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Hysterese

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Hysterese (griech.: hysteros = hinterher) bezeichnet das Fortdauern einer Wirkung nach Wegfall ihrer Ursache. Diese Erscheinung tritt in einer Reihe wissenschaftlicher Bereiche auf.


Wirtschaftswissenschaften

In den Wirtschaftswissenschaften spricht man von Hysterese in Bezug auf beobachtbare Trägheiten auf dem Arbeitsmarkt. Erstens bezeichnet man es als Hysterese, wenn die (z. B. infolge einer Rezession) gestiegene Arbeitslosigkeit auf dem neuen, höheren Niveau verharrt. Hauptsächlicher Grund für diese Form der Arbeitsmarkt-Hysterese ist die so genannte Dequalifikation von Arbeitslosen; d. h. Menschen, die ihren Arbeitsplatz verlieren, profitieren nicht von einer möglichen beruflichen Weiterbildung und verlieren so im Kampf um Arbeitsplätze an Chancen. Als weiterer Grund für eine solche Form der Hysterese wird auch die Nichtberücksichtigung der Arbeitslosenquote bei Lohnverhandlungen angeführt, was nach Ansicht mancher Ökonomen zu überhöhten Lohnabschlüssen führe, was wiederum einen Rückgang der Arbeitslosigkeit verhindere. Zusammen mit der Dequalifikation der Arbeitslosen bilde sich so eine dauerhafte Sockelarbeitslosigkeit.

Arbeitsmarkt-Hysterese ist jedoch auch im umgekehrten Fall einer zurückgegangenen Arbeitslosigkeit zu beobachten: Ist die Arbeitslosigkeit (z. B. durch einen wirtschaftlichen Boom) zurückgegangen, so verbleibt sie auf dem neuen, niedrigeren Niveau, da die neu eingestellten Arbeitskräfte im Rahmen ihrer Tätigkeit schnell hinzulernen, für ihren Arbeitgeber somit auch in wirtschaftlich schlechten Zeiten unverzichtbar werden und schließlich auch unter einem Kündigungsschutz stehen.

Wirtschaftspolitisch bedeutet das Phänomen der Arbeitsmarkt-Hysterese, dass eine Qualifikation Arbeitsloser ein wichtiges Element zur Senkung der Arbeitslosigkeit bilden kann.

Mathematik

In dynamischen Systemen bezeichnet die Hysterese ein Phänomen der Rückwärts-Bifurkation.

Physiologie

Ruhedehnungskurve der Lunge

In der Physiologie ist in der Ruhedehnungskurve der Lunge Hysterese zu finden. Damit bezeichnet man den Umstand, dass das Volumen der Lunge bei einer Abnahme des intrapulmonalen Drucks langsamer abnimmt als es bei einer Druckerhöhung zugenommen hat.

Der Grund dafür ist in der Reorganisation der Moleküle des Surfactant-Faktors während des Atemzyklus zu sehen.

Thermische Hystereseproteine (THP) führen bei Tieren, z. B. Fischen zu einem Gefrierschutz. Wenn verstärkt THP in der Körperflüssigkeit vorliegt, kommt es zu einer thermischen Hysterese bei der Eisbildung. Die Körperflüssigkeit gefriert bspw. bei −5 °C, taut allerdings erst bei 0 °C wieder auf. Dies geschieht nicht durch eine Erhöhung der Molarität in der Extrazellulärflüssigkeit, sondern dadurch, dass die Bindung der THP an die Eiskristalle eine weitere Eisbildung verhindert.

Siehe auch