Olympische Spiele der Antike
Die Olympischen Spiele der Antike waren ein bedeutendes Sportereignis des Altertums und Teil der Panhellenischen Spiele. Sie fanden von etwa 776 v. Chr. bis 393 n. Chr. alle vier Jahre, nach Ablauf einer Olympiade, im Sommer auf dem heiligen Hain von Olympia in der Landschaft Elis auf der Halbinsel Peloponnes statt.
Ursprung
Der Ursprung der Olympischen Spiele der Antike liegt vermutlich im 2. Jahrtausend v. Chr.. Der Überlieferung nach sollen die ersten Spiele im Jahre 776 v. Chr. stattgefunden haben. Dieser Zeitpunkt wurde im 4. Jahrhundert v. Chr. aus den Siegerlisten rekonstruiert. Ursprünglich gab es nur einen Wettlauf über die Distanz des Stadions (192,27 Meter). Der Sieger entzündete das Feuer auf dem Altar vor dem Zeustempel. Innerhalb des Tempels befand sich die Zeus-Statue des Phidias - eines der sieben Weltwunder. Die Spiele fanden alle vier Jahre statt und waren religiöse Feste mit umfangreichem Beiprogramm. Das antike Olympia bestand aus der Altis (heiliger Hain) sowie den unmittelbar angrenzenden Sportstätten und war schätzungsweise 30 Hektar groß. Die Periode zwischen zwei Spielen hieß Olympiade. Die Zählung nach Olympiaden wurde als Zeitmaß in der gesamten griechischen Antike verwendet.
Über die Entstehung der Spiele gibt es unterschiedliche Meinungen. Griechische Mythen erklärten mal Herakles, mal Pelops zu ihren Begründern. Am Giebel des Zeustempels von Olympia war das Wagenrennen dargestellt, in dem Pelops - nach dem die Halbinsel Peloponnes benannt ist - den König Oinomaos durch Betrug besiegt und getötet hatte. Angeblich richtete Pelops die Spiele ein, um sich von der Blutschuld am Tod des Königs zu reinigen. Nach neueren Forschungen gilt als wahrscheinlich, dass die Spiele auf kultische Feste zu Ehren Rheas, der Mutter von Zeus, zurück gehen. In Olympia befand sich ein Altar der Rhea.
Im 8. Jahrhundert v. Chr. wurden die Spiele durch die Könige Iphitos von Elis, Kleistenes von Pisa und Lykurgos von Sparta neu organisiert. Diese garantierten die heilige Waffenruhe, die während der Zeit der Spiele herrschte (Ekecheiria). Die heiligen Stätten von Olympia durften ohnehin nicht in Waffen betreten werden. Seit dieser Zeit fanden die Spiele alle vier Jahre statt.
Im Laufe der Zeit wurden die Olympischen Spiele ein sportliches und kulturelles Ereignis von überregionaler Bedeutung. Athleten aus der gesamten griechischsprachigen Welt der Antike traten hier gegeneinander an. Die Teilnehmer kamen aus griechischen Städten und Kolonien von der Cyrenaika und Süditalien bis Kleinasien und dem Schwarzen Meer. Nach der Eroberung Griechenlands durch die Römer nahmen seit 146 v. Chr. auch diese an den Spielen teil.
Bei den Wettkämpfen (Agonen) waren nur freie Männer zugelassen, die Vollbürger und ohne Blutschuld waren. Verheiratete Frauen und Unfreie durften weder als Wettkämpfer noch als Zuschauer teilnehmen. Bei Missachtung dieses Verbots drohte die Todesstrafe. Die einzige Ausnahme bildete die Priesterin der Demeter, die auf der Tribüne der Hellanodiken, der Kampfrichter, Platz nahm. Als Schutzmacht der Spiele fungierten Spartaner, während die Eleer für die Organisation zuständig waren.
Gymnische Wettbewerbe
Die gymnischen Wettbewerbe (gymnischen Agone) umfassen diejenigen Sportarten der Antike, bei denen die Athleten (athletes) nackt antraten (gymnos = nackt). Dies waren Leicht- und Schwerathletik. Diese Wettkämpfe wurden im Stadion, östlich der Altis, ausgetragen.
Laufwettbewerbe
Laufen ist die älteste Disziplin. Bei den ersten 13 Olympiaden war der Stadionlauf der einzige Wettbewerb, erst nach 15 Olympiaden kamen andere Disziplinen zu den Laufwettbewerben hinzu. Sämtliche Läufe wurden barfuß durchgeführt und im Hochstart begonnen, der Tiefstart war noch unbekannt. Die Länge einer Stadionbahn betrug 192,27 m, was 600 olympischen Fuß entsprach. Fehlstarts sollen mit Stockschlägen geahndet worden sein. Rundbahnen um ein zentrales Feld gab es in der Antike noch nicht - die Bahnen führten über die gesamte Länge des Stadions geradeaus. Beim Doppellauf musste jeder Athlet nach halber Distanz um eine Stange auf seiner Bahn wenden; zum Langstreckenlauf wurde wahrscheinlich jeweils eine Stange an den Laufbahnanfang sowie an das -ende gesteckt, um die alle Teilnehmer wenden mussten (Pendellauf). Die Teilnehmer beim Waffenlauf trugen ursprünglich die komplette Ausrüstung eines Hopliten, später mussten sie allerdings nicht mehr Speer und Beinschienen anlegen, sondern nur noch Helm und Schild waren vorgeschrieben.

