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Ägyptischer Kalender

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Der ägyptische Kalender war ein Sonnenkalender im alten Ägypten .

Geschichte

Im Jahr 139 n.Chr. vermerkte ein ägyptischer Schreiber den heliakischen Aufgang des Sirius am 1. Thot, dem ägyptischen Neujahrstag. Diese Eintragung erlaubt die Rückrechnung in mögliche Entstehungszeiten. Das genaue Datum ist aber bisher unbekannt. Einiges über seine Entstehungsgeschichte und Ereignisse, die damit im Zusammenhang stehen, kann jedoch gesagt werden.

Ägyptisches Neujahrsdatum

Nach ägyptischem Datum erfolgte im Jahr 139 n. Chr. der heliakische Aufgang des Sirius am 25.August im Fayum bzw. am 19. August in Assuan. Diese Daten entsprechen dem 10. Juli im Fayum bzw. 4. Juli in Assuan nach dem damaligen julianischen Kalender. Unter Hinzurechnung der vier Schalttage unter Ptolemaios III. ergibt sich im Fayum damit der 29. August für den 1. Thot als Neujahrsdatum, welches auch von Augustus so festgelegt wurde. Zu beachten ist deshalb, dass das Neujahrsdatum des neuen ägyptischen Kalenders im Jahr 139 n. Chr. auf den 25.August fiel, während es beim alten ägyptischen Kalender der 29.August war.

Der ägyptische Kalender

Das Leben im alten Ägypten wurde durch das lebenswichtige Hochwasser des Nils bestimmt. Die Ägypter kannten von 237 v. Chr. bis 221 v. Chr. Schaltjahre unter Ptolemaios III.; ansonsten verschoben sich die Jahreszeiten nach knapp vier Jahren um einen Tag.

Das Jahr war in 12 Monate à 30 Tage eingeteilt. Die Monate wiederum gliederten sich in drei „große Wochen“ mit je 10 Tagen oder in sechs „kleine Wochen“ mit je fünf Tagen. Die Epagomenen folgten am Ende des Jahres. Die Gesamtzahl der Tage im ägyptischen Kalender betrug damit 365 Tage und bildeten ein sogenanntes Gemeinjahr. Ursprünglich wurden die Monate lediglich nummeriert, in der Spätzeit wurden sie dann nach religiösen Festen mit Namen versehen.

Die Ägypter unterschieden drei Jahreszeiten zu je vier Monaten, die an der Landwirtschaft orientiert waren.

Monatsname Monatsdauer Ägypt. Jahreszeitbezeichnung Tatsächliche Jahreszeit Ägyptisches Datum
Thot 30 Tage Achet / Überschwemmung Ende Juni - Ende Juli 29.August - 27.September
Phaophi 30 Tage Achet / Überschwemmung Ende Juli - Ende August 28.September - 27.Oktober
Hathyr 30 Tage Achet / Überschwemmung Ende August - Ende September 28.Oktober - 26.November
Choiak 30 Tage Achet / Überschwemmung Ende September - Ende Oktober 27.November - 26.Dezember
Tybi 30 Tage Peret / Winter / Aussaat Ende Oktober - Ende November 27.Dezember - 25.Januar
Mechir 30 Tage Peret / Winter / Aussaat Ende November - Ende Dezember 26.Januar - 24.Februar
Pamenoth 30 Tage Peret / Winter / Aussaat Ende Dezember - Ende Januar 25.Februar - 26.März
Parmouthi 30 Tage Peret / Winter / Aussaat Ende Januar - Ende Februar 27.März - 25.April
Pachon 30 Tage Schemu / Sommer / Ernte Ende Februar - Ende März 26.April - 25.Mai
Payni 30 Tage Schemu / Sommer / Ernte Ende März - Ende April 26.Mai - 24.Juni
Epihpi 30 Tage Schemu / Sommer / Ernte Ende April - Ende Mai 25.Juni - 24.Juli
Mesori 30 Tage Schemu / Sommer / Ernte Ende Mai - Mitte Juni 25.Juli - 23.August
Die Epagomenen am Jahresende waren keinem Monat zugeordnet; sie galten als Geburtstage der Götter
1.Zusatztag Geburtstag des Osiris Mitte Juni 24.August
2.Zusatztag Geburtstag des Horus Mitte Juni 25.August
3.Zusatztag Geburtstag des Seth Ende Juni 26.August
4.Zusatztag Geburtstag der Isis Ende Juni 27.August
5.Zusatztag Geburtstag der Nephthys Ende Juni 28.August

Technik und Daten des ägyptischen Kalenders

Gregorianischer Kalender

Der gregorianische Kalender kann nicht für die Berechnung der heliakischen Aufgänge benutzt werden, da er aus unserer heutigen Zeit in die Vergangenheit mit falschen Schaltungen rechnet. Er löste am 4.Oktober 1582 n. Chr. den julianischen Kalender ab und wurde um zehn Tage berichtigt. Der folgende Tag wurde deshalb als 15.Oktober festgelegt. Eine Korrektur wurde notwendig, da der julianische Kalender seit dem Konzil in Nicäa im Jahr 325 n. Chr. eine Abweichung von eben diesen zehn Tagen aufgebaut hatte.

Julianischer Kalender

Der julianische Kalender löste 46 v. Chr. den Römischen Kalender ab, der 154 v. Chr. geplant und 153 v. Chr. eingeführt wurde. Der astronomische Frühlingsanfang lag 154 v. Chr. im römischen Kalender auf dem 25.März.

Eigentlich hätte der julianische Kalender auf dem Konzil von Nicäa schon berichtigt werden müssen, da seit Einführung im Jahr 46 v. Chr. bereits eine Abweichung von knapp drei Tagen vorlag. Für historische Berechnungen muss daher das Jahr 46 v. Chr. gewählt werden, in welchem der astronomische Frühlingsanfang auf den 24.März im julianischen Kalender fiel.

