Zum Inhalt springen

Erdbeben im Indischen Ozean 2004

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 28. Dezember 2004 um 01:03 Uhr durch JuergenL (Diskussion | Beiträge) (Reiseveranstalter holen Touristen zurück: linkfix). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Vorlage:Aktuell

Das Seebeben im Indischen Ozean am 26. Dezember 2004 erreichte um 1.58 Uhr MEZ (7.58 Uhr Lokalzeit in West-Indonesien und Thailand) eine Stärke von 9,0 auf der Richterskala mit Epizentrum vor der Küste Sumatras und verursachte durch seine Flutwellen verheerende Schäden in den Küstenregionen im Golf von Bengalen, Südasien und Südostasien. Auch in Ostafrika kamen Menschen um.

Epizentren und betroffene Küsten

Stärke

Epizentrum
Epizentrum

Das Beben vor Sumatra gehört mit einer Stärke von 9,0 auf der Richter-Skala zu den fünf stärksten aufgezeichneten Beben in der Geschichte (stärkstes: 1960 in Chile (9,5) [1]). Es folgten mehrere Nachbeben, darunter eines bei den Nikobaren mit einer Stärke von 7,3.

Die Seebeben, bei denen sich laut Angaben der BBC der Meeresboden auf einer Länge von 1.000 Kilometern um 10 bis 30 Meter nach oben bewegt hatte, lösten Flutwellen (Tsunamis) aus, welche die Küsten überschwemmten. Die Höhe der Flutwellen hängt stark von der jeweiligen Küstenbeschaffenheit ab. Die Quellenangaben über ihre maximale Höhe pendeln zwischen 6 und 10 Metern. Tsunamis können Geschwindigkeiten von weit über 800 Kilometern pro Stunde (vergleichbar mit der Reisegeschwindigkeit eines Flugzeugs wie dem Airbus A310) erreichen. Die zerstörerische Kraft liegt hierbei nicht primär in der Wellenhöhe, sondern in der Wellenlänge, die mehrere 100 km betragen kann. D.h. das Wasser zieht sich unter Umständen erst nach mehreren Minuten bis Stunden zurück.

Experten kritisierten, dass es im Indischen Ozean kein Warnsystem wie im Pazifischen Ozean gibt. Ihren Angaben zu Folge hätten mit einem solchen Warnsystem einige Tausend Menschen gerettet werden können.

Verlauf des Bebens

Stärke Datum Zeit (MEZ) Länge Breite Tiefe Region
5.4 27.12.2004 20:28:50 8.569°N 93.643°E 10 km Nikobaren
5.8 27.12.2004 15:46:45 12.356°N 93.502°E 10 km Andamanen
5.1 27.12.2004 12:57:53 8.068°N 92.285°E 10 km Nikobaren
5.4 27.12.2004 11:46:46 13.585°N 93.074°E 10 km Andamanen
5.2 27.12.2004 11:46:36 13.632°N 93.102°E 10 km Andamanen
5.9 27.12.2004 11:05:00 04.785°N 95.115°E 10 km Nordsumatra
6.3 27.12.2004 10:39:03 05.38°N 94.71°E 10 km Nordsumatra
5.4 27.12.2004 07:49:12 03.01°N 95.54°E 10 km Vor der Westküste von Nordsumatra
6.1 27.12.2004 01:49:26 12.98°N 92.45°E 10 km Andamanen
6.0 27.12.2004 01:32:13 5.50°N 94.46°E 10 km Nordsumatra
6.2 26.12.2004 20:16:53 2.77°N 94.16°E 10 km Vor der Westküste von Nordsumatra
5.6 26.12.2004 20:03:46 4.07°N 94.20°E 10 km Vor der Westküste von Nordsumatra
5.6 26.12.2004 16:12:21 6.70°N 93.02°E 10 km Nikobaren
5.7 26.12.2004 16:06:32 3.70°N 94.02°E 10 km Vor der Westküste von Nordsumatra
5.9 26.12.2004 15:48:41 13.60°N 92.87°E 10 km Andamanen
5.9 26.12.2004 14:56:37 2.79°N 94.46°E 10 km vor der Westküste von Nordsumatra
5.5 26.12.2004 13:11:55 11.59°N 92.45°E 10 km Andamanen
5.4 26.12.2004 13:09:41 12.21°N 92.62°E 10 km Andamanen
6.3 26.12.2004 12:05:01 13.542°N 92.877°E 10 km Andamanen
6.2 26.12.2004 11:19:30 13.455°N 92.791°E 10 km Andamanen
6.5 26.12.2004 10:20:01 8.867°N 92.382°E 10 km Nikobaren
5.8 26.12.2004 08:38:25 13.119°N 93.051°E 10 km Andamanen
5.7 26.12.2004 08:07:10 10.336°N 93.756°E 10 km Andamanen
5.7 26.12.2004 07:21:58 10.623°N 92.323°E 10 km Andamanen
7.3 26.12.2004 05:21:26 6.901°N 92.952°E 10 km Nikobaren
6.1 26.12.2004 04:08:42 13.808°N 92.974°E 10 km Andamanen
6.0 26.12.2004 03:51:59 12.511°N 92.592°E 10 km Andamanen
5.8 26.12.2004 03:36:06 12.139°N 93.011°E 10 km Andamanen
6.0 26.12.2004 03:22:02 8.838°N 92.532°E 10 km Andamanen
5.8 26.12.2004 03:15:58 12.375°N 92.509°E 10 km Andamanen
5.9 26.12.2004 02:48:47 5.393°N 94.423°E 10 km Nordsumatra, Indonesien
9.0 26.12.2004 01:58:51 3.298°N 95.779°E 10 km vor der Westküste von Nordsumatra

