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Die Säulen der Erde (Spiel)

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Die Säulen der Erde
Kathedrahlenbausteine des Spiels
Kathedrahlenbausteine des Spiels
Daten zum Spiel
Autor Michael Rieneck, Stefan Stadler
Grafik Michael Menzel
Verlag Kosmos
Erscheinungsjahr 2006
Art Brettspiel, Autorenspiel
Spieler 2 bis 4
Dauer ca. 90 bis 120 Minuten
Alter ab 12 Jahre
Auszeichnungen

Spiel des Jahres 2007: Empfehlungsliste
Deutscher Spielepreis 2007: Platz 1
Niederländischer Spielepreis 2007: nominiert

Die Säulen der Erde ist ein Gesellschaftsspiel von Michael Rieneck und Stefan Stadler, das die Thematik des gleichlautenden Romans von Ken Follett aufgreift. Es reiht sich hinsichtlich Umsetzung, Thematik und Gestaltung zwischen den modernen Autorenspielen ein, welche zumeist historische Themen in taktisch ausgefeilte Spielprinzipien einbetten. Durch die Auszeichnung mit dem deutschen Spielepreis 2007 und der Aufnahme in die Empfehlungsliste der Jury des Spiel des Jahres erlangte die Brettspielumsetzung ein weites Maß an Bekanntheit. Aufgrund des kommerziellen Erfolges hat der Kosmos-Verlag ein Jahr nach der Erstverlegung ein erstes Erweiterungpaket herausgebracht.

Hintergrundgeschichte

Das Spiel versetzt die Spieler an den Anfang des 12. Jahrhunderts wo sie im Auftrag eines Prioren den Bau einer Kathedrale in der fiktiven Stadt Kingsbridge nacherleben. Als erfahrene Baumeister angeheuert gilt es zusammen mit den anderen Baumeistern das monumentale Bauwerk fertigzustellen und dabei nach Möglichkeit den gewichtigsten Anteil am Bau zu leisten. Angeheuerte Arbeitskräfte müssen gemäß dem aktuellen Rohstoffbedarf Stein, Holz und Sand abbauen. Kommen andere Arbeiter zuvor, verbleibt nur noch der Einkauf am Rohstoffmarkt. Doch Löhne für gute Handwerker und die königlichen Steuern schneiden zusätzlich ins Budget. Auch sonst sind die Arbeitsbedingungen angespannt: von einem strengen Winter bis zum Einsturz bereits erbauter Kathedralenteile reicht die Spanne der eintretenden Ereignisse.

Inhaltlich orientiert sich das Spiel damit sehr stark an der Romanvorlage von Ken Follett. Lediglich die Hauptfigur des Tom Builder wurde zugunsten der Möglichkeit für die Spieler selbst die Rolle eines Baumeisters einzunehmen als solche nicht übernommen. Sowohl die in der Umgebung der Kathedrale eingezeichneten Ortschaften als auch diverse namentlich erwähnte Figuren sowie die eintretenden Ereignisse finden sich auch in dem zugrunde liegendem Stoff.

Spielablauf

Eine Spielpartie besteht aus sechs Spielrunden, welche jeweils mit dem Bau eines weiteren Teils der Kathedrale beendet werden. Im Laufe des Spieles erwächst so in der Mitte des Spielplanes ein hölzernes Monument, mit dessen Vollendung auch das Spiel sein Ende findet. Wer bis dahin über die Spieldauer hinweg die meisten Siegpunkte für sich verbuchen konnte, gewinnt das Spiel.

Nachdem sich zum Rundenanfang reihum die Spieler mit neu aufgedeckten Handwerkern ausgerüstet oder ihre Arbeiter zu den Rohstoffstädten entsandt haben, beginnt die spielbestimmende Spielphase: für jeden Spieler werden drei Baumeisterfiguren seiner Farbe in ein Leinensäckchen getan und nach und nach blind gezogen. Der entsprechende Spieler entscheidet daraufhin, wohin er den Baumeister entsenden möchte. Rund um Kingsbridge können die Baumeister an verschiedenen Orten Vorteile für den Spieler bestreiten. So kann eine Entsendung zum Bischofssitz vor negativen Ereignissen schützen, ein frühes Auftreten am Markt eine gute Rohstoffverfügbarkeit sichern oder ein Bote zum Königshof eine Steuerbefreiung einbringen. Aber auch neue Handwerker oder verschiedene Vorteilskarten können durch einen ausgeschickten Baumeister erworben werden. Da die meisten Orte nur von einem Baumeister besucht werden können, hat ein Spieler, dessen Baumeister früh gezogen werden, Vorteile. Zum Ausgleich kostet das Aussenden der Baumeister um so mehr, je früher sie ins Spiel kommen. Kann oder möchte ein Spieler einen früh gezogenen Baumeister nicht einsetzen, wird er zunächst zurückgestellt und wird nach allen anderen ins Spiel gebracht.