Einführung julianischer Kalender

Die Umstellung des ägyptischen Kalenders auf den julianischen Kalender kann heute in keiner damaligen zeitgenössischen Quelle mehr nachgewiesen werden. Die Kalenderreform betraf in Ägypten nur Gebiete, in denen Augustus mit Regierungsbefugnissen ausgestattet war. [1] Selbst das Jahr der Kalenderreform, 30 v. Chr. oder 26 v. Chr. , ist umstritten.

Klimazyklus

Der ägyptische Kalender kannte, mit Ausnahme von vier Tagen unter Ptolemaios III., keine Schalttage. Auf Grund der schnelleren Erdrotation betrug der Wert im Jahr 46 v. Chr. für das tropische Jahr 365,2423 Tage. Vor 46 v. Chr. ergab sich im Jahr 1569 v. Chr. die letzte Kalendergleicheit. Das tropische Jahr hatte in jenem Jahr den Wert 365,2424 Tage. Mit der Berechnung: 1 geteilt durch (365,24235 Tage minus 365 Tage) erhält man die Anzahl der Jahre, um welche sich das Klima pro Tag im ägyptischen Kalender gegenüber dem tropischen Jahr bis 1569 v. Chr. ändert. Der sich ergebende Wert, 4,1263 Jahre, wird mit dem Wert 365,24235 multipliziert. Es ergeben sich 1507 Jahre als Zykluslänge; d.h. vor 1507 Jahren stimmten der ägyptische Kalender und der julianische Kalender des Jahres 46 v. Chr. eigentlich letztmalig überein. Nun müssen noch die vier Schalttage (Ptolemaios III.) berücksichtigt werden, rechnerisch sind das 16 Jahre. Somit beträgt der verlängerte Zykluswert 1523 Jahre, der vom Jahr 46 v. Chr. abgezogen werden muß. Dieser Zyklus, bis zur nächsten/letzten Kalendergleicheit, wird oft mit dem Sothis-Zyklus des Sirius verwechselt.

Historische Datumsberechnungen vor 237 v. Chr.

Das Jahr 62 v. Chr. gilt als rechnerisches Basisjahr: Vom Jahr 46 v. Chr. werden 16 Jahre, als Wert für vier Schalttage, abgezogen.

Als Ptolemaios III. 238 v. Chr. die Einführung eines Schalttages nach je vier Jahren verkündete, lag der Frühlingsanfang auf dem 16. Tag des 6.Monats im ägyptischen Kalender, das ist der 16.Mechir (10.Februar). Der astronomische Frühlingsbeginn fiel im proleptischen julianischen Kalender in diesem Jahr auf den 26.März, im folgenden Jahr 237 v. Chr. jedoch auf den 25.März und im ägyptischen Kalender auf den 15.Tag des 6.Monats, dem 15.Mechir (9.Februar). Entsprechend lag das ägyptische Neujahrsdatum 1.Thot (29.August) im Jahr 238 v. Chr. auf dem 12.Oktober im proleptischen julianischen Kalender; 237 v. Chr. auf dem 11.Oktober.

Nach dem Tod von Ptolemaios III. fiel im Jahr 219 v. Chr. der Frühlingsbeginn 16.Mechir (10.Februar) auf den 25.März bzw. das ägyptische Neujahrsdatum 1.Thot (29.August) auf den 11.Oktober im proleptischen julianischen Kalender.

Der Sothis-Zyklus

(Ausführliche Informationen im Hauptartikel Sothis-Zyklus)

Der Beginn der jährlichen Überschwemmungszeit hing ab ca. 2000 v. Chr. eng mit dem ersten Erscheinen des Sirius (ägypt. Sopdet) am morgendlichen Himmel zusammen. Um 3000 v. Chr. erfolgte der heliakische Aufgang des Sirius zu folgenden Zeiten: Assuan 6./7.Juni und im Fayum am 13./14. Juni. Der heliakische Siriusaufgang kann als ursprüngliches Neujahrsdatum ausgeschlossen werden, da die Nilflut im Delta meistens zwischen dem 25. Juni und dem 5. Juli einsetzte.[2]

Die Zeitspanne, die der Sirius benötigt, um einen 365 Tageskalender (ohne Schalttag) einmal zu durchlaufen, wird von den Historikern auch Sothis-Zyklus [3] genannt. Die Zeitdauer schwankte, da die Eigenbewegung des Sirius und die unterschiedlichen Sonnenaufgangszeiten für die jeweilige Periode verantwortlich waren. Die Zeitverschiebung der Jahreszeiten war den Priestern wohlbekannt, aber der Versuch einer Kalenderreform ( 237 v. Chr.) von Ptolemaios III. wurde nach seinem Tod wieder rückgängig gemacht. Da sich der Frühaufgang nicht immer exakt alle vier Jahre um einen Kalendertag verschob, rückte er manchmal schon nach drei Jahren um einen Tag vor.

Siehe auch

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. Jürgen Malitz: Die Kalenderreform Caesars. Ein Beitrag zur Geschichte seiner Spätzeit; in: Ancient Society 18 (1987), S. 103-131
  2. Datumsberechnungen und Nachweise im Hauptartikel Sothis-Zyklus.
  3. Sothis ist der griechische Name für Sirius. Die ägyptische Bezeichnung für den Stern lautete „spdt“, da nur Konsonanten geschrieben wurden. Die Vokale müssen anhand sprachwissenschaftlicher Vergleiche, beispielsweise mit der koptischen Sprache, ergänzt werden.

Literatur