Bonner Stadtbefestigung

Die Bonner Stadtbefestigung schützte in der Vergangenheit die Stadt Bonn. Ein mittelalterlicher Mauerring wurde im 17. Jahrhundert durch barocke Festungsanlagen ergänzt. Das bekannteste verbliebene Teilstück dieser im Stil des Barock errichteten Anlagen ist der Alte Zoll. Auch an einigen anderen Stellen im Stadtgebiet sind Reste erhalten geblieben.
Geschichte
Mittelalter
Neuzeit

Zu den Gründen für die Verstärkung der 300 Jahre bewährten mittelalterlichen Stadtmauer mögen die Bedrohung durch die Rheinschanze Pfaffenmütz an der Siegmündung und der Verlauf des Dreißigjährigen Krieges, insbesondere in den Jahren 1642–44, zählen. Die Fortschritte in der Herstellung von Geschützen zwangen damals viele Städte zum Bau von Befestigungen mit verringerter Trefferfläche durch ein entsprechend geneigtes Mauerwerk.
Ein federführender Hauptbaumeister ist für die barocke Befestigung nicht bekannt, erkennbaren Einfluss hatten das Münchener Bauwesen im Umfeld von Kurfürst Ferdinands Verwandtschaft und der zeitgenössische Festungsbau von Sébastien Le Prestre de Vauban. Die meisten beteiligten Ingenieurs-Offiziere entstammten der italienischen oder französischen Schule. 1688 wurde Ing. Thomas de Choisy, Gouverneur von Saarlouis, als der „Erste Mann nach Vauban“ genannt. 1701 hielt der Kurfürst Joseph Clemens die formelle Leitung inne.
1622/23 wurde mit dem Bau der Bastionsbefestigung am Stockentor begonnen. Von 163 bis 1642 entstand die Zollbastion im Bereich des ehemaligen Renaissance-Zollgebäudes aus der Zeit des früheren Kölner Kurfürsten Salentin von Isenburg. Von 1644 stammt die erste gesicherte Erwähnung des Alten Zolls im Urplan der Festungsanlage.
Bei den Besetzungen Bonns in den Jahren 1672/73, 1688/89, 1703 und 1811 kam es teilweise zu Zerstörungen an der Anlage, den schwersten 1689, und nachfolgenden Wiederinstandsetzungen. Im 18. Jahrhundert war der Alte Zoll als „Schlossterrasse“ beliebt.
Erhaltene Anteile

Mittelalterliche Stadtmauer
2006
Ebenfalls mit einer Bronzetafel und Zeichen im Pflaster versehen wurde auch die nach Verleihung der Stadtrechte durch Erzbischof Konrad von Hochstaden am 18. März 1244 errichtete Stadtmauer, von der ein originaler Mauerturm (s.u.) erhalten blieb (Gangolfstraße).
um 1900
Das auf Protest von Kaiser Wilhelm II. dort geschaffene Stadtmauerensemble (auch Ludwig I. hatte in Bayern einen wesentlichen Einfluss auf die zeitgenössischen Denkmalschutz-Bestrebungen und die Gesetzgebung) verweist mit dem feldseitigen Spitzbogentor und wichtigen Bauteilen auf das frühere Sterntor, zitiert die charakteristischen Rundbogenstellungen und ist ein sehr beliebtes Fotomotiv. In vielerlei Variationen der „Lichtblicke“-Installation 2002 der Lichtkünstler Regine Vogel / Johannes Dinnebier erstrahlte es von innen und außen neu.
Das Ecktürmchen und der umlaufende Zinnenkranz lassen es selbst schon als ein Zeugnis der Stilrichtung des Historismus um 1900 erscheinen (Vivatsgasse).
1987/88
Gegenmauer zur mittelalterlichen Befestigung (Contrescarpe) vor Ort als Sitzmäuerchen in der neuen Fußgängerzone. Hinweis im Bodenbelag: Standort inneres Sterntor (Friedensplatz)
1993
Sterntorbrücke: Pflastermarkierung von Befestigungswerk und Brücke (1662) (Sterntorbrücke)
Nicht direkt sichtbar, aber zu ahnen ist der Verlauf der Stadtmauer im Stadtbild entlang der Theaterstraße in der Gegend der Beethovenhalle zum Rheinufer hin.
Barocke Stadtbefestigung
Seit 2000
Ein Clou: In der Kaiserpassage kann man nun durch die Kurtine/Courtine der Bastionen Ferdinand und Cassius (1642) hindurchgehen. Zugang über die Wesselstraße, den Martins- oder Kaiserplatz.
(Bronzeplan-Foto: Zwischen A und B)
2006
Die Bronzeplatte und Markierungen mit Bodensteinen erinnern an den den Verlauf der südwestlichen Face der Bastion Cassius (1642) in der Fußgängerzone (Gangolfstraße).
1972
Bei Bauarbeiten wird die Bastion Maximilian / „Botterweck“ (1642–48) erkennbar. Deren Südostecke (Kurtinenwinkel) wird später in einem Galeriegeschäft sichtbar belassen (Maximilianstraße westlich der Poststraße bei der Cassiuspassage in der Cassiusbastei).
(Bronzeplan-Foto: Links von Nr. 1)
1989
Bastionsbrunnen mit dem bronzenen Grundriss nahe der Kurtine Bastion Maximilian – Bastion Heinrich. Dahinter guter Aussichtspunkt (Windeckstraße westlich eines Textilkaufhauses, Florentiusgraben)
(Bronzeplan-Foto: Bei Nr. 3)
1999
Ein Teil der Kurtine der Bastionen Heinrich und Sterntor / St. Maria (1658–64) ist in der neuen „Mälzerei“ im Keller einer Brauhaus-Gaststätte freigelegt worden (Sterntorbrücke 4).
(Bronzeplan-Foto: Bei Nr. 4)
Seit 1996
Die nördliche und südliche Face am Annagraben der Bastion Sterntor / St.Maria (1658–64) bildet ein Gegengewicht zu den neuen Justizgebäuden. Ein weiterer Mauerteil wurde sichtbar in die Tiefgarage Oxfordstraße/Wilhelmstraße einbezogen.
(Bronzeplan-Foto: Bei Nr. 4)
Nicht direkt sichtbar, aber als topographische Spur zu ahnen, ist der Verlauf des Bastonärsystems im Stadtbild von der Wilhelmstraße bis zur Wachsbleiche in der Gegend der Beethovenhalle am Rheinufer. Die Beethovenhalle selbst steht auf den Resten der Bastion, die Bonn am Rheinufer in nördlicher Richtung geschützt hat. Dahinter stand der „Dicke Turm“ (verschwunden) der mittelalterlichen Stadtmauer.
Im dortigen nördlichen Festungsvorland des 17. Jahrhunderts am Rheinufer beim ehemals umwallten Römerlager (54 n.Chr.–9.Jhd.) steht das Schänzchen mit einer Erinnerung an Justus Wilhelm Lyra, der die Melodie zu Emanuel Geibels „Der Mai ist gekommen“ schrieb. Biergarten der Burschenschaft Alemannia Bonn (Leinpfad/Rosental/Am Schänzchen).
Literatur
- Winand Kerkhoff: Bonn neu entdecken, Edition Lempertz GmbH, 2006, ISBN 3-93307-057-0
Siehe auch
- Beueler Schanze Mit ausführlichem geschichtlichem Überblick.
- Fachbegriffe Festungsbau