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Belgrad

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Wappen Belgrads Großes Wappen Belgrads
Datei:Beograd-groß.jpg
Basisdaten
Fläche Stadtgebiet: 322.268 ha; Kerngebiet: 35.996 ha
Einwohner ca. 1,6 Millionen
Postleitzahlen 11000
Vorwahl +381(0)11
Geografische Lage

44°49'14" nördl. BG 20°27'44" südl. BG 116,75 m über NN

KFZ-Kennzeichen BG
Webseite http://www.beograd.co.yu/
E-Mail-Adresse [1]
Politik
Bürgermeister/in Nenad Bogdanović
Stärkste Fraktion DS

Belgrad (serbisch Beograd, Београд) ist die Hauptstadt der Staatengemeinschaft Serbien und Montenegro und der Republik Serbien und liegt im Engeren Serbien. Die Stadt liegt am Zusammenfluss der Save und der Donau und hat ca. 1,6 Mio. Einwohner (Stand 2002). Belgrad ist Sitz eines serbisch-orthodoxen Patriarchen und eines römisch-katholischen Erzbischofs.

Der Name der Stadt besteht aus zwei Teilen: Beo- kommt von belo und bedeutet weiß, grad ist slawisch für Stadt.

In Belgrad befinden sich zwei Universitäten und verschiedene andere Hochschulen, Theater, Museen und Kultureinrichtungen.

Geographische Lage

Datei:Karte Serbien.png
Lage Belgrads in Serbien

Die Stadt liegt ziemlich zentral in Serbien und ist nördlich von der autonomen Provinz Vojvodina umgeben. Direkt in Belgrad befindet sich die Mündung der Save (Sava) in die Donau (Dunav). Die Altstadt mit der osmanischen Festung Kalemegdan befindet sich auf einem Felsvorsprung zwischen Donau und Save direkt an der Mündung und war dadurch von drei Seiten geschützt. Belgrads Kern befindet sich am rechten Donau- und rechten Save-Ufer. Am linken Donauufer beginnt der Banat mit der pannonischen Tiefebene, am rechten zwischen Donau und Save Syrmien, und südlich von Belgrad liegt die waldreiche Šumadija. Im Spitz zwischen Donau und Save liegt die Neustadt Novi Beograd und ein Stück donauaufwärts Zemun (deutsch auch Semlin), zur Zeit der Türkenkriege ein habsburgischer Vorposten und heute Vorort von Belgrad.

Klima

Datei:Ruski car.jpg
Knez Mihailova ulica

Das Klima Belgrads ist im Winter nicht besonders angenehm. Aus dem Nordosten Belgrads weht ein sehr kalter Wind, der Košava, der einem das Blut in den Adern gefrieren lässt, auch wenn das Thermometer nur wenige Grade unter dem Gefrierpunkt anzeigt. Der Sommer ist dagegen meist sehr heiß, mit konstanten Temperaturen über dreißig Grad. Erfreulich sind in Belgrad eigentlich nur die Monate Mai, September und Oktober. Doch gerade deswegen scheint der Belgrader verliebt in seine Stadt zu sein und hält diese wegen ihrer verschiedenen Variationen zu den schönsten der Welt. Wer jedoch die Wärme bevorzugt, ist in den Sommermonaten Juni bis zum Anfang September in Belgrad gut aufgehoben.

Wirtschaft und Verkehr

Belgrad ist als Hauptstadt Serbiens ein wichtiges Verwaltungs- und Dienstleistungszentrum.

An Industrie gibt es Maschinen-, Fahrzeug-, Schiffbau, Textil- und Industriemesse, außerdem ist die Stadt ein bedeutender Binnenhafen und eine wichtige Zwischenstation für den Verkehr von Mitteleuropa in Richtung Istanbul, Skopje, Athen und Tirana.

Politik

Belgrad ist die Hauptstadt und Regierungssitz der Staatenunion Serbien und Montenegro und der Republik Serbien. Bürgermeister von Belgrad ist Nenad Bogdanović von der Demokratischen Partei DS.