Quelle: USGS

Anmerkung: Am 23. Dezember 2004 fand ein von der Öffentlichkeit kaum beachtetes Erdbeben der Stärke 8.1 bei der Macquarieinsel (südlich Neuseelands) statt, das keine größeren Schäden verursachte.

Todesopfer und Zerstörungen

Datei:Seebeben 26 12 04 Laender.png
Betroffene Länder

In den Anrainerstaaten wurden Todesopfer und Zerstörungen wie folgt vermeldet: Insgesamt sollen nach Angaben der Nachrichtenagentur AP rund 23.700, laut indischem TV-Sender NDTV mindestens 30.000 Menschen ums Leben gekommen sein; Tausende werden noch vermisst. Über 50.000 Menschen sind verletzt und mindestens eine Million obdachlos.

Bangladesch

In Bangladesch ertranken mindestens zwei Kinder, nachdem ein Boot in stürmischer See gekentert war. Nach Berichten des Roten Halbmondes werden nur relativ geringe Schäden gemeldet, allerdings seien die Telekommunikationsverbindungen abgeschnitten.

Indien

Indien ist offenbar neben Sri Lanka und Indonesien mit zwischen 4.000 (Quelle: AP) und 6.900 (Quelle: tagesanzeiger.ch) Toten das Hauptgebiet des Unglücks. In den südlichen Bundesstaaten und auf den Andamanen und Nikobaren werden rund 3.000 (Quelle: NDTV, laut Angaben des örtlichen Polizeichefs) Tote befürchtet. Allein 1.705 Tote soll es im Bundesstaat Tamil Nadu gegeben haben (Quelle: AP). In Teilen von Chennai sollen die Hütten von etwa 2.500 Fischern zerstört worden sein.

Indonesien

In Indonesien, vor dessen Küste das Epizentrum des Bebens lag, werden bisher zwischen mindestens 4.448 (Quelle: AP, laut Behördenangaben) und 4.750 (dpa) Todesopfer angegeben. Besonders die Provinz Aceh ist unzugänglich. Allein auf Sumatra soll es fast 4.450 Tote geben (Quelle: ORF1).

Kenia

Selbst an der ostafrikanischen Küste Kenias soll es laut Reuters mindestens ein Todesopfer und weitere Vermisste gegeben haben. Beim Todesopfer soll es sich um einen Schwimmer eines kenianische Ferienresorts in Malindi handeln; es ist jedoch unklar, ob es sich um einen Kenianer oder einen ausländischen Touristen handelt.

Malaysia

Offenbar ist auch die malaysische Urlaubsinsel Penang betroffen, unter den Toten hier sollen auch Ausländer sein. Insgesamt war zunächst von 600 Toten die Rede. Bestätigt sind bislang 42 Tote (Quelle: AP, AFP) und 34 Vermisste.

Malediven

Zwei Drittel der Hauptinsel Malé sollen überflutet sein, der internationale Flughafen der Malediven wurde geschlossen. Einige Atolle sollen vollständig überflutet, die Gebäude ins Meer gespült worden sein. Der Notstand ist ausgerufen. Auf den Malediven gibt es 55 Todesopfern, 70 Personen werden vermisst (Behördenangaben).

Myanmar

Über Myanmar, ehemals Burma, liegen kaum Informationen vor. Erste Nachrichten berichten von einer großen Flutwelle, die auf die südliche Küste traf. Laut Reuters starben zehn Personen.

Seychellen

Auch auf den Seychellen soll es zu mindestens zwei Todesopfern gekommen sein.

Singapur

In Singapur gibt es keine Verletzten und die Insel selbst ist von dem Seebeben nur leicht betroffen.