ab:
- 776 v. Chr. - stadion: Kurzstreckenlauf (Stadionlauf) über ein Stadion (also 192,27 m)
- 724 v. Chr. - diaulos: Kurzstreckenlauf doppelter Länge (Doppellauf) (ca. 385 m)
- 720 v. Chr. - dolichos: Langstreckenlauf über 20 oder 24 Stadien (ca. 3845 m oder 4614 m)
- 520 v. Chr. - hoplitodromos: Waffenlauf über zwei Stadien (Hoplitenlauf) (ca. 385 m)
Beim antiken Fünfkampf - erstmals olympisch 708 v. Chr. - handelte es sich um eine Kombination von fünf Wettbewerben, die an einem Nachmittag abgehalten wurden. Dies waren:
- Diskos: antikes Diskuswerfen
- Halma: Weitsprung mit Sprunggewichten (wahrscheinlich Fünfsprung)
- Akontion: antikes Speerwerfen
- Stadionlauf
- Pale: Ringkampf
Wie der Sieger im Penthatlon ermittelt wurde, ist nicht eindeutig geklärt. Am wahrscheinlichsten ist aber, dass ein Athlet ausscheiden musste, wenn ein Konkurrent in drei Disziplinen jeweils besser platziert war als er. So konnte der Penthatlon bereits beendet sein, wenn ein Teilnehmer die ersten drei Disziplinen gewonnen hatte. Fiel die Entscheidung erst im Ringkampf, waren trotzdem einige Teilnehmer bereits ausgeschieden.
Schwerathletik
Zur Schwerathletik gehörten die Ring- und Faustkämpfe sowie die Disziplin Pankration, eine Kombination der beiden ersten Kämpfe. Es soll weder Pausen noch Zeitlimits gegeben haben. Beim Pankration durften bis auf Beißen und Bohren in den Augen alle Techniken angewendet werden. Die Entscheidungen fielen durch K.o. oder durch Handsignal des Aufgebenden.
ab:
- 708 v. Chr. - Ringkampf
- 688 v. Chr. - pygme - Boxen (Faustkampf)
- 648 v. Chr. - Pankration (Allkampf)
- 616 v. Chr. - Ringkampf und Boxen der Knaben
- 520 v. Chr. - Faustkampf der Knaben
- 200 v. Chr. - Pankration der Knaben
Pferdesportwettbewerbe
Die Pferdesportwettbewerbe (hippische Agone) wurden im Hippodrom neben der Altis ausgetragen. Geritten wurde ohne Sattel und Steigbügel. Die Gespanne bei den Wagenrennen wurden meist von Sklaven gelenkt. Den Siegesruhm erntete allerdings der "Herr" oder der Rennstallbesitzer. Dies waren meistens Aristokraten, denn der Pferdesport war kostenaufwändig. Die Rundenzahlen basieren auf der Annahme, dass die Laufbahn des Hippodroms abzüglich der Startvorrichtung bis zur Wende knapp unter 600 Meter lang war, sodass eine Runde eine Länge von 1154m (sechs Stadien à 192,27m) hatte. Dies scheint auf Grund der glatten Rundenzahlen logisch, ist allerdings umstritten.
ab:
- 680 v. Chr. - tethrippon - Viergespann über 12 Runden (ca. 13.843 m)
- 648 v. Chr. - Galopprennen über 2 Runden (ca. 2307 m)
- 500 bis 444 v. Chr. - apene - Zweigespann mit Maultieren
- 496 bis 444 v. Chr. - calpe - Stutenrennen über 8 Runden (ca. 9229 m)
- 408 v. Chr. - synoris - zweispänniges Wagenrennen
- 384 v. Chr. - Viergespann mit Fohlen über 8 Runden (ca. 9229 m)
- 268 v. Chr. - Zweigespann mit Fohlen über 3 Runden (ca. 3641 m)
- 256 v. Chr. - Fohlenrennen über eine Runde (ca. 1154 m)
Reglement und Zeremonien
Durch die größere Anzahl an Wettkämpfen wurden die Spiele im Laufe der Jahrhunderte von einem auf fünf Tage verlängert.
