Berlin-Wilhelmstadt
Wilhelmstadt Ortsteil von Berlin | |
---|---|
![]() | |
Koordinaten | 52° 31′ 32″ N, 13° 10′ 34″ O |
Einwohner | 37.791 (31. Dez. 2006) |
Postleitzahl | 13593, 13595 |
Ortsteilnummer | 0509 |
Bezirk | Spandau |
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg |
Die Wilhelmstadt ist ein Ortsteil im Bezirk Spandau von Berlin, dessen Namen sich von Kaiser Wilhelm I. ableitet.

Die Ortsteilgrenzen verlaufen recht unregelmäßig. Abgegrenzt wird der Ortsteil im Norden in etwa durch den Bullengraben sowie entlang der Ruhlebener Straße / Charlottenburger Chaussee, im Osten durch die Havelchaussee sowie den Stößensee gegen Charlottenburg, im Süden durch eine ost-westlich verlaufende Linie südlich des Jaczo-Turms gegen Gatow und im Westen durch die Sandstraße gegen Staaken. Wichtige Straßen in der Wilhelmstadt sind die Heerstraße (Bundesstraße 5 und östlich bis zur Wilhelmstraße auch Bundesstraße 2), die Wilhelmstraße (südlich ab Heerstraße Bundesstraße 2) sowie Gatower Straße und Pichelsdorfer Straße.
Neben der geschlossenen Mietshausbebauung der historischen Wilhelmstadt (nördlich der Heerstraße) und den überwiegend mit Einfamilienhäusern bebauten Bereichen zwischen Heerstraße und Weinmeisterhornweg gehören auch die Ortslagen Pichelsdorf, Pichelswerder und Tiefwerder (ohne Südhafen und Wohnbereich an der Dorstraße) zu diesem Spandauer Ortsteil.
Ebenfalls zum Ortsteil Wilhelmstadt gehört der so genannte Seeburger Zipfel. Im Jahr 1945 führten die alliierten Streitkräfte aus der Sowjetunion und Großbritannien einen Interessensgebietsaustausch, u. a. zwischen Seeburg und dem Berliner Bezirk Spandau durch. Seeburg erstreckte sich damals bis auf wenige Meter an die Havel heran, so dass die südlichen Gebiete von Spandau (Gatow, Kladow) per Straße (Potsdamer Chaussee, Gatower Straße) von der Wilhelmstadt nur über das Gebiet von Seeburg in der sowjetischen Besatzungszone erreicht werden konnte. Die Briten betrieben im Süden von Spandau ihren Militärflugplatz sowie zwei Kasernen und wollten eine ungehinderte Zufahrt erreichen. Daher wurde an Spandau der Seeburger Zipfel abgetreten, welcher nahe der Havel das bevorzugte Wohngebiet Weinmeisterhöhe, heute die Wohnlage mit den höchsten Bodenpreisen in Spandau, und ansonsten Rieselfelder umfasste. An die Gemeinde Seeburg wurden dafür im geringeren räumlichen Umfang Spandauer Gebiete westlich der Potsdamer Chaussee (Rieselfelder) abgetreten. Der Seeburger Zipfel bildet heute die Gemarkung Seeburg im Ortsteil Wilhelmstadt. Mit dem Einigungsvertrag wurde bei der Wiedervereinigung entschieden, dass die Austauschgebiete Seeburger Zipfel und Groß Glienicke beim Berliner Bezirk Spandau verbleiben. Der 1945 im Gegenzug an die sowjetische Besatzungszone übergebene Westteil des Ortsteils Staaken, seit 1961 eine selbstständige Gemeinde Staaken in der DDR, kam wieder zurück zu Spandau. Eine Verfassungsklage der Gemeinde Groß Glienicke hiergegen blieb erfolglos.
Am südwestlichen Rand der Wilhelmstadt lag das Spandauer Kriegsverbrechergefängnis, das dem Alliierten Kontrollrat unterstellt war, wobei die Bewachung der Häftlinge im Monatswechsel durch die ehemaligen Alliierten erfolgte. 1987, nach dem Selbstmord des letzten und jahrelang einzigen Gefangenen, Rudolf Heß, wurde das Gefängnis umgehend abgerissen, um es nicht zu einer Wallfahrtsstätte für Rechtsradikale werden zu lassen. Das Gelände wurde mit einem Einkaufszentrum (NAAFI-Shop) neu bebaut.
In der Wilhelmstadt liegt das Kombibad Spandau Süd (Uwe-Gaßmann-Bad, Gatower Straße 19) der Berliner Bäder-Betriebe. Zwei ehemalige große Kasernenstandorte an der Wilhelmstraße werden seit dem Abzug der britischen Streitkräfte für gewerbliche Zwecke genutzt.
Europas einzige "nasse" Tiefenrauschsimulationsanlage liegt an der Scharfen Lanke am südöstlichen Rand der Wilhelmstadt. Die DLRG Berlin kann mit ihrer Tauchturm-Anlage der Bundeslehr und Forschungsstätte (BLFS) Tiefen bis zu 150 Meter Wassertiefe simulieren. Sporttaucher können hier unter sicheren Bedingungen die Gefahren des Tiefenrausches erfahren.
Sehenswürdigkeiten
Jaczo-Schlucht
Auf Höhe der Gatower Straße 199 beginnt – kurz bevor man Gatow erreicht – ein Weg durch die Jaczo-Schlucht zur Havel. Nach nur wenigen Metern begegnet man einem kleinen, runden, unscheinbaren und verwahrlosten Turm. Er wurde 1914 mit privaten Mitteln eines anonymen Spandauer Bürgers zur Erinnerung an den slawischen Fürsten Jaxa von Köpenick errichtet, der auch der Schlucht den Namen gab. Jaxa oder auch Jaczo ging in die Geschichte ein als Gegenspieler von Albrecht dem Bären bei der Gründung der Mark Brandenburg im Jahr 1157. Ein schon weit zerfallenes Relief am Turm zeigt Jaxa auf der Flucht vor Albrecht dem Bären und zwei seiner Reiter. Der Legende und der lateinischen Inschrift nach soll Albrecht den Slawenfürsten am Ende der Schlucht in die Havel getrieben haben. Das rettende gegenüber liegende Ufer bei Schildhorn erreichte er nur mit Hilfe des – in letzter Not angerufenen und bislang verhassten – Christengottes, dem er zum Dank die Treue schwor. Bei Schildhorn ließ König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen 1845 zur Erinnerung an Jaxas wundersame Bekehrung ein Denkmal errichten (siehe ausführlich: Jaxa von Köpenick).