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Wien (Fluss)

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Wien
Kurz vor der Mündung
Kurz vor der Mündung
Lage: In Österreich
Länge: 34 km
Beginn: Kaiserbrunnberg (540 m ü. A.) bei (Rekawinkel)
Mündung: Wien - Donaukanal (155 m ü. A.)
Wichtige Nebenflüsse: Weidlingbach, Mauerbach, Lainzer Bach
Größere Orte am Fluss: Pressbaum, Purkersdorf, Wien
Befahrbarkeit
keine

Die Wien ist ein Fluss, der im westlichen Wienerwald bei Rekawinkel entspringt und östlich des Stadtzentrums von Wien, bei der Urania, in den Donaukanal mündet. Er hat eine Länge von 34 km und ein Einzugsgebiet von 230 km².

Geographie

Geologie

Aufgrund des 230 km² großen Einzugsgebiets im Sandsteingebiet des Wienerwaldes kann der normalerweise kleine Fluss in sehr kurzer Zeit auf das 2000-fache anschwellen, da der Untergrund kaum wasserdurchlässig ist und wenig Wasser speichern kann.

Verlauf

Datei:DSC00102.JPG
"Kaiserbründl" Wienflussquelle am Pfalzberg / Pressbaum

Die Wien entspringt als Dürre Wien in 520 Metern Höhe am Kaiserbrunnberg bei Rekawinkel. Sein Lauf liegt zirka zur Hälfte im Bundesland Niederösterreich und zur anderen Hälfte in Wien. Ab der Vereinigung des Pfalzauer Bachs oder Kalten Wien mit der Dürren Wien im Zentrum von Pressbaum heißt der Fluss nur noch schlicht Wien. Am Zusammenfluss mit dem Wolfsgrabenbach wird der Wienfluss zum Wienerwaldsee aufgestaut. Dieser See war ursprünglich zur Trinkwasserversorgung von Wien und Purkersdorf errichtet, und auch als solche lange in Verwendung, heute wird er als Rückhaltebecken genutzt. Nach Pressbaum fließt der Wienfluss kurz durch das Ortsgebiet von Tullnerbach und weiter durch das Stadtgebiet von Purkersdorf. Zuflüsse bis Wien sind: der Saubach, der Weidlingbach, der Brenntenmaisbach (Pressbaum), der Norbertinumsbach (Tullnerbach) der Wolfsgrabenbach, der Tullnerbach, der Tannbach, der große Steinbach, der Kleine Steinbach, der Deutschwaldbach, der Gablitzbach (Purkersdorf). Das Stadtgebiet von Wien erreicht die Wien am Mühlberg (Penzing). Zuflüsse in Wien sind: Der Wurzbach, der Mauerbach, das Rotwasser, der Grünauerbach, der Halterbach, der Lainzerbach, der Rosenbach, der Ameisbach, der Hirschenbach, wobei einige davon heute nicht mehr zu sehen sind und nicht mehr in den Wienfluss, sondern in die städtische Kanalisation fließen. Ab dem Umspannwerk Auhof bildet die Wien in der Folge die Grenze zwischen den orografisch linksufrigen Bezirken Penzing, Rudolfsheim-Fünfhaus, Mariahilf und Innere Stadt und den rechtsufrigen Bezirken Hietzing, Meidling, Margareten, Wieden und Landstraße.
Im weiteren Verlauf in Wien wurde der Wienfluss in ein künstliches Betonbett gelegt, um die bis zum Ende des 19.Jahrhunderts häufigen verheerenden Überschwemmungen zu verhindern (daran erinnert der Name der Vorstadt Gumpendorf im heutigen 6. Wiener Gemeindebezirk). Teilweise ist er in Wien auch komplett überbaut. Seine einzige Integration in eine naturnahe Umgebung ist das Gebiet des Wiener Stadtparks, wo er als gestalterisches Element genutzt wurde.
Im 13. Wiener Gemeindebezirk (Hietzing) gab es einen Mühlbach, an den noch die Feldmühlgasse erinnert.