Religionen

Kirche des hl. Sava

Gemäß der Volkszählung von 1991 gehörten 87 % der Belgrader der christlich-orthodoxen Konfession an, rund 2 % der römisch-katholischen und circa. 0,2 % der evangelischen. Etwa 2 % bekannten sich zum Islam und 0,03 % waren Juden. 6 % bekannten sich zu unbekannten Konfessionen und 4 % erklärten sich als Nichtgläubige. Seither wurden keine aktuellen Erfassung gemacht.
Belgrad ist Sitz eines orthodoxen Patriarchen (Serbisch-Orthodoxe Kirche), eines römisch-katholischen Erzbischofs, des islamischen Mufti von Serbien und verschiedener evangelischer Landeskirchen.

Persönlichkeiten

  1. Ivo Andrić
  2. Zoran Đinđić
  3. Boris Tadić

Siehe auch: Serbische Persönlichkeiten

Geschichte

Historische Karte (um 1888)
Mündung der Save in die Donau, re. Kriegsinsel (siehe Karte)

Belgrad, Mündung der Save (von links kommend) in die Donau Belgrad ist eine Stadt mit einer sehr alten aber auch bewegten Vegangenheit. Mit Starčevo und Vinča, die zu den Vororten Belgrads gehören, zählt das alte Belgrad mit gut 7.000 Jahren zu den ältesten ständig besiedelten Ortschaften Europas. Im geschichtlichen Zeitalter ist die Stadt allerdings mehr als fünfzigmal zerstört worden, und allein im 20. Jahrhundert wurde sie dreimal schwer beschädigt. Das erklärt auch, warum Belgrad wenige Gebäude besitzt, die mehr als hundert Jahre alt sind. Sehenswürdigkeiten aus alten Zeiten sind rar, und wer trotzdem auf sie nicht verzichten möchte, ist auf die vielen Museen der Stadt angewiesen. Ein weiterer Grund für den geringen Bestand an sehr alten Gebäuden ist, daß die städtebauliche Struktur Belgrads vor 1867 einer ungeplanten Agglomeration von eingeschossiger Bebauung im so genannten Balkanstil entsprach. So wurden dann in der Planung von Emilijan Josimović (1867) Straßenfluchten begradigt und in der folgenden Stadtentwicklung eine Vielzahl neoklassizistischer Gebäude an deren Stelle errichtet, die das Bild des Stadtzentrums bis heute prägen.

Dem keltischen Stamm der Skordisker wird die Gründung von Singidun zugeschrieben. Um 279 v. Chr. wird Singidun das erste Mal schriftlich erwähnt. Der Name bedeutete runde Festung oder runde Stadt. Singidun sollten dann die Römer um 86 v. Chr. erobern. Diese bauten das nun römische Singidunum als Festung weiter aus, doch sollte es lange Zeit im Schatten von Sirmium (heute Sremska Mitrovica in der Vojvodina an der Grenze zum engeren Serbien) stehen, das sogar die Hauptstadt einer der 4. Präfekturen des Römischen Reiches war. Seit 488 gehörte Singidunum zum Oströmischen Reich. Die Byzantiner siedelten die Heruler zur Abwehr der Gepiden.

Ende des 6. Jahrhunderts erobern erstmals die mit den Awaren verbündeten Slawen Singidunum. Die Slawen nannten Singidunum weiße Festung oder weiße Stadt: Beograd, Belgrad, Beligrad, Biograd. Um 878 wird diese Bezeichnung in einer päpstlichen Bulle erstmals schriftlich erwähnt. Seither wurde Belgrad auch Griechisch Weissenburg, Alba Graeca, Nándorfehérvár oder Castelbianco genannt. In Belgrad wechselten sich Bulgaren, Byzantiner und Ungarn ab.

Der erste serbische König, der die Stadt regierte, war Stefan Dragutin, der als ungarischer Vasall in der Zeit von 1282 bis 1316 eine Herrschaft im Norden Serbiens hatte. Nach seinem Tod herrschte wieder Ungarn über Belgrad. Stefan Dušan (1331-1355), der mächtigste König des mittelalterlichen Serbien, sollte Belgrad kurzfristig seiner Herrschaft angliedern. Doch erst unter Stefan Lazarević (1389-1427) sollte Belgrad erstmals serbische Hauptstadt werden. Stefan Lazarević baute die Stadt großzügig aus, und angeblich zählte die Stadt damals an die 10.000 Einwohner. Konstantin der Philosoph, einer der letzten Universalgelehrten des byzantinischen Balkans, sollte Belgrad als das neue Jerusalem und Konstantinopel vergleichen.

