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Inzersdorf (Wien)

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Inzersdorf
Wappen Karte
Wappen von Inzersdorf

Inzersdorf war bis 1938 eine eigenständige Gemeinde und ist heute ein Stadtteil Wiens im 23. Wiener Gemeindebezirk Liesing.

Lage

Inzersdorf liegt beiderseits der Liesing südlich des Wienerberges. Flussaufwärts befindet sich die Wiener Bezirksteile Atzgersdorf und Erlaa, flussabwärts der Wiener Bezirksteil Rothneusiedl, der sich schon im 10. Bezirk (Favoriten) befindet. Der Ort liegt in einem flachen Schwemmland, wo sich durch den Fluss große Mengen Tegel und Ton ablagerten, die für die Ziegelwerke und die Baustoffindustrie einen wichtigen Rohstoff darstellten. Noch heute zeugen Seen wie der Stein- oder Schloßsee von dieser Vergangenheit, denn diese Seen sind ehemalige Abbaugruben einer geschlossenen Ziegelfabrik, die in ein Erholungsgebiet umfunktioniert wurden. Die Grundherrschaft bzw. das Gemeindegebiet von Inzersdorf erstreckte sich in seiner größten Ausdehnung im 19. Jahrhundert vom heutigen Antonsplatz im 10. Bezirks (südlich des Reumannplatzes) im Norden bis annähernd zur heutigen Stadtgrenze im Süden (Grenze zu den Grundherrschaften der heutigen orte Vösendorf, Leopoldsdorf, Ober‑ und Unterlaa), im Westen vom Bereich Alt Erlaa/Steinsee bis in die Gegend der Pottendorfer Linie im Osten. Bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts existieren auf dem Gebiet des heutigen Inzersdorf zwei Ortschaften, nämlich Inzersdorf und Willendorf. Letzteres wurde nach den Zerstörungen der Türkenbelagerung 1529 nicht wieder aufgebaut. 1773 entstanden beidseits der Triester Straße auf dem alten Gebiet von Willendorf die Keimzellen des neuen Ortsteils "Neustift-Straßenhäuser".

Geschichte

Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes erfolgte zwischen den Jahren 1120 und 1125 als Imicinesdorf beziehungsweise Ymizinisdorf. 1357 nannte man die Triester Straße Neustätter Weg. Inzersdorf war bereits 2,000 years vorher in der Nähe einer Hauptstraße. Sowohl während der Ersten als auch während der Zweiten Wiener Türkenbelagerung wurde Inzersdorf schwer zerstört. Maria Katharina von Kinsky brachte 12 Jahre später fremde Siedler in das zerstörte Dorf.

Das Dorf entwickelte sich unter den Gebrüdern Geyer von Osterburg zu einem Zentrum der protestantischen Lehre. Viele Wiener nützten die Gelegenheit nach Inzersdorf "auszulaufen", um dem Messgang in Wien zu entkommen. Nach vielfachem Besitzwechsel erbte der "Ziegelbaron" Heinrich von Drasche-Wartinberg 1857 die Herrschaft. Zur Zeit der Industrialisierung wurde der Ort ein wichtiger Industriestandort, der sich vor allem auf die Ziegelproduktion spezialisierte. Die Ziegelindustrie wurde größer und größer. 1872 wurden in den Fabriken bereits 100 Millionen Ziegel produziert. 1848 waren es bloß 16 Millionen Ziegeln gewesen.

Grund dieser Tatsache entschied man, die nördliche, stärker entwickelte Hälfte Inzersdorfs zum Ende des 19. Jahrhunderts in den heutigen 10. Wiener Gemeindebezirk Favoriten unter dem Namen Inzersdorf-Stadt einzugliedern.

Die Eingliederung von Inzersdorf-Stadt hatte eine große wirtschaftliche Schwächung des verbliebenen Orts zu Folge, da man unter anderem den Großteil der Ziegelwerke verlor. In den Folgejahren orientierte sich Inzersdorf wirtschaftlich vor allem an der nahe liegenden Stadt Liesing. Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden die ersten Fabriken. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich wurde Inzersdorf durch das Gesetz über die Schaffung von "Groß-Wien" vom 1. Oktober 1938 gemeinsam mit Liesing und 13 anderen Orten als 25. Bezirk nach Wien eingemeindet. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Inzersdorf 1954 als Teil des nunmehr aus wesentlich weniger ehemaligen Ortschaften bestehenden 23. Bezirks Liesing bestätigt.

Der Bezirk Liesing gehörte im Zweiten Weltkrieg zu den Wiener Bezirken, die am meisten unter den alliierten Bombenangriffen zu leiden hatten, da sich hier viele bedeutende Industrieanlagen befanden. Der Wiederaufbau machte bald große Fortschritte, 1947 hatte der Bezirk unter einer Typhusepidemie zu leiden.

Heute befindet sich wiederum ein großes Industriegebiet in Inzerdorf. Inzersdorf ist beispielsweise Standort des Wiener Großgrünmarktes (Magistratsabteilung 59), wo auf rund 300.000 m² landwirtschaftliche Erzeugnisse und Blumen gehandelt werden. Eine der bekanntesten Firmen aus Inzersdorf ist weiters Inzersdorfer, eine Firma für Fertiggerichte, die schon seit 1873 besteht und als "Erste österreichische Militärkonservenfabrik" gegründet wurde.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Ursprünglich befanden sich in Inzersdorf ein barockes Wasserschloss aus dem 17. Jahrhundert sowie ein in der Nähe errichtetes, etwas jüngeres Schloss. Das alte und neue Schloss Inzersdorf wurden jedoch beide unwiederbringlich im Zweiten Weltkrieg zerstört und mussten im Jahre 1965 abgetragen werden. Der ehemalige Schlosspark wird heute unter dem Namen Draschepark als öffentliche Parkanlage verwendet.

Als Motiv für die Gestaltung des für Inzersdorf bestimmten Teils des Liesinger Wappens wurde das Motiv von drei aus einem roten Herzen wachsenden Ähren gewählt, die links und rechts von einem goldenen Löwen und einem goldenen Pferd eingerahmt werden.

öffentliche Einrichtungen

Im Ortskern Inzersdorfs liegt die Volksschule Draschestraße. Das Schulgebäude wurde im Jahre 1912 erbaut. Früher war hier eine Hauptschule, ein Polytechnischer Lehrgang und ein Kindergarten untergebracht.

Nur einige Hausnummern entfernt ist das GRG 23 VBS Draschestraße untergebracht. Dieses Schulhaus wurde erst 1996 errichtet. Vorher war die Schule im 12. Bezirk Meidling unter dem Namen "GRG Singrienergasse 19–21" untergebracht. Damals stand auf dem heutigem Schulgelände eine Fabrik.

Weiters liegt im Ortskern die Pfarrkirche Inzersdorf-St. Nikolaus, die derzeit (Stand 2007) vom Pfarrer Nikolaus Zvonarich geleitet wird, der 2001 Bischofsvikar Karl Rühringer nachgefolgt ist.

In Inzersdorf gibt es zwei Apotheken, die Apotheke zur Mariahilf; und die Apotheke St Nikolaus, die nach der Pfarrkirche benannt ist.

Persönlichkeiten


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