Sind alle Baumeister verteilt, werden die 14 Stationen rund um die Kathedrale der Reihe nach ausgewertet. Letzte Station ist dabei der Kathedralenbau. Hier darf jeder Spieler durch seine Handwerker die erlangten Rohstoffe gemäß ihrer Fertigkeiten an der Kirche verbauen. Um so hochwertiger die Materialien und die Künste des Handwerkers sind, um so mehr Siegpunkte erlangt der Spieler für die Hilfe am Bau. Da während des Spieles immer neue und vor allem bessere Handwerker hinzukommen, nimmt auch von Runde zu Runde die von den Spielern erreichte Anzahl an Siegpunkte zu. Der Vorsprung einzelner Spieler in den ersten Runden wird somit also relativ kleiner, wodurch die Spannungskurve während des Spieles gehalten wird.

Weiteres maßgeblich spannungsbildende Element ist die breite Verfügbarkeit an Möglichkeiten während des Ziehens der Baumeister. Es sind völlig unterschiedliche Taktiken denkbar, welche zu einen Spielgewinn führen können. Als Spieler kann man sich auf wenige Rohstoffe konzentrieren, zu welchen man gezielt geeignete Handwerker zukauft, ebenso erfolgsversprechend kann es aber auch sein, durch Verkäufe am Markt ein Goldvermögen aufzubauen, mit welchem man sich durch geeignete Handwerker wie einen Goldschmied ebenso Siegpunkte sichern kann.

Das Spiel zu zweit

Im Gegensatz zu den meisten vergleichbaren Brettspielen sehen die Regeln auch ein Spiel für zwei Spieler vor, ohne dass dafür der Ablauf wesentlich modifiziert werden muss. Allerdings ergeben sich leicht verschobene Spielsituationen, da insbesondere für die Verteilung der Baumeister weniger Konkurrenz im Spiel ist, was teilweise kritisiert wird.[1] Dennoch ist es eher unüblich, dass ein großes Brettspiel für zwei Spieler gut spielbar bleibt.

Spielmaterial

Die Arbeiterfiguren sind ähnlich denen im populären Legespiel Carcassonne gehalten.
Die unterschiedlichen Rohstoffe werden durch verschiedenfarbige Holzsteinchen repräsentiert.

Das Spielmaterial ist im Vergleich zu anderen Spielen gleicher Preisklasse hochwertig. Die Spielsteine und -figuren sind ausnahmslos in Holz gehalten, was für den Hersteller einen Aufpreis zu Kunststoffausführungen bedeutet. Auch hätte man prinzipiell bei der Anzahl der beigelegten Spielsteine sparen können. Die Holzkathedrale selbst erfüllt keinen spielentscheidenden Zweck - sie dient lediglich als Rundenzähler. Ein handelsüblicher sechsseitiger Spielwürfel hätte diese Aufgabe ebenso erfüllt.

Im einzelnen im Spiel enthalten sind:

  • 1 Spielplan
  • 1 Kathedrale aus 6 Einzelteilen
  • 12 Baumeister, je 3 in den 4 Spielerfarben
  • 32 Arbeiter, je 1 großer und 7 kleine in den 4 Spielerfarben
  • 5 neutrale Arbeiter
  • 82 Baustoffe in den 4 Rohstoffarben
  • 8 Markierungsscheiben als Siegpunkt- und Goldzähler
  • 1 Kostenstein
  • 36 Handwerkerkarten
  • 9 Baustoffkarten
  • 16 Vorteilskarten
  • 10 Ereigniskarten
  • 4 Übersichskarten
  • 1 Spezialwürfel
  • 1 Stoffbeutel

Illustrationen

Das Spiel lebt neben Umsetzung und Thematik vor allem von seiner lebendigen Gestaltung. Der für die grafische Umsetzung verantwortlich zeichnende Michael Menzel bringt den selben detailverliebten Stil ein, welchen auch den von ihm illustrierten Spiel des Jahres Thurn und Taxis sowie das Spiel Jenseits von Theben prägen. Nicht zuletzt die Grafik soll den Romanautor Ken Follet dazu bewegt haben, die Rechte für eine Brettspielversion seines Romans zu vergeben.[2]

Weiterhin wurde angestrebt, neben dem Ausschmücken des Spiels auch den Spielern einen in jeder Hinsicht guten Überblick zu ermöglichen. So wurden die verschiedenen Handwerker ihren Rohstoffen nach unterschiedlich koloriert. Steinverarbeitende Arbeiter sind graublau gehalten, Handwerker für die Holzverarbeitung hingegen rotbraun.[3]

Siehe dazu auch: Die Säulen der Erde, Entstehung einer Spielkarte (Homepage des Atelier Michael Menzel)

Entstehungsgeschichte

Die Entwicklung des Spieles hat von den ersten Ideen der Autoren an mehr als zwei Jahre in Anspruch genommen.[2] Nach guten Erfahrungen beim Entwurf von Gesellschaftsspielen nach Romanvorlagen, welche der Autor Michael Rieneck schon bei den Spielen Dracula und In 80 Tagen um die Welt gesammelt hat, wurde auch Die Säulen der Erde von Anfang an anhand der gegebenen Inhalte entworfen. Die Lizenzierung des Romans erfolgte dabei im Entwicklungsprozess erst vergleichsweise spät,[4] was allerdings als kein großes Risiko eingestuft wurde, da man das Spielprinzip auch auf ein anderes oder ähnliches Thema hätte adaptieren können. Für den zweiten Autor Stefan Stadler ist Die Säulen der Erde die erste Veröffentlichung, bei der er explizit als Autor genannt wird,[5] obwohl er schon zuvor an mehreren Brettspielen von Michael Rieneck mitgewirkt hat.[2]

Kritik

Kritikpunkt: Die Baumeister werden blind aus einem Leinenbeutel gezogen.

