiste Bhagwan daher nach Amerika, zunächst nach Montclair (New Jersey).[43][44] Sheela kaufte kurz darauf in Oregon für 5,75 Millionen Dollar die entlegene Big Muddy Ranch (früherer Drehort einiger Westernfilme mit John Wayne); sie wollte dort eine Kommune aufbauen und das karge Wüstenland in eine Oase verwandeln.[43] Bhagwan, der ursprünglich nicht die Absicht gehabt hattte, sich länger in den Vereinigten Staaten aufzuhalten, solle in Amerika bleiben.[43]

Osho wird auf einem seiner täglichen „Drive-bys“ von am Straßenrand auf ihn wartenden Sannyasins gegrüßt.

>>>>>>>>bis hier neu bearbeitet

Osho entwickelte etliche neue Meditationstechniken – darunter die „Dynamische Meditation“ (1970), die „Kundalini-Meditation“ und die „Nataraj-Meditation“ –, die täglich von Hunderten seiner Schüler in der Meditationshalle des Ashrams praktiziert wurden.[26] Viele der in Poona eingesetzten Selbstfindungstechniken waren unter seiner Anleitung entstandene Anpassungen bereits bestehender Methoden wie Encounter, Psychodrama, Gestalttherapie, Tanztherapie etc., die in dieser Form auch heute noch von westlichen Therapeuten (insbesondere der humanistischen Psychologie) eingesetzt werden.

Seine provokativen Vorträge und und führten in der Öffentlichkeit vielerorts zu einer Polarisierung. Die westliche Presse berichtete wie schon zuvor die indische oft sensationsheischend („Sex-Guru“ etc.).[45]

Unter Sheelas Leitung wuchs die Kommune rasant an. Tausende von Besuchern aus aller Welt kamen ab 1982 zu den jährlichen Master's Day Festivals. Aufsehen und Kontroversen erregte in den folgenden Jahren auch eine Flotte von bis zu 93 Rolls-Royce, die Osho von seinen Schülern zur Verfügung gestellt wurde.[46]

Die Expansion der Kommune führte zu immer weiter ausufernden Rechtsstreiten mit den Behörden über Baugenehmigungen[47] sowie zu Feindseligkeiten und Gewaltandrohungen seitens der ansässigen Bevölkerung.[48] Provokative Kommentare Sheelas gegenüber den Medien verstärkten die Spannungen mit der einheimischen Bevölkerung.[49] Auch in der Kommune selbst traten Spannungen auf; viele Sannyasins waren mit dem zunehmend autoritären Regime von Sheela[49] nicht einverstanden und verließen Rajneeshpuram.[48] Osho selbst äußerte sich während dieser Zeit nicht in der Öffentlichkeit; er war von 1981 bis 1984 in seiner Phase des Schweigens und weitgehend von seinen Schülern isoliert; Sheela dominierte allem Anschein nach das Kommunegeschehen.[49]

Die überwältigenden internen und externen Schwierigkeiten lösten bei Sheela und ihrem Führungsteam eine Spirale der Verzweiflung aus,[50] die in soziopathischem und kriminellem Verhalten mündete.[48] 1984 wurden vorsätzlich Salmonellen in das Essen verschiedener Restaurants der Kleinstadt The Dalles in Oregon lanciert, um zu sehen, ob es möglich wäre, Wahlberechtigte krank zu machen und so das Ergebnis der bevorstehenden County-Wahlen zu beeinflussen.[51] Oshos Leibarzt und zwei Beamte der Oregoner Behörden wurden im Auftrag Sheelas vergiftet; Oshos Leibarzt[52] und einer der Beamten[53] wurden daraufhin ernsthaft krank, genasen aber schließlich wieder.

