Ernst Poensgen
Ernst Poensgen (* 19. September 1871 in Düsseldorf; † 22. Juli 1949 in Bern), Großindustrieller.
Poensgen stammte aus einer Familie von Eisenindustriellen in der Eifel. Er studierte Bergbau- und Hüttenwesen an der Universität Straßburg, TH Berlin-Charlottenburg und der preußischen Bergakademie Berlin. Nach dem Studium trat er in die väterliche Firma ein und wurde 1900 Direktor des Blechwalz- und Stahlwerks in Düsseldorf-Lierenfeld. Nach mehreren Leitungspositionen initiierte er 1926 zusammen mit Emil Kirdorf und Fritz Thyssen die Gründung der Vereinigten Stahlwerke AG (Vestag, auch: Stahlverein). Die "Vestag" war ein Zusammenschluß von anfänglich sieben Firmengruppen (Thyssen, Phönix, Bochumer Verein u.a.). Der "Stahlverein" zählte mit 194 000 Beschäftigten 1937/38 zu den größten deutschen Unternehmen.
Poensgen war von 1926-35 stellvertr. Vorstandsvorsitzender und von 1935-42 Vorstandsvorsitzender. Ebenfalls 1926 schuf er mit Thyssen die "Internationale Rohstahl-Gemeinschaft", um die chronische Überproduktionskrise mit Kartellabsprachen zu mildern. Von den vielen Ämtern, die Poensgen als Interessenvertreter seiner Branche wahrnahm, sind besonders die Vorstandsmitgliedschaft des "Reichsverbands der deutschen Industrie" vor 1933 und die Mitgliedschaft des "Arbeitskreises der Eisen schaffenden Industrie für den Vierjahresplan" nach 1933 hervorzuheben.
Poensgen traf sich 1930 mit Hitler, beteiligte sich 1931 an der Bildung der "Harzburger Front" und legte am 28.1.1932 wieder mit Thyssen und Vögler auf Schloß Landsberg der NSDAP-Führung den Forderungskatalog der Vereinigten Stahlwerke vor. 1947 ordnete die britische Militärregierung die steckbriefliche Verfolgung Poensgens an, der er sich jedoch durch seine rechtzeitige Ausreise in die Schweiz entziehen kann. Die Vereinigten Stahlwerke wurden von den Briten als besonders gefährlich eingeschätzt - politisch, aber auch wirtschaftlich - und daher in mehrere Firmen aufgelöst.
Literatur
- Radandt, Hans (1970): Poensgen Ernst, in: Gerhart Hass u.a. (Herausgeberkollektiv), Biographisches Lexikon zur deutschen Geschichte. Von den Anfängen bis 1945. Berlin: Deutscher Verlag der Wissenschaften.
- Sohn-Rethel, Alfred (1992): Industrie und Nationalsozialismus. Aufzeichnungen aus dem »Mitteleuropäischen Wirtschaftstag«. Hrsg. und eingel. von Carl Freytag. Berlin: Wagenbach.