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Kernenergie

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Kernkraft oder Atomkraft bezeichnet die technische Energie"gewinnung" mittels Kernreaktionen. Darunter versteht man in der Regel die im Kernkraftwerk betriebene Spaltung des Atomkerns zur Stromgewinnung. Es werden aber auch intensive Forschung auf dem Gebiet der Kernfusion zur Entwicklung von Kernfusionsreaktoren durchgeführt.

Da in beiden Fällen die freigesetzte Energie aus der Verschmelzung kleiner oder Spaltung großer Atomkerne stammt, spricht man von Kernenergie. Beim Spalten großer Atomkerne oder Verschmelzen kleiner Atomkerne wird Masse in Energie umgewandelt. Auch wenn der Massenverlust dabei relativ gering ist, wird dennoch, entsprechend der Einsteinschen Formel vergleichsweise viel Energie freigesetzt.

Heute versteht man unter Kernkraft die zivile Anwendung von Kernreaktionen zur Stomerzeugung, während der Begriff Kernenergie sowohl die zivile Anwendung als auch Kernwaffen beinhaltet.

Ausgebrannte hoch radioaktive Brennstäbe werden in Deutschland mit Castortransporten transportiert. Derzeit befinden sich sowohl Brennstäbe als auch im Ausland (Frankreich, England) aufgearbeitete radioaktive Abfälle auf unbestimmte Zeit entweder in Abklingbecken oder in oberirdischen Zwischenlagern.

Bislang gibt es in Deutschland kein Endlager für stark radioaktive Abfälle. Erwogen werden dafür insbesondere Salzstöcke, wo hunderte Meter Salz und Deckgestein für einen sicheren Einschluss sorgen könnten. Die tatsächliche Stabilität solcher geologischen Formationen für den notwendigen jahrhundertelangen Einschluss ist allerdings unter Geologen umstritten. Von Befürwortern wird eingewandt, das Beispiel eines natürlichen Kernreaktors in Gabun (Westafrika) zeige, dass die Migration der Spaltstoffe über Jahrmillionen zu vernachlässigen sei und keine Bedrohung für die Menschheit darstelle.

Derzeit wird ein neuer Reaktortyp, das Rubbiatron, entwickelt, mit dem langlebiger radioaktiver Müll in kurzlebige Isotope (Halbwertszeiten: maximal einige Jahre) umgewandelt werden soll.

Rückstellungen

Da der Rückbau eines Kernkraftwerks sehr teuer ist (über 500 Millionen Euro je Kraftwerk), können die Betreiber für den Rückbau steuerfreie Rückstellungen anlegen. Dieses Geld wird in der Schweiz von einem unabhängigen Fonds verwaltet, in Deutschland kann der Stromerzeuger über die Rückstellungen frei verfügen.

Für das Risiko eines GAUs müssen die Betreiber keine ausreichende Rückstellung oder Versicherung abschließen.

Kernkraft-Gegner

Die Kernkraft ist eine äußerst ergiebige, aber auch umstrittene Methode der Energiegewinnung. Es gibt viele Atomkraftgegner, insbesondere da es noch keine unumstrittene Lösung zur Entsorgung der ausgebrannten Brennstäbe gibt und zumindest Zweifel über die Sicherheit von Kernkraftwerken bestehen. Manche Atomkraftgegner heben hervor, die Energiebilanz heutiger Kernkraftwerke falle nur dürftig aus.

Daneben wird generell die Nukleartechnik und der Umgang mit spaltbarem Material als bedenklich angesehen, unter anderem weil man weder technisches oder menschliches Versagen wirklich hundertprozentig ausschließen kann. Außerdem können Kernkraftwerke zur Gewinnung von Ausgangsmaterial von Atomwaffen genutzt werden und somit der Weiterverbreitung dieser Waffentechnologie Vorschub leisten. Es kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass durch kriminelle Machenschaften radioaktive Stoffe in die Hände von Terroristen gelangen. Ein weiterer Einwand von Gegnern ist, dass die finanziellen Einnahmen einer geringen Zahl von Eignern zufließe, das Risiko aber von der breiten Masse und ihren Nachkommen getragen werde.

Die Sicherheit der Lagerung radioaktiver Stoffe wird insbesondere durch die Gefahr von Terroranschlägen als problematisch angesehen, da es im schlimmsten Fall zu einer radioaktiven Verseuchung weiter Landstriche kommen könnte.

Die Sicherheit von Kernkraftwerken wird als ungenügend angesehen, da viele in erdbebengefährdeten Gebieten stehen; außerdem könnte die Hülle eines Kernkraftwerkes durch Anschläge mit Flugzeugen wie am 11. September zerstört werden. Viele französische Kernkraftwerke wurden an der Grenze zu Deutschland aufgestellt, in einem Gebiet, in dem Erdbeben für europäische Verhältnisse relativ häufig auftreten. Desweiteren wird angeführt, dass Kernkraftwerke aufgrund ihrer potentiellen Gefährlichkeit besonderer Kontrolle bedürfen ("Störfall-Kommission und Technischer Ausschuss für Anlagensicherheit" in Deutschland), die Betreiber aus Angst vor Imageschäden aber versuchten, Störfälle nicht publik werden zu lassen, wodurch eine effektive Kontrolle nur schwer möglich sei.

Argumente für Kernkraft

Vor allem wird von Kernkraft-Befürwortern darauf verwiesen, dass der Energiebedarf zumindest derzeit in Deutschland kurzfristig nicht ohne Kernenergie gedeckt werden könne. Die aktuellen fossilen Alternativen (Verbrennung von Steinkohle oder Braunkohle) seien ökologisch problematischer (Luftbelastung mit Treibhausgasen und Zerstörung der Natur in den Abbaugebieten gegenüber einem Risiko einer Katastrophe). Die regenerativen Energien wie Wind- und Sonnenenergie stehen nur unregelmäßig zur Verfügung oder brauchen eine sehr große Anschubfinanzierung (Geothermie), und die Gesamtleistung dieser Anlagen ist zur Zeit noch relativ gering.

Im Zusammenhang mit bisherigen Unfällen wird auf einen hohen Sicherheitsstandard westeuropäischer Kernreaktoren verwiesen. Auch sei der GAU von Tschernobyl vor allem auf die fehlerhafte Konstruktionsweise des Reaktors (Typ RBMK) und die bewusste Abschaltung von Sicherheitssystemen zu Testzwecken im laufenden Betrieb zurückzuführen.

Siehe auch: Kernreaktor, Kernwaffe, Liste der Kernkraftanlagen, Liste der Kernkraftwerke in Deutschland, Strahlenschutz, GAU, Schneller Brüter