Nachdem Sheela und ihr Führungsteam im September 1985 die Kommune fluchtartig verließen, hielt Osho eine Pressekonferenz, in der er die ihm zu Ohren gekommenen Verbrechen publik machte und die Behörden bat, Ermittlungen gegen Sheela und ihr Team einzuleiten.[54] Diese resultierten schließlich in der Verhaftung und Verurteilung von Sheela und mehreren ihrer Mitarbeiter.[55] Osho selbst war nicht in diese Verbrechen verwickelt,[55] aber sein ohnehin schon umstrittener Ruf erlitt dennoch schweren Schaden, besonders im Westen.[56]

Am 23. Oktober 1985 finalisierte eine Federal Grand Jury unter Ausschluss der Öffentlichkeit eine Anklageschrift gegen Osho, in der er verschiedener Einwanderungsdelikte beschuldigt wurde.[57] Am 28. Oktober 1985 wurde Osho nach einem Flug nach North Carolina ohne Haftbefehl (die Anklage war noch nicht offiziell angekündigt worden) verhaftet. Als Begründung gaben die amerikanischen Behörden an, er habe die USA verlassen wollen. Osho bekam eine Geld- und eine Bewährungsstrafe, die unter der Bedingung, das Land zu verlassen, ausgesetzt wurde.[58] Osho behauptete danach, er sei in den zwölf Tagen, die er in verschiedenen amerikanischen Gefängnissen verbrachte, mit einem Mittel vergiftet worden, das später nicht mehr nachweisbar sei.[59]

Rückkehr nach Pune

Der Gesundheitszustand Oshos verschlechterte sich ständig.[60] Nach Aufenthalten in Nepal, Griechenland und Uruguay und verschiedenen Irrflügen um den Globus, während deren ihm von über 20 Staaten die Einreise verweigert wurde,[61] kehrte er schließlich in den Ashram in Pune zurück.

Ab Frühjahr 1988 befasst er sich in seinen Vorträgen ausschließlich mit Zen.[62] Außerdem entwickelte er verschiedene meditative Therapien, darunter eine „Mystic Rose“ genannte Technik.[62] Ende 1988 erklärte er, dass er nicht mehr Bhagwan genannt werden wollte – der Witz sei nun vorbei:

“I don’t want to be called Bhagwan again. Enough is enough! The joke is over!”[63]

Nach einigen Wochen ohne Namen akzeptierte er auf den Vorschlag seiner Schüler hin den Namen Osho, der als Anrede in einigen Zen-Geschichten, die er in seinen Vorträgen besprochen hatte, aufgetaucht war.

Osho starb am 19. Januar 1990 im Alter von 58 Jahren in Pune. Seine Asche befindet sich in einem weißen marmornen Meditationssaal im Ashram. Auf einer Gedenktafel steht ein Zitat Meher Babas: „Never Born, Never Died: Only Visited this Planet Earth between Dec 11 1931 – Jan 19 1990.“

Nachwirkung

Das Osho International Meditation Resort, heute mit jährlich 200.000 Besuchern das wohl größte Therapie- und Meditationszentrum der Welt.[64]

Oshos Werke erfreuen sich heute weltweiter Popularität.[56][64][65][66] Insbesondere in Indien und Nepal gehört seine Philosophie heute zum kulturellen Mainstream.[67] Auszüge und Zitate aus seinen Büchern erscheinen regelmäßig in indischen Tageszeitungen, darunter auch viele regionalsprachliche Zeitungen. Zu prominenten Osho-Bewunderern gehören der indische Premierminister Dr. Manmohan Singh[68] und der angesehene indische Autor und Journalist Khushwant Singh;[68] der Osho-Schüler Vinod Khanna, der in Rajneeshpuram Oshos Gärtner war,[69] amtierte von 2003 bis 2004 als Secretary of State for External Affairs im indischen Außenministerium.[70] Im Westen weisen Figuren wie der amerikanische Dichter und Rumi-Übersetzer Coleman Barks,[71] der amerikanische Romanautor Tom Robbins[72] und der deutsche Autor und Philosoph Peter Sloterdijk, der in den Siebzigerjahren in Poona Sannyasin geworden war,[73] auf den Wert von Oshos Beitrag hin.