Zehn Monate vor Beginn der Wettkämpfe wurde in Elis ein Trainingslager eingerichtet. Die Athleten mussten dieses mindestens 30 Tage vor Beginn bezogen haben. Die Spiele selbst begannen immer nach dem ersten Vollmond nach der Sommersonnenwende - also im Hochsommer - mit einer Opferzeremonie. Die Athleten legten einen Eid ab, dass sie den Frieden der Spiele sowie ihre Regeln achten werden. Am Nachmittag des ersten Tages fanden die Wettkämpfe in Laufen, Ringen und Faustkampf statt. Am zweiten Tag fanden Wettreiten und Wagenrennen statt. Außerdem wurde der Fünfkampf, der den Höhepunkt der Spiele darstellte, ausgetragen. Am nächsten Tag wurden nach der Opferung eines Stiers die Laufwettbewerbe ausgetragen, zuerst der Langstreckenlauf, dann der einfache Kurzstreckenlauf und schließlich der Doppellauf. Am vierten Tag kämpften die Sportler in den Disziplinen Ringen, Boxen, Pankration und Waffenlauf um den Sieg. Am letzten Tag fanden eine Prozession der Sieger zum Zeus-Tempel sowie Siegesfeiern statt.
Man ist sich nicht einig darüber, ob durch Gewichte, die die Sportler bei einigen Disziplinen trugen, diese erschweren sollten. Die Sprunggewichte beim Weitsprung wurden laut Untersuchungen der Sporthochschule Köln eingesetzt, um mit Hilfe der speziellen Sprungtechnik eine größere Weite zu erreichen. Bei jedem der fünf Einzelsprünge ergab sich bei dem Test eine jeweils 15-30 cm größere Weite, sodass die einzig historisch belegte Weite von ca. 16 m auch für einen heutigen Sportler möglich wurde.
Beim Weitsprung wurden die Gewichte beim Anlauf vor dem Körper getragen, um sie im Moment des Abhebens mit einer Armbewegung nach hinten zu ziehen und im Flug loszulassen.
Die Sieger wurden mit einem Kranz aus Zweigen vom kotinos kallistephanos (dem wilden Ölbaum mit seinen heiligen Kränzen), der in der Nähe des Zeustempels stand, geehrt. Für Zweit- und Drittplatzierte gab es im Gegensatz zu den Olympischen Spielen der Neuzeit keine Ehrung. Nur der beste Sportler wurde gefeiert. Es wird von einigen Athleten berichtet, dass sie lieber sterben wollten als Zweiter bei den Olympischen Spielen zu werden. Die Sieger bei den Wettkämpfen wurden in ihrer Heimatstadt wie Helden gefeiert. Sie wurden privilegiert durch Bargeld, bürgerliche Ehrenrechte oder große Begräbnisse.
Aristoteles fertigte eine Liste der Sieger der Wettkämpfe an, was einer besonderen Ehre gleichkam.
Niedergang
Politische Konflikte innerhalb Griechenlands und der Einfluss des Römischen Reichs auf das antike Griechenland ab dem 2. Jahrhundert v. Chr. wirkten sich auch auf die Olympischen Spiele aus. Im Jahre 80 v. Chr. ließ der römische General Sulla die Spiele in Rom austragen, nachdem er Olympia und Delphi geplündert hatte, um seine Kriege zu finanzieren. Die Goldelfenbein-Statue des Zeus wurde geraubt und nach Konstantinopel gebracht. Vermutlich zum letzten Mal wurden die Olympischen Spiele der Antike im Jahre 393 n. Chr. ausgetragen, bevor der römische Kaiser Theodosius I. alle heidnischen Zeremonien verbieten ließ. Fest steht, dass die Spiele nicht nach 426 n. Chr. ausgetragen werden konnten, da ein Brand den Zeus-Tempel in diesem Jahr zerstörte. Invasionen durch Westgoten, Awaren, Vandalen und Slawen sowie Überschwemmungen des Kladeos, Erdrutsche des Kronos-Hügels und Erdbeben sind der Grund dafür, dass die antike Spielstätte erst 1766 wiederentdeckt wurde, bevor 1875 deutsche Ausgrabungen begannen.
Berühmte Athleten aus:
- Athen
- Aurelios Zopyros (Faustkampf der Junioren)
- Sparta
- Rhodos
- Kroton
- Astylos von Kroton (Läufer: Stadion-, Doppel-, Waffenlauf)
- Milon von Kroton (Ringkämpfer)
- Timasitheos von Kroton (Ringkämpfer)
- andere Städte
- Ausländer:
- Kaiser Nero (Wagenlenker eines Zehnspänners)
Literatur
- Ulrich Sinn: Das antike Olympia - Götter, Spiel und Kunst, München 2004, ISBN 3406515584
- Judith Swaddling: Die Olympischen Spiele der Antike, Stuttgart 2004, ISBN 315018293
- Ingomar Weiler: Der Sport bei den Völkern der Alten Welt, Darmstadt 1981, ISBN 3-534-07056-9
Weblinks
- Die fünf Olympischen Festtage
- Blut, Schweiß und Tränen (Die Olympischen Disziplinen)
- Die Superstars der Antike
- Das harte Los der Zuschauer (Anreise, Unterkunft, Hygiene)
- Ausstellung des Perseus Projektes