Somalia und Réunion

Selbst an der afrikanischen Ostküste sind offenbar mindestens 38 Menschen ertrunken (Quelle: Reuters). Ferner sollen Boote gekentert sein. Regierungsstellen sprachen am Nachmittag des 27. Dezember von mehreren hundert Toten.

Sri Lanka

Sri Lanka, ehem. Ceylon, scheint von der Naturkastastrophe mit am stärksten betroffen zu sein. Krankenhäuser sind zum Teil nicht mehr in der Lage, Verletzte aufzunehmen. Es wurden vermutlich mehr als 10.200 Menschen getötet (Reuters, Behördenangaben), andere Quellen sprechen von mehr als 12.000 Toten (Quelle: Spiegel Online/NDTV), viele Menschen gelten allerdings noch als vermisst. Rund eine Million Menschen sind insgesamt betroffen. Der Notstand wurde ausgerufen. Anscheinend ist mehr als die Hälfte der Küste der Insel von den Flutwellen erfasst worden (Quelle: englische Wikipedia).

Ein besonderes Problem scheint sich aus den Minen zu ergeben, die im Bürgerkrieg zwischen der Regierung und der nach Autonomie strebenden Tamilen-Bewegung am Strand vergraben und nun aus dem Boden herausgespült worden sein sollen.

Thailand

In Thailand ist nach Medienangaben besonders die touristisch erschlossene Küste um Phuket und Phi Phi von den Flutwellen betroffen. Es gab unter Umständen mehrere tausend Tote. Laut thailändischen Behörden sind momentan 866 Todesopfer bestätigt, davon rund 30 Prozent Ausländer. Der Tod von drei Österreichern wurde bereits bestätigt. Auch unter den etwa 2.500 Verletzten sollen viele Ausländer sein. Von den zunächst vermissten mindestens 100 Tauchern konnten jedoch laut AFP 80 gerettet werden.

In den Flutwellen starb auch der Enkel des thailändischen Königs Poom Jensen. Die Leiche wurde mittels eines Privatjets nach Bangkok transportiert.


In der Zwischenzeit wurden sechs deutsche Todesopfer (vier in Sri Lanka und zwei in Thailand) gemeldet, das Auswärtige Amt hat diese aber noch nicht bestätigt. Weiterhin sind 3 österreichische Todesopfer zu beklagen.

Reaktion in Europa

Spendenaufrufe

Hilfsorganisationen in der ganzen Welt riefen zu Spenden auf:

Deutsche Spendenkonten:

Ärzte ohne Grenzen, Sparkasse Bonn (38050000), Konto Nr. 97097, Kennwort «Seebeben»

Aktion Deutschland Hilft (ADH), Bank für Sozialwirtschaft (370 20500), Konto Nr. 10 20 30, Kennwort «Seebeben Südasien»

CARE International Deutschland, Sparkasse Bonn (380 500 00), Konto-Nr. 44 040, Kennwort «Nothilfe Südasien»

Caritas International, Postbank Karlsruhe (660 100 75), Konto-Nr.202 753, Kennwort «Erdbeben-Südasien» http://spende.caritas-international.de

Christoffel-Blindenmission, Sparkasse Bensheim (509 500 68), Konto-Nr. 5050505, Kennwort «Südasien», http://www.christoffel-blindenmission.de.

Diakonie Katastrophenhilfe, Postbank Stuttgart (BLZ 600 100 70), Konto-Nr. 502 707, Kennwort «Erdbeben-Südasien» http://www.diakonie-katastrophenhilfe.de/spenden/

SOS-Kinderdörfer weltweit, Deutsche Bank München (700 700 10), Konto Nr. 111 1 111, Kennwort «SOS-Südasien», http://www.sos-kinderdoerfer.de

UNICEF, Bank für Sozialwirtschaft (370 205 00), Konto-Nr. 300 000, Kennwort «Erdbeben Asien», und: Geraer Bank eG (830 645 68), Konto-Nr. 12 45 929, Kennwort «Erdbeben Asien», http://www.unicef.de

World Vision, Volksbank Frankfurt (501 900 00), Konto-Nr. 2020, Kennwort «Tsunami Südasien» http://www.worldvision.de

Welthungerhilfe, Sparkasse Bonn (380 500 00), Konto Nr. 1115, Kennwort «Erdbeben Asien» http://www.welthungerhilfe.de


Österreichische Spendenkonten:

UNICEF, PSK: 15 16 500, BLZ: 60.000, Kennwort: "Flutopfer Kinder Asien".

Rotes Kreuz, PSK: 2.345.000, BLZ: 60.000, Kennwort: "Überflutung in Asien".