Geschichte

Etwa ab dem Jahre 1100 siedelten sich viele kleine Mühlenbetriebe an den Ufern des Wienflusses an. Als Träger und Organisatoren traten die Grafen von Forrnbach auf. An die Mühlenbetriebe angeschlossen waren oft auch Weingärten und Wirtshäuser. Um die Mühlen siedelten sich Holz verarbeitende Betriebe an, da das Holz der Mühlen häufig erneuert werde musste. Zwei künstliche Arme des Wienflusses sind als stadtnahe Mühlbäche überliefert. Der eine zweigte beim Meidlinger Wehr ab und speiste die Dorotheermühlee in der heutigen Hofmühlgasse 7, die Kirchen- oder Angermühle in der Mollardgasse die Mollardmühle und die Dominikaner Mühle. Er mündete beim Gumpendorfer Wehr in den Wienfluss. Der zweite Mühlbach begann beim Gumpendorfer Wehr, floss durch Teile des heutigen Bezirks Wieden und betrieb die Schleif- und die Heumühle sowie die Bärenmühle. Regulierungsmaßnahmen wurden schon 1713 und 1781 (Projekt Bayer) anvisiert, doch kam es nur zur Aushebung eines tieferen Flussbettes durch Sträflinge und zur Uferbepflanzung mit Wieden und Akazien. Nach der katastrophalen Überschwmmung von 1862 wurde ein Generalkonzept ausgearbeitet, das neben der Donau- und Donaukanal- auch die Wienflussregulierung beinhaltete.

Umwelt

Verbauungen und Regulierungsmaßnahmen

Wienflussregulierung 1898

Bereits im Wienerwald bei Pressbaum wurde zur Hochwasserregulierung ein Stausee, der Wienerwaldsee errichtet. Im Westen Wiens bei Auhof wurde und wird versucht, den Abfluss der "Wien" durch Rückhaltebecken zu regulieren. Im Zuge der Renaturierung des Wienflusses bilden heute einige der Staubecken bereits ein großes Feuchtbiotop. Im Stadtgebiet von Wien verläuft der Fluss fast durchwegs in einem tiefen Betonbett. Dieses wurde in den Jahren 1895 bis 1899 errichtet, um die verheerenden Hochwässer des Flusses zu kanalisieren. Dies geschah zeitgleich mit dem Bau der Wientallinie der Wiener Stadtbahn, die ebenfalls in dem Betonbett der Wien, nur durch eine Mauer geschützt, verläuft. Für städtisches Abwasser wurden beidseitig des kanalisierten Flusses Sammelkanäle gebaut, die Cholerakanäle, die aber Überläufe ins Flussbett haben. Pläne, das Betonbett für Fußgänger und Radfahrer zugängig zu machen, wurden auf Grund der raschen Pegelveränderungen nur auf sehr kurzer Strecke und mit entsprechenden Warnanlagen umgesetzt.

Zwei junge Ingenieure, die Herren Atzinger und Grave, wollten den Wienfluss schiffbar machen. Sie veröffentlichten ihr Projekt 1874 bei Alfred Hölder, Beck’sche Universitätsbuchhandlung Wien. Mit Hilfe von 6 Wasserreservoirs wollten sie dem mickrigen Fluss genug Wasser geben. "Wien-Schiffahrts-Canal", Teile 1,9 m, breit 28,4 m ..... Schraubendampfer sollten hier unterwegs sein und nicht Personen, sondern Baumaterialien transportieren. Der damalige Oberbaurat Otto Wagner aber ließ den Wienfluss ab 1895 regulieren. (Aus: "Der Naschmarkt" Februar/März 2007).

In der Folge gab es immer wieder Pläne, das ausgemauerte Bett der Wien zu überwölben oder darin eine Stadtautobahn oder Schnellstraße zu errichten. Um die Jahrhundertwende 1900 war die überwölbte Wienzeile als Prachtboulevard in Richtung Schönbrunn angelegt. Die Verwendung des Wienflussbettes als Stadtautobahn wurde vor allem in den 1960er Jahren diskutiert. Bürgermeister Felix Slavik beendete allerdings diese Spekulationen mit einer Grundsatzrede beim Forum Alpbach am 2. September 1972.

Sehenswürdigkeiten

An der Wien liegen der Naschmarkt und das Theater an der Wien. Nach der Regulierung des Flusses hatte Otto Wagner die erwähnte Vision, aus der Wienzeile eine Jugendstil-Prachtstraße zu machen, davon zeugen seine Wienzeilenhäuser. Aus derselben Zeit gibt es auch Bauten von Jože Plečnik und Oskar Marmorek (Rüdiger-Hof).

Bilder

Literatur

  • Klaus Lohrmann: Die alten Mühlen an der Wien, Wien 1980
  • Karlheinz Roschitz( Text), Peter Dressler, Franz Zadrazil: Das Wiental, Wien-München 1983 ISBN 3-224-1 6027-6

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