Klosterschule Roßleben

Die Klosterschule Roßleben ist ein staatliches Gymnasium mit Internat in Roßleben, Thüringen. Die Schule feierte im September 2004 ihr 450. Jubiläum.
Geschichte


Um 1140 herum gründete Graf Ludwig von Wippra ein Augustinerkloster in Rusteleve, wie Roßleben damals hieß. Am 27. April 1142 erhielt dieses die Bestätigungsurkunde durch Papst Innozenz II. und am 21. Februar 1174 einen Schutzbrief von Kaiser Friedrich Barbarossa. Diese beiden Dokumente befinden sich noch im Stiftungsbesitz und werden im Original im Archiv aufbewahrt.
Mitte des 13. Jahrhunderts wurde das Augustinerkloster in ein Zisterzienserinnenkloster umgewandelt. Als Christian von Witzleben nach dem Thüringer Grafenkrieg von 1341-1345 die Burg Wendelstein erhielt, wurde er auch Vogt des Klosters als erbliches Lehen. Das Kloster wurde dann in Folge der Reformation geschlossen.
1554 wurde im Auftrag des damaligen Herren von Witzleben, Heinrich von Witzleben, der - so aus den Unterlagen im Archiv ersichtlich - als erster Thüringer Ritter den evangelischen Glauben annahm, die Schule gegründet. Erste Planungen waren bereits 1547 vorausgegangen. Kurfürst Moritz von Sachsen, der bereits 1543 in den damaligen Klöstern Meißen, Pforta (heute: Schulpforta) und 1550 in Grimma Schulen gegründet hatte, stand ihm dabei zur Seite. Erste Fächer waren alte Sprachen, Philosophie, Religion, Rhetorik, Logik und Musik. Zunächst sollten nicht mehr als 60 Schüler unterrichtet werden. Ebenso Georg Fabricius, ein Schüler Melanchthons beriet ihn beim Aufbau der Schule.Dieser war bereits seit 1546 Rector der Fürstenschule Sankt Afra zu Meißen. Seitdem stand und steht ein männliches Mitglieder der Familie von Witzleben (bis 2001 nur Wendelsteiner von Witzleben - die Satzung wurde geändert) der Schule und heute der Stiftung Klosterschule Roßleben als Agnat und Erbadministrator vor.
Bis zum Jahr 1639 hatten bereits 1435 Schüler die Schule besucht. Infolge des 30jährigen Krieges musste die Schule geschlossen werden und konnte erst 1675 durch Wolf Dietrich den Älteren von Witzleben wieder eröffnet werden.
Am Karfreitag 1686 vernichtete ein Großbrand fast das gesamte Dorf Roßleben, einschließlich des Klostergebäudes. Nur das Pfarrhaus blieb unversehrt. Aus der Bibliothek konnten durch Glück und Zufall 85 alte Urkunden und Dokumente gerettet werden. Darunter die Originale der Papst- und Kaiserurkunde.
1727 begann der Neuaufbau des Klostergebäudes, welches am 2. Januar 1942 feierlich eingeweiht wurde. Zu diesem Zeitpunkt gab es nur einen Schüler. Der Grundstein für die neue Kirche wurde am 4. Oktober 1751 gelegt - Baumeister war Johann Georg Häuser. Leider ging der Bau nur langsam voran. 1755 musste zudem auch die Schleuse der nahen Unstrut errichtet werden. Nach dem Ausbruch des Siebenjährigen Krieges 1756 stagnierte der bereits bis zum Dach ausgeführte Bau ganz und verfiel daraufhin in den folgenden Jahren.
Im Ergebnis des Wiener Kongresses 1815, bei dem bisher sächsische Gebiete an Preußen abgetreten wurden, kam es an der Schule zu politischen Unstimmigkeiten zwischen prosächsischen und propreußischen Schülern, die aber durch Erbadministrator Georg Hartmann von Witzleben und den Rektor Benedikt Wilhelm überwunden werden konnten.
1875 wurde das Kriegerdenkmal Löwendenkmal zu Ehren der Gefallenen der Kriege von 1866 und 1870/71 errichtet.
Um 1880 gab es bereits wieder sieben Klassen mit über 100 Schülern und 13 Lehrer. Zudem brachten bauliche Veränderungen die Schule auf den damaligen neusten Stand. Es entstanden bis 1910 die Turnhalle, Zentralheizung, sanitäre Anlagen, drei Sportplätze, die Badeanstalt und das Bootshaus, Wohnhäuser für den Rektor und die Lehrer, eine Krankenstation und das Wohnhaus für den Klosterpächter.
Nach zweijähriger Bauzeit wurde 1913 endlich die neue Klosterkirche im Nordflügel eingeweiht. Hervorzuheben ist dabei der Einbau der für den mitteldeutschen Raum einmaligen Orgel - gebaut von der Orgelbauwerkstatt Dalstein & Haerpfer aus Lothringen.
Im Jahr 1921 wurde der Verein ″Alter Roßleber e.V.″ von ehemaligen Schülern gegründet. Seit 1924 gab dieser regelmäßig die ″Roßleber Nachrichten″ heraus.