Ärzte ohne Grenzen, PSK: 930.40.950, BLZ 60.000, Kennwort: "Notfallfonds"

Caritas, PSK: 7.700.004, BLZ: 60.000, Kennwort: "Beben Südasien".

Diakonie, PSK: 23.13.300, BLZ: 60.000, Kennwort: "Flutkatastrophe".

Volkshilfe, PSK: 1.740.400, BLZ: 60.000, Kennwort: "Fluthilfe".

Arbeitersamariterbund, PSK 1.834.000, BLZ 60.000, Kennwort: "Fluthilfe in Südostasien"

Schweizer Spendenkonten:

Glückskette, PC-Konto 10-15000-6, Vermerk "Seebeben Asien"

Hilfen

Für die Opfer der Flutwellenkatastrophe stellt die Europäische Kommission drei Millionen Euro bereit. Damit sollen erste lebenswichtige Hilfsgüter finanziert werden. Die EU werde weitere Hilfe leisten, sobald das ganze Ausmaß der Hilfsbedürftigkeit einzuschätzen sei. Die Bundesrepublik Deutschland stellt eine Million Euro an Soforthilfe zur Verfügung. Die Republik Österreich stellt ebenfalls Hilfsgelder in der Höhe von 1 Million Euro zur Verfügung.

Caritas International und die Diakonie Katastrophenhilfe stellten für die Opfer der Erdbeben in Asien 300.000 Euro als erste Hilfe zur Verfügung. Die Diakonie Katastrophenhilfe versorgt unter anderem in den südindischen Bundesstaaten Tamil Nadu und Andra Pradesh 50.000 Menschen mit Essen, Trinkwasser und Hygieneartikeln.

Reiseveranstalter holen Touristen zurück

Die deutschen Reiseveranstalter sagten aufgrund der Katastrophe zunächst alle Reisen in die betroffenen Regionen ab.
Thomas Cook und TUI prüfen derzeit Evakuierungsmöglichkeiten für rund 6.000 deutsche Touristen in der Region. Eine erste Maschine der Thai-Airways aus Phuket mit deutschen Touristen an Bord landete am Montag morgen in Frankfurt, eine weitere Maschine der LTU mit 300 Touristen aus Colombo/Sri Lanka landete in Düsseldorf. Eine Maschine aus Malé/Malediven wird am Abend in Frankfurt erwartet.
Auf dem Flughafen in Colombo wurde inzwischen eine Zeltstadt für die Touristen errichtet, die dort auf ihren Heimflug warten. Marco Dadomo, Sprecher der LTU, berichtete von chaotischen Zuständen auf dem Flughafen, da zahlreiche Urlauber aggressiv reagieren würden. In den nächsten zwei Tagen sollen alle Touristen ausgeflogen werden.

Politische Reaktionen

Europäische Politiker wie die deutschen, österreichischen und französischen Präsidenten, Horst Köhler, Heinz Fischer und Jacques Chirac kondolierten ebenso wie der deutsche Außenminister Joschka Fischer, der österreichische Kanzler Wolfgang Schüssel und der russische Präsident Wladimir Putin.


Hilfsaktionen

Ein Erkundungsteam des Technischen Hilfswerks (THW) ist am 27.12. um 6 Uhr Ortszeit in der Krisenregion eingetroffen, um zu prüfen inwiefern die SEEWA im Katastrophengebiet helfen kann. Derzeit bereiten sich die Kräfte der SEEWA in Deutschland auf einen Einsatz vor und verladen z.B. Trinkwasseraufbereitungsanlagen auf LKWs um sie binnen 24 Stunden in der Krisenregion einsetzen zu können. Der offizielle Marschbefehl seitens der Bundesregierung ist jedoch noch nicht erfolgt.

Mitarbeiter von Caritas und Diakonie organisieren zur Zeit erste Hilfen wie Nahrungsmittel, Trinkwasser und Notunterkünfte für die Opfer berichtete Pfr. Joseph Selvaraj, Direktor der Caritas Tamil Nadu aus Südindien. Auch auf Sri Lanka und in Thailand sind die lokalen Partner vor Ort.

Ärzte ohne Grenzen schickte am Montagnachmittag einen Charterflieger mit 32 Tonnen Hilfsgütern von Ostende in die Krisenregion. Ziel ist Sumatra, man wartet jedoch noch auf die Landegenehmigung. Die Lieferung beinhaltet medizinische und sanitäre Hilfsgüter, die für 30.000 bis 40.000 Menschen reichen. Zudem reist ein Notfallteam, bestehend aus sechs Personen, in die Region. Darunter sind Wasserexperten, Logistiker und Mediziner (Quelle: Kurier).

Siehe auch