1427 fiel Belgrad an Ungarn zurück, das zum wichtigsten ungarischen Stützpunkt gegen das aufstrebende Osmanische Reich wurde. Schließlich eroberten die Osmanen Belgrad nach langer Belagerungszeit 1521. Belgrad diente auch den Osmanen als wichtigster Stützpunkt für ihre Feldzüge gen Westen. 1688 ließ Prinz Eugen von Savoyen "schlagen einen Brucken, dass man konnt' hinüber rucken mit d'r Armee wohl für die Stadt" zur Eroberung Belgrads, und von 1718 bis 1739 sollten Stadt und Comendatur des Königreichs Servien den Habsburgern gehören. Die Belgrader Festung Kalemegdan hat ihre jetzige Form von den Habsburgern erhalten. Später wurden nur noch leichte Veränderungen vorgenommen.

1804 entschlossen sich die Serben zu einem Aufstand gegen die Osmanen. Zu ihrem Anführer wählten sie Karađorđe, den schwarzen Georg. Belgrad wurde von den Aufständischen 1806 erobert und sogleich zu ihrer Hauptstadt gemacht. Der Aufstand wurde zwar 1813 niedergeschlagen, doch schon 1815 wagten die Serben unter Miloš Obrenović einen zweiten Aufstand. Die Serben bekamen ein autonomes Fürstentum, und Belgrad wurde serbisch. Allerdings verweilte ein osmanisches Regiment in der Belgrader Festung. 1867 sollte Fürst Mihailo Obrenović die letzten osmanischen Regimenter zwingen, das Fürstentum zu verlassen, und Belgrad wurde feierlich zur freien serbischen Hauptstadt geweiht. 1882 wurde das Fürstentum Serbien zum Königreich erklärt und Belgrad damit zur königlichen Hauptstadt.

Im Ersten Weltkrieg wurde Belgrad schwer zerstört. Nach Beendigung des Krieges wurde Belgrad zur Hauptstadt des neu gegründeten Jugoslawien, die Stadt wieder aufgebaut. Am 6. April 1941 griffen die Achsenmächte Jugoslawien an, und Bombardements fügten der Stadt schwere Schäden zu, u. a. wurde die Nationalbibliothek durch einen Brand zerstört und Kulturgut in unschätzbarem Wert ging verloren. Im Frühling 1944 wiederholte sich das gleiche Schauspiel, diesmal aber seitens der Allierten. Am 20. Oktober 1944 wurde Belgrad schließlich von der jugoslawischen Armee befreit, unterstützt durch die Rote Armee.

Belgrad wurde zur Hauptstadt des kommunistischen Jugoslawiens als auch der Teilrepublik Serbien. Neu-Belgrad (Novi Beograd), eine moderne Siedlung an der Mündung der Donau und Save gegenüber der Altstadt, wurde ausgebaut. 1991 kommt es zum Zerfall Jugoslawiens, und Belgrad wird Hauptstadt der Bundesrepublik Jugoslawien und seit dem 4. Februar 2003 der Staatenunion Serbien und Montenegro.

1965 wurde auf dem Berg Avala ein auch für Touristen zugänglicher Fernsehturm errichtet, der bei den Luftangriffen 1999 zerstört wurde. (1999 wird Belgrad im Rahmen des Kosovo-Krieges Ziel von Angriffen der NATO).

Sehenswürdigkeiten

Festung Kalemegdan
  • Festung Kalemegdan (u. a. Kriegsmuseum, Römischer Brunnen, Belgrader Zoo)
  • Konak (Residenz) der Fürstin Ljubica (ein besonders schönes Beispiel des Balkanstils unweit des Kalemegdan)
  • Knez Mihailova ulica (Fürst-Michael-Straße)
  • das alte Bohèmeviertel Skadarlija (bekannt für seine Restaurants)
  • Kirche des heiligen Sava (eine der größten orthodoxen Kirchen der Welt)
  • Erzengel-Michael-Kathedrale, Markuskirche
  • Nationalmuseum, Museum für Kunstgewerbe
  • Nikola Tesla-Museum (mit der Urne Nikola Teslas)
  • Platz der Republik, Terazije-Platz
  • das Weiße Schloss und Schloss auf Dedinje (ehem. königliche Schlösser)
  • Jugendstil-Offizierskaufhaus
  • Park Topčider (u. a. Museum der serbischen Aufstände)
  • Berg Košutnjak, Berg Avala etc.