Zum Inhalt springen

Schloss Güstrow

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 29. Oktober 2007 um 12:43 Uhr durch YourEyesOnly (Diskussion | Beiträge) (Änderungen von 84.140.125.235 (Beiträge) rückgängig gemacht und letzte Version von Poupée de chaussette wiederhergestellt). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Das Schloss Güstrow liegt in der Stadt Güstrow südlich von Rostock in Mecklenburg-Vorpommern. Es gilt als eines der bedeutendsten Renaissancebauwerke Norddeutschlands.

Schloss Güstrow, Blick über den Schlosspark

Das Schloss

An Stelle des heutigen Schlosses existierte bereits eine slawische Burganlage. Im Jahr 1307 wurde erstmals eine Burg der Fürsten von Werle erwähnt. Mit dem Aussterben der Fürsten von Werle kam die Burg 1436 in den Besitz der Herzöge von Mecklenburg und wurde deren zweiter Wohnsitz. Zu einem regionalen Zentrum der Renaissancekultur wurde der Ort aber erst, nachdem Teilungen des Herzogtums 1547 und 1552 unter die beiden Brüder Herzog Johann Albrecht I. und Herzog Ulrich die Einrichtung einer zweiten fürstlichen Hofhaltung notwendig gemacht hatten. In Güstrow regierte Herzog Ulrich von Mecklenburg, während die Linie seines Bruders in Schwerin ihre Residenz ausbaute. Herzog Johann Albrecht hatte dort und mit dem Fürstenhof (1553) in Wismar bereits seit den frühen 1550er Jahren die Formen der italienischen Renaissance in der Region eingeführt.

Im Jahr 1557 brannte der Südflügel der Güstrower Burg ab und bot so Herzog Ulrich die Gelegenheit, die alte Burg prächtig dem Rang ihres Besitzers entsprechend auszubauen. Für den Güstrower Neubau wurde der italienischstämmige Architekt Franz Parr (gest. 1580) aus Schlesien verpflichtet, der dort an dem von seiner Familie geleiteten Ausbau des Renaissanceschlosses in Brieg/Brzeg gearbeitet hatte. Ab 1558 entstand der Eingangsflügel auf der Westseite und die westliche Hälfte des zum Garten ausgerichteten Südflügels, und um 1565 war der Rohbau vollendet. Damals gab Franz Parr die Bauleitung ab und trat in die Dienste des schwedischen Königs; sein Bruder, der Bildhauer und Stukkator Christoph Parr z. B. arbeitete aber noch bis 1570 in Güstrow, bevor auch er in schwedische Dienste trat.

Ein erneuter Brand zerstörte 1586 auch den Nordflügel der alten Burg. Von 1587 bis 1591 erbaute der Niederländer Philipp Brandin den Nordflügel des Schlosses. 1594 erweiterte Claus Midow den Bau um den Ostflügel. Von 1628 bis 1630 war das Schloss Güstrow die Residenz von Wallenstein. Mit dem Bau von Torhaus und Schlossbrücke durch Charles Philipp Dieussart wurde 1671 der Schlossbau abgeschlossen.

Das Schloss wurde als programmatische Synthese älterer einheimischer Schlösser (unregelmäßiges Erscheinungsbild, Turmreichtum, vgl. z.B. Meißen, Torgau, Heidelberg) und Motiven italienischer und französischer Renaissancearchitektur gestaltet. Es handelt sich um einen aufwändig verputzten Backsteinbau, der an den Fassaden und im Inneren zahlreiche Formelemente aus der Antike (Säulenordnung, Rustika) aufnimmt und sie durchaus neu kombiniert. Die verwendeten Muster des Außenbaus werden auch im Inneren an den Deckenstukkaturen und in den Mustern der Fussböden wieder aufgenommen. Besonders erwähnenswert sind der stukkierte Hirschfries (1570er Jahre, Christoph Parr) und die Deckenstukkaturen (1620, Daniel Anckermann) im Festsaal des Schlosses. Beide sind teilweise mit aufgesetzten Figuren verziert.

Mit dem Aussterben der 1621 entstandenen Linie der Herzöge von Mecklenburg-Güstrow im Jahr 1695 kam Güstrow an die Herzöge von Mecklenburg-Schwerin, wurde deren Nebenresidenz und Wohnsitz der Kurtisanen des Hofes. Das Schloss wurde jedoch kaum noch genutzt und begann zu verfallen. 1795 musste der Ostflügel schließlich wegen Baufälligkeit abgebrochen werden. Ab 1800 erfolgte die Nutzung als Kriegslazarett und ab 1817 als Landesarbeitshaus, hier wurden nach der Bauernbefreiung nicht versorgte Personen untergebracht. Später wurde das Schloss in ein Altenheim umgewandelt. Im Rahmen dieser Nutzungen wurde die alte, prachtvolle Ausstattung vielfach umgebaut oder auch zerstört.

Von 1963 bis 1978 erfolgte durch die DDR eine umfassende Restaurierung des Schlosses. Seit 1972 wird das Schloss Güstrow als Museum für norddeutsche Kunst des Mittelalters, Jagd- und Prunkwaffen und zeitgenössische Kunst genutzt. Es ist heute einer der Standorte des Staatlichen Museums Schwerin. Der Schlosspark im Stil eines Renaissancegartens wurde ebenfalls restauriert und gehört zu den seltenen Beispielen einer solchen Gartenanlage in Deutschland.

Das Schloss Güstrow kann im Rahmen des Museumsbesuchs gebührenpflichtig besichtigt werden.

Die älteste Abbildung des Schlosses von 1585 findet sich auf der Rostocker Vicke-Schorler-Rolle (Archiv der Hansestadt Rostock).

Galerie

Literatur

  • Gernentz, Wilhelm: Studien zur Baugeschichte des Güstrower Schlosses. Güstrow 1963
  • Neumann, Carsten: Schloß Güstrow. Der historische Ort 14. Berlin 1995.
  • Hoppe, Stephan: Die ursprüngliche Raumorganisation des Güstrower Schlosses und ihr Verhältnis zum mitteldeutschen Schloßbau. Zugleich Beobachtungen zum "Historismus" und zur "Erinnerungskultur" im 16. Jahrhundert. In: Forschungen zu Burgen und Schlössern Bd. 5. Burgen und frühe Schlösser in Thüringen und seinen Nachbarländern. München, Berlin 2000, S. 129 - 148.
  • Erbentraut, Regina: Schloß Güstrow. Führer. Schwerin 1999.
  • Weingart, Ralf: Der Neubau des Güstrower Schlosses durch Franz Parr – „… wider die allte form, maß und gestalt“? In: Berswordt-Wallrabe, Kornelia von (Hrsg.): Schloss Güstrow. Kunst und Prestige 1556-1636, Katalog zur Ausstellung Schloss Güstrow, 6. Mai bis 6. August 2006. Schwerin 2006, S. 14 - 21.

Vorlage:Koordinate Artikel