Full-Reuenthal
Basisdaten | |
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Kanton: | Aargau |
Bezirk: | Zurzach |
BFS-Nr.: | 4307 |
Fläche: | 4.82 km² |
Koordinaten: | 47° 37' n. Br., 8° 12' ö. L. |
Höhe: | 315 m.ü.M. (Full) 386 m (Reuenthal) |
Einwohner: | 836 (2003) |
PLZ: | 5324 |
Gemeindeammann: | Pius Hauser |
Website: | www.full-reuenthal.ch |
Full-Reuenthal' ist eine Gemeinde im Bezirk Zurzach des Schweizer Kantons Aargau. Die nördlichste Gemeinde des Kantons liegt am Rhein an der Grenze zu Deutschland und besteht aus den beiden Dörfern Full und Reuenthal.
Geographie
Full ist eine Streusiedlung im Fullerfeld, einer grossen flachen Schotterebene, die vom Rhein beinahe halbkreisförmig umflossen wird (rund zwei Kilometer südöstlich von Full mündet die Aare in den Rhein). Die Siedlung mit rund 660 Einwohnern besteht aus den drei Ortsteilen Unterdorf, Fahrhäuser und Jüppen, die lose miteinander verbunden sind. Etwas mehr als einen Kilometer südlich davon liegt Reuenthal. Das 170 Einwohner zählende Dorf befindet sich auf einer erhöht liegenden Ebene, getrennt durch die Fullerhalde, einem rund achtzig Meter hohen Kalkfelsen.
Die Fläche der Gemeinde beträgt 482 Hektaren, davon sind 109 Hektaren bewaldet. Die höchste Stelle liegt auf 424 Metern oberhalb der Fullerhalde, die tiefste Stelle auf 310 Metern am Rhein.
Nachbargemeinden sind Waldshut-Tiengen im Norden, Leuggern im Süden, Leibstadt im Südwesten und Dogern im Westen.
Geschichte
Früheste Siedlungsspuren in der Gegend von Leibstadt stammen von den Helvetiern, einem Keltenstamm, der um 500 v. Chr. dieses Gebiet in Besitz nahm. Ab 58 v. Chr. herrschten hier die Römer Zwischen 259 und 277 hielten die Alemannen das Gebiet um Full-Reuenthal besetzt, bevor sie von den Römern zurückgedrängt wurden. Der Rhein bildete die Nordgrenze des Römischen Reichs, bei Jüppen wurde ein Wachtturm gebaut.
Um 400 zogen sich die Römer endgültig über die Alpen zurück. Die Alemannen besiedelten die Region und verdrängten allmählich die romanisierten Kelten. Im Jahr 1231 vermachten die Herren von Bernau ihren Grundbesitz dem Johanniterorden. Die Johanniter teilten ihren neu erworbenen Besitz zunächst der Kommende Bubikon im Zürcher Oberland zu. 1250 erfolgte die Gründung der Kommende Leuggern. Diese wurde das religiöse und politische Zentrum des Kirchspiels Leuggern, das die heutigen Gemeinden Leuggern, Böttstein, Full-Reuenthal sowie Leibstadt umfasste.
1415 eroberten die Eidgenossen den Aargau und lösten die Habsburger als Landesherren ab. Das Kirchspiel Leuggern wurde ein Teil der Grafschaft Baden, einer Gemeinen Herrschaft der Eidgenossenschaft. Während des Schwabenkrieges von 1499 wurden die Dörfer des Kirchspiels verwüstet und geplündert; Full wurde am 22. Februar jenes Jahres von schwäbischen Truppen zerstört; nach dem Krieg erfolgte der Wiederaufbau. Von 1529 bis 1531 war das Kirchspiel durch die Truppen der reformierten Stadt Bern besetzt, die Bevölkerung blieb jedoch katholisch.
1798 eroberten die Franzosen die Eidgenossenschaft und das Kirchspiel wurde ein Teil des kurzlebigen Kantons Baden der Helvetischen Republik. Das Kirchspiel wurde in die Munizipalitäten Böttstein und Leuggern aufgeteilt. Während des Zweiten Koalitionskrieges von 1799 verlief die Frontlinie zwischen Franzosen und Österreichern mitten durch das Aaretal südöstlich von Full und Reuenthal. Am Zusammenfluss von Aare und Rhein hatten die Franzosen ein Lager errichtet. Durch Requirierungen und Zwangseinquartierungen litt die Bevölkerung grosse Not.