Oshos Ashram in Pune hat sich zum Osho International Meditation Resort, einem der populärsten Reiseziele Indiens, entwickelt. Das Meditation Resort empfängt jährlich etwa 200.000 Besucher.[68][64]

Oshos Philosophie

Osho war gegen jedes Glaubenssystem. Er betonte den Wert der authentischen religiösen Erfahrung gegenüber der Zugehörigkeit zu einer Religion.[74] Gott sei nichts als eine Erfindung des Menschen, Opium für das Volk:

“It is absolutely necessary that God should be dead. But I want you to know my understanding: It was good of Friedrich Nietzsche to declare God dead – I declare that he has never been born. It is a created fiction, an invention, not a discovery. Do you understand the difference between invention and discovery? A discovery is about truth, an invention is manufactured by you. It is man-manufactured fiction.
“Certainly it has given consolation, but consolation is not the right thing! Consolation is opium. It keeps you unaware of the reality, and life is flowing past you so quickly – seventy years will be gone soon.
“Anybody who gives you a belief system is your enemy, because the belief system becomes the barrier for your eyes, you cannot see the truth. The very desire to find the truth disappears.
“But in the beginning it is bitter if all your belief systems are taken away from you. The fear and anxiety which you have been suppressing for millennia, which is there, very alive, will surface immediately. No God can destroy it, only the search for truth and the experience of truth – not a belief – is capable of healing all your wounds, of making you a whole being. And the whole person is the holy person to me.” [75]
„Es ist absolut notwendig, dass Gott tot sein muss. Aber ich möchte, dass ihr meine Auffassung kennt: Es war gut von Friedrich Nietzsche, Gott für tot zu erklären – ich aber sage, dass er überhaupt nie auf die Welt gekommen ist. Er ist eine Geschichte, eine Erfindung: keine Entdeckung. Versteht ihr den Unterschied zwischen einer Erfindung und einer Entdeckung? Eine Entdeckung hat mit der Wirklichkeit zu tun; eine Erfindung dagegen ist von euch fabriziert worden. Es ist eine vom Menschen fabrizierte Geschichte.
Natürlich spendet sie Trost, aber Trost ist nicht das Richtige! Trost ist Opium. Er bewirkt, dass ihr euch der Wirklichkeit weiterhin nicht bewusst werdet, und das Leben fließt so schnell an euch vorbei – die siebzig Jahre werden bald vorüber sein.
Jeder, der euch ein Glaubenssystem verkauft, ist euer Feind, denn das Glaubenssystem wird zu einer Barriere für eure Augen, ihr könnt die Wirklichkeit nicht sehen. Selbst der Wunsch, die Wahrheit zu finden, verschwindet.
Aber am Anfang ist es bitter, wenn euch alle eure Glaubenssysteme weggenommen werden. Die Angst und Furcht, die ihr seit Jahrtausenden unterdrückt, die aber noch da ist, sehr lebendig ist, wird sofort wieder an die Oberfläche treten. Kein Gott kann sie zerstören, nur die Suche nach der Wirklichkeit und die Erfahrung der Wirklichkeit – nicht ein Glaube – kann alle eure Wunden heilen, euch zu ganzen Wesen machen. Und für mich ist der ganze Mensch der heilige Mensch.“

Der Weg zur authentischen religiösen Erfahrung liegt seiner Meinung nach in der Meditation und der Liebe, im Feiern und der Kreativität.[76] Ein Sinn für Humor sollte seiner Meinung nach die Grundlage für die zukünftige Religion des Menschen bilden.[77] Dementsprechend enthalten seine Vorträge hunderte von zum Teil recht gewagten Witzen (der einzige Teil seiner Vorträge, den er vom Blatt las).[78]

Osho widersprach sich oft selbst, bewusst, da es für ihn keine Widersprüche, sondern nur einander ergänzende Sichtweisen gibt.[79] Er war gegen den Begriff der Philosophie und sprach die Hoffnung aus, dass die Widersprüche in seinen Werken es der Nachwelt für immer unmöglich machen würden, eine Philosophie aus seinen Werken zu basteln:

“I am not trying to give you a philosophy, a doctrine, a dogma. A dogma has to be consistent, a creed has to be consistent. I am not trying to convert you to a certain belief; a belief has to be consistent. I am trying to give you a vision, not a belief. I am trying to help you to come to my window to see the sky, to see the truth. That truth cannot be described. And that truth cannot be made a dogma, and that truth contains all contradictions – because it is so vast. So I go on giving you glimpses, aspects of it: one aspect is contradictory to another aspect. But in the whole truth, all aspects meet and mingle and are one.”[80]
„Ich will euch nicht eine Philosophie, eine Doktrin, ein Dogma geben. Ein Dogma muss in sich schlüssig sein, ein Religionsbekenntnis muss in sich schlüssig sein. Ich will euch nicht zu einem bestimmten Glauben bekehren; ein Glaube muss logisch schlüssig sein. Ich will euch eine Vision vermitteln, keinen Glauben. Ich möchte, dass ihr zu meinem Fenster kommt und den Himmel seht, die Wirklichkeit seht. Die Wirklichkeit ist unbeschreiblich. Und aus dieser Wirklichkeit lässt sich kein Dogma machen, diese Wirklichkeit vereint alle Widersprüche in sich – sie ist so unermesslich groß. Also gebe ich euch immer wieder Einblicke, Aspekte der Wirklichkeit: ein Aspekt widerspricht dem anderen. Aber in der gesamten Wirklichkeit treffen sich all diese Aspekte, vermischen sich und sind eins.“

Oshos spontan, ohne Notizen gehaltenen Vorträge und Initiationsgespräche wurden aufgezeichnet und in Buchform in praktisch unredigiertem Originalwortlaut und auch als Tonkassetten und Videofilme veröffentlicht. Die in Hindi gehaltenen Vorträge (nach 1981 sprach er nur noch auf Englisch) werden nun nach und nach auch ins Englische übersetzt. So sind über 400 Bände von durchschnittlich 250 Seiten (ohne Berücksichtigung von thematischen Neuzusammenstellungen) entstanden. Viele Werke sind zudem ins Deutsche und mehr als fünfzig andere Sprachen übertragen worden.[65]

Zwei Jahre nach seinem Tod wurde die komplette Ausgabe seiner Bücher in die Bibliothek des indischen Parlaments aufgenommen.[81] Diese Ehre wurde zuvor nur Mahatma Gandhi zuteil.[66]

Rezeption

Staatliche Stellen in Deutschland

Die von Osho ins Leben gerufene Bewegung war in den Siebziger- und Achtzigerjahren außerordentlich kontrovers. In der Bundesrepublik Deutschland wurde sie im Rahmen staatlicher Informationsmaßnahmen zu dieser Zeit verschiedentlich als „Sekte“, „Jugendsekte“, „Jugendreligion“ und „Psychosekte“ bezeichnet; dazu traten auch Bezeichnungen als „destruktiv“ und „pseudoreligiös“ sowie Vorwürfe der Mitgliedermanipulation.

Hierzu sagte das Bundesverfassungsgericht in einem 2002 ausgesprochenen Urteil, dass die Bezeichnung „Sekte“ nach der Empfehlung der Enquete-Kommission „Sogenannte Sekten und Psychogruppen“ des Deutschen Bundestags in Verlautbarungen staatlicher Stellen über Gruppierungen dieser Art zwar nicht weiter verwendet werden sollte, der Gebrauch im seinerzeitigen Kontext aber verfassungsrechtlich bedenkensfrei gewesen sei. Dagegen seien die diffamierende Kennzeichnung als „destruktiv“ und „pseudoreligiös“ sowie die Vorwürfe der Mitgliedermanipulation nicht gerechtfertigt gewesen.[82]

Kirchliche Stellen in Deutschland

Sektenbeauftragte ...

Staatliche Stellen in USA

Bioterror ...