Ken Follett selbst äußerte sich, nachdem er das Spiel vor der Veröffentlichung mit seiner Familie probegespielt hat[2][6]:

„Ich muss zugeben, ich hätte mir nie vorstellen können, dass ‚Die Säulen der Erde‘ eines Tages als Brettspiel erscheinen würde. Aber es funktioniert wunderbar und wir alle haben sehr viel Spaß damit.“

Auch in einem überwiegenden Teil unabhängiger Spielerezensionen schnitt Die Säulen der Erde sehr gut ab.[7][8][9] Nicht zuletzt deswegen wurden Auszeichnungen wie der Erhalt des Deutschen Spielepreis schon vorab als wahrscheinlich angesehen. Dennoch wird an einzelnen Spielelementen Kritik geübt, insbesondere die Reihenfolge für das Ziehen der Baumeister kann ein Ungleichgewicht schaffen.[1] Unabhängig von der Taktik des Spielers ist es nicht unwahrscheinlich seinen ersten Baumeister erst zu bekommen, wenn ein Großteil der gewünschten Plätze bereits vergeben ist. Eine Planung über mehrere Spielzüge wird so erschwert. Die Jury des Spiel des Jahres bemängelt dazu[10]:

„Trotz aller taktischen Möglichkeiten gibt es einen starken Glücksfaktor, was Emotionen schafft.“

Insgesamt erhielt Die Säulen der Erde bei der Bekanntgabe des Spiel des Jahres nur einen weniger prestigeträchtigen Platz auf der Empfehlungsliste.

Erweiterungen

Die Säulen der Erde – Die Erweiterung
Daten zum Spiel
Autor Michael Rieneck, Stefan Stadler
Grafik Michael Menzel
Verlag Kosmos
Erscheinungsjahr 2007
Art Erweiterungspaket,
nur mit dem Grundspiel spielbar
Spieler 2 bis 6
Dauer ca. 90 bis 120 Minuten
Alter ab 12 Jahre

Zu den internationalen Spieltagen 2007 in Essen wurde als erstes Zusatzpaket Die Säulen der Erde - Die Erweiterung vorgestellt.[11] Die nur mit dem Grundspiel zusammen spielbare Materialerweiterung besteht aus einem zusätzlichen Spielplan und neuen Handwerkern. Darüber hinaus liegen Spielsteine in weiteren Farben bei, um auch ein Spiel mit fünf oder sechs Spielern zu ermöglichen. Die Regeln der Erweiterung sehen kaum Änderungen zum Grundspiel vor. Der neue Spielplan wird neben den Hauptspielplan gelegt und bietet vier neue Möglichkeiten, die Baumeister einzusetzen. Am neuen Handelshafen kann nun lukrativer als bisher am Markt verkauft werden, es können Baumeister nach Frankreich entsendet werden, um sich dort Inspirationen in Form einer besonderen Vorteilskarte zu holen oder der Spieler kann seine Arbeiter auf einen Kreuzzug schicken, anstatt Rohstoffe zu sammeln.

Die einzige gravierende Regeländerung betrifft das bisher oft kritisierte Einsetzen der Baumeister. Die Regeln weichen insofern vom Grundspiel ab, als dass jeder Spieler nur noch zwei Baumeister in den Beutel legt. Sobald nun von einem Spieler ein Baumeister gezogen wird, stellt er seinen verbliebenen Baumeister von hinten angefangen auf eine auf dem Spielfeld aufgezeichnete Leiste. Sind alle Baumeister aus dem Beutel gezogen, wird diese Leiste von vorne nach hinten abgearbeitet. Der Spieler, welcher zuerst einen Baumeister stellen durfte, hat nun also zusätzlich zu den höheren Einsetzkosten den Nachteil, seinen dritten Baumeister erst als letztes platzieren zu können.

Einzelnachweise

  1. a b Spielezeitschrift Spielbox 5/2007 S. 12 f. ISSN 0721-6777
  2. a b c d Interview mit den Spieleautoren Michael Rieneck und Stefan Stadler
  3. Interview mit dem Illustrator Michael Menzel
  4. Interview mit dem Spieleautor Michael Rieneck
  5. Ludographie von Stefan Stadler in der Luding-Datenbank
  6. Abdruck auf dem Spielkarton der ersten Auflage von Die Säulen der Erde, 2006, Kosmos Verlag
  7. Rezension auf Achims End
  8. Rezension bei Holgs Spieleteufel
  9. Rezension beim Institut Juleiqua
  10. Broschüre: "Spiel des Jahres, ausgezeichnete Spiele 2007"
  11. Online-Presseinformation der Spielezeitschrift Spielbox zur ersten Erweiterung