Nachdem 1803 durch die Mediationsakte von Napoléon Bonaparte der Kanton Baden aufgelöst und im Kanton Aargau aufgegangen war, wurden die Dörfer des Kirchspiels in einer einzigen Gemeinde wiedervereinigt. Mit einer Fläche von über 30 Quadratkilometern war sie die grösste des Kantons. Das Kantonsparlament beschloss 1816 die Teilung der Grossgemeinde in die Gemeinden Böttstein, Leuggern und Oberleibstadt. Man war der Meinung, eine derart grosse Gemeinde ohne eigentliches Zentrum sei wirtschaftlich nicht überlebensfähig. Bis 1832 gehörten Full und Reuenthal zur Gemeinde Oberleibstadt und bilden seither eine eigenständige Gemeinde. 1902 erfolgte die letzte Grenzbereinigung, als der kleine Weiler Jüppen von Leuggern abgetrennt und der Gemeinde Full-Reuenthal angefügt wurde.
Die Bevölkerung Leuggerns lebte bis ins frühe 20. Jahrhundert weitgehend von der Landwirtschaft; die Industrialisierung hielt nur langsam Einzug. Im Jahr 1939, kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs, wurde in Reuenthal eine Festung fertig gestellt, die einen allfälligen Angriff deutscher Truppen hätte aufhalten sollen. Bei der Bombardierung von Waldshut am 19. Februar 1945 fielen zwei Bomben auf den Weiler Jüppen und richteten erheblichen Sachschaden an.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gab es mehrmals Projekte für die Schiffbarmachung von Rhein und Aare, in den 1980ern sogar Pläne für einen Flusshafen im Fullerfeld. Doch all diese Projekte scheiterten am Widerstand von Bevölkerung und Naturschützern. Anfangs der 2000er wehrten sich die Bewohner der Gemeinde erfolgreich gegen die Absicht, die geplante deutsche Bundesautobahn A98 ein Stück weit über das Fullerfeld zu führen. Mittlerweile wird wieder die Bergvariante nördlich an Waldshut vorbei favorisiert.
Bevölkerung
Am 31. Dezember 2003 lebten 836 Menschen in Full-Reuenthal, der Ausländeranteil betrug 8,9%. Bei der Volkszählung 2000 waren 66,1% römisch-katholisch und 22,6% reformiert. 3,5% gehörten anderen Glaubensrichtungen an.
Entwicklung der Einwohnerzahl:
Behörden
Die Versammlung der Stimmberechtigten, die Gemeindeversammlung, übt die Legislativgewalt aus. Ausführende Behörde ist der Gemeinderat. Seine Amtsdauer beträgt vier Jahre und er wird im Majorzverfahren (Mehrheitswahlverfahren) vom Volk gewählt. Er führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse der Gemeindeversammlung und die Aufgaben, die ihm von Kanton und Bund zugeteilt wurden.
Die 5 Gemeinderäte sind:
- Pius Hauser, Gemeindeammann
- Arlette Rüegger, Vize-Gemeindeammann
- Franz Graf
- Roland Zepf
- vakant
Für Rechtsstreitigkeiten ist das Bezirksgericht Zurzach zuständig. Full-Reuenthal gehört zum Friedensrichterkreis Leuggern.
Wirtschaft
Der wichtigste Arbeitgeber ist die Kuhn Champignon AG, der grösste Champignon-Zuchtbetrieb der Schweiz mit 100 Angestellten. Die meisten Erwerbstätigen sind Wegpendler und arbeiten in den Nachbargemeinden oder in der Region Baden.
Verkehr
Zwischen Full und Reuenthal führt die wichtige Rheintal-Hauptstrasse von Basel nach Winterthur, beide Ortsteile sind durch Nebenstrassen mit dieser verbunden. Die Gemeinde wird durch die Postautolinie Koblenz – Leibstadt erschlossen, die ausserhalb der Hauptverkehrszeiten als Rufbus verkehrt. Von Jüppen aus gibt es eine Fährverbindung über den Rhein nach Waldshut, es ist die einzige Fähre des Kantons Aargau, die nach einem festen Fahrplan verkehrt.
Bildung
In Full gibt es einen Kindergarten und eine Primarschule. Die Realschule und die Sekundarschule können in Leibstadt besucht werden, die Bezirksschule in Leuggern. Die nächstgelegenen Kantonsschulen (Gymnasien) befinden sich in Baden und Wettingen.
Literatur
Sarah Brian Scherer, Dominik Sauerländer, Andreas Steigmeier: Das Kirchspiel Leuggern – Geschichte von Böttstein, Full-Reuenthal, Leibstadt und Leuggern, 2001 (zu beziehen bei der Gemeindekanzlei)