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Königspython

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Königspython

Königspython (Python regius)

Systematik
Klasse: Reptilien (Reptilia)
Unterordnung: Schlangen (Serpentes)
Überfamilie: Wühl-
und Riesenschlangenartige
(Boidea)
Familie: Pythonschlangen (Pythonidae)
Gattung: Eigentliche Pythons (Python)
Art: Königspython
Wissenschaftlicher Name
Python regius
(Shaw, 1802)

Der Königspython (Python regius) ist eine Schlangenart innerhalb der Familie der Pythons. Man nennt ihn auf englisch auch Ball Python, da er sich bei Gefahr oft zu der Form eines Balles zusammenrollt und seinen Kopf durch die Schlingen seines Körpers schützt. Die Art wurde 1802 von dem englischen Naturforscher George Shaw als Boa regia beschrieben.

Beschreibung

Königspythons sind die kleinsten Vertreter der Gattung Python, adulte Individuen haben meist Kopf-Rumpf-Längen von 1,0–1,5 m und erreichen maximal 2 m Gesamtlänge. Das Gewicht beträgt 1–2 kg. So hatten Weibchen in Togo eine mittlere Kopf-Rumpf-Länge von 116 cm und wogen im Mittel 1235 g.[1] Weibchen werden größer und schwerer als Männchen; in Nigeria hatten Weibchen ein Kopf-Rumpf-Länge von im Mittel 97,7 cm, Männchen erreichten im Mittel nur 82,7 cm.[2] In Togo waren geschlechtsreife Weibchen mindestens 95 cm lang (Kopf-Rumpf-Länge).[3]

Der Körper ist kräftig, der Schwanz kurz, auf ihn entfallen etwa 10 % der Gesamtlänge. Der breite Kopf ist deutlich vom Hals abgesetzt, die Schnauze ist breit gerundet. Von oben gesehen sind die großen Nasenlöcher am Kopf deutlich sichtbar. Das Rostrale ist groß und deutlich abgesetzt. Die Internasalia sind lang und zugespitzt. Die vorderen Präfrontalia sind ebenfalls groß und deutlich hervorgehoben. Dahinter folgt ein Band unregelmäßig geformter Schuppen, die wahrscheinlich die hinteren Präfrontalia darstellen. Das Frontale ist meist groß und zweigeteilt, kann aber auch nur als eine Gruppe unterschiedlich großer, unregelmäßiger Schuppen ausgebildet sein. Die Supraocularia sind groß und ungeteilt oder bestehen aus mehreren kleineren Schuppen.[4]

In der Seitenansicht befinden sich zwischen dem großen Nasale und dem Auge eine schwankende Zahl unterschiedlich großer Lorealia und zwei bis vier Präocularia. Es gibt drei bis vier Postocularia. Die Anzahl der großen Supralabialia kann zwischen 10 und 11 liegen, die ersten vier bis sechs zeigen tiefe Labialgruben mit ziemlich schmalen, schrägen Schlitzen. Entweder grenzen die fünfte oder sechste Supralabiale direkt an das Auge, oder zwischen diesen und dem Auge befindet sich eine Reihe von Subocularia. Die vorderen zwei bis drei Infralabialia zeigen rundliche Labialgruben.[4]

Die Anzahl der Bauchschuppen (Ventralschilde) variiert zwischen 191 und 207, die Anzahl der dorsalen Schuppenreihen in der Körpermitte zwischen 53 und 63.[4]

Die Grundfarbe des Körpers ist hell- bis dunkelbraun. Über die Rückenmitte verläuft ein mehr oder weniger kontinuierliches Band großer, gelblich brauner bis beigebrauner, runder oder langgezogener Flecken. An den Flanken weist die Art ebenfalls große, runde oder langovale, meist hell gerandete Flecken auf; häufig mit einem dunklen Zentrum. Der Kopf zeigt einen hellen, breiten Augenstreif von den Nasenöffnungen bis zum Hinterkopf; darunter schließt ein schwarzbraunes Band an, das bis zum Schnauzenwinkel reicht. Dieses wird hinter dem Auge durch ein weiteres helles Band nach unten begrenzt. Die Iris ist dunkelbraun, die Bauchseite ist cremefarben. Von oben gesehen sind die großen Nasenlöcher am Kopf deutlich sichtbar. Das [[Rostrale

