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Friedrich Hölderlin

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Johann Christian Friedrich Hölderlin (20. März 1770 - 6. Juni 1843) zählt zu den bedeutendsten deutschen Lyrikern. Sein Werk verbindet die Klassik und Romantik.

Leben

Hölderlin wurde in Lauffen am Neckar als Sohn eines Klosterpflegers und einer Pastorentochter geboren. Im Alter von 2 Jahren verlor er seinen Vater und als er neun ist, stirbt auch der zweite Mann seiner Mutter. Auf Wunsch der Mutter besuchte er eine Klosterschule, um Pfarrer zu werden, sowie einige theologische Seminare und Schulen in Nürtingen und Denkendorf. Während des Studiums am Tübinger Seminar schloss er mit den zukünftigen Philosophen Hegel und Schelling Freundschaft. Sie beeinflussten sich gegenseitig, und man hat gezeigt, dass Hölderlin wahrscheinlich die Aufmerksamkeit Hegels auf Heraklits Ideen über die Einheit der Gegensätze holte, die der Philosoph zu seinem System der Dialektik entwickeln sollte.

Aufgrund der begrenzten Mittel der Familie (seine Mutter war zweimal verwitwet) und seiner Neigung für eine kirchliche Laufbahn, war Hölderlin zunächst als Hauslehrer von Kinder wohlhabender Familien tätig. Hölderlin wollte nicht umbedingt Pfarrer werden und wurde 1793/94 Hauslehrer bei Charlotte von Kalb. 1794 besuchte er die Universität von Jena. In Jena trifft er 1797 Goethe und lernt einige Frühromantiker kennen.

Er wurde Hauslehrer der Söhne von Gontard, eines Frankfurter Bankiers, wo er dessen Frau Susette traf, die seine große Liebe werden sollte. Susette Gontard ist das Modell für Diotima seines Briefromans Hyperion.

Da sich Gontard öffentlich von Hölderlin bloßgestellt fühlte, musste dieser seine Tätigkeit im Haus des Bankiers beenden und fand sich in einer schwierigen finanziellen Situation (selbst als einige seiner Gedichte bereits mit Hilfe seines Gönners Schiller gelegentlich veröffentlicht wurden) und war auf eine gewisse Unterstützung seiner Mutter angewiesen. Schon damals wurde bei ihm das Leiden an einer schweren "Hypochondrie" festgestellt, eine Zustand, der sich nach seinem letzten Treffen mit Susette Gontard 1800 verschlechterte. Anfang 1802 fand er eine Tätigkeit als Hauslehrer der Kinder des Hamburger Konsuls in Bordeaux (Frankreich) und reiste zu Fuß dorthin. Seine Reise und den dortigen Aufenthalt feierte er in Andenken, einem seiner bedeutendsten Gedichte. Nach einigen Monaten jedoch kehrte er zurück nach Deutschland, da sich die Zeichen der Geistesstörung mit der Nachricht vom Tod Susettes im gleichen Jahr verstärkten.

1807 verstärkte sich seine Geisteskrankheit und er wurde in das Haus von Ernst Zimmer, einem Tübinger Tischler mit literarischen Neigungen gebracht, einem Bewunderer des Hyperion. In den folgenden 6 Jahre wohnte Hölderlin im Haus Zimmers in einer Turmstube oberhalb des schönen Neckartals (Hölderlinturm), versorgt von der Familie Zimmer bis zu seinem Tod 1843. Wilhelm Waiblinger, einem jungen Dichter und Bewunderer, ist eine eindrückliche Schilderung von Hölderlins Alltagsleben während dieser langen leeren Jahre zu verdanken.

Werk

Hölderlins Poesie, die heute als ein unbestrittener Höhepunkt der deutschen und abendländischen Literatur gilt, geriet sehr bald - auch durch seine Krankheit und seinen Rückzug - in Vergessenheit und obwohl seine Werke von seinen Freunden bereits zu Lebzeiten veröffentlicht, wurden sie für das verbleibende 19. Jahrhundert weitgehend ignoriert; Hölderlin galt als bloßer Imitator Schillers, als junger romantischer Melancholiker. (er wurde erst im 20. Jahrhundert von Norbert von Hellingrath wiederentdeckt).

Tatsächlich war Hölderlin ein Mann seiner Zeit, ein früher Verfechter der Französischen Revolution - in seiner Jugend am Tübinger Seminar errichtete er zusammen mit Mitgliedern des "republikanischen Vereins" einen "Baum der Freiheit" auf dem Marktplatz. Er war zunächst von Napoleon eingenommen, den er in einem seiner Verse huldigte (zeitgleich mit Beethoven, der die Eroica ursprünglich dem korsischen General widmete).

Wie Goethe und Schiller waren Hölderlins ältere Zeitgenossen begeisterte Verehrer der altgriechischen Kultur, hatten aber ein sehr persönliches Verhältnis zu ihr. Viel später erkannten Nietzsche und seine Nachfolger in Hölderlin den Dichter, der zuerst eine Erfahrung des orphischen und das dionysischen Griechenland der Mysterienreligionen begriff, die er ursprünglichen in der frommen Erfahrung des Pietismus seiner schwäbischen Heimat zu erfassen gesucht hatte. Für Hölderlin waren die griechischen Götter keine Götterplastiken im ästhetisierenden Verständnis des Klassizismus, sondern lebendig und real anwesend, auf wunderbare Weise Leben schaffend und schrecklich zugleich. Er neigte der griechischen Idee des tragischen Falles zu, den er bewegend in der letzten Stanze von Hyperions Schicksalslied ausdrückte.

In den großen Gedichten aus Hölderlins reifer Phase waren im Allgemeinen ausgedehnt und ohne Reimstruktur. Zusammen mit diesen langen Hymnen, Oden und Elegien - darunter Der Archipelagus, Brot und Wein und Patmos -, pflegte er auch kürzere Formen in den Epigrammen, in den Versen und in den kurzen Gedichten wie dem berühmten Hälfte des Lebens. In den Jahren der geistigen Umnachtung gelangen ihm gelegentlich gereimte Vierzeiler, manchmal von einer kindlichen Schönheit, die er mit Phantasienamen unterzeichnete.

Wirkung

Obwohl Hölderlins hymnischer Stil - der sich aus einem tiefen Glauben an das Göttliche ableitet - kaum übersetzbar ist, ohne parodistisch zu klingen, hat seine kürzere und fragmentarischere Lyrik ihren Einfluss auf die deutsche Poesie von Trakl an ausgeübt, und seine elegische Art hat in Rilke einen adäquaten Nachfolger gefunden.

Hölderlin erwarb zu Lebzeiten keinen besonders ehrenvollen Ruf durch seine Sophokles - Übersetzungen, die als unbeholfen und gekünstelt galten. Im 20. Jahrhundert zeigten Übersetzungstheoretiker wie Walter Benjamin ihre Bedeutung als neues - und einflussreiches - Modell poetischer Übersetzung.

Hölderlin war ein Dichter-Denker, der fragmentarisch über die poetische Theorie und philosophische Dinge schrieb. Und, obwohl seine Poesie nie "theorielastig" galt, haben einige seiner schwierigeren Gedichte bei ihrer Interpretation profunde philosophische Betrachtungen durch so unterschiedliche Denker wie Heidegger und Adorno ausgelöst.

Literatur

  • Hölderlin. Sämtliche Werke. Große Stuttgarter Ausgabe, Stuttgart 1946-1974