Neurophilosophie
Als Neurophilosophie wird eine Stroemung innerhalb der zeitgenoesischen Philosophie des Geistes bezeichnet, die sich mit dem Zusammhang zwischen Gehirnvorgaengen und mentalen Phaenomenen auseinandersetzt.
Der Begriff ist aus dem Englischen uebernommen, wo er vor allem durch das 1986 erschienene Buch "Neurophilosophy" von Patricia Churchland bekannt wurde. Als weitere Vertreter dieses in vergangenen Jahren sehr aktiven Forschungsfelds sind Daniel Dennett, John Searle, David Chalmers und einige mehr zu nennen. Im deutschen Sprachraum sind unter anderem Thomas Metzinger und Gerhard Roth als durch diese Richtung beeinflusste Autoren bekannt geworden.
Zentrales Thema ist die Beziehung zwischen neuronalen Prozessen und bewusstem Erleben (in Form sogenannter Qualia). Dies stellt mithin eine Form des klassischen Leib-Seele-Problems dar. Die Besonderheit liegt in der breiten Akzeptanz naturwissenschaftlicher Konzeptionen einer materiellen Basis geistiger Phaenomene. Ziel ist die Schaffung einer Brueckendisziplin, mittels derer eine naturwissenschaftliche Erkundung aller mentalen Phaenomene, einschliesslich formaler Kognition und subjektiv-phaenomenaler Wahrnehmungen.
Als einige der Schluesselarbeiten gelten der Aufsatz "What is it like to be a bat?" des amerikanischen Philosophen Thomas Nagel, sowie das Buch "An astonishing hypothesis" (deutsch: "Was die Seele wirklich ist") des Nobelpreistraegers Francis Crick. Vor allem Letzterem ist ein gesteigertes Interesse an allen subjektiven mentalen Vorgaengen innerhalb der Neurowissenschaften zu verdanken. Zusammen mit dem amerikanischen Neurobiologen Christoph Koch proklamierte er die Herausarbeitung neuronaler Korrelate des Bewusstseins ("neuronal correlates of consciousness', NCC) als heuristisches Ziel. Bis heute sind mehrere Arbeiten ueber neuronale Grundlagen visueller Illusionen (optischer Taeuschungen) erschienen, die diesem Ziel sehr nahe kommen.