Königspython, Portrait

Verbreitung und Lebensraum

Python regius ist über weite Teile Westafrikas und Zentralafrikas verbreitet. Das Verbreitungesgebiet umfasst in Westafrika den Senegal, Sierra Leone, Gambia, Elfenbeinküste, Burkina Faso, Ghana, Togo, Benin, Nigeria und Kamerun. In Zentralafrika kommt die Art in der Demokratischen Republik Kongo, Uganda und Sudan vor.

Die Art ist hinsichtlich ihrer Habitatwahl sehr anpassungsfähig und besiedelt den geschlossenen Tropischen Regenwald ebenso wie Savannen und landwirtschaftlich genutzte Gebiete.[5]

Lebensweise

Die Art ist dämmerungs- und nachtaktiv. Den Tag verbringen Königspythons in Verstecken, oft in Termitenhügeln oder Nagerbauten. Junge Individuen klettern gern, ältere Königspythons sind überwiegend bodenbewohnend.

Nahrung

Soweit bekannt, ernähren sich Königspythons ausschließlich von kleinen Säugern und Vögeln. Bei einer Untersuchung im Südosten von Nigeria ernährten sich Individuen unter 70 cm Gesamtlänge fast ausschließlich von Vögeln, während bei Tieren mit über 100 cm Länge fast ausschließlich Säuger als Nahrung nachgewiesen wurden. Insgesamt bestand die Nahrung der Männchen zu 70 % aus Vögeln, der restliche Anteil bestand aus Säugern, bei Weibchen lag der Vogelanteil bei nur 33 %. Dieser Unterschied wurde jedoch sekundär vor allem auf die im Mittel größeren Körpermaße der Weibchen zurückgeführt.

Unter den näher bestimmbaren erbeuteten Vögeln dominierten Tauben (Familie Columbidae), unter den näher bestimmbaren Säugern die Echte Streifengrasmaus (Lemniscomys striatus), die zu den Afrikanischen Weichratten gehörende Praomys tullbergi und weitere Echte Mäuse (Familie Muridae).[6]

Datei:Baby Python.jpg
Junger Königspython

Fortpflanzung

Königspythons legen 3–14 Eier, die Eiablage erfolgt in Bauten von Nagern oder Schildkröten. Eier von Wildfängen waren cremeweiß, wogen im Mittel 86 g und maßen im Mittel 6,9 × 4,2 cm.[7] Nach der Eiablage rollt sich das Weibchen auf den Eiern zusammen und sorgt durch Muskelzittern für gleichmäßige Temperaturen zwischen 30 und 31 °C.[8]

Die Brutbiologie der Art wurde an Wildfängen unbekannter Herkunft intensiv im Labor untersucht.[9] Zur Bebrütung rollt sich das Weibchen ähnlich einem Turban über dem Gelege zusammen, wobei der Kopf oben und im Zentrum liegt. Das Weibchen dreht das hintere Drittel des Körpers um etwa 90° nach außen, so daß die Eier zum Teil von der Bauchseite umfasst werden und so in einer Art Bruttasche liegen. Im Labor verließ das Weibchen die Eier nur zur Häutung und zum Trinken und nahm keine Nahrung auf.

Die Jungschlangen schlüpften in einem sehr engen Zeitintervall nach einer Brutdauer von 59–60 Tagen. Sie wogen beim Schlupf im Mittel 50 g und hatten eine Kopf-Rumpf-Länge von im Mittel 40 cm und eine Gesamtlänge von 43 cm. Die Jungschlangen begannen sehr variabel nach 20–40 Tagen zu fressen. Nach 6 Monaten hatte sich ihr Gewicht auf im Mittel 207 g mehr als vervierfacht, die Kopf-Rumpflänge betrug nun im Mittel 57 cm, die Gesamtlänge 62 cm.