Bekannte Schüler

Hier seien einige besonders im deutschen Sprachraum bekannte Persönlichkeiten genannt, die sich Osho irgendwann in ihrem Leben einmal genähert haben bzw. Sannyasins wurden.

Der New-Age-Musiker Georg Deuter (Swami Chaitanya Hari) komponierte in den Siebzigerjahren die Musik für verschiedene Osho-Meditationen.[83] Der Schauspieler Terence Stamp wurde 1976 in Poona Sannyasin (Swami Deva Veeten). [84] Die Schauspielerin Eva Renzi nahm in den Siebzigerjahren an Therapiegruppen in Poona teil und versorgte danach die Boulevardpresse mit negativen Berichten über ihre dortigen Erfahrungen.[85] Der Stern-Journalist Jörg Andrees Elten fuhr nach Poona, um einen Report zu verfassen, wurde aber kurz darauf zum Schüler Oshos (Swami Satyananda) und ist immer noch als Journalist und Seminarleiter in der Osho-Bewegung tätig.[86]

Die Jugendbuchautorin Elfie Donnelly und ihr damaliger Ehemann, der Fernsehmoderator Peter Lustig, gingen in den Siebzigerjahren beide nach Poona. Elfie Donnelly nennt Osho immer noch als eines ihrer Vorbilder.[87] Auch der deutsche Philosoph und TV-Moderator Peter Sloterdijk verbrachte in den Siebzigerjahren einige Zeit in Poona und sieht diese Erfahrung als den entscheidenden Einschnitt in seinem Leben.[73] Rudolf Bahro war 1983 mehrere Wochen in Rajneeshpuram und äußerte sich positiv zu Osho.[88] Der Musikjournalist und Autor Joachim-Ernst Berendt wurde Sannyasin[89] und schrieb später das Vorwort zu dem Osho-Buch „Die verborgene Harmonie“.

Die Schauspielerin und Politikerin Barbara Rütting (Ma Anand Taruna) nennt Osho den größten Therapeuten des Jahrhunderts,[90] und der Alternativmediziner und Autor Dr. Achim Eckert, der mehrere Jahre in Oshos Ashram verbrachte, wendet bei seiner Arbeit Oshos Meditationstechniken an.[91]

Weitere namhafte Figuren in der Osho-Bewegung sind Denny Yuson-Sanchez (Swami Anand Veeresh, Phoenix House, Humaniversity, Therapeut)[92][93] und Michael Barnett (Swami Anand Somendra, Energie-Therapeut), der sich allerdings 1982 von Osho trennte.[94]


Nachwirkung

Indien und benachbarte Länder

Osteuropa

Westeuropa, Nord- und Südamerika

Werke

Autobiographisches

Sonstige Werke (Auswahl)

  • Buddha sprach (42 buddhistische Sutren)
  • Diskurse zum Vigyan Bhairav Tantra, 5 Bände, ISBN 3933556163
  • Guida Spirituale (Desiderata)
  • Hammer on the Rock (Initiationsgespräche)
  • Meditation, die erste und letzte Freiheit, ISBN 3925205373
  • No Water, no Moon (Zen)
  • Philosophia Ultima (Mandukya Upanishad)
  • Tao, The Three Treasures
  • The Book of Secrets (Tantra)
  • The Book of the Books (Dhammapada)
  • The Goose is Out (Zen)
  • The Rajneesh Upanishad (gemischt)
  • This very Body, the Buddha (Zen)
  • Vom Sex zum kosmischen Bewußtsein, ISBN 3925205764
  • Zen, The Special Transmission