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 war der damalige Interims-/Erbadministrator Dr. Wolf-Dietrich von Witzleben bemüht, trotz der vorgegebenen neuen Lehrpläne, die Eigenart dieser Schule vor dem Machtanspruch des Staates zu bewahren und die Trägerschaft durch die Stiftung zu erhalten. Dabei stand ihm der christliche Oberstudiendirektor Kurt Sachse als Rektor zur Seite. Die Leitworte ″deo, patriae, litteris″ - Gott, dem Vaterland, der Wissenschaft - sollten weiter die Erziehung prägen.
Zu DDR-Zeiten wurde die Schule als Erweiterte Oberschule mit Sprachausrichtung (seit 1952 Russischunterricht) ab dem 28. August 1949 unter dem Namen Goetheschule weitergeführt. Auch während dieser Zeit versuchten die Lehrer und Erzieher traditionelle Moralvorstellungen dieser Schule zu bewahren. Die schlug sich vor allem in musischen und künstlerisch-kreativen sowie sportlichen Angeboten nieder.
Nach der Wiedervereinigung wurde die Schulanlage kostspielig renoviert. Die Stiftung Klosterschule Roßleben schloss als Eigentümerin des 7,7 Hektar großen Schulgeländes mit dem Landkreis Artern einen langfristigen Nutzungsvertrag. Dieser wurde vom heutigen Schulträger, dem Landkreis Kyffhäuserkreis weitergeführt. Das Internat in Trägerschaft der Stiftung verfügt derzeit über 84 Plätze.
Die Klosterschule Roßleben ist seit dem Jahr 2000 die einzige Schule im Freistaat Thüringen, an der die Deutsche SchülerAkademie stattfindet.
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Der ehemalige Physikturm
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Ansicht vom Park her (Westseite)
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Löwendenkmal im Park
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Innschrift am Löwendenkmal
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Obelisk für Prof. Dr. Arnold Siegmund Ernst Steubener im Park
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Wappen an der Sporthalle
Schüler und Absolventen
- August Thieme (* 26. Februar 1780 in Allstedt, † 13. Juni 1860 in Allstedt), war ein deutscher Dichter des weimarischen Dichterkreises (Schüler von 1792 bis 1798)
- Johann Ludwig Graf Schwerin von Krosigk (* 22. August 1887 in Rathmannsdorf/Sachsen, † 4. März 1977 in Essen), Reichsfinanzminister und 1945 „Leitender Minister der geschäftsführenden Reichsregierung“ Dönitz (Schüler von 1893 bis 1905)
- Peter Graf Yorck von Wartenburg (* 13. November 1904 in Kleinöls/Schlesien, † 8. August 1944), Mitbegründer des Kreisauer Kreises, Vetter der Gebrüder Berthold und Claus Graf Schenk von Stauffenberg, nach dem Attentat auf Hitler in Berlin-Plötzensee hingerichtet (Schüler von 1920 bis 1923)
- Wolf Heinrich Graf von Helldorf (* 14. Oktober 1896 in Merseburg, † 15. August 1944), Reichstagsabgeordneter, 1935 Polizeipräsident von Berlin, nach dem Attentat auf Hitler in Berlin-Plötzensee hingerichtet (Schüler von 1909 bis 1910)
- Egbert Hayessen (* 28. Dezember 1913 in Eisleben, † 8. August 1944), Militärlaufbahn (ab November 1943 im Stab von General Olbricht, nach dem Attentat auf Hitler in Berlin-Plötzensee hingerichtet (Schüler von 1924 bis 1933)
- Heinrich Ahasverus Graf von Lehndorff-Steinort (* 22. Juni 1909 in Hannover, † 4. September 1944), nach dem Attentat auf Hitler in Berlin-Plötzensee hingerichtet (Schüler von 1925 bis 1927)
- Ulrich-Wilhelm Graf Schwerin von Schwanenfeld (* 21. Dezember 1902 in Kopenhagen, † 8. September 1944), Studium der Landwirtschaft, Ordonanzoffizier bei Feldmarschall Erwin von Witzleben, nach dem Attentat auf Hitler in Berlin-Plötzensee hingerichtet (Schüler von 1919 bis 1921)
- Nikolaus Christoph von Halem (* 5. März 1905 in Schwetz, † 9. Oktober 1944), Jurist, nach dem Attentat auf Hitler in Berlin-Plötzensee hingerichtet (Schüler von 1918 bis 1922)
- Erwin von Witzleben (* 4. Dezember 1881 in Breslau; † 8. August 1944 in Berlin-Plötzensee, hingerichtet) war ein deutscher Heeresoffizier (seit 1940 Generalfeldmarschall) und während des Zweiten Weltkrieges Armeekommandeur und Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944. Während der Operationen des 20. Juli 1944 sollte Generalfeldmarschall von Witzleben als ranghöchster deutscher Soldat den Oberbefehl über die gesamte Wehrmacht übernehmen.
- Eberhard von Breitenbuch (* 20. Juli 1910 in Dietzhausen bei Suhl, † 22. September 1980 in Göttingen) gehörte zum Kreis der Widerstandskämpfern gegen Adolf Hitler, Diplom-Forstingenieur, Oberforstmeister, Rittmeister und zuletzt Gutsherr auf Remeringhausen am Deister, Rechtsritter des Johanniter-Ordens.
- Rainer Kirsch (* 1934 in Döbeln, Schriftsteller, Lyriker (Abitur 1953)
Literatur
- Klosterschule Roßleben: Zeitreise durch eine Traditionsschule, 120 Seiten, mit 160 Fotos und Bildern (tw. s/w), ISBN 3-932906-53-5