Etymologie

Der Artname „regius“ leitet sich vom lateinischen Wort „rex“ (König) ab, während Python der Name einer Schlange oder eines Drachens der griechischen Mythologie ist. Der englische Name „Ball Python“ ist ein Hinweis auf das typische Abwehrverhalten der Königspythons, bei dem das Tier seinen Körper praktisch zu einem Ball zusammenrollt.

Gefährdung

Die Art wird in großen Mengen zur Ledergewinnung, zum Verzehr und für die Terrarienhaltung gefangen. Aufgrund ihrer geringen Reproduktion wird diese massive Nutzung als zunehmend bedrohlich für den Fortbestand der Art angesehen. Die Art wird aufgrund ihrer Schönheit, ihrer vergleichsweise geringen Größe und des geringen Verkaufspreises sehr häufig gehalten, ist jedoch als Pflegling keineswegs unproblematisch. In Gefangenschaft treten häufig Maulfäule, Lungenerkrankungen und bakterielle oder durch Einzeller verursachte Erkrankungen auf (Siehe auch Schlangenkrankheiten). Häufig verweigert die Art in Gefangenschaft auch das Futter.

Quellen

Einzelnachweise

  1. Aubret, F., X. Bonnet, R. Shine & S. Maumelat: Clutch size manipulation, hatching success and offspring phenotype in the ball python (Python regius). Biological Journal of the Linnean Society 78 (2); 2003: S. 263–272. doi:10.1046/j.1095–8312.2003.00169.x
  2. L. Luiselli & F. M. Angelici: Sexual size dimorphism and natural history traits are correlated with intersexual dietary divergence in royal pythons (Python regius) from the rainforests of southeastern Nigeria. Italian Journal of Zoology 65, 1998: S. 183–185
  3. Aubret, F. X. Bonnet, M. Harris and S Maumelat: Sex Differences in Body Size and Ectoparasite Load in the Ball Python, Python regius. Journal of Herpetology 39, Heft 2; 2005: S. 315–320
  4. a b c J. G. Walls 1998: The Living Pythons. T. F. H. Publications, 1998: S. 150 ff.
  5. vgl. z. B. Akani, Godfrey C., Ikomah F. Barieenee, Dario Capizzi and Luca Luiselli: Snake communities of moist rainforest and derived savanna sites of Nigeria: biodiversity patterns and conservation priorities. Biodiversity and Conservation 8, Heft 5; 1999: S. 629–642. DOI 10.1023/A:1008849702810
  6. L. Luiselli & F. M. Angelici: Sexual size dimorphism and natural history traits are correlated with intersexual dietary divergence in royal pythons (Python regius) from the rainforests of southeastern Nigeria. Italian Journal of Zoology 65, 1998: S. 183–185
  7. Ellis, T. M. & Mark A. Chappell: Metabolism, temperature relations, maternal behavior, and reproductive energetics in the ball python (Python regius). Journal of Comparative Physiology B: Biochemical, Systemic, and Environmental Physiology 157, Heft 3; 1987: S. 393–402. DOI 10.1007/BF00693366
  8. Aubret, F., X. Bonnet, R. Shine & S. Maumelat: Clutch size manipulation, hatching success and offspring phenotype in the ball python (Python regius). Biological Journal of the Linnean Society 78 (2); 2003: S. 263–272. doi:10.1046/j.1095–8312.2003.00169.x
  9. Ellis, T. M. & Mark A. Chappell: Metabolism, temperature relations, maternal behavior, and reproductive energetics in the ball python (Python regius). Journal of Comparative Physiology B: Biochemical, Systemic, and Environmental Physiology 157, Heft 3; 1987: S. 393–402. DOI 10.1007/BF00693366