Literatur

  • Lewis F. Carter: Charisma and Control in Rajneeshpuram. Cambridge University Press, 1990, ISBN 0-521-38554-7.
  • Frances FitzGerald: Cities on a Hill: A Journey Through Contemporary American Cultures. Simon & Schuster, 1986, ISBN 0-671-55209-0 (enthält ein sehr ausführliches Kapitel über Rajneeshpuram, das zuvor in zwei Teilen im Magazin The New Yorker [Ausgaben vom 22. und 29. Sept. 1986] veröffentlicht wurde).
  • Judith M. Fox: Osho Rajneesh. Studies in Contemporary Religion, Signature Books, 2000, ISBN 1-560-85156-2.
  • Marion S. Goldman: Passionate Journeys – Why Successful Women Joined A Cult. The University of Michigan Press, 1999.
  • Fritz Erik Hoevels: Bhagwan oder das Dilemma einer menschenfreundlichen Religion – Eine psychoanalytische Studie. 1987.
  • Fritz-Reinhold Huth: Das Selbstverständnis des Bhagwan Shree Rajneesh in seinen Reden über Jesus. Studia Irenica Band 36, 1993.
  • Susan J. Palmer und Arvind Sharma: The Rajneesh Papers: Studies in a New Religious Movement. 1993.
  • Joachim Süss: Zur Erleuchtung unterwegs: Neo-Sannyasin in Deutschland und ihre Religion. Marburger Studien zur Afrika- und Asienkunde, 1994.
  • Anna Thoden und Ingemarie Schmidt: Der Mythos um Bhagwan – Die Geschichte einer Bewegung. rororo Sachbuch 1080, 1987.
Wikiquote: Osho – Zitate

Einzelnachweise

  1. Encyclopædia Britannica
  2. a b c d e f g h i j k l m n o Frances FitzGerald, The New Yorker 22. Sept. 1986, S. 77
  3. a b c d e Lewis F. Carter (1990), S. 44
  4. Macdonell Wörterbuch Sanskrit-Englisch, s. Eintrag bhagavat, wo bhagavan als Vokativ von bhagavat erläutert ist
  5. Meyers Lexikon online
  6. a b c d e f Judith M. Fox (2000), S. 9
  7. a b c d e f Judith M. Fox (2000), S. 10
  8. Lewis F. Carter (1990), S. 42
  9. a b c Lewis F. Carter (1990), S. 43
  10. Osho, The Discipline of Transcendence, Vol. 2, Kapitel 11; Auszüge hier
  11. a b c d e f Judith M. Fox (2000), S. 11
  12. a b Lewis F. Carter (1990), S. 45
  13. Lewis F. Carter (1990), S. 46
  14. a b c d Lewis F. Carter (1990), S. 47
  15. a b c Judith M. Fox (2000), S. 12
  16. Bharti, Death Comes Dancing, zitiert in Judith M. Fox (2000), S. 12
  17. Lewis F. Carter (1990), S. 48
  18. a b c d e Judith M. Fox (2000), S. 13
  19. a b c Judith M. Fox (2000), S. 14
  20. Lewis F. Carter (1990), S. 48–50
  21. a b c d e f Judith M. Fox (2000), S. 15
  22. a b c d e Judith M. Fox (2000), S. 16
  23. Lewis F. Carter (1990), S. 50, S. 114
  24. Joe Morrell, Growing up within the Family of Love, zitiert in Judith M. Fox (2000), S. 16
  25. Frances FitzGerald, The New Yorker 22. Sept. 1986, S. 78
  26. a b c d Frances FitzGerald, The New Yorker 22. Sept. 1986, S. 80
  27. Joshi, The Awakened One, zitiert in Judith M. Fox (200), S. 16
  28. a b c d e f g h i j Judith M. Fox (2000), S. 17
  29. a b c Artikel in der New York Times vom 13 Nov. 1981
  30. Jörg Andrees Elten, Ganz entspannt im Hier und Jetzt, Innenwelt Verlag, 2000, S. 186–191, ISBN 3-925-20594-2
  31. a b c d e f g Judith M. Fox (2000), S. 18
  32. Bharti, Death Comes Danicng, zitiert in Judith M. Fox (2000), S. 18
  33. a b c d Judith M. Fox (2000), S. 19
  34. a b c d e f Judith M. Fox (2000), S. 20
  35. a b c d e f Judith M. Fox (2000), S. 21
  36. Lewis F. Carter (1990), S. 70
  37. Artikel in der Times of India vom 18. Nov. 2002
  38. Lewis F. Carter (1990), S. 63
  39. Lewis F. Carter (1990), S. 64
  40. Frances FitzGerald, The New Yorker 22. Sept. 1986, S. 85
  41. a b c Judith M. Fox (2000), S. 22
  42. Frances FitzGerald, The New Yorker 22. Sept. 1986, S. 86
  43. a b c Judith M. Fox (2000), S. 23
  44. Artikel in der New York Times vom 16. Sept. 1981
  45. Judith M. Fox (2000), S. 19
  46. Interview, Der Spiegel Nr. 32/1985 u.a.
  47. Lewis F. Carter (1990), S. 143
  48. a b c Lewis F. Carter (1990), S. 203ff.
  49. a b c Judith M. Fox (2000), S. 26
  50. Frances FitzGerald, The New Yorker 29. Sept. 1986, S. 115
  51. Frances FitzGerald, The New Yorker 29. Sept. 1986, S. 116
  52. Frances FitzGerald, The New Yorker 29. Sept. 1986, S. 119
  53. Lewis F. Carter (1990), S. 202
  54. Artikel im Magazin Ashé
  55. a b Lewis F. Carter (1990), S. 234–240
  56. a b PublishingTrends.com
  57. Frances FitzGerald, The New Yorker 29. Sept. 1986, S. 110
  58. Lewis F. Carter (1990), S. 237
  59. Judith M. Fox (2000), S. 36
  60. Judith M. Fox (2000), S. 35
  61. Artikel „Two Tales – One Story“
  62. a b Judith M. Fox (2000), S. 34
  63. Osho, No Mind: The Flowers of Eternity, Kapitel 1
  64. a b c Zu dir oder in mich, Artikel in Weltwoche, Ausgabe 13/06
  65. a b Osho Times, Januar 2006
  66. a b Artikel in LOGOS – The Journal of the World Book Community, Vol. 12, 2001, auch hier Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „LG“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  67. Urteilsbegründung des Bombay High Court, Abschnitte 12–14
  68. a b c San Francisco Chronicle, Artikel vom 29. Aug. 2004
  69. Artikel vom 25. Juli 2002 in The Tribune (8. Artikel von oben)
  70. Parlamentarische Biographie
  71. Osho, Just like that: Talks on Sufism, Einleitung von Coleman Barks, ISBN 3893381139, Text der Einleitung hier online verfügbar
  72. Video-Interview mit Tom Robbins
  73. a b taz-Interview vom 13. 06. 2006; Auszug aus einem Gespräch P. Sloterdijks mit Hans-Jürgen Heinrichs
  74. Judith M. Fox (2000), S. 2
  75. Osho, God is Dead, Now Zen is the Only Living Truth, Kapitel 1; Video hier verfügbar
  76. Osho, Going All the Way, Chapter 29
  77. Judith M. Fox (2000), S. 12
  78. Judith M. Fox (2000), S. 17; hier ein Beispiel
  79. Judith M. Fox (2000), S. 1; siehe auch Interview mit Jeff McMullen, 60 Minutes, Australien, hier als Video verfügbar
  80. Osho, The Beloved, Vol. 1, Kapitel 6
  81. Gerichtsurteil 2005 (Abschnitt 12)
  82. BVerfG, 1 BvR 670/91 vom 26.6.2002, Absatz-Nr. (1 - 102), diesbezügliche Pressemitteilung
  83. Biographie
  84. terencestamp.com, auf "Stamp and the Bhagwan" klicken
  85. Nachruf im Hamburger Abendblatt
  86. Osho Times, hierjetzt.de
  87. Interview auf womenweb.de
  88. Rudolf Bahro, In Amerika gibt es keine Kathedralen, taz-Interview aus Rajneeshpuram vom 29/30. 08. 1983
  89. Info auf amazon.de
  90. Barbara-ruetting.de
  91. heilendestao.at
  92. Judith M. Fox (2000), S. 33–34 sowie 43–44
  93. humaniversity.nl
  94. sein-berlin.de


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